Auszug
aus dem Tagebuchheft 1960-1963 (Heydecker-Nachlass, Staatsarchiv Koblenz) |
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4.10.1960, Dienstag, Genova. Am "jüngsten Tag" möchte ich auf dem Friedhof Staglieno in Genua der Auferstehung zuschauen. Am Sonntag
Nachmittag haben Charlotte und ich dem Friedhof einen mehrstündigen
Besuch abgestattet. Charlotte sagte, es sei der stärkste, verwirrendste
und merkwürdigste Eindruck gewesen, den sie jemals empfangen hat, und
ich muss lange in meinen Erinnerungen suchen, um etwas annähernd Vergleichbares
zu finden. Meine Schwäche für alle Zeugnisse von Verfall und Nichtigkeit
hat mich von jeher Friedhöfe anziehend finden lassen. Staglieno ist
eine kaum noch der Steigerung fähige Konzentration, eine makabre Wucherung,
ein üppiges Dschungel des Todes, des Abgeschiedenseins, ein bizzares
Spiegelgebilde aller menschlichen Schrecken und Ängste, ein verzweifelt
und stumm schreiendes Monument, ein einziger gescheiterter Versuch,
das Sterben hinwegzumanipulieren, der Tatsache des unwiderruflichen
Todes und des ewigen Vergessens ein Paar Marmorsteine in den Weg zu
legen, zugleich ein erheiternder Alptraum von Kitsch, Rührseligkeit
und naivem Glauben. |
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Auszug
aus dem Tagebuchheft 1957 (Heydecker-Nachlass, Staatsarchiv Koblenz) |
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Indien Notizen 23.2.1957 Ab München
12.00 Uhr nach Zürich an 13.15, kleine Mahlzeit an Bord. Warten in Transithalle
des Flugplatzes Klothen. An Bord Techniker Weber (Wagner?) von Siemens,
Erlangen, kennen gelernt (auf Flug zur Messe nach Kairo). Meist Nebel,
Fenster beschlagen. |
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