Die Sonntagspredigt

(Ideen für die Predigt geschrieben von P.Ignasi Peguera SP)

Jahr 2000:

zu den PREDIGTEN DER SONNTAGE IN DER FASTENZEIT (anklicken)
zu den PREDIGTEN DER SONNTAGE IN DER OSTERZEIT (anklicken)


Dreifaltigkeits-So

Fronleichnam

12. So im Jahreskreis B

Pause im Juli

17. So im Jahreskreis B

Verklärung des H.

19. So im Jahreskreis B

Mariä Himmelfahrt

20. So im Jahreskreis B

21. So im Jahreskreis B

22. So im Jahreskreis B

23. So im Jahreskreis B

 

* DREIFALTIGKEITSSONNTAG (18.6.2000)

Wir sehen alles mit unseren Augen, verstehen alles nach unserem Verständnis. Es ist nicht viel, was wir erreichen können. Wir sehen nicht wie ein Adler, wir hören nicht wie en Hund,...uns genügt aber um zu leben.
Wir Menschen haben aber etwas besonders. Wir suchen die Ursachen. Wir suchen den Sinn vom dem, was passiert. Das tut ein Tier nicht.
Die Menschheit hat geahnt, es gibt etwas mächtigeres als wir. Man nannte Götter alle Kräfte, die der Mensch nicht beherrschen konnte. Aus Angst hat der Mensch sich ausgedacht, wie er den Gunsten der Götter für sich gewinnen konnte. Langsam hat sich die Idee eines einzigen Gottes über alle Götter entwickelt.
Die Israeliten haben das Wirken Gottes in den Geschehnissen, in der Geschichte des Volkes, erkennen wollen. Die Propheten haben die Vergangenheit gedeutet und das Volk in die Zukunft geleitet, um weiter den Gefallen Gottes zu finden.
Eines Tages kam Jesus. In ihm spürten seine Jünger die Anwesenheit Gottes. Sie erkannten in ihm den Messias, den Gottessohn, der die Unabhängigkeit Israels wiederherstellen sollte. Nach seinem Tod glaubten sie an sein Weiterleben bei Gott.
Die Erfahrung Gottes, die Jesus gemacht hatte, hat seine Jünger auch geprägt.
  • - Gott ist Vater, wie der Vater des verloren Sohnes in der Parabel. Ein Vater, der liebt, verzeiht, und seine Kinder nie verläßt.
  • - Gott begegnet uns in der Güte und Liebe Jesu.
  • - Gott bleibt mit unserem Geist verbunden.
  • In einem gewissen Moment der Geschichte der Kirche spürte man die Notwendigkeit, eine Einheit in der Aussage des Glaubens zu finden. Das veursachte große Spaltungen, die ersten Häresien. Das Glaubensbekenntnis, das entstand, wird in Worten ausgedrückt, die den heutigen Philosophen kaum etwas bedeuten. Das Schweigen ist keine Erklärung. Die Worte können aber Mißverständnis verursachen. Wir feiern Gott und zugleich stoßen wir die anderen ab, die mit diesen unseren Worten nicht einverstanden sind. Wir sprechen über den Gott der Liebe und sind dabei wenig lieb zu anderen, die auch Gott suchen.

     

    * FRONLEICHNAM (22.6.2000)

  • Fronleichnam, Fest der Eucharistie
  • Vor ein Paar Jahren hatte der gemeinsame Liturgieausschuss von unserem Pfarrgemeinderat und vom Pfarrgemeinderat der Nachbarnpfarre St. Florian beschlossen, in der gemeinsamen Feier des Fronleichnams echtes Brot für die Messe zu verwenden. Das wurde von "Oben" bekannt und nicht erlaubt. Es wurde uns gesagt: Es ist das Fest der Hostie. Das Fest der Hostie! Wir glaubten, es wäre das Fest der Eucharistie, und Jesus ist Brot für uns geworden und nicht unbedingt eine konkrete Form und Gestalt des Brotes.

    Wir sollen uns nicht wundern, dass es verschiedene Interpretationen über die Eucharistie gibt. Nehmen wir schlechthin die Worte der Wandlung, nach der offizielle liturgischen Version in der katholischen Kirche: " Nehmet und esset alle davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird... Tut dies zu meinem Gedächtnis."

    1. .-Die einen betonen: "Die Eucharistie ist ein Mahl, Tischgemeinschaft. Nehmet und esset, nehmet und trinket. Die Eucharistie schafft Gemeinschaft. Das 2. Vatikanische Konzil hat gewollt, dass das zentrum der liturgischen Handlung nicht mehr ein "Altar" sondern ein Tisch ist. Seit der Verfolgung der Christen im III. Jahrhundert, hatte die Kirche den Altar über das Grab eines Märtyren gebaut, oder Altäre mit enthaltenen Reliquien von Heiligen. Das ist seit dem Konzil vorbei.

    2. Andere betonen als das Wichtigste die Gegenwart Jesu in der Eucharistie: "Das ist mein Leib, das ist mein Blut", also das bin ich. Wichtig ist die Anwesenheit Jesu in der Eucharistie. So ist im Mittelalter eine Frömmigkeit vom Hostie-schauen entstanden, so dass die Leute nicht zur Kommunion gegangen sind, aber doch zu den Andachten mit Aussetzung des Sakramentes. Diese Frömmigkeit hat die Monstanz erfunden.

    3. Wieder andere betonen: "Die Messe ist Opfer. Die Kirche opfert dem Vater seinen Sohn, der für uns gestorben ist. Jesus hat sich für uns hingegeben und uns mit seinem Blut erkauft." Diese Christen würden gern wollen, dass der Priester die Messe so feiert wie vor dem Konzil, auf Latein und mit den Rücken zum Volk. Im Namen der Versammelten opfert der Priester das heilige Opfer der Eucharistie

    4. Andere, besonders die evangelischen Christen, betonen eher: "Er hat gesagt: ‘Tut dies zu meinem Gedächtnis‘. Denkt an mich, wenn ihr das Brot teilt. Es ist also das Gedächtnis des Herrn.

    Verschiedene Auffassungen, von denen jede einen anderen Aspekt hervorhebt. Vier –mindestens vier- verschiedene Theologien. Warum sollte man sie verbieten? Betrachten wir alle diese Auslegungen, die einander ja ergänzen, als Reichtum.




     

    * 12. Sonntag im Jahreskreis B (25.6.2000)

    -"Sie weckten ihn und riefen: 'Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still!"

    In dieser wunderbaren Erzählung geht es meiner Meinung nach nicht so sehr um den Bericht über die Macht Jesu über die Natur. Es geht mehr um zwei andere Aspekte:

  • "Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?" Kannst du ruhig bleiben, wenn es un so schlecht geht?
  • Diese Frage haben sich immer die Menschen gestellt: Wieso erlaubt Gott, dass es uns schlecht geht? Warum erlaubt er, dass die Ungerechtigkeit gewinnt? Wo ist er, wenn die Armen, die Unterdrückten, die Kranken zu ihm um Hilfe bitten? Wieso hat Gott erlaubt, dass Jesus, der Unschuldige, am Kreuz getötet wurde?
    Manche versuchen "Gott zu verteidigen": Er soll auch die Freiheit der Menschen respektieren...Er darf nicht in die Geschichte angreifen. Oder...er befindet sich nicht bei den Tätern sondern bei den Opfern, er leidet mit ihnen.
    Eine Antwort auf diese schwierige Frage haben wir nicht, auch nicht die Christen. Manche Menschen haben den Entschluss getroffen: Es gibt also keinen Gott. Andere, z.B. manche in Israel bereits ein Paar Jahrhunderte vor Christus, kamen zu der Idee: Gott wird eines Tages Gericht halten, dann wird erst Gerechtigkeit gemacht, und jeder wird das bekommen, was er verdient hat.
    Wenn jemand glaubt, ohne Gott eine bessere Antwort auf die Frage nach dem Warum des Bösen zu finden, irrt sich auch.
  • Ausdruck des Vertrauens: Er hat doch die Macht, die Lage zu ändern.
  • Auch wenn wir das Verhalten Gottes nicht verstehen, glauben wir trotzdem, dass er uns nicht verlässt. Die Gewissheit, dass er alle Tage bei uns bleibt, bis zum Ende der Welt wollen wir nicht verlieren. Paulus sagt: Für die, die Gott lieben, alles gerät zum Guten.

     

    * 17. Sonntag im Jahreskreis B (30.7.2000)

    -"Dann nahm Jesus die fünf Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, soviel sie wollten; ebenso machte er mit den Fischen."

         Die Evangelien vom 17. Sonntag bis zum 21. Sonntag im Jahreskreis sind aus dem Johannesevangelium Kap. 6 und haben als Hauptthema "Jesus, das Brot vom Himmel". Dieses Kapitel beginnt mit der Erzählung der Vermehrung der Brote.
         Die erste Lesung dieses Sonntags gibt uns eine ähnliche Erzählung, eine Brotvermehrung vom Gottesmann Elischa (2Kön 4,42-44). Es ist eine Stelle, die uns verstehen lässt, dass die Tat Jesu nicht ohne Präzedenz ist. Der Diener des Propheten sagt:"Wie soll ich zwanzig Gerstenbrote hundert Männern vorsetzen?". Das Evangelium des Johannes spricht aber von fünftausend Männern, fünf Gerstenbroten und zwei Fischen. Der Vergleich mit Elischa ist also nicht ganz übereinstimmend.
         Und? Was können wir mit dem anfangen? Was sollen wir daraus lernen?
         Die Leute sagten von Jesus:"Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll". Also ein Prophet, der die Hunger der Menschen sättigt? Ist das tatsächlich der Prophet, den wir brauchen? Brauchen wir überhaupt einen Propheten?
    Schon, einen Propheten aber, der uns spüren lässt, wie Gott es mit uns meint, was Gott von uns erwartet, was Gott uns schenken will, nicht aber einen Propheten, der zu uns kommt, um uns das Leben leicht und bequem zu machen. Ist es oft nicht so, dass wir uns einen Gott wünschen, der unser Arzt, unser Apotheker, unser Gut-für-alles ist? Genau das haben sich die Leute gewünscht, als sie die Wundertaten Jesu gesehen haben. Sie hatten seine Botschaft nicht verstanden, vielleicht wir selber auch nicht, sonst hätten die Christen schon längst, Kriege vermieden, alle Formen der Sklaverei abgeschafft, sich gegen allerlei Ungerechtigkeit und Unterdrückung gewehrt, den Razismus nicht geübt,...
         Nehmen wir heute nach Hause diese Frage mit: was erwarte ich mir von Gott, was erwarte ich mir von Jesus, dem Messias? In den nächsten Sonntagen werden wir weiter darüber sprechen.

     

    * 6.August: Verklärung des Herrn

    Das Evangelium von der Verklärung (Mk 9,2-10) wird auch am 2. Sonntag der Fastenzeit gelesen. Anklicken, um zu der Predigt am 2. Fastensonntag zu kommen.

         "Das Fest der Verklärung des Herrn wird in der Ostkirche seit dem 5. Jahrhundert gefeiert. Im Westen feiert man das Fest seit dem 10. Jahrhundert. Eine mehr historische Ausrichtung der Frömmigkeit im Mittelalter, die an den einzelnen Stationen des Lebens Jesu interessiert ist, fördert die Verbreitung des Festes. 1457 wird das Fest als Dank für den Sieg über die Türken bei Belgrad für die ganze westliche Kirche vorgeschrieben." (Eckhard Bieger: Das Kirchenjahr zum Nachschlagen)

         In meiner Heimat -in Katalonien- gibt es Menschen, die "Salvador" heißen. "Salvador", Salvator, das bedeutet "Retter", "Heiland". Sie feiern ihren Namenstag am heutigen Tag. Es gibt auch Kirchen, die den Namen "heiliger Heiland" (Sant Salvador) tragen.

         In einem Sommerkurs über die mittelalterliche Geschichte Kataloniens habe ich vor einigen Wochen eines erfahren: Wo auf der iberischen Halbinsel eine Kirche dem Heiland gewidmet ist, stand dort zur Zeit der Mauren wahrscheinlich eine Moschee. Da finde ich eine Anspielung auf die Tatsache, dass der Tag des Sieges gegen die Türken (Muslime) in Belgrad dem Heiland gewidmet ist.

    Dass Jesus der Heiland ist, ist eine Aussage des christlichen Glaubens, die aber immer einen neuen Inhalt bekommt. "Heiland" hat mit Heil, mit Rettung, mit Wohlergehen zu tun. Jesus ist der Retter. Wovor rettet er uns? Wenn die heutige Antwort nur die aus dem Katechismus wäre (Jesus rettet uns von der Sünde), dann bliebe diese Aussage angesichts des heutigen Verständnis von Sünde sehr schwach.

         In den Evangelien wird aber ein Jesus präsentiert, der jedem, der zu ihm kommt, etwas anderes gibt. Er fragt immer: "Was willst du von mir?" Der Zuständige antwortet nach seiner Not: Herr, dass ich sehe,... dass ich gehen kann, ...dass ich gereinigt werde, ...dass mein Sohn gesund wird. Und Jesus gibt jedem, was er braucht. Er gibt eine ganz konkrete Rettung. Der Name Jesu bedeutet ja "Gott hilft".

         Wir sind auch eingeladen, Jesus als Heiland, als Helfer anzunehmen. Kommen wir zu ihm mit unserer konkreten Not. Glauben wir daran, dass er uns helfen kann!

     

    * 19. Sonntag im Jahreskreis B (13.8.2000)

    -"Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist." Joh 6,41-51

          Die einzigen historischen Dokumente, die wir über Jesus haben, sind die Evangelien. Es wäre aber ganz falsch, diese Dokumente als historische Berichte verstehen zu wollen, als ob sie uns mit Genauigkeit und voller Objektivität die Worte und Taten Jesu wiedergeben würden.

          Die Evangelien sind Schriften, die uns den Glauben der Urchristen an Christus zukommen lassen. Sie sind bereits Theologien, also Interpretationen über Jesus, über seine Taten und seine Lehre. So sollen wir sie verstehen. Sie legen in den Mund Jesu Worte, die dem Glauben der Gemeinde entsprechen, die aber Jesus selber nicht unbedingt so ausgesprochen hat.

          Heute hören wir, wie die christliche Gemeinde uns durch das Johannesevangelium die Überzeugung vermittelt, dass Jesus das Brot ist, das vom Himmel herabgekommen ist.

          Jesus ist Brot, die notwendige Nahrung, die Stärkung für den Weg (-die erste Lesung spricht von Elija, der Brot vom Himmel bekommt, um für seinen weiteren Weg gestärkt zu werden), wie das Manna, das die Hebräer in der Wüste gegessen haben. Das ist die Überzeugung der glaubenden Urkirche. Gott hat uns seinen Sohn als Stärkung gegeben, so notwendig wie das tägliche Brot. Es ist aber ein Brot, das nicht Nahrung für den Körper und für das irdische Leben ist, sondern das ewige Leben verspricht.

          Man hat oft diesen Text als Theologie der Eucharistie verstanden. Die Eucharistie als Brot des Lebens. Andere Christen betonen, dass die Person Jesu selbst das Brot ist , so notwendig wie Brot, so lebenspendend wie Brot. Sie sehen dennoch die Eucharistie nur als Erinnerung an diesen Jesus, nicht aber als gegenwärtige Anwesenheit von ihm.

          Wichtig ist: Welche ist deine/Ihre Haltung gegenüber diesem Jesus? Ist er für dich/Sie so notwendig wie das Brot? Ist er einer, der von Gott gekommen ist (vom Himmel herabgekommen) oder ist er nur ein Mensch, der schön von Gott gesprochen hat?

          Diese Sonntagsfeier sei für uns eine Einladung, in Jesus den zu sehen, der für uns Weg zu Gott bedeutet und Hoffnung auf das ewige Leben.

     

    * Mariä Himmelfahrt (15.8.2000)

    Lk 11,27-28: Selig die Frau -rief eine Frau-, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat.-Jesus antwortete: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen

         Im Laufe des liturgischen Jahres feiern wir einige marianische Feste:
  • Die unbefleckte Empfängnis Mariens (8.12.),
  • die Geburt (8.9.),
  • Mariä Namen (12.9),
  • die Verkündigung des Herrn (25.3.),
  • die Heimsuchung (2.7.)
  • die Gottesmutterschaft (1.1.),
  • die Darstellung des Herrn -Mariä Lichtmeß- (2.2.)
  • die Schmerzen Mariens (15.9.),
  • das unbefleckte Herz Mariens (Sa nach Pfingsten),
  • Mariä Aufnahme in den Himmel (15.8.),
  • Maria Königin (22.8.)
  • die Marienandachten im Mai,
  • Maria von Lourdes (11.2.), Weihe von Sta Maria Maggiore in Rom, u.a.

          Das alles spricht von der Frömmigkeit, die in der Kirche gegenüber Maria entstanden ist. Nach dem Vaterunser-Gebet wird kein anderes sooft wiederholt wie das Gegrüßet-seist-du-Maria.
         Heute feiert die Kirche, dass Maria in den Himmel aufgenommen wurde. Sie ist im Himmel bei Gott und bei ihrem Sohn Jesus Christus. Ein Fest, das bereits im 5. Jahrhundert in der Ostkirche gefeiert wurde.
         Maria hat im 2. Vatikanischen Konzil ein wichtiges Kapitel im Dekret über die Konstitution der Kirche. Maria ist Mutter der Kirche und Urbild der Christen. Sie ist unsere Begleiterin auf dem Weg der Nachfolge Jesu.
         Manche Christen möchten sie als Mittlerin und als Miterlöserin sehen. In diesem Sinne sprechen immer wieder einige, die sich ein solches Dogma wünschen. Sie gehen von einer Theologie aus, die nicht die unserer Zeit ist. Wenn es ihnen hilft, Maria in dieser Rolle zu sehen, sei es ihnen gegönnt, aber das Gefühl vieler christlichen Gemeinden möchte eher Maria als Begleiterin sehen. Es gibt auch Christen, die nicht viel mit Maria anfangen können. Sie sollen sich trösten: Neben dem Evangelium des Lukas, wo viel über Maria berichtet wird, finden wir das Evangelium des Markus, das Maria kaum erwähnt.
         Dieses Fest helfe uns, in unserem Wunsch zu wachsen, eines Tages auch bei Gott im Himmel zu sein, wo die Harmonie, der Friede und die Liebe Gottes alles vereinen wird. Maria sei für uns Beispiel der Liebe zu Jesus und der treuen Nachfolge Christi.

     

    * 20. Sonntag im Jahreskreis B (20.8.2000)

    -"Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn! -Eph 5,15-20-" (Ev.:Joh 6,51-58)

          "Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Name Jesu Christi". Ein guter Rat des Apostels Paulus. Das Leben eines Menschen, der überzeugt ist, dass Gott ihn liebt, soll ein Leben in der Dankbarkeit sein. Das Leben ist eine Gabe Gottes. Jeder von uns ist froh, dass er geboren wurde. Wenn jemand irgendwann sagt, er will nicht mehr leben, das bedeutet nicht, dass man das Leben nichts schätzt, sondern dass man manche Situationen erlebt, die man nicht erleben möchte, von denen man befreit werden will.

         Dem lieben Gott Danke zu sagen ist die erste Antwort des Glaubens. Weil wir daran geglaubt haben, dass Gott uns liebt, wollen wir ihm Danke sagen.

         Das wichtigste Gebet der Kirche ist die Messe. Der volkstümliche Name "Messe" kommt von der Begrüßung des Priesters -auf Latein- am Ende der Messe :"Ite, missa est". Das bedeutet soviel wie: "Geht, das Opfer wurde schon dem lieben Gott gesendet". An und für sich ist aber der offizielle Name der Messe: "Eucahristie oder eucharistische Feier". Eucharistie bedeutet "Danksagung". Warum haben wir es vergessen? Warum werden vergessen Sachen die wichtig sind oder werden mit Namen benannt, die den Ursprung nicht mehr klar bezeichnen?

         Ich frage noch weiter: Warum ist die Danksagung in der Messe auch nicht deutlich und klar? In der Messe sprechen wir Fürbitten nach den Lesungen, Fürbitten auch nach der Wandlung, Fürbitten im Vaterunser-Gebet, aber die Danksagung erklingt nur ganz kurz in der Einladung des Priesters: "Lasset uns danken dem Herrn unserm Gott". Und dann spricht der Priester theologische Gründe für die Danksagung, Gründe, die aber vom normalen Leben entfernt sind.

         Das kann ich nicht verstehen. Das macht mich traurig. Wenn wir zusammenkommen, vergessen wir unsere alltäglichen Gründe für die Dankbarkeit. Ich hätte gern, dass sie ausgesprochen werden, sowie in den Fürbitten konkrete Gründe erwähnt werden.

     

    * 21. Sonntag im Jahreskreis B (27.8.2000)

    -Wollt auch ihr weggehen? - fragte Jesus-. Petrus antwortete: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. (Joh 6,60-69)


         Das ganze Johannes-Evangelium vermittelt uns die Überzeugung der Urgemende, dass es keinen besseren Weg gibt, der uns zu Gott führen kann, als Jesus Christus. Zu wem sollten wir sonst gehen, der uns ein besser Bild Gottes verkünden könnte? Welche Philosophie, welche Lehre, welche Ansicht ist besser als die Worte des Evangeliums?
         Der Verfasser des Evangeliums legt in den Mund des Petrus die Überzeugung der Gemeinde: Du hast Worte ewigen Lebens, Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes,...
         Ich sehe alle diese Worte des Glaubens als eine Einladung zu der Annahme des Evangeliums. Ich finde sie tollerant. Es wird nie gesagt, Jesus hätte alle verdammt, die ihn nicht verstehen konnten oder die nicht bereit waren, hinter ihm zu gehen. Wenn man behauptet "Jesus ist der Weg, niemand kommt zum Vater außer durch Jesus", wird damit die Suche bestätigt. Augustinus schrieb: "Unser Herz ist unruhig, bis es in dir Ruhe findet". Auch er hatte überall die Wahrheit gesucht, bis er das Evangelium Jesu Christi annahm.
         Viele Menschen in unserer Zeit sind auf der Suche. Sie akzeptieren nicht mehr die Sprache der Kirche und suchen in modernen religiösen Bewegungen oder in esoterischen Lehren die Ruhe ihrer Herzen. Es ist vielleicht unserer Schuld, Schuld der Kirche, dass sie die Botschaft Christi nicht vernehmen können. Vielleicht hat die Kirche vergessen, das Wesentliche zu predigen und hat sie nebensächlichen Themen zu wichtig gemacht.
         Ich bin sicher, dass die Botschaft des Evangeliums und das Bild Gottes Jesu Christi noch immer Kraft besitzen, um die Menschen zu begeistern, um ihnen Ruhe für ihre Herzen zu schaffen, um Hoffnung zu bringen, um die Menschheit für die Liebe und die Soliarität zu bewegen.
         Die Worte "zu wem sollen wir gehen?", die wir im Evangelium gehört haben, sind ganz aktuell. Die Leute fragen sich tatsächlich, wo sie hingehen sollen, um Worte zu hören, die Leben spenden, die Hoffnung schenken. Sind wir bereit mit unserem Tun, mit unserem Beispiel, sogar mit unseren Worten, Zeugnis für das Evangelium abzulegen? Sind wir so begeistert wie die Urgemeinde, um sagen zu können: Ja, Jesus ist der Weg, die Wahrheit, das Leben, und es gibt keinen besseren Weg zu Gott, zur Wahrheit, zur Hoffnung, zu einer besseren Welt?

     

    * 22. Sonntag im Jahreskreis B (3.9.2000)

    -Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.(Mk 7,1-8.14-15.21-23)


         Das 2. Vatikanische Konzil hat vor fast 40 Jahren das Motto verbreitet: "Zurück zum Evangelium". Die Kirche ist 2000 Jahre alt. In dieser Zeit hat sicher einen großen Reichtum an Gedanken, Lehren, Riten entwickelt. Es sind auch Traditionen überliefert worden im Laufe der Zeit. Diese Tatsache kann uns an das heutige Evangelium erinnern. Auch die Juden haben eine lange Geschichte als religiöse Gemeinschaft. Wie wir im Evangelium lesen, manche Überlieferungen sind wichtiger geworden als die "Gebote Gottes".

         Ein Zurückblicken ist notwendig. Das wollte das Konzil: Zurück zu den Quellen. Aber nicht zurück zu einer konkreten Zeit in der Geschichte, nicht zurück zu der Kirche im Mittelalter, zurück zu der scholastischen Theologie, zurück zu den Kreuzzüge,...sondern zurück zum Evangelium, zum Ursprung.

         Es wird seit Jahren von neuer Evangelisierung gesprochen, aber auch das wird mißverstanden. Zurück zum Evangelium soll bedeuten: Das Wichtigste erkennen. Wenn ich die Überlieferungen bewahre, wenn ich die Gebote und Vorschriften halte, das Wichtigste aber vergesse, bin ich nicht besser als die Heuchler, die Jesus kritisierte. Eine Kirche , die Pharisäer, die das Wichtigste nicht erkennen wollten, dann wäre sie nicht auf den Spuren des Evangeliums.

          Was ist denn das Wichtigste? Im Evangelium lesen wir, "wer Gott und den Nächsten liebt, der hat schon das Gesetz erfüllt". Darauf kommt es an. Und Achtung!, dass wir nicht das "Menschliche", das "Überlieferte" für wichtiger halten als das Evangelium.

     

    * 23. Sonntag im Jahreskreis B (10.9.2000)

    -Er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.(Mk 7,31-37)


         Die Worte des heutigen Evangeliums "er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen" erinnen mich an die Schule. Diese vergangege Woche hat die Schule wieder angefangen. In der Schule lernen die Menschen sich entfalten, sich öffnen: die Tauben hören und die Stummen sprechen.
         Dieses Wunder, einen Menschen offen für die Welt zu machen, hat Jesus "wenig Speichel" gekostet. Einem Lehrer, einer Lehrerin, kostet es sicher viele Stunden, mit dem Kind zu reden. Es gibt aber keine größere Berufung als diese: die Menschen zu öffnen, die Menschen offen für das Leben, für die Welt, für die anderen zu machen.
         Eltern, Lehrer/Innen, Erzieher/Innen, Jungscharleiter/Innen, Gruppenleiter/Innen,...haben diese Berufung: Menschen zu befreien, geschlossene Augen zu öffnen, das Hören beibringen, die Gabe der Sprache vermitteln.
         Wie toll ist es, wenn die Menschen, die Kontakt mit den Kindern haben, diese Aufgabe der "Befreiung" ernst nehmen, wenn sie positiv zu den Kindern herantreten, mit guten Absichten, mit befreiender Haltung. Wie traurig aber, wenn Kinder Negatives lernen, Finsternis anschauen, Töne hören, die zur Gewalt und Missachtung aufrufen.

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