Spielerpositionen und ihre Aufgaben
Quarterback
(Offense)
Er ist der zweifellos wichtigste Spieler. Alle offensiven
Spielezüge laufen über ihn, da er als erster den Ball
erhält und damit den Angriff einleitet.
Die Position wird allerdings bisweilen etwas überschätzt. Er ist nicht
das absolute Hirn der Mannschaft, die Spielzüge sind sorgfältig einstudiert
worden (anhand des Playbooks, das vor Beginn der Saison erstellt wird) und
was tatsächlich gespielt wird, gibt der Coach von aussen (per Funk) vor.
Wird ein Laufspiel beschlossen, ist die Aufgabe des QB eine (relativ)
einfache: Er übergibt den Ball an den Running Back (der von hinten kommt)
und kann im Grunde nur den Erfolg des Angriffes abwarten.
In zwei Situationen allerdings hat der QB die entscheidende Funktion: Wenn
es zu einem Passspiel kommt, muss er abschätzen, ob der
vorgesehene Passempfänger tatsächlich richtig gelaufen und entsprechend
ungedeckt ist. Ist dies der Fall, dann muss er den Pass präzise
werfen. Darin besteht seine technische Fertigkeit
und die Präzision ist häufig unglaublich.
Sein Hirn und seine Kreativität kommt zum Tragen, wenn
er erkennt, dass der geplante Spielzug nicht möglich ist. Dann muss er
z.B. blitzschnell einen anderen Passempfänger wählen (er darf allerding
nicht zu jedem werfen), selbst laufen (tun die meisten QBs ungern) oder in
jedem Fall dafür sorgen, dass möglichst kein oder nur ein geringer
Raumverlust zustandekommt, bevor er gesackt (zu Boden gebracht) wird.
Running
Back (Offense)
Er ist für die Knochenarbeit im Angriff
zuständig.
Er steht zumeist hinter dem QB, läuft an diesem vorbei und bekommt währenddessen
den Ball übergeben. Nun sollte er (ab der Line of Scrimmage gemessen -
das ist die Linie quer zum Feld durch den Punkt, wo der Ball zu Beginn des
Spielzuges gelegen ist) etwa 4 bis 5 Yards im Minimum Raumgewinn
erzielen (oder den nächsten 1. Down).
Läuft alles plangemäß, hat ihm die Mannschaft Lücken geschaffen, wenn
nicht muss er entweder schnell ausweichen, oder in der
Mauer der Gegner versuchen, noch das eine oder andere halbe Yard zu erschieben.
Kräftige RBs sind dabei immer wieder in der Lage, mit bloßer Kraft diese
letztendlich wichtigen halben Yards nach dem Auflaufen auf die Gegner zu
erzielen, die in Summe den Unterschied zu einem 1. Down oder nicht
ausmachen können.
Wide
Receiver (Offense)
Er ist für die Vollendung der großen Spielzüge
zuständig.
Er muss sich möglichst schnell freilaufen, um dem QB zum Pass Zeit zu
lassen und möglichst weit gelaufen sein (zumindest für ein 1. Down).
Er muss sehr fangsicher sein (auch in Bedrängnis). Nichts blöder, als
ein perfekter Pass des QB zu einem freistehenden Receiver, der den Ball
dann fallen lässt. Er ist eigentlich der wichtigste Partner des Quarter
Back.
Es gibt noch ein zweites, wichtiges Kriterium für den Receiver: Die Yards
After Catch.
War das Fangen die Pflicht, dann ist das Weiterlaufen nach dem Catch die
wichtige Kür. Fast nur diese Yards After Catch sind es, die einen
Passspielzug wirklich zu einem großen Erfolg werden lassen. Und die ganz
großen Receiver sind es durch ihre Fähigkeit geworden, auch in Bedrängnis
noch diese zusätzlichen Yards zu erzielen (und dann häufig auch Touch
Downs).
Erwähnenswert ist hierbei die Spielvariante West Coast
Offense (so genannt, weil von den SF 49ers eingeführt), die das
Geschehen der 80er und 90er-Jahre prägte. Diese Spielart besteht darin,
dass der QB einen nicht sehr weiten Pass, meist diagonal oder überhaupt
seitlich) spielt und die entscheidenden Yards dann im Lauf erzielt werden
- etwas entfernt vom großen Getümmel.
Perfekt praktiziert (wie von den legendären 49er QBs Joe Montana und
Steve Young) ist die West Coast Offense kaum zu verteidigen.
Kicker
(Special Team)
Er ist für den Abschluss (meist 4. Down)
bis dahin nicht erfolgreicher Angriffe zuständig, soferne die
Ballposition (Distanz) es zulässt.
Seine Punkte sind sehr häufig entscheidend und er gilt
damit auch sehr oft als Matchwinner bzw. Matchverlierer.
Es ist also in erster Linie Nervensache, ob der Kicker
erfolgreich ist. Die Zahl jener Kicker, die eineganze Saison über
sagenhafte Leistungen erbracht haben, es in den Play-Offs jedoch durch
einen einzigen Totalverhauer in letzter Sekunde vergeigt haben, ist Legion
:)
Den Point After Touchdown (Sonderpunkt/20-Yards-Kick) betrachtet man als
sicher verwandelt. Darüber hinaus wird etwa bis zur 20 Yard-Linie (was
dann einen 37-Yards-Kick ergibt) ein Erfolg erwartet, bis etwa zur 35
Yards-Linie besteht eine mehr oder weniger realistische Chance, weiter zurück
beginnen dann die Wunder.
Die Länge des Kicks errechnet sich aus:
Position der line-of-scrimmage (Distanz zur Endzone) + 7 Yards (der Ball
wird zurückgeworfen) + 10 Yards (weil das Goal am Ende der Endzone
liegt). Ein Ball an der 30 Yards-Linie würde demnach einen 47 Yards-Kick
ergeben.
Kick
off Returner (Spezial Team)
Er muss für eine gute Ausgansposition der
Offense sorgen, wenn der Ball (nach Punkten oder zu Beginn eines
Quarters) von den Gegnern gleichsam übergeben wird.
Geht der Ball ungefangen in die Endzone, dann beginnt der folgende
Spielzug der Offense (1. Down) an der 20 Yard-Linie. Macht der KR einen
sogenannten Fair Catch (zeigt an - durch Handheben oder
Niederknien -, dass er nach dem Fangen nicht laufen will), dann ist dort
die neue Line of Scrimmage.
Eigentlich erwartet man vom KR, dass er ein besseres
Ergebnis erzielt, als die 20-Yard-Linie.
Entscheidet er sich zu laufen, so ist er der einzige Spieler in einem
Match, der mit dem Ball einer über viele Yards herbeistürmenden Armada
von Gegners entgegenläuft. Er muss zweifellos der mutigste Spieler sein.
Sein Vorteil: Gelingt es ihm, die heranstürmenden Gegner zu überwinden,
dann steht ihm meist der Lauf in die Endzone offen.
Die spektakulärsten Touch Downs (über 90 und mehr
Yards) erzielen zumeist die Kick Off Returners.
Der Kick-Off-Returner spielt häufig auch noch in anderen Positionen (z.B.
Wide Receiver).
Middle
Linebacker (Defense)
Er ist der Chef der Abwehr und steht
zumeist in der Mitte hinter den Spielern, die an der Line of Scrimmage
stehen.
Sein Wirken fällt dem Beobachter kaum auf (wie generell die Arbeit der
Defense eine unauffälligere ist).
Da die Defense nicht weiß, sondern nur abschätzen kann, welcher Spielzug
als nächster folgen wird, sind die Möglichkeiten, etwas Einstudiertes zu
tun, ziemlich beschränkt.
Die Aufgabe des MLB (der aufgrund seiner Position den besten Überblick
hat) ist es, trotzdem für eine organisierte Verteidigung zu sorgen.
Manche Feinschmecker des american footballs sind geneigt, dem Wirken des
Defense-Chefs mehr Bedeutung für das Spiel zuzumessen als dem QB.
Worüber sich nächtelang diskutieren ließe ...