derstammbaum


 

Ein Stammbaum gehört zu einer Rassekatze wie der Personalausweis zu uns Menschen.

Wie oft hört man Rassekatzenliebhaber sagen:
“Papiere? Brauchen wir nicht, weil wir wollen ja gar nicht auf Ausstellungen oder züchten. Wir wollen unser Rassekätzchen doch nur zum Liebhaben und der Stammbaum vergammelt doch sowieso in irgendeiner Schublade.“

Den meisten Katzenliebhabern, die mit Ausstellungen nichts am Hut haben, ist es völlig egal, ob die Vorfahren irgendwelche Titeln besaßen.
Leider glauben viele Käufer, dass es sich bei den Papieren von Rassekatzen doch nur um eine reine Prestigefrage zum „Angeben“ handelt.
Dies ist jedoch ein schwerer Irrtum, denn es zählen nicht die Titeln im Stammbaum, sondern ganz andere Dinge.

Wie sieht ein Stammbaum aus?

Ein normaler Stammbaum ist in drei Bereiche aufgeteilt. Im obersten Bereich stehen die Daten der Katze, zu der er gehört.
Im mittleren Bereich sind dann die Daten der vier oder fünf Generationen der Vorfahren zu finden.
Ganz unten am Stammbaum sind der Züchter und der ausstellende Verein vermerkt.
Die wichtigsten Informationen über die Rassekatze, die im Kopfbereich stehen müssen, sind:

- Name
- Zwingername
- Geschlecht
- Geburtsdatum
- Anzahl der Geschwister
- Farbe (ausgeschrieben oder in Form eines Farbcodes)
- Rasse (ausgeschrieben oder in Form eines Codes)
- Registrierungsnummer

Welche Bedeutung hat ein Stammbaum?

Die Bedeutung von Stammbäumen wird ziemlich oft unterschätzt. Abstammungspapiere zeigen eine lückenlose Reihe von Vorfahren auf.
Die Ahnen des Kätzchens wurden demnach alle von ausgebildeten Zuchtrichtern für zuchttauglich befunden, da sie dem Rassestandard entsprechen.
Weiters sind alle im Stammbaum vorkommenden Vorfahren, deren Züchter sich ebenso an Zuchtrichtlinien zu halten haben, bei einem Verein registriert.

Sollten Sie Lust und Zeit dazu haben, lesen Sie sich die Zuchtregeln unseres Vereins in Ruhe durch.

Der Stammbaum hilft Züchtern auch dabei, ihre Linien zu überschauen, was ihnen ermöglicht, gesunde Linien miteinander zu kombinieren und dabei nicht den Überblick zu verlieren.
Da wir es noch immer mit Geschöpfen der Natur zu tun haben, kann es trotz Zuchttauglichkeit passieren, dass versteckte Erbfehler erst nach Generationen auftreten und sich beim Nachwuchs zeigen.
Mit Hilfe des Stammbaumes kann der Züchter leichter herausfinden, über welche Linien bestimmte Defekte vererbt werden konnten und dementsprechend handeln, indem er betroffene Tiere aus der Zucht nimmt bzw. weitere Züchter, welche mit Tieren aus diesen Linien züchten, darüber informiert.

Ein Stammbaum hilft ebenso dabei, den Verwandtschaftsgrad der Tiere untereinander unter Kontrolle zu halten.
Man sieht ganz genau, wer mit wem auf welche Art und Weise verwandt ist.
Sollte man Formen von Inzucht erkennen, ist das im Grunde nichts Ungewöhnliches, da die meisten Rassekatzen, um bestimmte Merkmale hervorzuheben, einen bestimmten Inzuchtgrad aufweisen.
Man sollte aber ruhig den Mut dazu haben, den Züchter daraufhin anzusprechen.

Manchmal kommt es sogar vor, dass Inzestverpaarungen (Geschwister- oder Eltern-Kinder-Verpaarungen) stattgefunden haben, welche jedoch nur von erfahrenen Züchtern gemacht werden sollten und ebenso beim Verein begründet werden müssen. Der Züchter muss dem Verein in diesem Fall ein Zuchtkonzept vorlegen.
Normalerweise sollten in den ersten drei Generationen mindestens 10 verschiedene Namen zu finden sein.

Warum gibt es Leute, die „Rassekatzen“ ohne Papiere verkaufen?

Leider gibt es viele Vermehrer (ich nenne sie bewusst nicht Züchter), die ihre „Rassekatzen“ ohne Stammbaum verkaufen und das meist für scheinbar weniger Geld.
Der Käufer meint, ein Schnäppchen gefunden zu haben, denn die vermeintlichen Elterntiere sind zu besichtigen und scheinen auch gesund zu sein. Da kann man dann schon leicht in Versuchung kommen, sich auf den Kauf eines Kätzchens ohne Stammbaum einzulassen.

Doch eigentlich müsste es ja einen Grund dafür geben, dass diese Leute in keinem Verein sind und sich nicht an bestimmte Zuchtregeln halten wollen.
Ohne Vereinszugehörigkeit können die Verkäufer ihre Katzen mit jeder Rolligkeit decken lassen (die Katze wird zur Wurfmaschine und hat keine Erholungsphasen zwischen den Würfen) und die Babys ungeimpft bzw. viel zu früh (ab 8 Wochen) von der Mutter trennen, um sie dann für einen nicht gerechtfertigten Preis an ahnungslose Käufer zu verscherbeln.

Die Elterntiere sind meistens selbst nicht reinrassig, sondern sehen der vermeintlichen Rassekatze nur ähnlich.
Oder aber die Babys sind zu eng miteinander verwandt, so dass man für sie keine Stammbäume bekäme (es könnte dem Züchter ein Hoppala-Wurf zwischen Schwester und Bruder passiert sein) und deswegen bietet der Verkäufer sie „großzügigerweise“ billiger und ohne Papiere an.

Sie sehen also, Stammbäume geben auch den Käufern wichtige Informationen und eine bestimmte Sicherheit.
Trotzdem halten Sie sich bitte immer vor Augen:

Stammbäume können niemals eine Garantie dafür sein, dass ein Rassekätzchen ewig gesund bleibt, denn es handelt sich immer noch um Geschöpfe, welche sich den Launen der Natur unterwerfen müssen.
Niemand kann in ein Tier hineinschauen – egal, ob mit oder ohne Stammbaum – jedoch sollte gewährleistet sein, dass das Jungtier aus einer kontrollierten Zucht stammt, seine Elterntiere gesund sind, dem Rassestandard entsprechen und nicht ausgebeutet wurden.

Lesen Sie hier weiter: Ernährung - Katzenfutter ist nicht gleich Katzenfutter


 


© Sabine Schönach 2005