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Weil ich im
Hotelfach bleiben wollte, ließ meine Mutter ihre Beziehungen spielen und ich wurde
vorerst als Barpraktikant angestellt. |
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DER "GEÖLTE"
Ich war zwar mehr Animateur denn professioneller Barkeeper, aber gerade das gefiel
den Gästen, denen die zwanglose Unterhaltung und meine diversen "Wuchteln"
wesentlich wichtiger als ein perfekt gemixter Cocktail waren.
Allerdings musste ich mir am ersten Abend sofort Mut antrinken und sorgten vor allem die
liebenswürdigen Stammgäste dafür, dass ich die Zeit bis zu meiner Versetzung permanent
"geölt" war :-) |
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Mein monatliches Fixum betrug stolze 900
Schilling/etwa 65 Euro, wobei ich aber zusätzlich nicht weniger als zirka 7.000
Schilling/knapp 510 Euro aus Trinkgeldern und dem Verkauf von Getränken (Grog, Punsch,
frisch gepresster Orangensaft) lukrierte, die nicht auf der Getränkekarte standen. |
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JOHANNES MARIO SIMMEL
Der berühmte Schriftsteller zählte zu
unseren besonderen Stammgästen und hielt sich mit Vorliebe in der Bar auf.
Er war nicht nur ziemlich introvertiert sondern stotterte auch ordentlich, wobei er aber
mir gegenüber sehr offen war. So erzählte er mir beispielsweise, dass seine bevorzugte
Quelle bezüglich gewisser Romanpassagen eine Hamburger Puffmutter sei :-) |
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Außerdem war er nahezu gerührt, dass ich
während des Schulschwänzens seine Romanverfilmungen "Mit Himbeer geist geht alles
besser", "Es muss nicht immer Kaviar sein" sowie "Diesmal muss es
Kaviar sein" mehrmals in Tageskinos konsumiert hatte :-) |
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DIE VERSETZUNG
Nach drei Monaten kehrte die langjährige Bardame von einem Auslandsengagement
zurück und ich wurde der Reception zugeteilt. |
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Gleich am ersten Abend musste ich ohne
richtige Einschulung den Tagesabschluss in der Buchungsmaschine (die liebe, alte Anker!)
durchführen. Innerhalb kürzester Zeit richtete ich ein totales Chaos an und wäre am
liebsten weinend davongerannt. Dann setzte sich aber doch mein Ehrgeiz durch und gegen 6
Uhr früh war alles wieder perfekt. Zusätzlich beherrschte ich als Neuling nun dieses
Gerät noch besser als meine Kollegen, was mir zumindest wohlwollende Blicke seitens des
Direktors eintrug. |
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Neben anderen "Vorfällen"
erinnere ich mich besonders gern an folgende Episoden: |
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EIN TRAUMHAFTER ABEND
mit zirka 120 großteils bildhübschen Girls
einer südamerikanischen Reisegruppe, die Volkslieder sangen und teilweise dazu tanzten,
während ich mit einem eisgefüllten Shaker für den Rhythmus sorgte. |
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Eine Señorita aus Bogota/Kolumbien hatte es
mir besonders angetan, wobei auch ich ihr absolut nicht unsympathisch war. Ich machte ihr
daher ein meiner Meinung nach diskretes Angebot, worauf sie zu meinem Entsetzen in einen
Weinkrampf ausbrach. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, erklärte sie mir, dass sie
sehr religiös sei und daher ....... "eh schon wissen"!
Kaum hatte ich mich entschuldigt, war die Welt wieder in Ordnung und wir blieben einige
Zeit in Briefkontakt :-) |
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DER
"SCHLÄGER"
Eine durchzechte Nacht mit Stars des Reit-
und Springturniers in der Wiener Stadthalle endete damit, dass ein mexikanischer Sportler
zu randalieren begann und ich ihm höflich aber bestimmt "eine auflegen" musste! |
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LACHEN IST GESUND :-)
Niemals werde ich den Tag vergessen, an dem
eine "mittelalterliche" Dame mit beträchtlichen O-Beinen wie eine Ente zur
Reception gewatschelt kam. Als ich sie nämlich für die Anmeldung um ihren Namen bat und
sie Entenpfarrer antwortete, überkam mich ein hemmungsloser Lachkrampf. Statt sich aber
über mein Verhalten zu beschweren, lachte sie herzhaft mit. |
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DIE "MENAGERIE"
Eines Abends erschien
unsere Telefonistin nicht und ich musste für sie einspringen. Bald stellte sich heraus,
dass wir gerade Gäste namens Vogel, Geyer, Adler, Hahn und Hirsch beherbergten. Absoluter
Höhepunkt war aber ein Ehepaar Hund, für das ich ein Ferngespräch anmelden durfte!
Glücklicherweise konnte ich mich diesmal beherrschen, denn nachträglich stellte sich
heraus, dass die männliche Hälfte tatsächlich "a Hund" war! |
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DIE RACHE
Einmal stieg der Bruder des deutschen
Außenministers bei uns ab und penetrierte das gesamte Personal. Gegen Mitternacht wurde
es schließlich dem Nachtportier und einem Lohndiener zuviel und sie lockten den Kerl in
die leere Bar. Dort musste er sich auf den Fußboden legen und unsere Bundeshymne singen.
Da ihm der Text natürlich nicht geläufig war, stiegen ihm meine Kollegen immer wieder
auf die Hände und sagten ihm diesen unwirsch vor. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wieso
der gute Mann weder Anzeige erstattete noch sich wenigstens an den Direktor wandte! |
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DIE "EINLADUNG"
An einem Nachmittag spielten einer der
Kofferträger und ich vor der Reception stehend 17+4, wobei ich einen echten Lauf hatte
und innerhalb weniger Minuten 700 Schilling/knapp 51 Euro gewann. Plötzlich tauchte der
Chef des Hauses wie aus dem Nichts auf und fragte mit sanfter Stimme, ob er mitspielen
dürfe. In meiner Naivität anwortete ich "Sehr gern Herr Direktor", worauf er
dermaßen brüllte, dass sich seine Stimme überschlug und er kaum mehr Luft bekam :-) |
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DER FATALE IRRTUM
Den Nachtportier und mich verband vor allem
die Kontaktfreudigkeit weibliche Gäste betreffend. So arrangierte er einmal an seinem
freien Tag ein Treffen mit zwei Amerikanerinnen in deren Zimmer, wobei ich natürlich
nicht fehlen durfte.
Da er nichts dem Zufall überlassen wollte, besorgte er den Appetitzügler Menocil, der in
Verbindung mit Coca Cola eine Art Büchsenöffner war und hatte diesen unbemerkt in die
Gläser der ahnungslosen Geschöpfe getan.
Während seine Auserwählte nach wenigen Minuten so richtig locker wurde, konnte ich im
Gegensatz zu der mir zugedachten Grazie meine "Gefühle" kaum mehr bändigen,
weshalb sie schließlich "Police, police" zu kreischen begann!!!
Es ist eigentlich unnötig zu erwähnen, dass ich in meinem Schwachsinn die Gläser
vertauscht hatte :-))) Nicht genug damit, hatte ich Frühdienst, zu dem ich mit offenem Hemd, zerzaustem Haar und leicht irrem Blick erschien. :D Dies veranlasste unseren in Ehren ergrauten Chefportier mich flugs nach Hause zu schicken, damit der Hoteldirektor meiner nicht ansichtig werden konnte! |
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EIN ORDENTLICHER EINFAHRER
Einmal schleppte ich mich mit einem weiblichen Gast aus Kanada ins Atrium, meiner damaligen Stammdisco. Wir unterhielten uns angeregt und becherten nicht unbeträchtlich … als ich einem dringenden Bedürfnis nachgehen musste.
Auf dem Häusel hörte ich die ersten Takte von „Albatross“, also eine willkommene Gelegenheit der jungen Dame auch physisch näher zu treten, und brach mein Geschäft überstürzt ab.
Nachdem ich sie bei unserem Tisch nicht erspähte, ließ ich meine Blicke über die Tanzfläche schweifen …. und sah sie mit einem Kerl innig umschlungen und schmusend tanzen ….. Wenig überraschend zog ich daher sowohl meine Einladung als auch mich umgehend zurück. |
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