ROLAND "ROCO" COLERUS - MEINE BERUFSLAUFBAHN
KAPITEL 4 - INTERNATIONALES HOTELFACH
25.11.1970 - 19.5.72 COTTON BAY CLUB - ELEUTHERA/BAHAMAS
ASSISTANT MANAGER & CHEF DE RECEPTION

Im Sommer 1968 war ein mit meiner Familie befreundeter Fotograf auf den Bahamas gewesen, um einen Bildband zusammenzustellen. Dabei traf er auch den gebürtigen Steirer Franz Gross - Vizepräsident und Generalmanager des berühmten Cotton Bay Clubs - und erzählte ihm, dass ich im Hotelfach tätig sei.

Cotton Bay Club - Bahamas

Nachdem ein gewisses Interesse an meiner Person bestand, bewarb ich mich sofort. Ich erhielt eine sehr freundliche jedoch abschlägige Antwort, da "mein" Posten bereits besetzt sei.

Cotton Bay Club - Bahamas
Im Frühjahr 1970 versuchte ich es erneut
und diesmal mit Erfolg, wie die Schreiben belegen!

Am 22. August traf ich Franz Gross, der sich auf Heimaturlaub befand und mich vorab auch persönlich kennenlernen wollte, im Wiener Intercontinental Hotel, wo wir die Konditionen nochmals schriftlich vereinbarten:
Monatsgehalt US $ 400.- (damals 10.000 Schilling, also zirka 730 Euro!) steuerfrei, vier Freiflüge (inklusive zwei für einen sechswöchigen Heimaturlaub) sowie eine kleine Wohnung in der Clubanlage und entsprechende Verköstigung!
Danach dauerte es allerdings noch nahezu drei Monate, bis meine Arbeitserlaubnis "durch" war!

Der Hinflug war von einigen teils unangenehmen teils amüsanten Zwischenfällen "überschattet":

DER TRIEBWERKSCHADEN
Mein Direktflug Wien - New York musste aufgrund eines Triebwerkschadens in Amsterdam beendet werden, wo ich von Pan American Airways in einem netten Hotel untergebracht wurde. Dafür kam ich dann am nächsten Tag in den Genuss mit einem Jumbo Jet nach New York zu fliegen, was im Jahr 1970 etwas ganz Besonderes war! Für mich gab es allerdings nur Stummfilme an Bord, denn ich hatte wegen 2 Dollar auf Kopfhörer verzichtet :)

DER "ÜBERFALL"
Auf dem Kennedy Airport übernachtete ich planmäßig. Als ich den Fernseher andrehte, stand ich sofort unter Strom und mein gigantischer Brüller lockte den Nachtportier an, der einen Überfall vermutet hatte!

DIE LEIBESVISITATION
Am nächsten Tag stand vorerst der Flug New York - Nassau/Bahamas auf dem Programm.
Mein Handgepäck bestand auch aus einem kleinen und uralten Arztkoffer, dessen Schloss schon etwas ramponiert war und den ich während meiner bisherigen Reise nur oberflächlich geöffnet hatte. Beim Check-in wurde ich gefragt, ob sich spitze Gegenstände darin befänden, was ich in gutem Glauben verneinte.
Beim Überprüfen tauchte jedoch ein komplettes und "ausgewachsenes" Besteck auf, weshalb man mich umgehend einer umfassenden Leibesvisitation unterzog :))) Diese verdankte ich meiner umsichtigen Mutter, die ohne mein Wissen den Inhalt dermaßen ergänzt hatte!

DER DOLM :-)))
Nicht genug damit stolperte ich ganz oben auf der Gangway, wobei mir das Utensil entglitt. Selbstverständlich öffnete sich sofort das Schloss und der Inhalt entleerte sich in das Flugzeug. Abgesehen davon, dass ich jeglichen weiteren "Verkehr" lahmlegte, musste ich auf dem Boden herumkriechen und alles wieder einsammeln, wobei vor allem mein Besteck, das sonderbarerweise nicht konfisziert worden war, den anderen Fluggästen unangenehm auffiel!
Schließlich taumelte ich weiter und ließ mich in den ersten freien Platz fallen, um mich von den diversen Aufregungen zu erholen.
Neben mir saßen zwei junge Amerikanerinnen, die den Bestseller "Love Story" lasen. Ich beugte mich zwecks besserer Sicht ziemlich weit vor, weshalb sich die Beiden unübersehbar belästigt fühlten. Deshalb und überhaupt überfiel mich nun ein unglaublich intensiver Lachkrampf, wobei ich aufgrund der mir zugeworfenen Blicke unschwer erraten konnte, dass man mich zumindest für verrückt hielt (-_-)

DIE ZIEGE
Dafür verlief der abschließende Kurzflug von Nassau nach Rock Sound/Eleuthera total komplikationslos. Es stieg lediglich ein Insulaner mit seiner Ziege ein, wobei der Vierbeiner ziemlich "redselig" war :-)

DER COTTON BAY CLUB WAR DIE EXKLUSIVSTE ADRESSE DER BAHAMAS!

Gründer und Präsident des Clubs war der weltberühmte Juan Trippe (Gründer von Pan American Airways!), damals auch "nebenbei" Präsident der Intercontinental Hotels!

Zu den Gästen zählten hochrangige Mitglieder des englischen Königshauses sowie die "Oberen Zehntausend" der USA! Kein Wunder, dass der von Robert Trent Jones entworfene Golfplatz zu den schönsten Anlagen weltweit zählte und von Topstars wie Arnold Palmer oder Jack Nicklaus mit großem Vergnügen bespielt wurde.

Landkarte von Eleuthera
Cotton Bay Club 1970 - 75: Das Pool Areal
Cotton Bay Club 1970 - 75: Die durch ein Riff abgeschirmte Bucht
Cotton Bay Club: Zugang zum Strand
Cotton Bay Club 1970 - 75: Cottage mit Blick auf den Atlantik

Neid hätte ich mir rasch abgewöhnen oder aber den "Strick" nehmen müssen, betrug doch das Vermögen des "ärmsten" Clubmitglieds etliche Millionen US-Dollar! Zu meinem Glück besaß ich diese Eigenschaft weder damals noch in meinem späteren Leben :-)

CLUBMITGLIEDER WAREN
Daniel K. Ludwig, damals größter Reeder der USA und zeitweise reichster Mann der Welt!

Gouverneure, Kongressabgeordnete und Senatoren, Admiral Nimitz Jr. (unter anderem Kommandant der USS Sturgeon während der Schlacht von Pearl Harbor), Mrs. Johnson (Johnson & Johnson), John McCone (ehemaliger Direktor der CIA), Sir Geoffrey (Nobelpreisträger) & Lady Wilkinson, Mr. McNeill (Libby's Factories), Robert Trent Jones, Davis Love II (sein Sohn Davis Love III wurde später einer der besten Golfprofis der Welt) und viele andere, deren Namen mir entfallen sind!
---
Ich lernte auch meinen Landsmann und späteren Bundespräsidenten Dr. Kurt Waldheim kennen, der uns kurz vor seiner Wahl zum UNO Generalsekretär mit seinem Besuch beehrte.
---
Lynden Oscar Pindling, Ministerpräsident der Bahamas und später von Queen Elizabeth in den Adelsstand erhoben, zählte ebenfalls zu den Gästen des Cotton Bay Clubs.

Cotton Bay Club
Tut mir leid, aber das war damals große Mode!
Im Büro mit Cynthia, einer Mitarbeiterin in der Reception
Tatsächlich wurde ich von den Einheimischen ob meiner Farbe beneidet!
Lighthouse Beach - Zusammen mit unserem Schweizer Küchenchef Bruno und seiner Frau
Hier ist die Insel tatsächlich nur so breit wie die Brücke!

DAS PARADIES
Abgesehen von bis zu 18 Stunden Dienst pro Tag, lebte ich wie im Paradies.
Vor allem Hochsee- und Haifischen, Katamaransegeln, Rifftauchen, Surfen oder "beinharte" Tennismatches (Betonplatz!) mit Clubmitgliedern ließ ich mir nicht entgehen.

Bei einer Partie zog ich mir allerdings einen Bänderriss im Knöchel zu, der mich wochenlang auf Krücken humpeln ließ und den Schweizer Resident Manager des Clubs wenig erbaute. Er hatte nämlich einen Knöchelbruch "konstatiert" und die Wette (3 Flaschen Champagner) mit dem Arzt verloren! Übrigens erhielt ich weder einen Gips noch wurde ich operiert sondern wir überließen die Heilung Sand und Meer.

DAS HAIFISCHEN
fand an der praktisch immer menschenleeren Lighthouse Beach (siehe 2. Foto von rechts) statt.
Unsere "Angel" bestand aus einem langen Abschleppseil, an dem eine Stahlkette mit einem entsprechend großen Haken befestigt war, wobei wir als Köder meist Fischköpfe verwendeten. Bevor wir zur Tat schritten, schütteten wir noch etliche Liter Blut ins Meer, um Haie entsprechend anzulocken. Dies funktionierte zwar tadellos und die zirka 1,5 - 3m langen Exemplare waren auch sichtlich interessiert, anbeißen wollte jedoch keiner!

-----
Gegenüber den Klippen befand sich eine kleine Insel, die zirka 100 Meter entfernt war und zu der ich einmal schwimmen wollte. Ich setzte bereits zum Sprung an, da überkam mich ein ganz eigenartiges Gefühl und wenige Sekunden später brüllte auch schon Bruno (unser Schweizer Küchenchef):

"Stopp da kommt ein Hai!", wobei ich mit etwas Glück direkt vor oder sogar auf diesem landen hätte können :-)

"DER JUNGE MANN UND DAS MEER"
Schon bei meinem ersten Hochseefischen biss ein gewaltiger Blue Marlin an, der laut unserem Kapitän zirka 4m lang und etwa 250kg schwer war! Das Prachttier schoss immer wieder wie eine Rakete aus dem Wasser, tauchte dann wieder unter und es gelang ihm tatsächlich die Angelschnur wie einen Faden zu zerreißen! Ich war von diesem Schauspiel dermaßen fasziniert, dass ich erst meinen Fotoapparat betätigte, als es schon zu spät war, was das Foto leider dokumentiert ......

Da taucht mein Blue Marlin endgültig unter!

Bei der nächsten Ausfahrt kamen wir vorerst in einen kleinen Thunfisch-Schwarm, der uns ziemlich zu schaffen machte, weil sich permanent unsere Angelschnüre kreuzten. Später fing ich einen ausgewachsenen WAHOO (LINK!), den ich unserem Küchenchef verkaufte. Allerdings mochte mich das Tier nicht wirklich, denn als ich es endlich im Boot hatte, begann es mit der Schwanzflosse meine Wadeln derart zu "massieren", dass diese wie bei einem schweren Sonnenbrand aussahen!

DER "FRISEUR"
Sehr bald stellte ich fest, dass unser blonder Patissier aus der Schweiz eine ernsthafte Konkurrenz bei aufgeschlossenen weiblichen Gästen darstellte. Ich redete ihm daher ein, dass seine Haare schon gefährlich dünn seien und eine Totalrasur das perfekte Mittel dagegen wäre.
Nachdem der junge Mann ein Musterbeispiel an Naivität war, ließ er mich gewähren, wobei ich mich bei seinem Anblick vor Lachen glatt anwischerln hätte können. Abgesehen davon, dass er einen kapitalen Eierschädel hatte, sah man jetzt noch viel stärker seine weit abstehenden Ohren :-)))
Die ersten Tage war er zwar die Sensation des Clubs und vieler Insulaner, dann aber flaute das Interesse rapid ab, wobei vor allem die holde Weiblichkeit von seinem Anblick wenig angetan war, womit ich ihn für gut zwei Monate ausgeschaltet hatte!

DIE "REIFEPRÜFUNG"
Eines Abends unterhielt ich mich dienstlich mit einer gewissen Mrs. Valentine, die mir mehr oder weniger ihre Lebensgeschichte auf's Auge drückte. Sie war 52, was man ihr absolut nicht ansah, hatte fünf Töchter ... und an mehr kann ich mich nicht erinnern, weil wir ordentlich becherten. ;-)
Jedenfalls wollte sie zu später/früher Stunde bei mir noch ein Glas Wasser trinken, was mir einigermaßen sonderbar erschien. Dies änderte sich allerdings schlagartig als ich aus dem Badezimmer zurückkam, lag sie doch bereits splitternackt auf meinem Bett! "Überredet", dachte ich mir und .... "Meine Mrs. Robinson" lobte mich danach und meinte, dass ich eine ihrer Töchter heiraten solle, damit ich in der Familie bliebe. :D

DER VERDAMMTE VODKA  
Von Zeit zu Zeit stiegen bei uns auch Familien mit kleinen Kindern ab, die ihre eigenen Babysitterinnen mitbrachten. Diese waren durch die Bank sehr umgänglich, weshalb ich mich um diese Gäste verstärkt kümmerte :-)
Einmal allerdings machte mir das eingangs erwähnte Getränk einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und das kam so:
Nachdem wir uns in meine Wohnung zurückgezogen hatten, öffnete ich wider besseres Wissen eine Flasche, die wir in verhältnismäßig kurzer Zeit komplett leerten, was natürlich zur Folge hatte, dass uns ziemlich übel wurde. Danach lieferten wir uns einen mehr als ungleichen "Kampf" um die Toilette, den das holde Wesen mit 5:1 überlegen für sich entschied :-)

DAS TRINKGELD
Bei einer Party des Clubmitglieds Robert McNeill von LIBBY'S FACTORIES (LINK!) in dessen prachtvoller Villa war ich als Unterhalter seiner Gäste eingeteilt worden, wobei ich mich auch an dem exquisiten Buffet "vergreifen" durfte. Nach zirka drei Sunden bedankte er sich für meine tolle "Arbeit" und schüttelte meine Hand, in der sich danach ein zusammengefalteter Hundertdollarschein befand, also ein Viertel meines Gehalts :-)

Cotton Bay Club: Einer meiner Gehaltsschecks

Am nächsten Tag kontrollierte er seine Clubrechnung und beanstandete die Telefonkosten, die seiner Meinung nach um 50 Cent zu hoch waren! Damals kam mir dieser Widerspruch ungeheuer lächerlich vor, später aber begriff ich dessen Sinnhaftigkeit!

DER ANIMATEUR
Während der auch für "Normalsterbliche" geöffneten Monate gestaltete ich deren abendliche Unterhaltung und fungierte in der damals in Europa noch kaum bekannten Rolle eines Animateurs. So sorgte ich für Filmvorführungen über Golf und Hochseefischen oder auch Bingo, bei dem die Gäste meist sehr aufgeregt waren.

ABSOLUTER HÖHEPUNKT WAR ABER DAS "CRAB RACE":
Hier traten Einsiedlerkrebse, denen ich vorher Startnummern auf ihre Behausungen geklebt hatte, in einer extra angefertigten Holzrennbahn gegeneinander an. Selbstverständlich wurde von den Gästen wild gewettet, wobei sich die Meeresbewohner allerdings vollkommen unberechenbar verhielten. Manche "rannten wie die Schneider" in Richtung Ziel, Einige rührten sich nicht von der Stelle oder bewegten sich nur im Zeitlupentempo, während Andere wiederum zum Start umdrehten!

In meiner Freizeit gab ich auch Gratissegelunterricht, wofür sich ausschließlich junge und jung gebliebene Damen interessierten, was zumindest teilweise nicht wirklich unangenehm war :-)

DER GEBURTSTAG
Als ich am 15.2.1971 in die Reception kam, begann das Personal "Happy Birthday" zu singen. Peinlich berührt ob meiner Ignoranz fragte ich, wer denn Geburtstag hätte! Darauf anwortete eine Mitarbeitern lachend: "You are always so funny, Mr. Columbus!" Erst jetzt kam mir zu Bewusstsein, dass ich auf meinen eigenen vergessen hatte :-)))
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Übrigens nannten mich die meisten Bahamians Mr. Columbus, weil ihnen dieser Name zwangsläufig ein Begriff war und sie Colerus aus unerfindlichen Gründen kaum aussprechen konnten.

DAS "VERHÄNGNISVOLLE" FOTO
Janet und Linda (blond) stammten aus Saskatoon/Kanada und verbrachten zweimal mit ihren Eltern den Sommerurlaub bei uns. Das Foto ganz rechts sorgte allerdings für kurzfristige Verstimmung:

Bahamas 1970: Mein 'zweites Gesicht' :-)))

Joe Suter, einer unserer Schweizer Köche, hatte das Foto mit Janet's Kamera aufgenommen, die natürlich nicht wissen konnte, dass man darauf mein "zweites Gesicht" sehen würde, wobei der Film erst in Kanada entwickelt und ausgerechnet von ihrem Vater abgeholt  wurde :)))
Trotzdem waren mir die Eltern im Jahr darauf nicht böse, vorallem auch deshalb, weil ich sie zur "Wiedergutmachung" auf ein Abendessen einlud.

DER RENNFAHRER
Im Interesse einer gewissen Mobilität kaufte ich um 40 US $ den uralten VW-Käfer eines Mitarbeiters.
Obwohl der Unterboden dieses Vehikels schon teilweise durchgerostet war und ich beim Fahren da oder dort die Straße unter mir beobachten konnte, "donnerte" ich damit über die Insel, wobei die Spitzengeschwindigkeit bei unglaublichen 45 Meilen/72 km lag :-))) Als das Gefährt endgültig seinen Geist aufgab, versenkten wir es in einem Wasserloch, das von den Inselbewohnern für Derartiges verwendet wurde.

Mein 'Führerschein'

EIN GANZ SPEZIELLER FLUG
Eines Tages bekam ich heftige Zahnschmerzen und musste nach Nassau fliegen, weil es auf der Insel nicht einen einzigen "Pappenschlosser" gab! Der Hinflug wird mir in ewiger Erinnerung bleiben, denn die Maschine mit lediglich vier Sitzplätzen war etwas windanfällig und hielt sich scheinbar für eine Art Hochschaubahn :-)

DER "HELD"
Einmal übernachtete die Crew einer Boeing 707 bei uns im Club. Am frühen Nachmittag stach der Pilot mit zwei Stewardessen in See, um diesen mit seinen Segelkünsten zu imponieren. Da ich erst am Abend Dienst hatte, befand ich mich natürlich am Strand und stellte irgendwann fest, dass sich das Boot nicht mehr bewegte, wofür es zwei Erklärungen gab:
Entweder man war "beschäftigt" oder aber in einem mir aus schmerzhafter Erfahrung bekannten Riff stecken geblieben, das sich in ziemlich seichtem Wasser befand. Ich schwang mich daher in unser kleines Motorboot und düste los. Tatsächlich stimmte meine "seriöse" Vermutung und ich machte das Schinakl ohne Rücksicht auf Verluste wieder flott!
Beim Abendessen wurde ich dann mit Champagner gefeiert ..... bis mein Vorgesetzter erschien, vor Eifersucht nahezu platzte und sich auf meine fehlende Krawatte einschoss ;-)

DER VOLLIDIOT
Im August 1971 - ich war gerade in der Küche mit der Inventur beschäftigt - tauchte Mrs. Trippe eben dort auf und wollte 1 Gallone Speiseeis. Da sich die nächste Lieferung verzögert hatte, war dies der gesamte Bestand für unsere zahlenden Gäste. Ich teilte ihr daher höflich mit, dass ich ihr nichts geben könne. Sie nahm das zwar lächelnd zur Kenntnis, aber ich hatte mir mit der prinzipiell richtigen aber an Schwachsinn grenzenden Entscheidung eine Feindin geschaffen, die nur darauf wartete sich ausgiebig revanchieren zu können, was ihr wie weiter unten beschrieben auch ausgezeichnet gelang!

DER INSELKOLLER LÄSST SCHÖN GRÜSSEN!
Vor allem im Sommer, wo es meist enorm heiß war, neigte unser einheimisches Personal zu extremen Aktivitäten.
DER "MESSERSTECHER"

Bei einem der beliebten "Amokläufe" attackierte mich ein Kellner (Foto) mit seinem Messer, obwohl ich lediglich in Ruhe schlichten wollte. Er traf allerdings nur mein Hemd, dem er zwei Löcher zufügte! Das Corpus Delicti hängt nach wie vor in meinem Kleiderkasten :-)

Der Messerstecher :-)

Zusätzlich sei noch vermerkt, dass unser Resident Manager bei derartigen Anlässen in der Regel die Nerven verlor, dabei wild schreiend durch die Gegend rannte und gelegentlich sogar in den einen oder anderen unkontrollierten Weinkrampf ausbrach :-)))

DER RAUFHANDEL
Ein Streit zwischen der stämmigen Oberkellnerin und unserem nicht minder kräftigen Chefkoch Bruno endete damit, dass sie ihm einen volles Tablett auf den Schädel drosch, worauf er kurz zu Boden ging! Als ich mich zwangsläufig einmischte, begann die "Dragonerin" mit mir zu raufen, wobei wir dabei die Stufen in den Lagerraum hinunterfielen!

DAS MONOGRAMM
Einmal musste ich die Arbeit einer unserer Abwäscherinnen kritisieren. Da nahm sie mich um die Mitte, hob mich und biss mir ein ansehnliches Monogramm in die Brust, das mich wochenlang in den verschiedensten Farben zierte!

MEINE "VIELSEITIGE" SEKRETÄRIN

DIE TÄTOWIERUNG
Die gebürtige Kanadierin war nicht nur unfassbar hässlich sondern hatte auch den Charme eines Rottweilers, weshalb ich ihre Annäherungsversuche zwar diskret aber unmissverständlich zurückwies. Statt sich damit abzufinden, stach sie mich z.B. mit einem spitzen Bleistift zweimal in den rechten Oberschenkel. Diese Tätowierung in Form zweier blauer Punkte ist übrigens noch immer sichtbar :-)

DAS BLACKOUT
Damit nicht genug setzte sie mich bei nächster Gelegenheit - allerdings ungewollt - vollkommen außer Gefecht:
Wenige Minuten vor meinem abendlichen Dienstantritt bot sie mir eine Zigarette an, wobei ich bereits nach ein paar Zügen das "berühmte Hangerl" warf! Was in den nächsten gut 12 Stunden geschah entzieht sich bis heute meiner Kenntnis, jedenfalls wachte ich am nächsten Tag in voller Montur auf dem Grün des 6. Lochs (Foto) auf!
Wochen später gestand sie mir, dass es von ihr selbst angebautes Marihuana gewesen war!!!

Cotton Bay Club 1970 - 72: Der weltberühmte Golfplatz mit dem 6. Loch oberhalb des Strandes

Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht ohne Stolz darauf hinweisen, dass dies trotz England, meiner Hippie-Zeit sowie den Jahrzehnten in der Musikbranche mein einziger und noch dazu unerwünschter Kontakt mit jedweder Art von "Stoff" war!

"DES KAISERS NEUE KLEIDER"
Danach verlagerte sich ihr Interesse endlich auf ein anderes männliches Wesen, wodurch sich unser "Verhältnis" umgehend normalisierte. Da sich ihre Wohnung neben der meinen befand, trafen wir uns nun öfters bei ihr, um bei meinem Lieblingsgetränk Tee ein wenig zu parlieren.

Eines Tages geschah allerdings etwas absolut Filmreifes:
Ich hatte vor meinem Nachmittagsdienst noch etwa eine Stunde Zeit. Frisch geduscht und nur mit einem Badetuch sowie Stiefeletten und Socken bekleidet, trat ich zu einem weiteren Plausch an. Plötzlich fiel mir im Wohnzimmer ein Ganzkörperspiegel auf, den ich vorher noch nie gesehen hatte und sofort haben wollte. Als meine Sekretärin dies strikt verneinte, bemächtigte ich mich des guten Stücks und öffnete die Wohnungstür.

Da sprang die junge Frau auf, griff nach ihrem Eigentum, erwischte aber stattdessen meinen "Lendenschurz" und entblößte mich zur Gänze!!! Als ich betreten und stumpfsinnig in den Spiegel glotzte, sah ich darin eine Mitarbeiterin aus der Reception, die sich einige Meter entfernt befand und mein Heck mit weit aufgerissenen Augen anstarrte :-)))

Während der Arbeit wich sie nicht nur meinen Blicken aus sondern wurde trotz ihrer dunklen Hautfarbe auch permanent rot. Nach geraumer Zeit konnte ich sie endlich dazu bewegen mir den Grund zu nennen, worauf sie verlegen grinsend meinte: "I have never seen a white bottom before!"

LEIDER MUSSTE ICH MICH FRÜHER ALS BEABSICHTIGT WIEDER VERABSCHIEDEN!
Allison - Bahamas 1971

Eine von ihrem Mann (Senator aus einer ehemaligen Präsidentenfamilie) in Scheidung lebende Frau (siehe Bild) und ich standen einander schon so nahe, dass ihre beiden Kinder bereits Daddy zu mir sagten. Dies war Mrs. Trippe ein Dorn im Auge und sie schaffte es tatsächlich uns in meiner Wohnung zu überraschen, wobei sich "der heimliche Präsident" des Clubs einmal mehr als gnadenlos erwies!
Während Allison eine Stunde später mit einem Privatjet in die Staaten ausgeflogen wurde, "bat" man mich zu kündigen, was ich aufgrund der beschämenden Umstände auch in die Tat umsetzte.

Diese frustrierende Angelegenheit führte dazu, dass ich dem Hotelfach den Rücken kehrte, obwohl mir Clubmitglieder Superjobs in Hongkong und Detroit angeboten hatten! Allison kam mich Wochen später in Wien besuchen und wir stellten zu unserem Leidwesen fest, dass die Bahamas und der Alltag total verschiedene Welten waren. Hauptgrund unserer Trennung war aber die Tatsache, dass ich nicht in die USA auswandern wollte. Wir haben uns niemals wieder gesehen oder voneinander gehört.

Nach meiner Rückkehr

Um auf Mrs. Trippe zurückzukommen sei noch erwähnt, dass sie mir bei meinem Abschied mitteilte, ich würde mich weltweit auf der schwarzen Liste der Intercontinental Hotels befinden. Um ihre "Drohung" zu überprüfen, bewarb ich mich nach meiner Rückkehr sofort in der Wiener Niederlassung, wo man an mir sehr interessiert war. Einige Tage später erhielt ich den vereinbarten Anruf des Personalchefs, der mir dies tatsächlich und mit großem Bedauern bestätigte!

DIE KURZFRISTIGE RÜCKKEHR :-)
Roco

1975 verbrachten Gabriela und ich - wir heirateten wenige Monate später - unseren Weihnachtsurlaub an meiner ehemaligen Wirkungsstätte und wurden von vielen Clubmitgliedern und vor allem meinen Exkollegen nahezu gefeiert!
Nachdem ich mich sofort wieder heimisch fühlte, legte ich an einigen Abenden im Zimmer Patiencen, während meine Zukünftige lieber am Pool der Steelband gelauscht hätte. Sie hält mir dies übrigens noch heute vor :-)))

Gabriela - Die spätere "Chefin"

Die Hinreise war übrigens ziemlich chaotisch:
Nicht nur, dass wir uns um einen Tag geirrt und daher nur mehr etwa zwei Stunden Zeit zum Packen hatten, litt ich an einer fiebrigen Erkältung, die sich beim Fliegen dermaßen bemerkbar machte, dass ich nicht einmal eine Zigarette rauchen wollte.

Dafür war die Landung in Nassau etwas turbulent, was einen neben mir sitzenden Japaner dazu bewog auf sein gewisses Sackerl zu verzichten und mir stattdessen auf die Hose zu speiben!

Im Hotel - wir konnten erst am nächsten Tag auf die Insel fliegen - wiederum ließ sich Gabriela trotz meiner intensiven Warnungen nicht davon abhalten ein Glas Wasser zu trinken, woraus für sie gut zwei Tage lang unangenehme Probleme resultierten.

Die fantastische Anlage wurde 1994 während eines Hurricans leider total verwüstet!

KAPITEL 4 - INTERNATIONALES HOTELFACH
25.11.1970 - 19.5.72 COTTON BAY CLUB - ELEUTHERA/BAHAMAS
ASSISTANT MANAGER & CHEF DE RECEPTION

Im Sommer 1968 war ein mit meiner Familie befreundeter Fotograf auf den Bahamas gewesen, um einen Bildband zusammenzustellen. Dabei traf er auch den gebürtigen Steirer Franz Gross - Vizepräsident und Generalmanager des berühmten Cotton Bay Clubs - und erzählte ihm, dass ich im Hotelfach tätig sei.

Cotton Bay Club - Bahamas

Nachdem ein gewisses Interesse an meiner Person bestand, bewarb ich mich sofort. Ich erhielt eine sehr freundliche jedoch abschlägige Antwort, da "mein" Posten bereits besetzt sei.

Cotton Bay Club - Bahamas
Im Frühjahr 1970 versuchte ich es erneut
und diesmal mit Erfolg, wie die Schreiben belegen!

Am 22. August traf ich Franz Gross, der sich auf Heimaturlaub befand und mich vorab auch persönlich kennenlernen wollte, im Wiener Intercontinental Hotel, wo wir die Konditionen nochmals schriftlich vereinbarten:
Monatsgehalt US $ 400.- (damals 10.000 Schilling, also zirka 730 Euro!) steuerfrei, vier Freiflüge (inklusive zwei für einen sechswöchigen Heimaturlaub) sowie eine kleine Wohnung in der Clubanlage und entsprechende Verköstigung!
Danach dauerte es allerdings noch nahezu drei Monate, bis meine Arbeitserlaubnis "durch" war!

Der Hinflug war von einigen teils unangenehmen teils amüsanten Zwischenfällen "überschattet":

DER TRIEBWERKSCHADEN
Mein Direktflug Wien - New York musste aufgrund eines Triebwerkschadens in Amsterdam beendet werden, wo ich von Pan American Airways in einem netten Hotel untergebracht wurde. Dafür kam ich dann am nächsten Tag in den Genuss mit einem Jumbo Jet nach New York zu fliegen, was im Jahr 1970 etwas ganz Besonderes war! Für mich gab es allerdings nur Stummfilme an Bord, denn ich hatte wegen 2 Dollar auf Kopfhörer verzichtet :)

DER "ÜBERFALL"
Auf dem Kennedy Airport übernachtete ich planmäßig. Als ich den Fernseher andrehte, stand ich sofort unter Strom und mein gigantischer Brüller lockte den Nachtportier an, der einen Überfall vermutet hatte!

DIE LEIBESVISITATION
Am nächsten Tag stand vorerst der Flug New York - Nassau/Bahamas auf dem Programm.
Mein Handgepäck bestand auch aus einem kleinen und uralten Arztkoffer, dessen Schloss schon etwas ramponiert war und den ich während meiner bisherigen Reise nur oberflächlich geöffnet hatte. Beim Check-in wurde ich gefragt, ob sich spitze Gegenstände darin befänden, was ich in gutem Glauben verneinte.
Beim Überprüfen tauchte jedoch ein komplettes und "ausgewachsenes" Besteck auf, weshalb man mich umgehend einer umfassenden Leibesvisitation unterzog :))) Diese verdankte ich meiner umsichtigen Mutter, die ohne mein Wissen den Inhalt dermaßen ergänzt hatte!

DER DOLM :-)))
Nicht genug damit stolperte ich ganz oben auf der Gangway, wobei mir das Utensil entglitt. Selbstverständlich öffnete sich sofort das Schloss und der Inhalt entleerte sich in das Flugzeug. Abgesehen davon, dass ich jeglichen weiteren "Verkehr" lahmlegte, musste ich auf dem Boden herumkriechen und alles wieder einsammeln, wobei vor allem mein Besteck, das sonderbarerweise nicht konfisziert worden war, den anderen Fluggästen unangenehm auffiel!
Schließlich taumelte ich weiter und ließ mich in den ersten freien Platz fallen, um mich von den diversen Aufregungen zu erholen.
Neben mir saßen zwei junge Amerikanerinnen, die den Bestseller "Love Story" lasen. Ich beugte mich zwecks besserer Sicht ziemlich weit vor, weshalb sich die Beiden unübersehbar belästigt fühlten. Deshalb und überhaupt überfiel mich nun ein unglaublich intensiver Lachkrampf, wobei ich aufgrund der mir zugeworfenen Blicke unschwer erraten konnte, dass man mich zumindest für verrückt hielt (-_-)

DIE ZIEGE
Dafür verlief der abschließende Kurzflug von Nassau nach Rock Sound/Eleuthera total komplikationslos. Es stieg lediglich ein Insulaner mit seiner Ziege ein, wobei der Vierbeiner ziemlich "redselig" war :-)

DER COTTON BAY CLUB WAR DIE EXKLUSIVSTE ADRESSE DER BAHAMAS!

Gründer und Präsident des Clubs war der weltberühmte Juan Trippe (Gründer von Pan American Airways!), damals auch "nebenbei" Präsident der Intercontinental Hotels!

Zu den Gästen zählten hochrangige Mitglieder des englischen Königshauses sowie die "Oberen Zehntausend" der USA! Kein Wunder, dass der von Robert Trent Jones entworfene Golfplatz zu den schönsten Anlagen weltweit zählte und von Topstars wie Arnold Palmer oder Jack Nicklaus mit großem Vergnügen bespielt wurde.

Landkarte von Eleuthera
Cotton Bay Club 1970 - 75: Das Pool Areal
Cotton Bay Club 1970 - 75: Die durch ein Riff abgeschirmte Bucht
Cotton Bay Club: Zugang zum Strand
Cotton Bay Club 1970 - 75: Cottage mit Blick auf den Atlantik

Neid hätte ich mir rasch abgewöhnen oder aber den "Strick" nehmen müssen, betrug doch das Vermögen des "ärmsten" Clubmitglieds etliche Millionen US-Dollar! Zu meinem Glück besaß ich diese Eigenschaft weder damals noch in meinem späteren Leben :-)

CLUBMITGLIEDER WAREN
Daniel K. Ludwig, damals größter Reeder der USA und zeitweise reichster Mann der Welt!

Gouverneure, Kongressabgeordnete und Senatoren, Admiral Nimitz Jr. (unter anderem Kommandant der USS Sturgeon während der Schlacht von Pearl Harbor), Mrs. Johnson (Johnson & Johnson), John McCone (ehemaliger Direktor der CIA), Sir Geoffrey (Nobelpreisträger) & Lady Wilkinson, Mr. McNeill (Libby's Factories), Robert Trent Jones, Davis Love II (sein Sohn Davis Love III wurde später einer der besten Golfprofis der Welt) und viele andere, deren Namen mir entfallen sind!
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Ich lernte auch meinen Landsmann und späteren Bundespräsidenten Dr. Kurt Waldheim kennen, der uns kurz vor seiner Wahl zum UNO Generalsekretär mit seinem Besuch beehrte.
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Lynden Oscar Pindling, Ministerpräsident der Bahamas und später von Queen Elizabeth in den Adelsstand erhoben, zählte ebenfalls zu den Gästen des Cotton Bay Clubs.

Cotton Bay Club
Tut mir leid, aber das war damals große Mode!
Im Büro mit Cynthia, einer Mitarbeiterin in der Reception
Tatsächlich wurde ich von den Einheimischen ob meiner Farbe beneidet!
Lighthouse Beach - Zusammen mit unserem Schweizer Küchenchef Bruno und seiner Frau
Hier ist die Insel tatsächlich nur so breit wie die Brücke!

DAS PARADIES
Abgesehen von bis zu 18 Stunden Dienst pro Tag, lebte ich wie im Paradies.
Vor allem Hochsee- und Haifischen, Katamaransegeln, Rifftauchen, Surfen oder "beinharte" Tennismatches (Betonplatz!) mit Clubmitgliedern ließ ich mir nicht entgehen.

Bei einer Partie zog ich mir allerdings einen Bänderriss im Knöchel zu, der mich wochenlang auf Krücken humpeln ließ und den Schweizer Resident Manager des Clubs wenig erbaute. Er hatte nämlich einen Knöchelbruch "konstatiert" und die Wette (3 Flaschen Champagner) mit dem Arzt verloren! Übrigens erhielt ich weder einen Gips noch wurde ich operiert sondern wir überließen die Heilung Sand und Meer.

DAS HAIFISCHEN
fand an der praktisch immer menschenleeren Lighthouse Beach (siehe 2. Foto von rechts) statt.
Unsere "Angel" bestand aus einem langen Abschleppseil, an dem eine Stahlkette mit einem entsprechend großen Haken befestigt war, wobei wir als Köder meist Fischköpfe verwendeten. Bevor wir zur Tat schritten, schütteten wir noch etliche Liter Blut ins Meer, um Haie entsprechend anzulocken. Dies funktionierte zwar tadellos und die zirka 1,5 - 3m langen Exemplare waren auch sichtlich interessiert, anbeißen wollte jedoch keiner!

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Gegenüber den Klippen befand sich eine kleine Insel, die zirka 100 Meter entfernt war und zu der ich einmal schwimmen wollte. Ich setzte bereits zum Sprung an, da überkam mich ein ganz eigenartiges Gefühl und wenige Sekunden später brüllte auch schon Bruno (unser Schweizer Küchenchef):
"Stopp da kommt ein Hai!"
, wobei ich mit etwas Glück direkt vor oder sogar auf diesem landen hätte können :-)

"DER JUNGE MANN UND DAS MEER"
Schon bei meinem ersten Hochseefischen biss ein gewaltiger Blue Marlin an, der laut unserem Kapitän zirka 4m lang und etwa 250kg schwer war! Das Prachttier schoss immer wieder wie eine Rakete aus dem Wasser, tauchte dann wieder unter und es gelang ihm tatsächlich die Angelschnur wie einen Faden zu zerreißen! Ich war von diesem Schauspiel dermaßen fasziniert, dass ich erst meinen Fotoapparat betätigte, als es schon zu spät war, was das Foto leider dokumentiert ......

Da taucht mein Blue Marlin endgültig unter!

Bei der nächsten Ausfahrt kamen wir vorerst in einen kleinen Thunfisch-Schwarm, der uns ziemlich zu schaffen machte, weil sich permanent unsere Angelschnüre kreuzten. Später fing ich einen ausgewachsenen WAHOO (LINK!), den ich unserem Küchenchef verkaufte. Allerdings mochte mich das Tier nicht wirklich, denn als ich es endlich im Boot hatte, begann es mit der Schwanzflosse meine Wadeln derart zu "massieren", dass diese wie bei einem schweren Sonnenbrand aussahen!

DER "FRISEUR"
Sehr bald stellte ich fest, dass unser blonder Patissier aus der Schweiz eine ernsthafte Konkurrenz bei aufgeschlossenen weiblichen Gästen darstellte. Ich redete ihm daher ein, dass seine Haare schon gefährlich dünn seien und eine Totalrasur das perfekte Mittel dagegen wäre.
Nachdem der junge Mann ein Musterbeispiel an Naivität war, ließ er mich gewähren, wobei ich mich bei seinem Anblick vor Lachen glatt anwischerln hätte können. Abgesehen davon, dass er einen kapitalen Eierschädel hatte, sah man jetzt noch viel stärker seine weit abstehenden Ohren :-)))
Die ersten Tage war er zwar die Sensation des Clubs und vieler Insulaner, dann aber flaute das Interesse rapid ab, wobei vor allem die holde Weiblichkeit von seinem Anblick wenig angetan war, womit ich ihn für gut zwei Monate ausgeschaltet hatte!

DIE "REIFEPRÜFUNG"
Eines Abends unterhielt ich mich dienstlich mit einer gewissen Mrs. Valentine, die mir mehr oder weniger ihre Lebensgeschichte auf's Auge drückte. Sie war 52, was man ihr absolut nicht ansah, hatte fünf Töchter ... und an mehr kann ich mich nicht erinnern, weil wir ordentlich becherten. ;-)
Jedenfalls wollte sie zu später/früher Stunde bei mir noch ein Glas Wasser trinken, was mir einigermaßen sonderbar erschien. Dies änderte sich allerdings schlagartig als ich aus dem Badezimmer zurückkam, lag sie doch bereits splitternackt auf meinem Bett! "Überredet", dachte ich mir und .... "Meine Mrs. Robinson" lobte mich danach und meinte, dass ich eine ihrer Töchter heiraten solle, damit ich in der Familie bliebe. :D

DER VERDAMMTE VODKA  
Von Zeit zu Zeit stiegen bei uns auch Familien mit kleinen Kindern ab, die ihre eigenen Babysitterinnen mitbrachten. Diese waren durch die Bank sehr umgänglich, weshalb ich mich um diese Gäste verstärkt kümmerte :-)
Einmal allerdings machte mir das eingangs erwähnte Getränk einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und das kam so:
Nachdem wir uns in meine Wohnung zurückgezogen hatten, öffnete ich wider besseres Wissen eine Flasche, die wir in verhältnismäßig kurzer Zeit komplett leerten, was natürlich zur Folge hatte, dass uns ziemlich übel wurde. Danach lieferten wir uns einen mehr als ungleichen "Kampf" um die Toilette, den das holde Wesen mit 5:1 überlegen für sich entschied :-)

DAS TRINKGELD
Bei einer Party des Clubmitglieds Robert McNeill von LIBBY'S FACTORIES (LINK!) in dessen prachtvoller Villa war ich als Unterhalter seiner Gäste eingeteilt worden, wobei ich mich auch an dem exquisiten Buffet "vergreifen" durfte. Nach zirka drei Sunden bedankte er sich für meine tolle "Arbeit" und schüttelte meine Hand, in der sich danach ein zusammengefalteter Hundertdollarschein befand, also ein Viertel meines Gehalts :-)

Cotton Bay Club: Einer meiner Gehaltsschecks

Am nächsten Tag kontrollierte er seine Clubrechnung und beanstandete die Telefonkosten, die seiner Meinung nach um 50 Cent zu hoch waren! Damals kam mir dieser Widerspruch ungeheuer lächerlich vor, später aber begriff ich dessen Sinnhaftigkeit!

DER ANIMATEUR
Während der auch für "Normalsterbliche" geöffneten Monate gestaltete ich deren abendliche Unterhaltung und fungierte in der damals in Europa noch kaum bekannten Rolle eines Animateurs. So sorgte ich für Filmvorführungen über Golf und Hochseefischen oder auch Bingo, bei dem die Gäste meist sehr aufgeregt waren.

ABSOLUTER HÖHEPUNKT WAR ABER DAS "CRAB RACE":
Hier traten Einsiedlerkrebse, denen ich vorher Startnummern auf ihre Behausungen geklebt hatte, in einer extra angefertigten Holzrennbahn gegeneinander an. Selbstverständlich wurde von den Gästen wild gewettet, wobei sich die Meeresbewohner allerdings vollkommen unberechenbar verhielten. Manche "rannten wie die Schneider" in Richtung Ziel, Einige rührten sich nicht von der Stelle oder bewegten sich nur im Zeitlupentempo, während Andere wiederum zum Start umdrehten!

In meiner Freizeit gab ich auch Gratissegelunterricht, wofür sich ausschließlich junge und jung gebliebene Damen interessierten, was zumindest teilweise nicht wirklich unangenehm war :-)

DER GEBURTSTAG
Als ich am 15.2.1971 in die Reception kam, begann das Personal "Happy Birthday" zu singen. Peinlich berührt ob meiner Ignoranz fragte ich, wer denn Geburtstag hätte! Darauf anwortete eine Mitarbeitern lachend: "You are always so funny, Mr. Columbus!" Erst jetzt kam mir zu Bewusstsein, dass ich auf meinen eigenen vergessen hatte :-)))
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Übrigens nannten mich die meisten Bahamians Mr. Columbus, weil ihnen dieser Name zwangsläufig ein Begriff war und sie Colerus aus unerfindlichen Gründen kaum aussprechen konnten.

DAS "VERHÄNGNISVOLLE" FOTO
Janet und Linda (blond) stammten aus Saskatoon/Kanada und verbrachten zweimal mit ihren Eltern den Sommerurlaub bei uns. Das Foto ganz rechts sorgte allerdings für kurzfristige Verstimmung:

Bahamas 1970: Mein 'zweites Gesicht' :-)))

Joe Suter, einer unserer Schweizer Köche, hatte das Foto mit Janet's Kamera aufgenommen, die natürlich nicht wissen konnte, dass man darauf mein "zweites Gesicht" sehen würde, wobei der Film erst in Kanada entwickelt und ausgerechnet von ihrem Vater abgeholt  wurde :)))
Trotzdem waren mir die Eltern im Jahr darauf nicht böse, vorallem auch deshalb, weil ich sie zur "Wiedergutmachung" auf ein Abendessen einlud.

DER RENNFAHRER
Im Interesse einer gewissen Mobilität kaufte ich um 40 US $ den uralten VW-Käfer eines Mitarbeiters.
Obwohl der Unterboden dieses Vehikels schon teilweise durchgerostet war und ich beim Fahren da oder dort die Straße unter mir beobachten konnte, "donnerte" ich damit über die Insel, wobei die Spitzengeschwindigkeit bei unglaublichen 45 Meilen/72 km lag :-))) Als das Gefährt endgültig seinen Geist aufgab, versenkten wir es in einem Wasserloch, das von den Inselbewohnern für Derartiges verwendet wurde.

Mein 'Führerschein'

EIN GANZ SPEZIELLER FLUG
Eines Tages bekam ich heftige Zahnschmerzen und musste nach Nassau fliegen, weil es auf der Insel nicht einen einzigen "Pappenschlosser" gab! Der Hinflug wird mir in ewiger Erinnerung bleiben, denn die Maschine mit lediglich vier Sitzplätzen war etwas windanfällig und hielt sich scheinbar für eine Art Hochschaubahn :-)

DER "HELD"
Einmal übernachtete die Crew einer Boeing 707 bei uns im Club. Am frühen Nachmittag stach der Pilot mit zwei Stewardessen in See, um diesen mit seinen Segelkünsten zu imponieren. Da ich erst am Abend Dienst hatte, befand ich mich natürlich am Strand und stellte irgendwann fest, dass sich das Boot nicht mehr bewegte, wofür es zwei Erklärungen gab:
Entweder man war "beschäftigt" oder aber in einem mir aus schmerzhafter Erfahrung bekannten Riff stecken geblieben, das sich in ziemlich seichtem Wasser befand. Ich schwang mich daher in unser kleines Motorboot und düste los. Tatsächlich stimmte meine "seriöse" Vermutung und ich machte das Schinakl ohne Rücksicht auf Verluste wieder flott!
Beim Abendessen wurde ich dann mit Champagner gefeiert ..... bis mein Vorgesetzter erschien, vor Eifersucht nahezu platzte und sich auf meine fehlende Krawatte einschoss ;-)

DER VOLLIDIOT
Im August 1971 - ich war gerade in der Küche mit der Inventur beschäftigt - tauchte Mrs. Trippe eben dort auf und wollte 1 Gallone Speiseeis. Da sich die nächste Lieferung verzögert hatte, war dies der gesamte Bestand für unsere zahlenden Gäste. Ich teilte ihr daher höflich mit, dass ich ihr nichts geben könne. Sie nahm das zwar lächelnd zur Kenntnis, aber ich hatte mir mit der prinzipiell richtigen aber an Schwachsinn grenzenden Entscheidung eine Feindin geschaffen, die nur darauf wartete sich ausgiebig revanchieren zu können, was ihr wie weiter unten beschrieben auch ausgezeichnet gelang!

DER INSELKOLLER LÄSST SCHÖN GRÜSSEN!
Vor allem im Sommer, wo es meist enorm heiß war, neigte unser einheimisches Personal zu extremen Aktivitäten.
DER "MESSERSTECHER"

Bei einem der beliebten "Amokläufe" attackierte mich ein Kellner (Foto) mit seinem Messer, obwohl ich lediglich in Ruhe schlichten wollte. Er traf allerdings nur mein Hemd, dem er zwei Löcher zufügte! Das Corpus Delicti hängt nach wie vor in meinem Kleiderkasten :-)

Der Messerstecher :-)

Zusätzlich sei noch vermerkt, dass unser Resident Manager bei derartigen Anlässen in der Regel die Nerven verlor, dabei wild schreiend durch die Gegend rannte und gelegentlich sogar in den einen oder anderen unkontrollierten Weinkrampf ausbrach :-)))

DER RAUFHANDEL
Ein Streit zwischen der stämmigen Oberkellnerin und unserem nicht minder kräftigen Chefkoch Bruno endete damit, dass sie ihm einen volles Tablett auf den Schädel drosch, worauf er kurz zu Boden ging! Als ich mich zwangsläufig einmischte, begann die "Dragonerin" mit mir zu raufen, wobei wir dabei die Stufen in den Lagerraum hinunterfielen!

DAS MONOGRAMM
Einmal musste ich die Arbeit einer unserer Abwäscherinnen kritisieren. Da nahm sie mich um die Mitte, hob mich und biss mir ein ansehnliches Monogramm in die Brust, das mich wochenlang in den verschiedensten Farben zierte!

MEINE "VIELSEITIGE" SEKRETÄRIN

DIE TÄTOWIERUNG
Die gebürtige Kanadierin war nicht nur unfassbar hässlich sondern hatte auch den Charme eines Rottweilers, weshalb ich ihre Annäherungsversuche zwar diskret aber unmissverständlich zurückwies. Statt sich damit abzufinden, stach sie mich z.B. mit einem spitzen Bleistift zweimal in den rechten Oberschenkel. Diese Tätowierung in Form zweier blauer Punkte ist übrigens noch immer sichtbar :-)

DAS BLACKOUT
Damit nicht genug setzte sie mich bei nächster Gelegenheit - allerdings ungewollt - vollkommen außer Gefecht:
Wenige Minuten vor meinem abendlichen Dienstantritt bot sie mir eine Zigarette an, wobei ich bereits nach ein paar Zügen das "berühmte Hangerl" warf! Was in den nächsten gut 12 Stunden geschah entzieht sich bis heute meiner Kenntnis, jedenfalls wachte ich am nächsten Tag in voller Montur auf dem Grün des 6. Lochs (Foto) auf!
Wochen später gestand sie mir, dass es von ihr selbst angebautes Marihuana gewesen war!!!

Cotton Bay Club 1970 - 72: Der weltberühmte Golfplatz mit dem 6. Loch oberhalb des Strandes

Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht ohne Stolz darauf hinweisen, dass dies trotz England, meiner Hippie-Zeit sowie den Jahrzehnten in der Musikbranche mein einziger und noch dazu unerwünschter Kontakt mit jedweder Art von "Stoff" war!

"DES KAISERS NEUE KLEIDER"
Danach verlagerte sich ihr Interesse endlich auf ein anderes männliches Wesen, wodurch sich unser "Verhältnis" umgehend normalisierte. Da sich ihre Wohnung neben der meinen befand, trafen wir uns nun öfters bei ihr, um bei meinem Lieblingsgetränk Tee ein wenig zu parlieren.

Eines Tages geschah allerdings etwas absolut Filmreifes:
Ich hatte vor meinem Nachmittagsdienst noch etwa eine Stunde Zeit. Frisch geduscht und nur mit einem Badetuch sowie Stiefeletten und Socken bekleidet, trat ich zu einem weiteren Plausch an. Plötzlich fiel mir im Wohnzimmer ein Ganzkörperspiegel auf, den ich vorher noch nie gesehen hatte und sofort haben wollte. Als meine Sekretärin dies strikt verneinte, bemächtigte ich mich des guten Stücks und öffnete die Wohnungstür.

Da sprang die junge Frau auf, griff nach ihrem Eigentum, erwischte aber stattdessen meinen "Lendenschurz" und entblößte mich zur Gänze!!! Als ich betreten und stumpfsinnig in den Spiegel glotzte, sah ich darin eine Mitarbeiterin aus der Reception, die sich einige Meter entfernt befand und mein Heck mit weit aufgerissenen Augen anstarrte :-)))

Während der Arbeit wich sie nicht nur meinen Blicken aus sondern wurde trotz ihrer dunklen Hautfarbe auch permanent rot. Nach geraumer Zeit konnte ich sie endlich dazu bewegen mir den Grund zu nennen, worauf sie verlegen grinsend meinte: "I have never seen a white bottom before!"

LEIDER MUSSTE ICH MICH FRÜHER ALS BEABSICHTIGT WIEDER VERABSCHIEDEN!
Allison - Bahamas 1971

Eine von ihrem Mann (Senator aus einer ehemaligen Präsidentenfamilie) in Scheidung lebende Frau (siehe Bild) und ich standen einander schon so nahe, dass ihre beiden Kinder bereits Daddy zu mir sagten. Dies war Mrs. Trippe ein Dorn im Auge und sie schaffte es tatsächlich uns in meiner Wohnung zu überraschen, wobei sich "der heimliche Präsident" des Clubs einmal mehr als gnadenlos erwies!
Während Allison eine Stunde später mit einem Privatjet in die Staaten ausgeflogen wurde, "bat" man mich zu kündigen, was ich aufgrund der beschämenden Umstände auch in die Tat umsetzte.

Diese frustrierende Angelegenheit führte dazu, dass ich dem Hotelfach den Rücken kehrte, obwohl mir Clubmitglieder Superjobs in Hongkong und Detroit angeboten hatten! Allison kam mich Wochen später in Wien besuchen und wir stellten zu unserem Leidwesen fest, dass die Bahamas und der Alltag total verschiedene Welten waren. Hauptgrund unserer Trennung war aber die Tatsache, dass ich nicht in die USA auswandern wollte. Wir haben uns niemals wieder gesehen oder voneinander gehört.

Nach meiner Rückkehr

Um auf Mrs. Trippe zurückzukommen sei noch erwähnt, dass sie mir bei meinem Abschied mitteilte, ich würde mich weltweit auf der schwarzen Liste der Intercontinental Hotels befinden. Um ihre "Drohung" zu überprüfen, bewarb ich mich nach meiner Rückkehr sofort in der Wiener Niederlassung, wo man an mir sehr interessiert war. Einige Tage später erhielt ich den vereinbarten Anruf des Personalchefs, der mir dies tatsächlich und mit großem Bedauern bestätigte!

DIE KURZFRISTIGE RÜCKKEHR :-)
Roco

1975 verbrachten Gabriela und ich - wir heirateten wenige Monate später - unseren Weihnachtsurlaub an meiner ehemaligen Wirkungsstätte und wurden von vielen Clubmitgliedern und vor allem meinen Exkollegen nahezu gefeiert!
Nachdem ich mich sofort wieder heimisch fühlte, legte ich an einigen Abenden im Zimmer Patiencen, während meine Zukünftige lieber am Pool der Steelband gelauscht hätte. Sie hält mir dies übrigens noch heute vor :-)))

Gabriela - Die spätere "Chefin"

Die Hinreise war übrigens ziemlich chaotisch:
Nicht nur, dass wir uns um einen Tag geirrt und daher nur mehr etwa zwei Stunden Zeit zum Packen hatten, litt ich an einer fiebrigen Erkältung, die sich beim Fliegen dermaßen bemerkbar machte, dass ich nicht einmal eine Zigarette rauchen wollte.

Dafür war die Landung in Nassau etwas turbulent, was einen neben mir sitzenden Japaner dazu bewog auf sein gewisses Sackerl zu verzichten und mir stattdessen auf die Hose zu speiben!

Im Hotel - wir konnten erst am nächsten Tag auf die Insel fliegen - wiederum ließ sich Gabriela trotz meiner intensiven Warnungen nicht davon abhalten ein Glas Wasser zu trinken, woraus für sie gut zwei Tage lang unangenehme Probleme resultierten.

Die fantastische Anlage wurde 1994 während eines Hurricans leider total verwüstet!