DAS INTERVIEW
Tatort: Mülheim an der Ruhr
Tatzeit: Freitag, 24.01.2003, 16.15-17.15
Beteiligte: Hilmi Sözer und Momo
Gleichermaßen mutig wie übermütig fuhr ich nach Deutschland, um Hilmi Sözer live zu sehen und ein Autogramm zu ergattern. Und um ein paar Antworten zu finden auf Fragen, die mir niemand beantworten konnte. Wann wurde er geboren? Wie kam er nach Deutschland? Warum sagen alle "Sülza" statt Sözer und welche Einstellung hat er zum Leben? Wie bekannt ist er in Deutschland und wie geht er damit um? Und siehe da - Frechheit siegt und während ich mein Glück noch kaum fassen konnte, saß ich schon in einem Lokal mit ihm und er erzählte mir...


... die Wahrheit über Hilmi S. (voller Name der Redaktion bekannt)


Hilmi verbrachte die ersten 5 Jahre seines Lebens in der Türkei, ehe sein Vater, der hier in Deutschland als Stahlarbeiter arbeitete, seine Familie nachholte. "In der Türkei das war so richtig geil, mit mehreren Familien in einem Haus, vielen Kindern und die Haustür war den ganzen Tag offen." Sehr früh zog er von daheim aus, um sein eigenes Leben zu führen. Aufgewachsen ist er zusammen mit seinem Bruder in Tönisberg. Aus der ist künstlerisch tätig und hat eine HipHop-Band.

Hilmi entdeckte in der Schultheatergruppe seine Liebe für’s Schauspielen. 15 Jahre lang spielte er in der Theatergruppe „Exakt“, die zuletzt im Kom’ma Theater in Duisburg-Rheinhausen auftrat. Absolutes Highlight dieser Zeit ist „Dreck“ von „Schlafes Bruder“-Autor Robert Schneider; ein Monolog von einem ausländischen Rosenverkäufer, das er insgesamt 6 Jahre immer wieder spielte. „Diese Zeit damals ist mir sehr wichtig. Man konnte alles spielen, was man wollte, alles ausprobieren.“ Er zündet sich eine Zigarette an. Camel. „Das ist alles schon so lange her, hab ich doch vor 3 Jahren zuletzt Theater gemacht.“

Doch in diesen Jahren war der sympathische Ruhrpotter alles andere als untätig. 1996 mit „Voll normaaal“ offensichtlich auf den Geschmack gekommen, verbrachte der „Herr der Ringe“-Fan die letzte Zeit fast ausschließlich vor TV- oder Filmkameras. Filme wie „Der Schuh des Manitu“, „Ne günstige Gelegenheit“, „Was nicht passt, wird passend gemacht“, „Germanikus“ entstanden die letzen Jahre. Mit der „Auslandstournee“ schaffe er es sogar zum Filmfestival nach Japan. „Weißt du, das war mir noch nie besonders wichtig – der Erfolg; bekannt sein. Ich mach mein Ding, das, was ich will.“ Und was er will, weiß Hilmi sehr genau. Er hat seine Prinzipien: Immer gerade bleiben, nicht verbiegen lassen. Der Wahl-Duisburger ist am Boden geblieben und genau das ist es, was ihn auszeichnet.

Nach ca. 20 Film- und TV-Projekten hat Hilmi dieser Tage sein Comeback auf der Bühne hinter sich gebracht. In der „Ruhr Revue“ lockt er zusammen mit Missfits und Herbert Knebel zigtausend Kabarettbegeisterte an insgesamt 20 Abenden in das Zelt vor der Stadthalle in Mülheim an der Ruhr. Im Stück spielt er eine Doppelrolle, die nicht unproblematisch war. Denn bei der ersten Ruhr-Revue 1999 übernahm diese Rolle Andreas Kunze. „Der ist ein ganz anderer Typ als ich und hat die Person dadurch natürlich total anders angelegt.“ Doch spätestens bei der Premiere war klar, dass Hilmi mindestens genauso gut ist. Wobei er nie jemanden nachgestrebt hat. „Es gibt viele Schauspieler, die ich toll finde. Robert de Niro oder Gene Hackman zum Beispiel. Auch Gerard Depardieu ist spitze. Aber ein Idol als solches hab ich nicht.“ Auch Traumrolle hat er keine.

Bei der Frage nach seinen Lastern wiederholt er die Antworten der Frage „Lieblingsgetränke“: Bier und Whiskey. „Ich weiß, dass ich mit dem Rauchen aufhören sollte, damit ich mich richtig auskurieren kann – so zwei oder drei Wochen.“ Er lächelt. „Ich denke nicht über meine Laster nach – das Leben soll Spaß machen!“

Wenn man Hilmi zuhört, weiß man schnell, was ihm wichtig ist. „Ich liebe das Leben – ich hasse Schwätzer.“ Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit. Und an erster Stelle: seine Familie. Seine Lebensgefährtin hat ihm vor 5 Monaten einen Sohn geboren und ihm damit das größte Geschenk überhaupt gemacht - er ist sein ganzer Stolz. „Im Moment heißt er nur „the King““ erzählt er mit mit einem Grinsen bis über beide Ohren. Der nächste Urlaub geht ans Meer mit den Beiden – in die Türkei.

„Jeder Tag zählt“ ist sein Lebensmotto – umso mehr bin ich dem vielbeschäftigten Schauspieler dankbar für die Zeit, die er mir geschenkt hat. Mit einer herzlichen Umarmung verabschiede ich mich von Hilmi Sözer, einem Mann, der sein Hobby zum Beruf hat. Beneidenswert.

 

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