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Nachrichtenblatt
der Pfarrgemeinde Wieden-Paulaner September 2018 Nr. 9 |
Logik des Rechtes |
Der Zeitschrift Lebendige Seelsorge 2/2018, dem Thema Migration gewidmet, entnehme ich eine Bemerkung über ein Eisenbahnabteil: „Auf der Suche nach einem Sitzplatz kommt man zu einem Abteil, in dem schon fünf Menschen sitzen, und fragt, ob der leere Platz noch frei sei. Die da Sitzenden, die da sitzen, wie wenn sie da immer schon säßen, räumen das mürrisch ein. Man spürt die geradezu feindlichen Blicke der sozusagen Eingesessenen. Ob die, die das Abteil besetzen, schon lange da sitzen oder ob sie gerade erst an der letzten Station eingestiegen sind, bleibt offen. Übrigens ist ja auch der, der schon am längsten in diesem Abteil sitzt, irgendwann einmal eingestiegen. Und doch sitzen sie da, als säßen sie da schon immer. An der nächsten Station steigt einer aus, ein Platz wird frei. Ein neuer Fahrgast kommt an die Tür und fragt scheu, ob dieser Platz noch frei sei. Und nun gehört der, der gerade erst an der letzten Station eingestiegen ist, zu denen, die immer schon da saßen, und räumt gegenüber dem Hinzugekommenen mürrisch ein, der Platz sei noch frei. Aber der Neuankömmling muss sich nicht lange als Dazugekommener fühlen. Denn an der nächsten Station gehört auch er zu denen, die da immer schon saßen." [nach Hans Magnus Enzesberger] Aus dem „früher Dasein“ wird ein vermeintlicher Rechtsanspruch. Dieses Recht jedoch folgt, buchstäblich hintersinnig gesagt, nicht der Logik der Geschichte, sondern der Logik des Gesäßes – so der Abschluss der Bemerkung. | |
Pfarrvikar Franz Wilfinger | |
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