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  Leuchtturm
Es liegt schon mehr als zwanzig Jahre zurück, als mir ein engagiertes Mädchen der pfarrlichen Jugendgruppe ein kleines, selbst gemaltes Aquarell überreichte. Ein Leuchtturm ist zu sehen, mehr nicht. Ich musste ganz einfach nach dem Grund fragen, was sie denn bewog, mir, einem ausgeprägten "Landmenschen" ohne den geringsten Bezug zur Seefahrt einen "Leuchtturm" zu schenken. Die junge Künstlerin kleidete ihre Antwort in eine kurze Gegenfrage: "Ist ein Priester nicht einem Leuchtturm ähnlich?" Das kleine Aquarell von Ingrid hat seither seinen Platz als Zeichen, das mahnt, erinnert und ermuntert.
Aber hat nur der Pfarrer "Leuchtturm-Funktion"? Bei jeder Taufe - wir hatten heuer 14 in unserer Pfarre - wird Eltern und Paten die Taufkerze, entzündet an der Osterkerze, mit den Worten überreicht: "Ihnen wird dieses Licht anvertraut"! Im Rahmen der Vorbereitung auf Beichte, Erstkommunion und Firmung werden auch die Eltern erinnert und ermuntert, ihrer "Leuchtturm-Funktion" gemäß zu leben. Ich sehe in dieser Funktion besonders die der Orientierungshilfe. Entscheiden über den Kurs, den sie einschlagen wollen, den sie für sich selbst wählen, müssen die Heranwachsenden selbst.
  Wenn wir schon beim Nachfragen, Nachsinnen, sind, dürfen wir einen Schritt weitergehen. Gilt nicht für jeden Christen das Wort Jesu, das uns bei Matthäus 5,14ff überliefert ist: "Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."
Was für den einzelnen Christen gilt, gilt wohl auch für die Gemeinschaft der Glaubenden, für die Kirche im Großen wie im Kleinen einer Pfarre.
John Henry Kardinal Newman (1801 -1890), den Papst Benedikt XVI. im September 2010 selig gesprochen hat, formulierte ein Gebet, das wohl jeder nachsprechen kann:
  "Bleibe bei mir! Dann werde ich selber leuchten. Wie du geleuchtet hast, werde ich anderen ein Licht sein. All dieses Licht ist von dir, o Jesus. Nichts kommt von mir oder ist mein Verdienst. Du bist es, der durch mich andern leuchtet.
  O gib, dass ich dich so verherrliche, wie es dir am besten gefällt, indem ich allen um mich leuchte. Gib ihnen Licht, so gut wie mir! Erleuchte sie durch mich und mit mir! Lehre mich, dein Lob, deine Wahrheit und deinen Willen kundzutun!
  Gib, dass ich dich verkündige, auch ohne zu predigen - nicht durch Worte, sondern durch mein Beispiel, durch die weiterwirkende Kraft und den gewinnenden Einfluss dessen, was ich tue - durch meine sichtbare Ähnlichkeit mit deinen Heiligen und die offenbare Fülle der Liebe, die mein Herz für dich bewegt"!
meint Ihr Pfarrer Franz Wilfinger

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