Pfarre, das ist gemeinsames Leben aus dem Glauben" - so die sonore Stimme des Pater familias.
"Aber nein! Pfarre ist "Pfarrcafé mit Café und Kuchen und man kann dort plaudern" das ist die Meinung des filius.
"Ich find, Pfarre ist Ministrieren" sinniert die Jüngste im Bunde.

In der Tat kann "Pfarre" vieles sein; vor Jahren hätte ich jeden ausgelacht, der mir geweissagt hätte, ich würde einstmals einer Pfarre nahe stehen und mich ihr zugehörig fühlen. Pfarre will und gibt so vielerlei: Ich persönlich liebe es, in ihr und für sie zu singen, aber es gilt auch Fürbitten und Lesung zu lesen, zu Fronleichnam sind Himmel und Lautsprecher zu tragen, die Blumenaltäre werden geschmückt; Sakramente und Familienfeiern von der Wiege bis zur Bahre, aber auch Pfarrfeste aller Art werden ernst genommen und in Würde und - gegebenenfalls - Fröhlichkeit und liebevoller Kulinarik gefeiert; es gibt Roraten samt Frühstück (!), Maiandachten von großer Innigkeit, herzige Kindergartenmessen und Christmetten von berührender Schönheit, Bibelrunden und Gesprächskreise, Beichtgespräche und Pfarrgemeinderatssitzungen, Kindergarten, Erstkommunion, Firmrunden, Seniorenkreise, Konzerte und vieles andere mehr, an dessen Gelingen Menschen beteiligt sind.

Und dieses Zusammenwirken vieler im Geiste des Einen ist es wohl letztlich, was Pfarre ausmacht:
Irgendeine Hand findet sich, einer hat eine Idee oder sogar Zeit, dieses oder jenes Problem zu lösen, irgendwo tut sich eine Ressource auf, gibt es doch eine Möglichkeit, auch wenn in Zeiten wie diesen alle in ihrem persönlichen Umfeld eng eingespannt sind. "Pfarre Wieden" heißt es schließlich in unnachahmlich melodiös steigendem Timbre, wenn man die Nummer der Pfarrkanzlei wählt und Monsignore Wilfinger scheint - beinahe - Tag und Nacht vor seiner Kirche zu stehen und aufzupassen, dass die Schutzengel nicht an seiner Pfarrei vorüber fliegen. Wenn das nicht Pfarre ist, was dann?
Dr. Claudia. Girardi