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Paulaner Nachrichten:
September/Oktober 2011
Über das Gebet
stellt der Leiter des Referates Kirchenmusik in der Zeitschrift "Singende Kirche 58. Jahrgang 2011, Heft, MMag. Konstantin Reymaier, einige Überlegungen an, die ich auszugsweise wiedergeben möchte. Sie machen deutlich, dass unser Beten zuerst ein Antworten auf Gottes beständige Zuwendung ist.

< Grundsätzlich ist das Gebet nicht die Pflege unseres religiösen Wohlbefindens. Es ist vielmehr der Ort, an dem wir unsere Freundschaft mit Gott pflegen. Was für zwischenmenschliche Beziehungen gilt, trifft hier allemal zu:
Gott sucht uns als ganze Menschen, mit unserem gesamten Leben und eben allem, was uns bewegt. Ein Ausschnitt davon wäre zuwenig. Deshalb genügt Frömmigkeit allein nicht, denn sie ist ja zumeist nur ein Teil davon.

< Ein weiterer Aspekt ist zu nennen: Wie eine Liebe unter Menschen durch Höhen und Tiefen geht, so gehören auch zum Glauben erfüllte Zeiten und Strecken der Dürre. Davon darf man sich nicht schrecken lassen. Im Gegenteil: Phasen der Trockenheit sind oft ein gutes Zeichen, häufig sind es jene Perioden, in denen unser Verhältnis zu Gott innerlicher wird. Deshalb lohnt sich in diesen Phasen das Durchhalten besonders.

< Wer im Gebet weiterkommen will, braucht auf Grund des Gesagten vor allem die regelmäßige Übung. Pointiert könnte man sagen: nicht Frömmigkeit, sondern Sturheit ist dafür die Voraussetzung. Viele, für die Gebet zum tragenden Element ihres Lebens geworden ist, haben dies mitunter als große Mühe und Beschwer erfahren. Nicht von ungefähr haben die Mönche seit alters her vom Gebet als Offizium gesprochen. Wörtlich besagt dies nicht Tagzeitenliturgie, sondern Arbeit. Ich halte diese Bezeichnung für eine große Hilfe. Sie zeigt an, dass es für Christen zu unserer täglichen Arbeit gehört, zu beten: füreinander und für die Welt. Dadurch wird das Gebet dem eigenen subjektiven Gefühl enthoben - sowohl was die Praxis betrifft als auch die Qualität.
< Auslösendes Element und Grund des Betens ist nicht die persönliche Stimmung und der Maßstab ist nicht das eigene fromme Wohlbefinden. Was von jeder Arbeit gilt, trifft auch hier zu.

< Wer regelmäßig etwas tut, wird dies manchmal besser und manchmal schlechter tun. Entscheidend ist, dass es getan wird. Weiters wird alles, was kontinuierlich geübt wird, an Qualität gewinnen - auch das Gebet. Aus allem, aus jedem Gedanken lässt sich ein Gebet formen - auch das will geübt werden. Wer sich dem stellt, wird es nach und nach vermögen, sämtliche Gedanken und Gefühle in das eigene Beten einzubinden: Dank für das Gute, Bitte und Segen für das Schwere:

  Zweierlei ist den Ausführungen zu entnehmen: Betende werden ermutigt, nicht nachzulassen, noch nicht oder nicht mehr Betende angeregt, wieder damit zu beginnen,
meint Ihr Pfarrer Franz Wilfinger
Netzwerk Als Getaufte stehen wir unter dem Auftrag, das Licht Christi in die Welt zu bringen. Die Verantwortung für die Welt soll wichtiger sein, als die Sorge um das eigene Wohlergehen. Das sollte sich auch in unserem Beten widerspiegeln. Indem wir für andere Menschen beten - und indem andere Menschen für uns beten - entsteht eine Art Unterstützungsnetzwerk. Dessen Bedeutung ist nicht zu unterschätzen. Alle, die das Gebet ernst nehmen, werden durch Phasen der Dürre und Trockenheit gehen müssen. Man kann in dieser Hinsicht den Umgang mit Gott durchaus in Analogie zu zwischenmenschlichen Beziehungen sehen. Je inniger und tiefer eine Beziehung wird, desto wichtiger werden auch die mittragenden und unterstützenden Kräfte. Was Verwandte und Freunde für eine zwischenmenschliche Beziehung sind, ist die Gebetsgemeinschaft der Kirche für die Gottesbeziehung. An diesem Netzwerk mitzuarbeiten, sollte zur zentralen Aufgabe aller Christen gehören. Dazu aber bedarf es des fürbittenden Gebetes.
[Entnommen der Zeitschrift Singende Kirche 58.Jahrgang, Heft 2, S.62]
Das Rosenkranzgebet und die stille Anbetung des Allerheiligsten böten sich zum Knüpfen dieses Netzwerkes an.


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