LivLiv

Tja, ich kann mich nicht ewig davor drücken, euch einmal ein wenig über mich zu berichten.

Wo fange ich Am Besten an? Am Anfang vielleicht? ;o)

Also gezeugt wurde ich in Aschbach, Niederösterreich, hat man mir erzählt. Anschließend schleppte man mich als blinden Passagier nach Kreta, nur um mich 9 Monate später in Ottakring, Wien, in die Kälte der Welt hinaus zu pressen.

Angeblich war es ein typischer Tag im April 1977. Zuerst schneite und stürmte es und als ich, nach unendlich langen Wehen und dem Mittagessen, das wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen, das Neolicht der Klinik erblickte schien die Sonne. Na ja, wer's glaubt! ;o)

Zu meinem Entsetzen ließen mich meine Eltern auch noch taufen! *schüttel* Aber das tut ja nichts zur Sache!

Dann kam das übliche Leid eines Kindes. Lästige Kindergartentante die einem erklären wollten, dass man Plastilin nicht essen kann, entsetzte Mütter, wenn man sich im Zeichenunterricht mal wieder selbst verschönert hatte und lästige, jüngere Schwestern, die einen zwar beißen dürfen, man sich selbst nicht rächen darf, denn "das ist ja noch ein Baby und weiß nicht was es tut!" Ich bin bis heute der festen Überzeugung, dass dies eines der größten Urban Legends ist! Janine wusste sicherlich ganz genau, was sie tat. ;o)

Nun ja, ich habe mich dann auf meine Art revangiert und sie als lebende Puppe missbraucht. Sprich, sie an einem Bein durch die Wohnung geschleppt, in die Puppenwiege gerollt, sie mit Nagellack geschminkt, und so weiter und so fort.

Zu dieser Zeit zogen auch meine ersten echten Haustiere ein. Zuvor hatte ich mich auf Schnecken und Regenwürmer spezialisiert, die ich auf der Straße aufsammelte. Die Enttäuschung war jedes Mal groß, wenn eine Amsel meine ausgewilderte Handtaschenschlange gefressen hat! ;o) Max und Moritzen hießen meine beiden Griechischen Landschildkröten. Sie lebten mehr oder weniger frei in der sehr warmen Wohnung, damals wussten man kaum etwas über die Haltung dieser Reptilien, und ihr Lieblingsplatz war hinter dem Herd, da es dort besonders warm war. Leider verstarben die beide nach wenigen Jahren an Leukämie.

Nach 6 Jahren spielen und toben entschied ich mich zu einer beruflichen Veränderung und stürzte mich ins "Abenteuer Volksschule". Wenn ich vorher gewusst hätte, welche absurden Dinge ich da tun sollte, hätte ich es mir vielleicht doch noch einmal überlegt, doch als ich diese Erkenntnis endlich erlangt hatte, war es auch schon zu spät.

Allerdings waren die Ferien klasse. Jede freie Minute verbrachten wir in Niederösterreich bei meinen Großeltern und Verwandten. Da konnte man sich so richtig schön austoben, Bäche erkunden und die Tiere versorgen. Manches mal spielte ich meinen geplagten Großeltern auch den einen oder anderen Streich. Ich hatte wirklich ein Riesenglück, Großeltern auf dem Land zu haben und dort wurde meine Liebe zu den Tieren erst so richtig geweckt. Jeder Regenwurm wollte von mir errettet werden, jede Eidechse wollte von mir dressiert werden und jedes Huhn wollte von mir gejagt werden! *harhar*

Einen Tag nach meinem neunten Geburtstag verstarb mein Urgroßvater an Krebs. Tags zuvor hatte ich ihn noch im Spital besucht und sah ihn zum letzten Mal in meinem Leben. Das war meine erste direkte Begegnung mit dem Tod. Bis heute fehlen mir die Worte zu beschreiben, was ich damals fühlte. Ich kann mich noch so gut daran erinnern, wie wir jeden Sonntag gemeinsam zu Mittag gegessen hatten. Wir bekamen anschließend immer ein Fläschchen "Dreh-und-Drink" und er meinte jedes Mal ganz liebevoll, wir würden jetzt ein Trompetenkonzert für die Engel geben. Ich hatte nicht bemerkt, wie ernst er diesen Scherz meinte und seit seinem Tod ist es mir unmöglich ein "Dreh-und-Drink" an meine Lippen zu lassen.

Zu dieser Zeit entdeckte ich auch meine Liebe zu den Nagern und zwei Japanische Tanzmäuse hielten bei uns Einzug. Ich wusste damals weder, dass es sich bei diesen Tieren um eine derbe Qualzucht handelte, noch das sich Männchen und Weibchen so rasend schnell vermehren können. So wurden binnen weniger Monate aus zwei Mäuse plötzlich 28.

Nach 4 Jahren Volksschulzeit stand ich vor der Entscheidung eine Wahl zwischen dem Gymnasium und der Hauptschule zu treffen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und so entschied ich mich für die nächsten 8 Jahre das Gymnasium zu besuchen. Wer konnte denn schon wissen, dass es etwas, eh nur ein klitzekleines bisschen, Länger dauern könnte! ;o)

Ich erinnere mich noch sehr gut an die ersten Wochen in der neuen Schule. Ich kam mir so unendlich erwachsen vor, dabei war ich vielleicht gerade mal `nen Meter 20 hoch! Mein Englischlehrer sprach die ersten zwei Wochen ausschließlich englisch und hätte er sich eines Morgens nicht versprochen und uns auf deutsch begrüßt, wüsste ich wohl bis heute nicht, dass er auch eine andere Sprache beherrscht.

Ich wollte schon immer einen Hund und kurz vor meinem elften Geburtstag war es so weit. Meine Eltern hatten ein Grundstück gepachtet und der Bauherr auf dem Nachbargrundstück hatte eine Kurzhaardackelhündin, die jedes Jahr einige Welpen gebar. Eines Abends im Februar, es war kurz vor zehn und ich hätte schon längst im Bett sein sollen, klingelte das Telefon. Meine Mutter hob ab und besagter Bauherr war am anderen Ende. Mutti versuchte ihn, so unauffällig wie nur möglich abzuwimmeln, doch ich witterte sofort die Lunte und rutschte auf Knien vor meinen Eltern. Meinen Vater konnte ich schnell bezirzen und so wurde meinem Drängen nachgegeben. Man vereinbarte, dass der "Kurzhaardackelwelpe" am nächsten Tag Schlag 6 Uhr morgens bei uns Einzug halten würde. Ich konnte vor Aufregung kaum noch schlafen.

Am nächsten morgen läutete es schon kurz vor halb sechs an der Türe. Schlaftrunken wankte ich mit meinem Vater nach unten und nahm die Schachtel mit meinem Traumhund in Empfang. Seltsamer Weise verzog sich der Überbringer überraschend schnell. Ich maß dieser Begebenheit keine Bedeutung zu und huschte im Pyjama schnell wieder nach oben. Im Vorzimmer öffneten wir vor den gespannten Gesichtern meiner Mutter und meiner Schwester die Schachtel und heraus sprang ein pelziges Etwas, dem die Autofahrt ganz offensichtlich nicht bekommen hat. Er hatte sich wohl die ganze Zeit das Essen noch mal durch den Kopf gehen lassen. Es wackelte auf mich zu und leckte mich einmal von oben bis unten ab. Nun ja, es hieß "Tupfi" und hatte wenig mit einem Kurzhaardackel gemeinsam. Meine Mutter war entsetzt, sollte dieses verschmutze und verflohte Etwas tatsächlich die nächsten Jahre mit uns verbringen? Aber wer kann bettelnden Kindern schon wiederstehen?

Da wir vollkommen unvorbereitet auf die Ankunft des Hundes war, legte ich ihm kurzerhand einen Gürtel um den Hals und ging das erste Mal in meinem Leben mit meinem eigenen Hund spazieren. Ich hätte nicht gedacht, dass sich dies so schwierig gestalten könnte. "Tupfi" kam aus dem Burgenland. Die Wiener machen ja ganz gerne ihre Scherze auf Kosten der Burgenländer, doch wer hätte gedacht, dass sich all diese Vorwürfe bei diesem Hund bestätigen würden? Er kannte weder Aufzüge, noch Autos, noch andere Hunde und es kam wie es kommen musste. Tupfi zog seinen Kopf aus der Schlinge und lief, so schnell ihn seine kurzen Dackelbeine tragen konnten. Nach fünf Metern hatte ich ihn wieder eingeholt und trug ihn nach Hause.
Während ich den ganzen Vormittag nervös auf meinem Stuhl in der Schule herum rutschte, besorgte meine Mutter alles Notwendige und führte Tupfi das erste Mal in seinem Leben einem Tierarzt vor. Dieser besah sich kurz Tupfis große Pfoten und meinte: "Na ja, sie die Höhe eines Collies könnte er schon erreichen!" Ich würde alles zahlen, um das Gesicht meiner Mutter zu sehen, als sie die Frohbodschaft erfuhr! Aus der Traum vom kleinen Kurzhaardackel? Eines war sofort klar, der Name musste dringendst geändert werden. Wie würden die Leute schauen, wenn man Tupfi ruft und ein Kalb biegt um die Ecke. Da der ehemalige Kurzhaardackel aussah wie ein Mix aus allen Hunderassen, wurde er in "Cocktail" umgetauft.

Cocktail wurde zu meinem Puppenersatz und musste sich ab nun wickeln und ankleiden lassen. Am liebsten saß er auf der Fensterbank und blickte auf die Straße.

Ach ja, Cocktail erreicht nicht die Größe eines Collies. Er hatte eher die Höhe eines Corgies, den Kopf eines Schäfers, die Brust eines Collies und die Länge eines Dackels. Er sah wirklich zusammengebastelt aus.
Leider litt er von Anfang an, an den typischen Schäfer- und Dackelkrankheiten, hatte den Grünen Star und einen Herzklappenfehler und bekam auch noch die Dackellähmung.

Viel zu früh, mit acht Jahren, fiel er in den Swimmingpool meines Onkels. Er hatte Zeitlebens das Wasser gehasst und es wurde ihm zum Verhängnis. Er verstarb an einem Herzinfarkt.

Aber um auch mal auf die Ratten zu kommen. Ich war gerade 13 geworden, als sich im Garten, hinter dem Komposter, etwas Graubraunweißes herumtrieb. Neugierig, wie ich nun mal bin, musste ich sofort nachsehen und blickte in die schönsten Knopfaugen die ich jemals gesehen hatte. Leider lies sich der Besitzer nicht mit bloßen Händen fangen, also holte ich eine getrocknete Semmel und ein Fischernetz und begab mich auf Großwildjagd. Der Köder wurde ausgelegt und ich legte mich auf die Lauer. Er stürzte sich total ausgehungert auf den angebotenen Weizenbrocken und es war ein Kinderspiel in zu fangen. Anschließend wurde er einmal ausgiebig gebadet und alle Zecken, 47 an der Zahl, daran erinnere ich mich noch sehr gut, entfernt. Ben, so nannte ich den Süßen, entpuppte sich als bildhübscher Husky-Bub und die kommenden 4 Jahre verbrachten wir in trauter Zweisamkeit.

Als Ben im hohen Alter verstarb zogen zwei neue Damen ein. Ich nannte sie Zwutschki und Zwetschki, meine Spitznamen als Dreikäsehoch. So kam es, dass ich bis zum heutigen Tage mein Brot mit Ratten teile.

Als ich nach neun endlosen Jahren endlich die Schule hinter mich gebracht hatte, wechselte ich vom Schüler zum Lehrer und studierte Sonderschulpädagogik an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien.

All die Zeit begleiteten mich meine Ratten durch dick und dünn. Bevor ich etwas zu Essen bekam, wurde ihr Gabentisch reichlich gedeckt und ich selbst begnügte mich mit Nudeln oder Gurken. Das was sie mir quasi übrig ließen.

Nach drei Jahren hatte ich die harten Zeiten bei Wasser und Brot überstanden und hielt mein Lehramtszeugnis in Händen.

Seit dieser Zeit bin ich als Sonderschullehrerin in Wien tätig und versuche lauter kleine, rattenfreundliche Gruftis groß zu ziehen!! ;o)

Seit etwa zwei Jahren habe ich mein Herz an die armen, heimatlosen Ratten verloren und arbeite aktiv in der Vermittlung von Notfallratten. Ich betätige mich zwar größtenteils im Großraum Wien, vermittle Ratten allerdings in alle Regionen Österreichs und die umliegenden Nachbarstaaten, wenn Not am Mann ist. So konnte ich vielen Ratten zu neuen menschlichen Mitbewohnern verhelfen und habe alleine im Jahr 2001 über 500 Pelznasen vermittelt. An dieser Stelle noch einmal vielen lieben Dank an alle Abnehmer und Menschen, die mich seelisch und tatkräftig dabei unterstützen.

Liebe Grüße
Liv