Morla

MorlaGeboren ~ November 2001
Cinnamon Agouti-Hooded (Wildfarben Haubenratte mit einem Touch Zimt)
lebt seit 27. April 2002 bei uns

Morla ist eine von sieben erwachsenen Ratten aus der Grazer Arche Noah, die bei uns ein dauerhaftes Zuhause gefunden haben.

Erklärend möchte ich vorneweg sagen, dass ich hier nur Informationen weitergebe, die ich selbst nur von den betreuenden Menschen gehört habe, bzw. mir selbst vor Ort ein Bild machen konnte. Am 18. April 2002 erfuhr ich das erste Mal von einem „Notfall“ mit etwa 100 Ratten. Man sagte mir, dass die Ratten alle in einem Park ausgesetzt wurden und von den Mitarbeitern der Arche Noah Graz in Lebendfallen eingefangen worden wären. Nach einigen Tagen stellte sich heraus, dass weit mehr als 300 Ratten in viel zu kleinen, verdreckten Käfigen bei Wasser, Brot, ein wenig Heu und hin und wieder einem Apfel hausten. Die Ratten waren kaum nach Geschlechtern getrennt und so gab es immer wieder Würfe, die allerdings meistens vom überforderten Tierheimpersonal mit Äther eingeschläfert wurden.

Wir hatten zum damaligen Zeitpunkt eigentlich einen Aufnahmestopp ausgerufen, da Pascal sehr unter seiner Allergie zu leiden begann, doch das Schicksal der Ratten bewegte mein Herz so sehr, dass ich meinen Schatz anflehte, der einen oder anderen Ratte doch ein dauerhaftes Zuhause geben zu dürfen. Nach einigem Bitten und Betteln hatte ich die Zusage für eine Ratte. Doch auch das Schicksal der achtlos produzierten und dann getöteten Welpen ging mir nicht aus dem Kopf. Ich musste noch weitere zwei Stunden meinen Dackelblick aufsetzen, bis ich das OK für eine Mami mit Babys hatte.

Nun machte ich mich daran, eine Transportmöglichkeit zu organisieren und möglichst viele Abnehmer für die unzähligen Ratten in Wien und Umgebung zu finden. Da die Versprechungen anderer; mir bei der Suche nach einem Auto zu helfen; immer wieder im Sand verliefen, benützte ich eine kleine Notlüge um mir das Auto meiner Mutter zu borgen. Zum Glück war auf einige Wiener Rattenfreunde mehr Verlass und ich schaffte es tatsächlich innerhalb weniger Tage fixe Plätze für 48 Ratten zu finden.

Am 27. April 2002 brachen wir sehr früh auf um nach Graz zu düsen und die Tiere in Empfang zu nehmen. Auf dem Parkplatz der Arche Noah Graz wurde ich von der Vermittlerin erwartete und sie „beichtete“ mir, dass die Sache mit dem Park und dem Einfangen nicht der Wahrheit entsprach. Ich war zwar schon misstrauisch geworden, denn man fängt nicht so einfach mal eben 300 Ratten ein, außerdem waren die Tiere ja angeblich nicht verwurmt, was ihnen wohl in der freien Natur unweigerlich passiert wäre, aber ich hatte bis dato keinen Grund ihr zu misstrauen. Sie selbst hatte bereits fünf Tage zuvor die Wahrheit über die Herkunft der Tiere erfahren, wusste allerdings nicht, wie sie es am Besten berichtigen konnte.

Jetzt stand ich vor dem Dilemma. Immerhin war ich gerade über 200 Kilometer gefahren, vom Retourweg mal gar keine Rede, und hatte eine lange Liste von Interessenten in der Tasche, die schon sehnsüchtig auf ihre neuen Mitbewohner warteten. Ich entschied mich zum Wohl der Tiere sie trotzdem mit zu nehmen.

In Windeseile wurden die Ratten immer wieder umgesetzt, um jedem Wunsch gerecht zu werden. Erst nach etwa 2 Stunden hatte ich selbst Zeit, um nach „unserer“ Ratte Ausschau zu halten. Ein fataler „Fehler“, wie sich später herausstellen sollte.

Morla war genauso wenig geplant wie Fála. Wir hatten eigentlich schon mehr als genug Ratten für uns selbst eingepackt, von den anderen ganz zu schweigen, doch ich machte einen fatalen Fehler. Ich ging ein letztes Mal in den Rattenraum zurück um die Schutzverträge zu holen. Ich hatte auch den festen Vorsatz nur die Schutzverträge zu holen, aber ich konnte mich einfach nicht von den Blicken der flehenden Ratten losreißen. Besonders eine Dame, Chocolate-Hooded fixierte mich. Irgendwann kam dann mein Mann in Spe auf die Idee nach mir zu suchen, ich könnte ja eine Dummheit begehen und irgendwo in meiner Hosentasche eine Ratte versuchen zu verstecken. Auch er wurde sofort von ihr in ihren Bann gezogen und als ihn auch noch eine freche Agouti-Hooded mit ihrem schiefen Kopf ansah, war es auch um ihn geschehen. Diesem Blick hätte nicht einmal Arnold Schwarzenegger, Ehrenpräsident der Arche Noah, wiederstehen können. So wurde noch eine klitzekleine Transportbox aufgetrieben und die zwei verschwanden darin. Für was größeres hätten wir auch einfach keinen Platz mehr gehabt. Wir tauften die Kleine Morla. Zum Einen deshalb, weil unsere vier Arche Noah Jungs alle Namen aus der Unendlichen Geschichte von Michael Ende bekommen haben und zum anderen, weil sie irgendwie so nachdenklich uns Weise aussieht, wie die Schildkröte mit dem selben Namen. Sie hat ihre Schreckhaftigkeit zum größten Teil abgelegt, auch der Schiefkopf hat sich etwas gebessert und behindert sie nicht beim Klettern im Käfig. Dank ihrer Verfressenheit ist sie relativ schnell auf die Hand gekommen und mittlerweile lässt sie sich auch schon problemlos hochheben und tragen.

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