Herkules
An einem schönen
Tag im Juni 2000 rief mich eine Chatbekanntschaft an und erzählte
mir, dass er sich von seiner Freundin getrennt hatte und nun aus der
gemeinsamen Wohnung ausziehen musste. Von seinen ehemals 14 Ratten war
nur noch ein Opi am Leben, allerdings konnte er ihn nicht mehr halten,
da er zu seinen Eltern zurück zog und sie ihm die Ratten verboten.
So kam es, dass Herkules bei uns einzog. Leider lebte er wohl schon
zu lange alleine und kannte andere Ratten nicht mehr, so dass er zu
unserem dritten Einzelbock wurde. Er war sehr menschenbezogen und ein
richtiger Schmuser. Fressen zählte nebst kuscheln zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.
Wenn man an seinem Käfig vorbei ging, richtete er sich sofort auf
und wollte herausgenommen werden. Herkules war schon sehr verwunderlich
und hatte seinen Namen nicht zu unrecht. Er bekam mit der Zeit die typischen
Alterserscheinungen, gelähmte Hinterbeine, einen trüben Blick,
er erblindete sogar und nahm ab, aber er war immer noch der Schmusekönig
Nummer eins. Er schlabberte alles und jeden ab und zeigte vor nichts
und niemandem scheu. Als er im Jänner an Altersschwäche starb,
trauerten wir ihm lange nach. Sein Käfig war so leer und es schmerzte
an die Stelle zu sehen, wo er einst gestanden hatte. Exakt eine Woche
später fuhren wir ins Wiener Tierschutzhaus und drei neue Damen
zogen ein.
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