Rodentia oder Was nagt so spät durch Nacht und Wind?

Ratten gehören den Nagetieren (lat. Rodentia).
Zu der Ordnung Rodentia zählen viele unserer heutigen Heimtiere, wie zum Beispiel Mäuse, Chinchillas oder Hamster. Mit über 1700 lebenden Spezies in 34 Untergruppen und 350 Gattungen bilden Nager die größte Unterordnung der Säugetiere überhaupt. Die einzelnen Mitglieder dieser Familie sind allerdings ökologisch morphologisch unterschiedlich.
Die meisten Nagetiere leben am Land, allerdings verbringen manche die meiste Zeit ihres Lebens im Süßwasser. Nagetiere sind im Salzwasser nicht zu finden, genauso wenig können sie fliegen. Einige Vertreter dieser Gruppe haben sich dem Menschen sehr gut angepasst und leben in seiner Gefolgschaft versteckt im Untergrund. So haben sie die Welt versteckt auf Schiffen bereist und bevölkert.

Einleitung zur Ordnung Rodentia

Es ist selbst den Spezialisten nur noch bedingt möglich, die verschiedenen Verwandtschaftsgrade der einzelnen Nager aufzuzeigen, da sie sich in Jahrmillionen entwickelt und vom Ursprung entfernt haben. Durch die Besiedlung unterschiedlicher Lebensräume und ihrer Verbreitung hat sich dies noch erschwert.
Die meisten Nager sind sehr klein und viele haben eine ähnliche Lebensweise. Infolgedessen überschneiden sich ihr Körperbau, ihre Physiologie und ihr Verhalten, obwohl die Arten miteinander nur entfernt verwandt sind.

Moderne Nagetiere

Hier möchte ich kurz die drei bekanntesten Unterfamilien und ihre Vertreter, so wie deren Charakteristika vorstellen. Es wäre in diesem Rahmen einfach unmöglich, alle Untergruppen vorzustellen.

Sciuromorpha - Eichhörnchenartige

Familie Anomaluridae - Die Dornschwanzbilche leben in Zentralafrika. Ihren Namen verdanken sie der schuppigen Unterseite ihres buschigen Schwanzes. Es gibt 12 Unterarten in 4 Gattungen

Familie Aplodontidae - Diese Familie besteht aus einem einzelnen Tier, dem Gebirgsbiber. Er ist mit keiner anderen Unterart wirklich verwandt und stellt trotz allem wohl die ursprünglichste Form der Nagetiere dar. Der Kopf dieser Tiere sieht dem Biber sehr ähnlich, der Körper ist allerdings viel kleiner und der Schwanz ist schlank. Gebirgsbiber leben ausschließlich entlang des nordwestlichen Küstenbereichs Nordamerikas. Sie besiedeln den Bereich vom Meeresspiegelniveau bis zu den Gipfeln der Rocky Mountains.

Familie Castoridae - Es gibt zwei Arten von Bibern, den Nordamerikanischen und den Eurasischen Biber. Der Körper des Bibers ist für ein Nagetier enorm groß und sein paddelähnlicher, flacher Schwanz ist schuppig. Seine Hinterfüße haben Schwimmhäute, zudem haben sich Biber physiologisch sehr gut an ihren nassen Lebensraum angepasst. Auch seine Ohren und Nasenlöcher, die er wie mit Ventilen verschließen kann, deuten auf diese Anpassung hin.

Familie Ctenodactylidae - Die Gundis, auch Kammfinger genannt, sind in Nordafrika verbreitet. Sie bevorzugen, felsige, karge Randwüstengebiete und trockene Regionen. Es gibt 8 Unterarten in 4 Gattungen.

Familie Pedetidae - Es gibt zwei Arten von Springhasen, welche in den Randgebieten der Sahara zu Hause sind. Sie haben große Füße und kräftige Beine. Ihr Schwanz ist buschig.

Familie Sciuridae - Dies ist eine der größten Familien der Rodentia. Sie wird in mehr als 260 Spezies in 50 Gattungen unterteilt. Zu dieser Familie zählt das Eichhörnchen genauso, wie das Streifenhörnchen und das Murmeltier. Sie sind weltweit vertreten.

Myomorpha - Mausartige und Ratteartige (sie machen ungefähr zweidrittel der Nagetiergattung aus)

Familie Cricetidae - Hier sind Hamster, Wüstenrennmäuse, Wühlmäuse, Lemminge, sowie "Ratten" und "Mäuse" der Neuen Welt (Amerika und Australien) beheimatet. Manche bevorzugen Süßwasser als Lebensraum (Bisamratte), die meisten allerdings leben am trockenen Land. Viele von ihnen leben unterirdisch. In dieser Familie gibt es ungefähr 570 Spezies, die sich mittlerweile auf der ganzen Welt etabliert haben.

Familie Dipodidae - Die Vertreter dieser Familie leben in Afrika und Asien. Ihr Körperbau ist dem einer Kängururatte (Fam. Heteromyidae) sehr ähnlich. Auch ihr Verhalten und ihre Ökologie ist dieser sehr ähnlich.

Familie Geomyidae - Die Taschen- oder Beutelratte (Erdeichhörnchen) besiedeln den Westen Nordamerikas, sind aber auch in Teilen Mittelamerikas und Kolumbiens vertreten. Sie haben sich auf eine unterirdische Lebensweise spezialisiert. Zudem haben sie Backentaschen entwickelt, um ihre Nahrungsmittel besser und effektiver transportieren zu können. Diese Taschen haben ihnen auch zu ihrem Namen verholfen.

Familie Gliridae - Die Haselmaus unterteilt sich in 23 Spezies, welche Europa und Westasien besiedeln. Haselmäuse ähneln Eichhörnchen, auch sie haben einen buschigen Schwanz, große Augen und ähnliche Gewohnheiten. Sie können allerdings nicht mit den Stachelmäusen (Familie Platacathomyidae) verglichen werden.

Familie Heteromyidae - Unter anderem findet man in dieser Familie Kängururatten, Kängurumäuse und Taschenmäuse. Es gibt etwa 75 Spezies in 5 Gattungen. Diese Nager leben entlang der Westküste Nord- und Südamerikas, vorzugsweise in Trockengebieten. Wie der Name schon andeutet bewegen sich Kängururatten und -mäuse springend fort. Sie haben vergrößerte, starke Beine und einen langen Schwanz. Sie sind Körnerfresser und ziehen in den meisten Fällen das benötigte Wasser aus ihrer Nahrung. So sind sie nicht auf Wasserstellen, die Gefahren bergen können, angewiesen.

Familie Muridae - Hier haben wir endlich die Ratten und Mäuse, die wir auch als Haustiere beherbergen. Es gibt mehr als 450 verschiedene Spezies und seit der Kolonialisierung haben sie sich auf dem gesamten Globus etabliert.

Familie Platacanthomyidae - Die Stachelmäuse leben in Südindien und Südchina. Es gibt zwei Spezies und zwei Gattungen. Beide sind sehr klein und Baumbewohner.

Familie Rhizomyidae - Hier findet man die Bambusratten. Es gibt 18 Spezies. Diese grabenden Nagetiere leben in Afrika und Eurasien.

Familie Seleviniidae - Die einzelnen Spezies dieser Familie wurden erst in jüngster Zeit entdeckt und erforscht. Die Vertreter dieser Untergruppe leben in den Wüsten Kasachstans wo sie nach Insekten graben. Sie kommen in der feuchten Jahreszeit an die Oberfläche, um sich zu paaren und gehen dann wieder ihre eigenen Wege.

Familie Spalacidae - Es gibt drei unterschiedliche, grabende Mulls. Sie leben in Osteuropa und im angrenzenden Asien. Diese Tiere sind blind und sie haben keinen Schwanz. Ihre Ohren haben sich zum größten Teil zurückentwickelt. Sie graben ihre Höhlen mit ihren großen Schneidezähnen und ernähren sich hauptsächlich von Insekten, die ihren Weg kreuzen.

Familie Zapodidae - Hier findet man die Springmäuse und Birkenmäuse beheimatet. Sie leben in der nördlichen Hemisphäre und es gibt 11 verschiedene Spezies.

Caviomorpha

Familie Abrocomidae - Chinchillaratten ähneln in ihrem Aussehen den bekannten Ratten, allerdings ist ihre Lebensweise mit der eines Chinchillas zu vergleichen. Sie leben in den Gebirgen Zentralasiens.

Familie Bathyerigidae - Hier werden die afrikanischen Mulls klassifiziert. Es gibt 22 Spezies, die dieser Familie angehören. Diese Tiere leben ebenfalls unterirdisch und ihre Augen reagieren verstärkt auf Luftzug als auf optische Reize. Ihr Schwanz und ihre Glieder sind verkürzt, dafür haben sie aber außerordentlich große Füße.

Familie Capromyidae - Es gibt 11 stark gefährdete Spezies, welche ausschließlich in Westindien gefunden wurden.

Familie Cavidae - Und hier haben wir das beliebte Meerschweinchen, welches gerne als Heimtier gehalten wird. Es gibt 12 verschiedene Spezies, welche einen untersetzen, kaninchenähnlichen Körperbau haben. Sie kommen ursprünglich aus Südamerika.

Familie Chinchillidae - Es gibt sechs unterschiedliche Spezies von Chinchillas. Sie leben in dem südlichen Hochland Südamerikas. Ihr feiner, dichter Pelz hat sie zu einem wertvollem Pelztier gemacht und noch heute gibt es leider große Pelztierfarmen, in denen Chinchillas unter unwürdigen Bedingungen gehalten werden.

Familie Ctenomyidae - Diese unterirdisch lebende Spezies findet man im südlichen Südamerika und man kann sie mit den Taschenratten Nordamerikas vergleichen. Es gibt 26 beschriebene Spezies.

Familie Dasyproctidae - Die Agoutis und Pacas aus Nord- und Zentralsüdamerika umfassen 11 Spezies. Diese Tiere haben lange, gerade Beine und sie bewegen sich aufrecht. Im Vergleich zu den anderen Nagern, die eher eine geduckte Körperhaltung haben.

Familie Dinomyidae - Diese seltenen Nager der Westanden können bis zu 15 Kilo schwer werden.

Familie Echimyidae - Die 43 Spezies dieser Stachelratten leben in den tropischen Regionen Mittelamerikas. Diese Familie ist weit verbreitet.

Familie Erethizontidae - Es gibt 8 verschieden Spezies dieser Stachelschweine. Sie haben sich über die westliche Hemisphäre Amerikas verbreitet. Die meisten Vertreter dieser Familie wohnen in bewaldeten Gebieten und ihre Verbreitung hängt eng, mit dem Baumbestand zusammen.

Familie Heptaxodontidae

Familie Hydrochoeridae - Die Wasserschweine des nördlichen Südamerikas verbringen viel Zeit im Wasser. Sie können die Größe eines Schweins erreichen und zwischen ihren Zehen haben sie Schwimmhäute. Ihr Körper und ihr Kopf sind sehr kräftig. Sie leben vegetarisch und trotz ihrer Größe sind sie schüchtern und friedliebend.

Familie Hystricidae - Diese Stachelschweine leben in der "Alten Welt". Es gibt 15 verschiedene Spezies die sich über Afrika, dem südlichen Eurasien, China und einige Inseln Indonesiens verbreiten.

Familie Myocastoridae - Der Nutria, fälschlicher Weise Bisamratten genannt, kommen ursprünglich aus dem südlichen Südamerika. Sie wurden wegen ihres Felles in die Vereinigten Staaten und Eurasien eingeführt und sind nun auch hier heimisch geworden. Nutrias leben vorwiegend im Wasser, sind aber Vegetarier.

Familie Octodontidae - Diese Nager leben in Zentralsüdamerika. Es gibt 8 verschiedenen Spezies.

Familie Petromyidae - Klippschliefer leben in den südwestlichen Gebirgsbereichen Afrikas. Sie sind eine der wenigen Nager, die tagaktiv sind.

Familie Thryonomyidae - Es gibt 6 verschiedene Rohrratten. Sie leben in Südafrika und bevorzugen feuchte Lebensräume. Ihr Körperbau ähnelt dem einer Bisamratte.