Irgendwo
in den U.S.A. kam es 1993 zu einem folgenschweren
Zusammentreffen zwischen dem vielleicht besten Rockproduzenten
und dem vielleicht besten Country Sänger. Rick
Rubin, der unter anderem Slayer's "Reign
In Blood" und Masters Of Reality's erstes Album
produziert und jetzt die Red Hot Chili Peppers unter
Vertrag hat, traf Johnny Cash, um ihn bei
seinem Label "American Recordings" unter
Vertrag zu nehmen. Damals hatte Cash so
ziemlich die Nase voll vom Musikbusiness. Rubin
versprach ihm, er könne machen, was er schon
immer machen wollte, bisher aber aus welchen Gründen
auch immer, nicht machen konnte. Das Ergebnis ist
das 1994 veröffentlichte Album "American
Recordings", ein Meilenstein in diesem Genre.
Darauf ist im wesentlichen nur die Stimme Cash's
und seine Gitarre zu hören - Cash
so direkt wie nur möglich. Die Zusammenarbeit
funktionierte und es entstanden weitere Alben. Besonders
hervorzuheben ist dabei "American III - Solitary
Man" aus dem Jahr 2000. Cash öffnet
sich mehr und mehr jüngerem Publikum, indem
er Cover Songs einspielt von Soundgarden,
U2, Nick Cave und anderen...
Auch sein neuestes Werk, "The Man Comes Around",
folgt dem selben Strickmuster. Es scheint, als habe
Cash sein musikalisches Ideal gefunden.
Er ist längst an einem Stadium angelangt, in
welchem er wohl keine wirklich schlechten Platten
mehr machen kann. Hauptsächlich war er als
Country Sänger von amerikanischer Kleinstadt
zu amerikanischer Kleinstadt unterwegs. 40 Jahre
"on the road"... Man kann nur erahnen
was das bedeutet. Eine schwere Tablettensucht, die
ihn beinahe umgebracht hätte, ist er mit viel
Mühe los geworden. Der mittlerweile 70 Jahre
alte Cash überstand eine ebenso schwere
Herzoperation vor ein paar Jahren. All diese Lebenserfahrungen
hört man in seiner Stimme, die ausdrucksstärker
kaum sein könnte. "The Man Comes Around"
hat wieder sehr gute eigene Songs, wie der "schnelle",
gleichnamige Opener, sowie einige Covers zu bieten.
Diesmal "ehrt" er die Nine Inch Nails
mit dem Song "Hurt" und die Beatles mit
"In My Life". Mit Nick Cave im
Duett singt er "I’m So Lonesome I Could
Cry". Dieser Track und auch "We'll meet
again" strapazieren die Nerven eines "Rockhörers"
besonders stark. Auch Simon & Garfunkel werden
mit "Bridge Over Troubled Water" gecovert.
Wie auch immer. Eines der vier "American Recordings"
Alben MUSS jeder in seiner Plattensammlung haben.
Es ist reine Geschmackssache, welcher man den Vorzug
gibt.
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