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81–83: DIE LETZTE KAISERIN
In den Jahren 81 bis 83 trat Kreisky ab, die Grünen formierten sich und
„Kaiserin“ Zita durfte Österreich besuchen.
1981
TV. 1981 verstellten sich die Leute ihre Fenster und Balkone noch nicht mit
Satelittenschüsseln. Erst 82 wurde mit einem Versuchsprogramm, 84 dann
mit 3sat begonnen.
DONAUINSEL/FKK. 1972 war mit den Aushubarbeiten für die Neue Donau begonnen
worden. Nebeneffekt des Hochwasserschutzes: Die 81 eröffnete und 88 fertiggestellte
Donauinsel. – 1981 wurde ein Tel des Gänsehäufels zur FKK-Zone
gemacht (- davor war „offizielles“ Nacktbaden in Wien nur bei die
Dechantlacke in der Lobau möglich).
MUSICAL. Mit Andrew Lloyd Webbers „Evita“ und „Jesus Christ
Superstar“ begann 1981 eine neue Musical-Epoche. Davor hatte sich „Opernführer“
Marcel Prawy ab 52 für diese Kunstform eingesetzt – und sah sich
mit Widerständen von seiten der heimischen Presse und der Bevölkerung
konfrontiert (man befürchtete das Ende der Wiener Operettentradition).
Cole Porters „Kiss me, Kate“ wurde 56 dennoch ein großer Efolg,
gefolgt von Leonard Bernsteins „West Side Story“. Ab 65 brachte
Rolf Kutschera im Theater an der Wien etwa „Der Mann von La Mancha“
und „Anatevka“ als Eigenproduktionen heraus - und Peter Weck ab
83 „Cats“ und „Phantom der Oper“ in „Originalqualität“.
SOLIDARNOSC. Nachdem Staatschef Jaruzelsky in Polen das Kriegsrecht verhängt,
die regimekritische Arbeitergewerkschaft „Solidarnosc“ verboten
und deren Vorsitzenden Lech Walesa unter Hausarrest gestellt hatte, begann ein
„Wirtschaftsflüchtlingsstrom“, gegen den man sich mit einer
Visumpflicht für polnische Staatsbürger zur Wehr setzte.
TERROR. Wiens Stadtrat Heinz Nittel fiel 1981 einem Pistolen-Attentat zum Opfer.
Wenige Tage später tauchte in Damaskus ein Flugblatt auf, in dem sich die
palästinensische Befreiungs-Bewegung “Al Asifah“ zu dem Mord
bekannte. (Nittel war Präsident der “Österreichisch-Israelischen
Gesellschaft“.) Kurze Zeit später richteten drei Araber in der Wiener
Synagoge ein Blutbad an. Dabei starben zwei Menschen und 20 wurden schwer verletzt.
AUTONOME. Kurz nach Österreichs erster Hausbesetzung in Innsbruck drangen
27 junge Frauen und Männer in ein Abbruchhaus in der Wiener Windmühlgasse
ein, begannen mit Renovierungsarbeiten und wurden bald von der Polizei festgenommen.
VOLKSBEGEHREN. Gegen das von Bruno Kreisky initiierte Konferenzzentrum sprachen
sich in einer Volksbefragung 90%, im folgenden Volksbegehren 1,36 Mio. Menschen
aus. Nach mehrwöchigem Baustopp ließ der Kanzler trotzdem weiterbauen.
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1982
DIE GRÜNEN. Im Zuge der stärkeren Betonung von Umweltthemen und dem
Entstehen der Ökologiebewegung in den 70ern wurden 1982 die „Alternative
Liste Österreichs“ (ALO) und die „Vereinten Grünen Österreichs“
(VGÖ) gegründet. Beide Parteien schafften bei der Nationalratswahl
1983 den Einzug ins Parlament nicht. 1986 wurde in einem Grundsatzvertrag die
Gründung einer neuen Partei für die vereinte Kandidatur und Zusammenarbeit,
„Die Grüne Alternative/Liste Freda Meissner-Blau (Grüne)“,
beschlossen, die erstmals den Einzug in den Nationalrat schaffte und sich 1993
in „Die Grünen – Die Grüne Alternative (Grüne)“
umbenannte.
MONARCHIE. Im 1919 beschlossenen "Habsburger-Gesetz" war die Landesverweisung
für alle Habsburger ausgesprochen worden. Im Mai 82 gestattete die österreichische
Bundesregierung der 90jährigen Zita von Bourbon-Parma auch ohne Verzichtserklärung
auf ihre Ansprüche als „Kaiserin“ die Rückkehr nach Österreich.
Wenige Tage später überschritt sie – vorbei an salutierenden
(!) Zöllnern – die österreichische Grenze bei Feldkirch. (1989
wurde sie nach einem riesigen Trauerzug durch Wien in der Kapuzinergruft beigesetzt
und noch 2004 begrüßte Museumsdirektor Wilfried Seipel Otto Habsburg
2004 feierlich als „Seine kaiserliche Hoheit“.)
VERKEHR/ORF. Die Außenringautobahn wurde dem Verkehr übergeben. Die
U4 wurde von Hietzing bis nach Hütteldorf und die U1 vom Praterstern bis
nach Kagran verlängert (- und die Tickets um 20% teurer).– Der ORF
erhöhte ebenfalls die Gebühren und begann mit der Ausstrahlung von
Portisch/Riffs „Österreich II“.
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1983
RÜCKTRITT. Nachdem die SPÖ bei der Nationalratswahl fünf Mandate
und damit die Absolute verloren hatte, machte Kreisky seine Drohung vor der
Wahl wahr und trat zurück. – Kreiskys pointierte Sprechweise, die
sowohl der Hilfsarbeiter als auch der Universitätsprofessor verstanden,
machten neben seinem geschickten Umgang mit den Medien einen nicht unerheblichen
Teil seiner Faszination aus. Wenn er mit sonorer Stimme „Ich bin der Meinung“
sagte, wusste man, dass man aufzupassen hatte. Sein berühmter Sager von
den Milliardenschulden, die ihm weniger Kopfzerbrechen bereiten würden
als ein paar tausend Arbeitslose, wird ebenso in Erinnerung bleiben wie der
angesichts der Energiekrise der frühen Siebzigerjahre geäußerte
Ratschlag, sich eben nass zu rasieren. Ob er nun einem Journalisten im Foyer
nach dem dienstäglichen Ministerrat empfahl „Lernen's Geschichte,
Herr Redakteur“ oder anlässlich des Kärntner Ortstafelsturms
auf die Empfehlung der Polizei, den Versammlungsort durch eine Hintertür
zu verlassen, meinte: „Ein Bundeskanzler dieser Republik geht nicht durch
die Hintertür“. (Aus der Wiener Zeitung) - Der neue Kanzler Fred
Sinowatz koalierte mit der FPÖ unter Norbert Steger. (Als dieser 86 von
Jörg Haider gestürzt wurde, kündigte der abermals neue Kanzler
Franz Vranitzky die Koalition, rief Neuwahlen aus und regierte danach mit der
ÖVP.)
NEONAZIS. In Wien begann ein Prozess gegen neun Neonazis wegen zahlreicher Bombenanschläge
und Wiederbetätigung. (Sie wurden 84 zu Haftstrafen von drei Monaten bedingt
bis zu fünf Jahren unbedingt verurteilt.)
PAPST. Noch ein hoher Besuch stand in diesen Jahren ins Haus. Der weltreisende
Papst Johannes Paul II. lockte bei der ersten seiner drei Wien-Visiten insgesamt
etwa 600.000 Menschen an, 350.000 davon beim Festgottesdienst im Wiener Donaupark
und 25.000 polnische Landsleute am Karlsplatz.
AIDS. 1983 starben in Österreich erstmals Menschen an Aids. (Bis zum 1.
Juli 2005 erkrankten 2.418 an der Seuche, 1.394 starben; derzeit gibt es 1.024
AIDS-Patienten, davon sind 18,5% Heterosexuell und knapp 80% Männer. Infiziert
sind etwa 12 bis 15.000.)
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Quellen:
Kleindel Österreich, Ueberreuter, Wien, 1995
Kunst & Kultur in Österreich: Das 20. Jahrhundert, Verlag Christian
Brandstätter, 1999
Wikipedia – http://de.wikipedia.org, 2001 ff.
Wiener Zeitung (Rainer Mayerhofer)
Aids Hilfe Wien
© Augustin 2005
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