Joseph Nicéphore Niepce

(Die ersten Photos)

 

Es gelang als erstes dem Franzosen Joseph Nicéphore Niepce ein Abbild der Natur auf einer lichtempfindlichen Platte in der Camera Obscura herzustellen. Niepce hatte zuerst Versuche mit Papier, welches mit Silberchlorid lichtempfindlich gemacht wurde, unternommen. 1816 gelang es ihm, auf Chlorsilberpapier Bilder in der Camera Obscura herzustellen, die allerdings nicht lichtbeständig waren. So benutze er schließlich Asphalt als lichtempfindliche Schicht. Der Asphalt wurde in Petroleum aufgelöst. Diese Lösung wurde auf einer Glas, Stein, Silber, Zinn oder Kupferplatte dünn aufgetragen. Der belichtete Asphalt wurde hart, während der unbelichtete sich mit einem Lösungsmittel entfernen lies; auf diese Weise entstand ein Bild, welches als Vorlage genutzt wurde: die vom Asphalt befreiten Stellen wurden geätzt oder graviert. 1824 gelang es Niepce mit diesem Verfahren von der Aussicht seines Arbeitszimmers ein Bild in der Camera Obscura anzufertigen. Eines dieser Bilder ist erhalten geblieben und stammt aus dem Jahr 1826 oder 1827.

Niepce nannte seine belichteten Platten selber Heliographien (helios = griech. Sonne, graphien = griech. zeichnen). Dieses Verfahren war für normale Fotografien ungegeeignet, da die Belichtungszeit bis zu acht Stunden betrug. Niepces heliographischer Prozeß wurde später in einer abgewandelten Form zur Herstellung von Druckplatten verwendet - Niepces ursprüngliches Ziel

Louis-Jacques-Mandé Daguerre

(Das erste praktische Verfahren)

 

Louis-Jacques-Mandé Daguerre war ein erfolgreicher Theatermaler, wobei die Besonderheit seiner gemalten Bühnenbilder darin bestand, daß bei durchfallendem Licht beispielsweise eine Landschaft bei Nacht, und bei auffallendem Licht dieselbe Landschaft bei Tag zu sehen war. Er erfuhr von den Arbeiten Niepces und war sehr daran interressiert. Er bot Niepce eine Partnerschaft an. Nach langem Zögern ging Niepce darauf ein und beide schlossen einen zehnjährigen Partnerschaftsvertrag ab. In diesem Vertrag war eine Klausel enthalten, daß Niepces Sohn im Falle Niepces Todes als weiterer Partner bestehen bleibt. Am 5. Juli 1833 starb Niepce, ohne daß seine Erfindung größere Fortschritte gemacht hatte und sein Sohn Isidore trat nun an Niepces Stelle. Daguerre suchte fieberhaft nach Möglichkeiten, die Belichtungszeit zu verkürzen, denn schließlich benötigten die ersten Bilder von Niepce ca. acht Stunden. Damit war es also nicht möglich, Menschen oder sich bewegende Dinge zu fotografieren. Daguerre benutzte Silberplatten bzw. versilberte Kupferplatten, die er durch Joddämpfe lichtempfindlich gemacht hatte. Wie so häufig im Bereich der Naturwissenschaften entdeckte Daguerre zufällig, daß durch Belichtung einer Jodsilberplatte ein latentes (nicht sichtbares) Bild entsteht. Dieses konnte mit Quecksilberdampf entwickelt und damit also sichtbar gemacht werden. Während einer Aufnahme wurde das Wetter schlecht und trüb. Daguerre stellte die nur kurz belichtete Platte in einen Schrank, in dem sich auch mehrere Chemikalien befanden. Am nächsten Tag staunte Daguerre nicht schlecht, als sich auf der Platte das fertige Bild befand. Er wiederholte das Experiment und nahm nacheinander alle Dinge, die sich im Schrank befanden heraus, bis nur noch eine Schale mit Quecksilber aus einem zerbrochenem Thermometer übrig war. Daguerre vermutete, daß die Quecksilberdämpfe für das Entstehen des Bildes verantwortlich sein mußten. Durch diese Entdeckung konnte Daguerre die Belichtungszeit auf 4 Minuten im Sommer und 15 Minuten im Winter verkürzen. 1835 kündigte er im Pariser ``Journal des Artistes'' an, daß es ihm gelingen würde, fotografische Portraits herzustellen, obwohl er noch keine Möglichkeit hatte, die Bilder zu fixieren. 1837 fand er das gesuchte Fixiermittel in einer einfachen Kochsalzlösung. Am 13. Juni 1837 schloß Daguerre einen weiteren Vertrag mit Isidore Niepce ab, in dem bestimmt wurde, daß Niepces Namen zwar im Zusammenhang mit dieser Erfindung Erwähnung finden, aber die Erfindung selbst nur Daguerres Namen tragen sollte. Am 14. Juni 1839 kam es zu einem Vertrag zwischen Daguerre, I. Niepce und der französischen Regierung. Die Regierung hatte mit dem Ankauf der ``Daguerreotypie'' das Recht erworben, diese Erfindung der Öffentlichkeit zu übergeben. I.Niepce und Daguerre erhielten als Gegenleistung eine lebenslange Rente, mit der sie ein gehobenes bürgerliches Leben führen konnten. Die Tatsache, daß die Daguerreotypie vom Staat angekauft und der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht und nicht nach patentrechtlichen Bedingungen genutzt werden mußte, war für die rasche Ausbreitung der Fotografie in Frankreich verantwortlich. Dem neuen Medium bekam somit nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine politische Bedeutung zu. Diese Umstände lösten eine euphorische Welle der Begeisterung aus, die bis in die angrenzenden Nachbarländer schwappte. Die Erfindung löste überall reges Interesse aus, durch welches viele neue technische Weiterentwicklungen der Fotografie hervorgingen. Daguerre bewies seine Fähigkeiten auch als Geschäftsmann, so lies er sich die Daguerreotypie in England patentieren und verkaufte u.a. Kameraausrüstungen, die er in Lizenz bauen lies. Daguerre starb am 10. Juli 1851 in Petit-Bry-sur-Marne in Nordfrankreich..

Die erste Daguerreotypie-Kamera. Das Metallplätchen an der Seite zeigt Daguerres Unterschrift

Der Kasten in dem die Quecksilberdämpfe für das Daguerreotypie-Verfahren

   

Das Naßplatten-Verfahren

Frederick Scott Archer

Problematisch am Papier-Negativ-Positiv-Verfahren war, daß die Maserung des Papiers immer deutlich sichtbar, also das Auflösungsvermögen der Bilder nicht besonders gut war. Frederick Scott Archer beschrieb 1851 ein Verfahren zur Herstellung von Negativen auf der Basis von Glasplatten. Er verwendete Kollodium, in Äther aufgelöste Baumwolle, um eine Lichtempfindliche Schicht auf eine Glasplatte auftragen zu können. Kollodium ist eine farblose, klebrige Masse, die an der Luft erhärtet. Nach der Entwicklung des Bildes wurde der Kollodium-Film mit einem Glasstab von der Platte abgelöst und kam in ein Wasserbad und wurde dann fixiert. Dieses Verfahren, den Film abzuziehen ist praktisch gesehen der Vorläufer des heute üblichen Rollfilms. Das Kollodiumnegativ gab zwar feinste Einzelheiten wieder, hatte aber den großen Nachteil, daß die Platten naß verwendet werden mußten, da sonst das Kollodium erhärtete und sich Silberkristalle bildeten, und die Platte somit unempfindlich wurde. Dies bedeutete, daß der Fotograf immer eine komplette Dunkelkammer und alle entsprechenden Chemikalien mit sich führen mußte.

Ein tragbares Dunkelzelt

Dieses machte das ganze Verfahren sehr unpraktikabel. Bei etwas größeren Unternehmungen, wie beispielsweise der Besteigung des Montblanc wog die gesamte Kameraausrüstung 250 kg!

   

Die Gelantine-Trockenplatte

Dr. Richard Leach Maddox

Im Jahre 1871 gelang dem englischen Arzt Richard Leach Maddox die Entwicklung einer Trockenplatte mit einer Bromsilber-Gelatine-Schicht, die in der Empfindlichkeit der Naßplatte gleichkam. Charles Bennet verbesserte die Emfindlichkeit dieser Gelatine-Trockenplatte 1878 durch ein Verfahren, bei dem die empfindliche Schicht bei erhöhter Temperatur einige Zeit aufbewahrt werden mußte. Damit wurde das Naßplattenverfahren entgültig verdrängt. Der Fotograf konnte beliebig viele Trockenplatten herstellen und brauchte nicht mehr seine komplette Dunkelkammer mit sich führen; daher leitete diese neue Technik auch den Aufschwung der Reisefotografie ein.

Eine faltbare Trockenplattenkamera war geschlossen nahezu kompakt.

Es bildeten sich Unternehmen heraus, die fertige Trockenplatten in Massen herstellten und verkauften. Die Arbeit des Fotografen reduzierte sich also auf die Bereiche der Aufnahme und der Entwicklung des Materials. Da die Trockenplatten eines Herstellers eine konstante Empfindlichkeit aufwiesen und der Fotograf irgendwie wissen mußte, wie empfindliche denn nun so eine Platte ist, war es nötig, Belichtungsinformationen mit den Platten mitzuliefern. Meßinstrumente zur Bestimmung von Helligkeit und Lichtverhältnissen wurden entwickelt. Dies war vorher nicht möglich gewesen, da jeder Fotograf seine Platten nach eigenen Methoden herstellte und daher die Empfindlichkeit der Platten bei jedem Fotografen anders war. Durch die sehr viel höhere Empfindlichkeit gegenüber der Naßplatte, brachte die Trockenplatte den Fotografen den schon lang ersehnten Traum näher, sich schnell bewegende Objekte fotografisch festhalten zu können

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