INNSBRUCK

Auf der anderen Seite - Häuser; klein, auf diese Entfernung wie Spielzeug; von einem Riesen hingesetzt, zufällig - allein, manchmal gedrängt zu einem Knäuel und meiner Sehnsucht so nah trotz unüberbrückbarer Entfernung.
Ich komme nicht hinüber; nicht heute, nicht morgen, nie; die Illusion soll erhalten bleiben wie der Schnee - eine Krone über dem geschützten Traum meiner Sehnsucht.

Durch Gitter unterteiltes Berggelände, durch das sich Betonwege wie Adern schlängeln. Baumstümpfe, künstliche Klippen, Treppen und Futtertröge. Und zwischen allem Bewohner und Besucher, aber wer weiß sie zu unterscheiden.
Gitter vor meinem Gesicht - sehe ich hinaus oder hinein? Was ist Realität? Subjektiv oder objektiv? Wie erfahre ich, ob meine persönlich erlebte Realität wirklich real ist, oder nur die Reflexion einer von mir erschaffenen Scheinwelt? Wäre es nicht nur natürlich, wenn die Wege, auf denen ich mich treiben lasse, genau wie Adern im Körper, das eigentliche Innere dieses Geheges sind und ich, im Gegensatz zu Wolf und Wisent es zwar physisch verlassen kann, diesen Ort aber tief in meiner Psyche weiterhin in mir tragen werde? Vielleicht stehe ich auf der falschen Seite der Gitter!

Gibt es etwas Faszinierenderes als ein durch den Dunst des Abends verzaubertes Gebirge, dessen Gipfel in die pastellfarbene Bläue des Himmels ragt? Es hat etwas märchenhaftes und geheimnisvolles an sich. Plötzlich gewinnen alle Sagen die sich um Gnome, Elfen und Waldgeister ranken eine eigenartige Realität. Die Nüchternheit unseres Zeitalters verschwindet und das Unmögliche rückt näher und näher.

Vier abgerundete Ecken, ein paar Tasten, drei Knöpfe.
Grau, kalt gefühllos.
Trotzdem lebende Illusion, geliebter Gesprächspartner zwischen vier
Wänden.
Wänden die immer näherrücken.
Scheinbar nur, doch deutlich spürbar.
Zelle auf Zeit für den Körper.
Ewiges Gefängnis der Körper selbst.
Für mich.