Alien 3 – Die Wiedergeburt *

(Alien³)

 

USA 1992, 114 Min.

Regie: David Fincher  

Selten konnte ich die Meinungen von Kritik und Fans über einen Film so schlecht nachvollziehen wie bei „Alien³“. Was viele als Anfang vom Ende der Alien-Reihe ansahen, war und ist für mich ein Film, der sich vor seinen Vorgängern in keinster Weise verstecken muss.

Das Raumschiff, mit dem sich Ripley (Sigourney Weaver) zusammen mit Newt und Dwayne Hicks vom Alienplaneten retten konnte, stürzt unter ungeklärten Umständen auf den Gefängnisplaneten Fiorina 161. Wieder ist Ripley die einzige Überlebende: Hicks starb scheinbar, als es zu einem Brand an Bord kam, während Newt’s Rettungskapsel bereits während dem Flug eine Fehlfunktion aufgewiesen hat. Um mehr über die Ursachen des Absturzes zu erfahren, schließt Ripley Bishop’s (Lance Henriksen) Überreste an den Schiffscomputer an. Sie erfährt, dass sich scheinbar mindestens ein „Facehugger“ unbemerkt an Bord des Schiffes begeben konnte, wodurch in weiterer Folge irgendwie das für Hicks tödliche Feuer ausgelöst wurde. Um sicherzugehen, dass sich in Newt kein Alien befindet, drängt sie Clemens (Charles Dance), den Arzt des Planeten, ihre Leiche aufzuschneiden. Als dort nichts gefunden wird, atmet Ripley auf. Zu früh, denn während Newt’s Feuerbestattung erblickt ein ganz neuartiges Alien, dass sich in einen Hund eingenistet hatte, das Licht der Welt. Ganz ohne Waffen müssen Ripley und die Gefangenen nun einen schier aussichtslosen Kampf führen, und aus der Not heraus gehen sie zum Angriff über und versuchen, die Bestie mit List und Tücke ein für alle mal zu vernichten.

Wie schon bei „Aliens“ wollte man auch bei „Alien³“ wieder einen bisschen anderen Weg gehen, damit er sich in Atmosphäre und Ton klar von seinen beiden Vorgängern unterscheidet. In Teil 1 dominierte die beklemmende, klaustrophobische Stimmung, in Teil 2 die Action, und in Teil 3 ist es wohl die düstere, von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geprägte Atmosphäre. Die Grundidee, dass Ripley gemeinsam mit verschiedenen eher fragwürdigen Kreaturen (da Verbrecher) auf einem Planeten ohne jegliche Waffen gegen eines der Aliens antreten muss, ist sehr interessant und wirklich einmal etwas neues. 

Tatsächlich ist Alien³ dem allerersten Film viel ähnlicher als dem eher auf Action getrimmten 2. Teil. Action wird man hier weniger finden, dafür wird die Spannung, wie schon in Teil 1, mehr durch die Stimmung, die Atmosphäre erzeugt. Die Reduzierung der Action wird außerdem durch ein höheres Maß an Tiefgang locker wieder ausgeglichen. Unten den neu hinzugekommenen Charakteren sticht vor allem der religiöse Verbrecher Dillon (Charles Dutton) hervor. Neben den in so einer Umgebung natürlich vorhandenen (und durch die Anwesenheit einer Frau noch zusätzlich verstärkten) Konflikten zwischen den Charakteren, bekommt der Film vor allem durch Ripley’s grauenvolle Entdeckung (dazu später mehr) einen dramatischen Charakter, der diesen Film locker zum Alien-Film mit dem meisten Tiefgang werden lässt.

Weiters auf der positiven Seite erwähnenswert ist die großartige Kameraarbeit von Alex Thomson. Wie sich das Bild mit Hilfe der (damals gerade erst neu entwickelten) Steady-Cam wieder und wieder um 360° dreht, so das es scheint, als würde das die Gefangenen verfolgende Alien auf der Decke laufen ® einfach großartig!

Ebenfalls großartig, nein, kongenial, der Soundtrack von Elliot Goldenthal, bei dem es sich meiner Meinung nach um den BESTEN SOUNDTRACK ALLER ZEITEN handelt. Je nachdem, was die Szene erfordert, ist er entweder bombastisch, still, wild und unkontrolliert, erschreckend, oder auch unheimlich traurig und hoffnungslos.  

Was den Film dann endgültig auf eine Stufe mit seinen Vorgängern stellt, sind 2 außerordentliche Szenen: 

!! ACHTUNG – SPOILERWARNUNG !!

(Bitte markieren, um zu lesen)

Die 1. Szene, die damit gemeint ist, ist die beinahe Vergewaltigung von Ripley durch die Gefangenen. Auch wenn das Schlimmste im letzten Moment verhindert werden kann, so erreicht diese Szene aufgrund ihres unerwarteten Auftretens einen richtiggehenden Schock beim Publikum. Bei einer Filmreihe, die obwohl auch künstlerisch durchaus wertvoll, eher dem Mainstream zugerechnet wird, hätte man so eine Szene wohl wirklich nicht erwartet.

Und die 2. Szene, wie könnte es auch anders sein, ist DIE Szene aus „Alien³“ schlechthin. Sie ist einer DER perfektesten Szenen der Filmgeschichte. Es stimmt einfach alles: Das Schauspiel, die absolut wundervoll-traurige Musik von Eliot Goldenthal, das Timing...: Ja, ich spreche natürlich von Ripleys Sturz in den Tod, in dem sämtliche Mittel der filmischen Kunst derart perfekt vereint sind, dass es mir IMMER NOCH jedes Mal wenn ich die Szene sehe kalt den Rücken hinunterläuft. Die Szene erreicht durch ihre wundervolle Komposition eine derartige Intensität, dass es selbst für mich nicht leicht war, die Tränen zu unterdrücken (und ich bin nun wirklich keiner, der gleich drauflosheult; und bei Filmen schon gar nicht). Eine der berührendsten und besten Szenen in der Geschichte des Films, und (zusammen mit der darauffolgenden Szene, in der noch einmal Ripleys Notruf aus „Alien“ abgespielt wird) DAS perfekte und sehr tragische Ende für die Alien-Reihe. 3 Filme lang hat Ripley aufopfernd gegen die Aliens gekämpft, hat sich erfolgreich gegen eine Königin gestellt, und dennoch, am Ende (wo sie bereits alle, die ihr etwas bedeutet haben, verloren hat) muß sie sich selbst opfern, um den endgültigen Sieg gegen ihren größten Alptraum zu erringen.

Fazit: Alien³ wäre wirklich ein würdiger Abschluß der Saga gewesen. Er ist zwar anders als seine Vorgänger (vor allem „Aliens“), besticht aber durch neuartige Kamerafahrten, einen hervorragenden Soundtrack, gute schauspielerische Leistungen, Tiefgang, Tragik, die von Hoffnungslosigkeit geprägte Stimmung, und nicht zuletzt dem großartigen Ende, welches die Alien-Reihe auf wundervolle Weise abgeschlossen hätte.

Wertung:      (10/10)

  

*Anmerkung zum Titel: Es handelt sich hierbei um den ursprünglichen Titel, mit dem der Film hierzulande in die Kinos gekommen ist. Erst ab der Veröffentlichung der (damals aus 3 Teilen bestehenden) kompletten Saga auf Video hat man zum englischen Originaltitel „Alien³“ umgestellt. Eine gute Entscheidung, wenn man die Ähnlichkeit des ursprünglichen Titels mit dem der unmittelbaren Fortsetzung beachtet...

 

Verfasser: cornholio

 

Themenverwandte Reviews:

Alien

Aliens

Alien - Die Wiedergeburt

 

Zurück zur Übersicht

Titelbild © 1992 20th Century Fox