Der weiße Hai 2
(Jaws 2)
USA 1978, 116 Min.
Regie: Jeannot Szwarc
Mit
Fortsetzungen ist das so eine Sache: Geht man das Risiko ein, vieles zu verändern
und eine neue Richtung einzuschlagen, verscherzt man es sich oft mit den Fans
des Vorgängers (siehe „Hannibal“). Hält man sich wiederum ZU SEHR an den
vorangegangenen Film, wird man sich wohl oder übel den Vorwurf gefallen lassen
müssen, ein MOTS-Sequel („more of the same“) produziert zu haben. Eben dies
gilt leider auch für „Der weiße Hai 2“.
Nicht falsch verstehen: Derartige Sequels müssen nicht notgedrungen
schlecht sein. Hin und wieder funktioniert die im Vorgänger erfolgreiche Formel
ein weiteres Mal. Nur leider wirkt das ganze dann halt oft recht unoriginell und
einfallslos, und oft wird man den Eindruck nicht los, dass eine oder andere
schon mal im Vorgänger, allerdings BESSER, gesehen zu haben.
Die
Kleinstadt Amity ist gerade dabei, sich finanziell vom Schaden, den das
Ausbleiben der Touristen nach dem Zwischenfall mit dem weißen Hai verursacht
hat, zu erholen, da kündigt sich bereits die nächste Bedrohung an: 2 Taucher
werden bei ihrem Tauchgang zum Wrack der „Orca“ von einem Hai angegriffen,
kurz darauf fallen auch 2 Urlauber der Bestie zum Opfer. Nicht gerade günstige
Publicity für den Bürgermeister, der gerade mit der Einweihung seines neuen
Erholungsgebietes die Touristen wieder in Scharen nach Amity locken wollte.
Dieser tut dies aber als nicht weiter bedeutende Unfälle ab, einzig Brody (der
als einziger von der Stammbesetzung des 1. Teils wiederkehrende Roy Scheider)
ist davon überzeugt, dass ein neuer weißer Hai in Amity sein Unwesen treibt.
Doch gibt es diese Bestie wirklich, oder ist sie nur eine Einbildung Brody’s,
der nach seinem Erlebnissen mit dem weißen Hai immer noch an einem Trauma
leidet?!?!
Wie oben schon angedeutet: „Der weiße Hai 2“ ist eigentlich für
sich betrachtet kein schlechter Film, nur leider hat man vieles im 1. Teil schon
besser gesehen. Außerdem wirkt es nahezu lächerlich, wie ähnlich sich die
Handlungen sind: WIEDER sucht ein Hai Amity heim, WIEDER findet Brody es heraus,
WIEDER will ihm niemand glauben, WIEDER werden die Strände nicht gesperrt, mit
fatalen Folgen, WIEDER zieht Brody aus, um den Hai zu töten... Das ist nicht mehr MOTS, sondern TMOTS („too much of the same“). Und
eigentlich ist das sehr schade, denn die Idee, Brody könnte von seinem ersten
Erlebnis mit einem weißen Hai eine Art Trauma mitgenommen haben, ist für sich
betrachtet durchaus interessant.
Doch zu viel von seinem Vorgänger abzukupfern ist nicht das einzige
Problem von „Der weiße Hai 2“. Denn die ewig kreischenden Kinder zerren
mehr an den Nerven, als dies die spannendsten Szenen des Films vermögen. Auch führt
die Entscheidung, mehr Gewalt zu zeigen als im 1. Teil, automatisch zu einer
Verringerung des Suspense-Anteils. Der Versuch, den damit einhergehenden
Spannungsverlust dadurch wett zu machen, dass Kinder vom weißen Hai bedroht
sind, misslingt durch das ständige Geschrei leider ziemlich. Und so ist man
Brody, nachdem er den Hai mittels Strom ins Jenseits befördert hat, weniger dafür
dankbar, dass die Kinder gerettet wurden, als das man nun deren angsterfüllte
Schreie nicht länger ertragen muss...
Fazit: Ein wenig unoriginell ist es ja schon, was man uns da als Fortsetzung eines der besten Horrorfilme aller Zeiten serviert hat. Eine fast 1:1-Kopie der Handlung und quengelnde Kinder tun ihr übriges, weshalb „Der weiße Hai 2“, zumindest im Vergleich zu seinem Vorgänger, einen eher enttäuschenden Eindruck hinterlässt. Da der Film trotz alledem recht spannend ist, und die MOTS-Formel zumindest teilweise noch funktioniert, kann sich der Film wenigstens in die Mittelmäßigkeit retten.
Wertung: (5/10)
Verfasser: cornholio
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Titelbild © 1978 Universal Studios