Der weiße Hai

 (Jaws)

 

USA 1975, 124 Min.

Regie: Steven Spielberg

Viele Dinge sind dafür verantwortlich, dass aus einer interessanten Idee ein außergewöhnlicher Film wird: Ein fähiger Regisseur, ein glänzendes Drehbuch, gute Schauspieler... und oft hat auch der Zufall seine Hand dabei im Spiel. So auch im Falle von „Der weiße Hai“... 

In der Kleinstadt Amity herrscht Aufregung: Eine Urlauberin wird Tod an den Strand geschwemmt, ihr Körper weist schreckliche Wunden auf. Während der Bürgermeister einen Unfall mit einer Schiffsschraube für das tragische Ereignis verantwortlich macht, ist sich Chief Brody (Roy Scheider) schon bald sicher, dass die von ihm überwachte Kleinstadt von einem Hai heimgesucht wird. Nach einem weiteren Todesfall bläst der Bürgermeister schließlich zur großen Haijagd, und tatsächlich, ein paar Fischer fangen kurz darauf ein Exemplar dieser Meeresbestien ein. Doch Brody und seine beiden „Verbündeten“, der Haijäger Quint (Robert Shaw) und der Meeresbiologe Hooper (Richard Dreyfuss), sind sich einig: Der gefangene Hai ist viel zu klein, um für den Tod der beiden Schwimmer verantwortlich sein zu können. Der Bürgermeister möchte so tourismusschädigendes Geschwätz nicht hören. Erst eine weitere Attacke (fatalerweise gerade, als sich am Strand die Urlauber nur so tummeln – seeeeehr imageschädigend) lässt ihn umdenken, und Quint, Hooper und Brody ziehen aus, um das Ungetüm ein für alle mal unschädlich zu machen. 

Eigentlich braucht man gar nicht lang herumreden: „Der weiße Hai“ ist ein perfekter Horrorstreifen, der es im Gegensatz zu anderen Filmen seines Genres nicht nötig hat, mit literweise Blut um sich zu schmeißen, um Spannung zu erzeugen. Der subtile Horror überwiegt, und der ist nun mal meist (so auch hier) viel effektiver als exzessive Gewaltdarstellung. Tatsächlich aber ist für diesen Suspense-Stil nicht nur der dafür immer wieder gelobte Spielberg verantwortlich, auch dem nach Spielbergs Anwalt getaufte Haimodell „Bruce“ gebührt in dieser Hinsicht unser Dank. Denn nur, weil dieser nicht so funktioniert hat, wie Steven das gern gewollt hätte, hat er sich dazu entschlossen, Bruce’ Szenen zu beschränken, und ihn erst später im Film zu zeigen. Nichtsdestotrotz ein großes Kompliment an Spielberg, denn unabhängig davon, warum er sich für diesen Stil entschlossen hat, er hat ihn wirklich gekonnt und nahezu perfekt umgesetzt. 

Auch die Schauspieler haben ihren Anteil am Erfolg des Films: Sowohl Roy Scheider als auch Robert Shaw und Robert Dreyfuss überzeugen in ihren Rollen. Sehr passend auch der immer wieder eingestreute Humor. Scheider’s Satz „We’re gonna need a bigger boat“ (den er während der Dreharbeiten improvisiert hat), hat Kultstatus erlangt und wurde seither in vielen Filmen als Hommage imitiert. Ebenfalls großartig der zwar recht einfache, aber zur banalen Bedrohung des weißen Hai’s perfekt passende Soundtrack von John Williams.

Genial auch der erste „große“ Auftritt des weißen Hai’s, der den Zuseher (aufgrund des hervorragenden komödiantischen Timings), so erschreckend er auch ist, eher zum Lachen als zum Fürchten einlädt. Dennoch erscheint die Bedrohung durch den Hai an sich nie lächerlich, sondern sehr real, und gewinnt vor allem durch die Banalität und Anonymität an Schrecken (was Spielberg ja bereits in seinem Erstlingswerk „Duell“ gekonnt inszeniert hat). 

Eines der wichtigsten Dinge aber, und etwas dass der „ältere“ Spielberg scheinbar leider vergessen hat: Wir erhalten Einblick in das Leben der Figuren, die allesamt nicht perfekt sind, sondern durchaus auch ihre Eigenheiten und Fehler haben, was sie so realistisch macht. Und genau deshalb ist uns auch wichtig, was mit ihnen passiert. Oder, ganz einfach ausgedrückt: Sie liegen uns am Herzen!  

Natürlich ist selbst ein so großartiger Horrorstreifen wie „Der weiße Hai“ nicht ganz perfekt. So ist die Kleinstadtidylle voller Klischees, und auch das Ende des weißen Hai’s ist alles andere als realistisch. Doch In Anbetracht des vorzüglichen Filmgenusses, den „Der weiße Hai“ bietet, bin ich durchaus dazu bereit, ihm das eine oder andere Klischee und das „over the top“-ending zu verzeihen. 

Fazit: Interessante Charaktere, eine packende Story, die nötige Prise Humor und jede Menge Suspense sorgen für meisterlich-schaurigen Horror.

Wertung:       (10/10)

 Ausgezeichnet mit dem review-center Award für außergewöhnliche Leistungen in Film- und Fernsehen

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitt © 1975 Universal Studios