Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs

(Lord of the Rings - The Return of the King)

 

Neuseeland/USA 1999-2003, 201 Min.

Regie: Peter Jackson

Nach 2 Jahren nähert sich die Trilogie ihren Ende: Am 17. Dezember startete der Film weltweit in den Kinos, und viele werden wohl durchaus mit Wehmut auf diesen Termin zurückblicken, waren die "Herr der Ringe"-Filme bisher doch wirklich ein beeindruckendes und einzigartiges Kinoerlebnis. Nun stellen sich alle Ring-Fans auf der Welt eine Frage: Ist "Die Rückkehr des Königs" ein würdiger Abschluss? Ist er, so wie Peter Jackson mehrmals behauptet hat, wirklich besser als die beiden Vorgänger zusammen?? 

Während sich Frodo (Elijah Wood), Sam (Sean Astin) und Gollum (Andy Serkis) auf dem beschwerlichen Weg nach Cirith Ungol machen, kehren Gandalf (Ian McKellen), Aragorn (Viggo Mortensen) & Co. wieder nach Rohan zurück. Nachdem der Sieg gegen Saruman gebührend gefeiert wurde, ist es an der Zeit, sich über das weitere Vorgehen Gedanken zu machen. Denn schon bald müssen die Gefährten erkennen, dass sie hier nur eine Schlacht gewonnen haben, nicht jedoch den Krieg. Um Gondor vor dem herannahenden Sturm zu warnen, reitet Gandalf gemeinsam mit Pippin (Billy Boyd) nach Minas Tirith, der weißen Stadt. Doch deren Truchsess Denethor (John Noble) ist immer noch zu erschüttert vom Tod seines Sohnes Boromir, um etwas gegen die drohende Vernichtung seines Volkes zu unternehmen. Und auch Rohan kann trotz aller Bemühungen nicht so viele Kämpfer beisteuern, wie für eine erfolgreiche Verteidigung der weißen Stadt erforderlich wären. Nun liegt es an Aragorn, der seine Bestimmung akzeptieren muss, wenn das Volk der Menschen gegen die Übermacht aus Mordor noch eine Chance haben will. Währenddessen plant Gollum, Frodo in eine Falle zu locken, um endlich den Ring wieder an sich nehmen zu können. Als es ihm schließlich gelingt, einen Keil zwischen Frodo und Sam zu treiben, droht die Mission des Ringträgers zu scheitern...

Achtung! Es ist für mich unmöglich, meine Eindrücke zu diesem Film zu schildern, ohne dabei auf die Handlung einzugehen. Um jedoch auch allen, die den Film noch nicht gesehen haben und sich die Spannung nicht verderben wollen, etwas zu bieten, habe ich eine Art "Kurzreview" (wobei "kurz" eigentlich das falsche Wort ist *g*) verfasst, welches gefahrlos lesbar ist. Bevor ich mit der wirklich ausführlichen (und ich meine WIRKLICH ausführlich... ich hoffe ihr habt heute nichts mehr vor! *gg*) Besprechung des Films beginne, warne ich euch natürlich, und biete euch die Möglichkeit, gleich zum (wieder spoilerfreien) Fazit zu springen...

Noch nie habe ich so viel Zeit für ein Review gebraucht, wie bei diesem Film. Irgendwie fehlen einem danach die Worte. Was ich besonders erstaunlich finde: Obwohl es doch einiges zu bemängeln gibt, überwiegt eindeutig der positive Eindruck, und ich würde "Die Rückkehr des Königs" trotz seiner Schwächen am liebsten in den Himmel loben...

Um es gleich vorweg zu nehmen: "Die Rückkehr des Königs" ist ohne Zweifel ein gelungener, würdiger und absolut befriedigender Abschluss für diese wohl bisher größte und beste Trilogie der Filmgeschichte. Ich kann mir wahrlich nicht vorstellen, dass jemand, der von den ersten beiden Teilen begeistert war, vom 3. enttäuscht ist. Gleichzeitig sollte man die Erwartungshaltung jedoch auch nicht zu hoch ansetzen, denn so gut "Die Rückkehr des Königs" auch ist, so ganz will auch er an "Die Gefährten" einfach nicht herankommen...

"Die Rückkehr des Königs" unterscheidet sich sehr von seinen beiden Vorgängern (was ja, wie ich anmerken will, nichts schlechtes ist). Einerseits natürlich im Ton, andererseits aber auch in der Art und Weise, wie er auf mich gewirkt hat. Nach den ersten beiden Teilen wusste ich eigentlich immer sofort, wie sie mir gefallen haben, ich hatte schon sehr bald das Bedürfnis, sie wiederzusehen. Bei "Die Rückkehr des Königs" ist dies anders: Hier offenbart sich dem Zuschauer eine derartige Tour de Force, dass es seine Zeit braucht, bis der Film sich setzt, um sich eine Meinung zu bilden. Auch muss man nach diesem Film erst wieder Kraft sammeln, um ihn sich ein weiteres Mal anzusehen. 

Nun denn, wollen wir ums dem Film ein wenig ausführlicher widmen: Die erste Stunde ist absolute Spitzenklasse, Kinounterhaltung vom Feinsten. Es gibt einerseits Humor und eine leichte Verschnaufpause (ein "Luftholen vor dem Sprunge", wie Gandalf es ausdrückt), andererseits unzählige gute und wichtige Charaktermomente. Überhaupt scheinen sich die Charaktere nach dem "Stillstand" in "Die Zwei Türme" (Frodo, Sam und Gollum mal abgesehen; die sind nämlich ohnehin ein eigenes Kapitel) endlich wieder weiterzuentwickeln. Am meisten trifft dies auf Pippin zu. Seine Szenen mit Gandalf sind großartig und gehören zum Besten, dass die Filmtrilogie an Dialogen zu bieten hat. Auch Aragorn entwickelt sich... leider jedoch kann man seine Wandlung vom Waldläufer zum König auf der Leinwand nicht nachvollziehen. Hier ist wohl zu viel Material der Schere zum Opfer gefallen... 

Nach der ersten Stunde wandelt sich der Eindruck dann leider. Nun offenbart sich vor den Augen des Zuschauers ein Paradoxon: die nächsten 1-1/2 Stunden wirken zugleich viel zu gehetzt als auch viel zu langatmig. Ein ähnliches Phänomen, wenn auch nicht ganz in diesem Ausmaß, konnte ich schon bei "Die Zwei Türme" beobachten, wo ja viele der Ansicht sind, dass dieser trotz der zusätzlichen 40 Minuten in der Erweiterten Fassung eigentlich kürzer wirkt. Es ist gut möglich, dass man in ein paar Monaten über "Rückkehr des Königs" das gleiche wird sagen können. In der Kinofassung ist jedenfalls eben dieser Mittelteil der große "Runterzieher"... ja, ihr habt richtig gelesen: Gerade die so viel zitierte Schlacht um Minas Tirith fand ich eher schwach und enttäuschend. Nicht, dass sie schlecht inszeniert sei, nur war die Schlacht um Helms Klamm deutlich packender, und hatte mehr "Magie" zu bieten. Wobei wir überhaupt gleich bei einem großen Kritikpunkt der Schlacht sind: Denn wer auf einige wirklich beeindruckende Bilder und magische Momente gehofft hat, wird eher enttäuscht sein. Überhaupt hatte ich bei der Schlacht allzu oft das Gefühl, ein unbeteiligter externer Beobachter zu sein, was im krassen Widerspruch zu den beiden vorangegangenen Filmen steht, wo die Devise von Peter Jackson doch stets "Mittendrin statt nur dabei" war. 

Was "Die Rückkehr des Königs", zumindest in den mittleren 1-1/2 Stunden, an Zauber fehlt, macht er dadurch wieder wett, dass er sich im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger eigentlich keine Schwäche erlaubt. Auch hält sich Peter Jackson diesmal wieder viel näher an die Buchvorlage. Es gibt nur wenige wirklich gravierende Änderungen, von denen ich die meisten sogar begrüße. Den Rest finde ich zwar überflüssig, wirklich stören tun sie mich aber auch nicht. 

Schließlich schreitet die Handlung voran, und es gibt einen Schlüsselmoment... nach dem macht "Die Rückkehr des Königs" alles richtig. Ab da ist alles wirklich perfekt und hat keine Probleme, mit den besten Momenten aus "Die Gefährten" mitzuhalten und sie oftmals sogar zu übertreffen. Es sind diese letzten 45 Minuten, welche die Meinung über den Film an sich, aber auch generell bezüglich der gesamten Trilogie, nachhaltig zum Positiven beeinflussen. Ich wage hier wirklich zu sagen, dass noch keine Filmtrilogie auf so wunderbare und passende Weise abgeschlossen wurde, wie "Der Herr der Ringe". 

In eben diesen letzten 45 Minuten gibt es 2 wirklich emotionale Szenen, bei denen selbst der hartgesottenste Herr der Ringe-Fan mit den Tränen kämpfen dürfte. Mit eben diesen beiden großartigen Szenen vermischt sich dann auch schon schön langsam der Eindruck, dass es jetzt bald vorbei sein wird, was die Melancholie, die Trauer und eben die emotionale Wirkung dieser Szenen nur noch verstärkt. Hinzu kommt noch das Bewusstsein, hier wirklich Teil von einem einzigartigen Erlebnis gewesen zu sein, dass sich in dieser Form wohl nicht wiederholen wird. Denn gerade gestern beim Triple Feature ist mir erst so recht bewusst geworden, was für ein wirklich außergewöhnliches Phänomen "Der Herr der Ringe" eigentlich ist. Von den 12 Säalen des Kinos waren 10 mit Herr der Ringe belegt, in 6 davon wurde sogar das Triple Feature gezeigt. Doch nicht nur Fans waren Teil dieses einmaligen Ereignisses, sogar einige "Neulinge", welche die Filme bisher nur vom Hörensagen kannten, haben sich bei diesem Triple Feature eingefunden. Dies allein legt ein beeindruckendes Zeugnis darüber ab, was für eine Faszination von diesen Filmen ausgeht...

Abschließen möchte ich den spoilerfreien Teil meiner Kritik mit den Worten von JMS, dem Schöpfer von Babylon 5, der zu "Die Rückkehr des Königs" folgendes bemerkt hat: "I remember sitting there, thinking there are some things one feels priviliged to have lived long enough to have seen." Wie wahr...

Achtung, ab hier beginnt die ausführliche Besprechung des Films inklusive Spoiler! Denjenigen, die den Film noch nicht gesehen haben, empfehle ich, zum Fazit zu springen!

 

Der Anfang des Films ist gut, kommt jedoch ziemlich unerwartet. Ein recht fröhliches Musikthema und das Ring-Theme im Walzertakt eröffnen den letzten Teil der "Herr der Ringe"-Trilogie. Das erste Bild, dass man nach Einblendung des bekannten Schriftzugs sieht, ist ebenfalls ziemlich ungewöhnlich: Ein Wurm! Für ein paar Sekunden wähnt man sich im falschen Film, bis endlich klar wird, dass wir hier Smeagol und Deagol beim Angeln zusehen. Endlich zeigt uns Peter Jackson also, wie der Ring der Macht gefunden wurde, und Smeagol zum schrecklichen Gollum mutiert ist! Der Beginn ist jedoch ein wenig enttäuschend, denn so ganz will Andy Serkis Performance als „guter“ Smeagol irgendwie nicht überzeugen. Vor allem, als Deagol den Fisch an der Angel hat, wirkt Smeagol wie ein grenzdebiler Trottel. Zu so einer Figur eine "Bindung" aufzubauen und mit ihr mitzufühlen, fällt wahrlich schwer... 

Das ändert sich, als Deagol durchs Wasser gezogen wird und auf den Ring trifft. Wieder ertönt das Musikthema des Rings, diesmal aber gar lieblich von einer einzigen Geige dargebracht. Ab da ist dieser Einblick in Smeagol’s Vergangenheit auch wirklich perfekt. Smeagol betrachtet den Ring, und schon verfällt er in seine recht komische Sprachweise, in der er sich selbst als „uns“ bezeichnet. Nun wird auch schon der böse Einfluss des Rings deutlich, und Deagol wird schließlich von Smeagol erwürgt, um an den Ring zu kommen. Nun zeigt uns Peter Jackson dessen Verwandlung in Gollum, und diese Sequenz ist wirklich außerordentlich gut gelungen. Man hat wirklich Mitleid mit dieser armen Kreatur, die vom Ring dermaßen beeinflusst und missbraucht wird. 

Eine wirklich gelungene Szene... die jedoch an ihrem ursprünglichen Platz, nämlich während dem Gespräch zwischen Frodo und Gollum in „Die Zwei Türme“ (als dieser das erste Mal mit Smeagol anspricht; wenn man genau aufpasst, bemerkt man sogar, wie von einer Einstellung auf die andere das Licht deutlich heller wird), noch besser gewirkt hätte. Ein weiterer Fehler, den Peter Jackson beim Schneiden von „Die Zwei Türme“ gemacht hat, offenbart sich nur wenige Minuten später, als in einem kurzen Dialog klar gemacht wird, dass Saruman's Macht gebrochen ist, und man sich demnach nicht mehr weiter um ihn kümmern muss. Na, was habe ich bei meinem Review zu „Die Zwei Türme“ gesagt?!?! Schade, dass Peter Jackson dieses Licht erst relativ spät aufgegangen ist... 

So, vorerst genug gelästert, denn nachdem Gandalf und Co. in Rohan eintreffen, um den Sieg bei Helms Klamm zu feiern, hinterlässt der Film wirklich einen sehr guten Eindruck. Vor allem die Szene, als Pippin der Versuchung nicht widerstehen kann und in den Palantîr sieht, bzw. als er danach mit Gandalf nach Gondor reitet, sind wirklich gelungen. Überhaupt macht der Film in diesen ersten 30-45 Minuten alles richtig, und hat einige wirklich wundervolle Momente zu bieten, z.B. Gandalf’s Ritt durch Minas Tirith, der Empfang beim Truchsess, die Unterhaltung Pippin und Gandalfs über die bevorstehende Schlacht, die Leuchtfeuer Gondors, Gandalfs Vertreibung der Nazgûl etc. 

Besonders hervorgehoben werden muss allerdings die absolut geniale Szene, in der Faramir, untermalt von Pippin’s traurigem Gesang, in den sicheren Tod reitet, während Denethor fröhlich schmatzend sein Festmahl genießt. Es ist diese Szene, die einem das Genie von Peter Jackson wieder einmal deutlich vor Augen führt. Der Schnitt, die Gestaltung dieser Szene, ist wirklich perfekt, und wirkt um so besser, da uns der eigentliche Kampf um Osgiliath nicht gezeigt wird. Das ist auch gar nicht nötig, dem Zuschauer ist völlig klar, dass Faramir mit seinen Männern ins Verderben reitet...

Ab dieser großartigen Szene wird’s aber leider ein bisschen holprig. Zuerst erfährt der Zuschauer, dass Arwen’s Leben nun an das Schicksal des Ringes gebunden ist, und keiner, weder die Kenner des Romans noch die Buchunkundigen wissen damit so recht etwas anzufangen. Ich für meinen Teil habe es so interpretiert, dass Arwens Schicksal nun an das Schicksal Mittelerdes gebunden ist, und dieses sieht nun mal, falls der Ring nicht vernichtet wird, nicht gerade rosig aus. Insofern habe ich diesen möglichen Kritikpunkt für mich persönlich quasi ausgeräumt. Verstehen kann ich diese Änderung allerdings nicht, sie wirkt arg überflüssig, da sich mir deren Sinn und Zweck einfach nicht erschließen will. Ging es etwa darum, Aragorn einen Grund zu geben, sein Schicksal endlich zu akzeptieren? Wenn ja... nun, man sollte meinen, die Rettung Mittelerdes wäre dafür Motivation genug... 

Der wohl größte Kritikpunkt, den ich gegenüber „Die Rückkehr des Königs“ vorzubringen habe, ist aber die Darstellung von Denethors Wahnsinn. Als er auf Faramir’s Aussage, dass es ihm wohl lieber wäre wenn Boromir noch lebe und Faramir tot sei, eiskalt mit „Ja“ antwortet, hat mir dies regelrecht einen Stich versetzt. DIESER Teil ist sowohl Peter Jackson als auch John Noble perfekt gelungen. Jedoch die Wandlung, als der scheinbar tote Faramir zurückkehrt... die vermag mich einfach nicht zu überzeugen. Für mich hat das irgendwie so gewirkt: "Erobere mir Osgiliath zurück!" "Aber Pa, ich werd' draufgehen!" "Ja und? Du bist mir ohnehin nix wert!" ® Der offenbar tote Faramir trifft ein: "Oh nein, was habe ich getan, ich habe unser Geschlecht ausgelöscht! *heul* Lieber gleich mich und Faramir anzünden!" Natürlich ist das sehr übertrieben ausgedrückt, aber ungefähr so plötzlich hat diese Wandlung für mich gewirkt. Selbst wenn ich Denethors verzweifelten Blick bedenke, als er die feindlichen Heerscharen vor den Toren Minas Tiriths entdeckt, war diese Wandlung für mich einfach nicht nachvollziehbar. Ich vermute jedoch, dass hier die Schuld eher bei Peter Jackson (genauer gesagt: Bei seinen Schnitt-Entscheidungen für die Kinofassung) zu suchen ist, als bei John Noble, und hoffe und denke, dass die Special Extended Edition hier Abhilfe schaffen wird... 

Dies gilt jedoch vermutlich nicht für den 2. Kritikpunkt, den ich angesichts dieser Wandlung vorzubringen habe: So erscheint es mir doch recht seltsam, dass Pippin der Einzige ist, der erkennt, das Faramir noch lebt. Dass ihm der verzweifelte Denethor, der doch nun auf einmal so um seinen verlorenen Sohn trauert, nicht glauben will, könnte man ja noch mit seinem Wahnsinn begründen. Doch warum nur scheint keiner seiner „Bestattungshelfer“ Pippin zu glauben, bzw. Faramir’s Überleben zu bemerken?!?! Und wenn wir schon dabei sind, muss natürlich auch Denethors arg theatralischer Abgang kritisiert werden. Diese Szene hat unter Fankreisen inzwischen den Spitznamen „Flaming Denethor“ erhalten, und tatsächlich ist es ein weiteres Beispiel dafür, dass Peter Jackson in seiner Regie manchmal einfach ein bisschen übertreibt, worunter die Dramatik einer Szene schließlich und endlich leidet... 

Währenddessen tobt bereits der erste Teil der Schlacht, die Belagerung Minas Tiriths, bei der ich ein weiteres Mal Kritik üben muss:. Denn wie ich es im spoilerfreien Teil des Reviews schon angedeutet habe, fühlt man sich diesmal irgendwie nicht wirklich in den Kampf involviert. Damit steht dieser Kampf im krassen Gegensatz zur Schlacht um Helms Klamm. Dort hat es Peter Jackson ja mit seinen immerwährenden Einblendungen, die uns die Frauen und Kinder in den Höhlen zeigen, wiederum ein wenig übertrieben. Doch was dort an Pathos und an verängstigten Kindern und ihren Frauen zu viel war, hätte bei der Belagerung von Minas Tirith der Spannung und der Dramatik des Films gut getan. Denn egal ob nun ein paar Krieger Gondors von den Steinen der Katapulte erschlagen oder von Trollen zerstampft werden, es berührt einen einfach nicht. Hier rächt sich auch, dass sich Peter Jackson bei diesem Teil der Schlacht nicht wie bisher auf die Leute konzentrieren kann, die wir auch wirklich kennen, und deren Schicksal uns demnach auch am Herzen liegt. Und so lässt einem diese Schlacht herzlich kalt, man ist nicht wirklich beteiligt und fühlt sich, wie oben schon einmal erwähnt, als reiner externer Beobachter.  

Ein Lichtblick in diesem fehlerbehafteten Mittelteil ist erneut das Gespräch zwischen Pippin und Gandalf. Wundervoll, wie hier Hoffnung vermittelt wird, und wie Gandalf wieder einmal seine Wertschätzung für die Hobbits zeigen kann. Es ist auch diese Szene, die klar macht, dass seine oftmals gemeinen Kommentare gegenüber Pippin nie so wirklich ernst gemeint waren, und er auch für den „närrischen Tuk“ durchaus einen Platz in seinem Herzen hat. Eine der besten Szenen des gesamten Films, der sich jedoch schon bald viele weitere großartige Szenen hinzugesellen werden. So zum Beispiel das Erscheinen der Rohirrim. Ihr Einmarsch beschert uns den einzigen „Magic Moment“ des mittleren Teils des Films, und ab da bessert sich auch der Gesamteindruck der Schlacht wieder ein wenig. Zwar konnte ich, als sie den Olifanten entgegengeritten sind, erst recht wieder nicht mitfiebern (die Entscheidung eines Frontalangriffs erschien mir einfach taktisch zu ungeschickt für einen König), doch wenn Theoden fällt und Eowyn sich dem Nazgul in den Weg stellt, bin ich endlich wieder Teil des Geschehens und fiebere mit. Wenn sie dem Hexenkönig schließlich das Schwert ins Gesicht rammt, konnte selbst ich mir ein „Ja!“ inklusive geballter Faust nicht verkneifen.  

Gefolgt wird diese Szene von einer der größten Enttäuschungen, die dieser Film für mich bereit hielt: Denn Theoden’s Tod hat mich nicht im geringsten berührt, und ich kann nicht einmal sagen wieso... Ich finde die Szene an sich wirklich großartig, wie Theoden Eowyn tröstet, die letzen Worte, die sie wechseln... aber ich habe bei dieser Szene keinen Kloß im Hals, ich fühle keine Trauer, ich fühle GAR NICHTS. Irgendwie hat diese Szene, so gut sie an und für sich auch ist, einfach ihre Wirkung verfehlt... 

Inzwischen hat Frodo Sam nach Hause geschickt (eine der Änderungen, die Tolkien Puristen nicht gefallen hat; mich persönlich hat sie nicht gestört, im Gegenteil, wurde dadurch die Dramatik doch noch einmal deutlich erhöht) und begibt sich in Kankra’s Lauer... und endlich fängt der Film an, wieder an Klasse und an Intensität zu gewinnen. Die Spannung steigt, je weiter sich Frodo in Kankra’s Höhle vorwagt, und man atmet regelrecht auf, als es ihm schließlich gelingt, ihr zu entkommen (wie es scheint *g*). Auch die kurze Szene danach, als Smeagol noch ein letztes Mal für wenige Sekunden die Oberhand gewinnt und hinter Gollum’s Schatten hervortritt, ist großartig. Als schließlich dann Kankra über Frodo erscheint, und man das drohende Unheil bereits erahnen kann, steigt die Spannung dramatisch an, und als sie ihn schließlich mit ihrem Stachel erwischt, krampft man regelrecht zusammen. Leider kostet Peter Jackson diesen Moment etwas zu sehr aus, und so gab es bei Frodo’s verzerrtem Gesicht (die Einstellung erinnert übrigens sehr an die Szene aus Die Gefährten, als der Troll ihn mit seiner Lanze erwischt) doch auch einiges Gelächter im Publikum. Und selbst wenn man an dieser Szene (völlig zu recht *g*) nichts amüsantes erkennen kann, so kommt einem diese Einstellung doch ein wenig arg (und zu) lang vor. 

Wenn Sam sich gegen Kankra stellt (was Film-Fans doch ein wenig an „Aliens“ erinnern dürfte), konnte ich einen Jubelschrei nur schwer unterdrücken. Auch Frodo’s Befreiung durch Sam erschien mir nicht übertrieben (immerhin hatte sich bis dahin die Mehrheit der Orks ohnehin bereits gegenseitig niedergemetzelt), im Gegenteil: Wie schon im Buch stellt sich auch beim Film heraus, das Sam der eigentliche, der  wahre Held der Geschichte ist. Außerdem wird uns während Frodo's Befreiung ein weiteres mal klar gemacht, wie gefährlich der Ring ist, schafft es Sam doch nur mit einiger Überwindung, ihn wieder an Frodo zurückzugeben... 

Über den Teil, als Aragorn mit der Totenarmee bei Minas Tirith erscheint, gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Im Gegensatz zu vielen gefiel mir (wie schon bei „Die Zwei Türme“) Legolas Stunt sehr gut. Ist ja mittlerweile auch irgendwie schon eine Art Running Gag und Kult geworden, dass Legolas sich mit seinen akrobatischen Aktionen von Film zu Film steigert (nur schade, dass er außer in dieser Szene eigentlich im ganzen Film nichts zu tun hat!). Und vor allem Gimli’s Kommentar, nachdem Legolas den Olifanten zur Strecke gebracht hat, ist einfach zu köstlich, als dass ich dieser Szene ihren over-the-top-Charakter vorwerfen könnte. 

Der von mir im ersten Teil meines Reviews angesprochene Schlüsselmoment, ab dem „Die Rückkehr des Königs“ wirklich alles richtig macht, und „Die Gefährten" in allen Belangen sogar noch übertrifft, bezieht sich auf die Szene, in der Aragorn mit seiner Streitmacht Minas Tirith verlässt. Von da an ist wirklich jede einzelne Szene, jede einzelne Einstellung perfekt (na ja, bis auf eine winzige Kleinigkeit, aber dazu später).  

Was mich so besonders erstaunt hat... im Review zu Teil 1 habe ich ja angemerkt, dass ich den großen Fehler gemacht habe, mir die Romane kurz bevor der erste Film ins Kino kam, durchzulesen. Wenn man die Handlung bereits kennt, leidet natürlich die Spannung darunter. Aber als Frodo und Sam die Schicksalsklüfte erreichen... obwohl ich schon genau wusste, wie es weitergeht, und dass sie mit ihrer Mission Erfolg haben, fing ab diesem Zeitpunkt mein Herz an, schneller und fester zu schlagen, ich wurde nervös und richtig angespannt... Ja, Peter Jackson hat es hier geschafft, dass ich obwohl ich das Buch schon kenne, wie ein „Neuling“ der Materie mitgefiebert und mitgezittert habe. Das allein ist schon ein großes Kompliment, und sagt viel über die Leistung aller Beteiligten an diesem Film aus... 

Wie gesagt, in den letzten 45 Minuten ist eigentlich alles ziemlich perfekt. Nichtsdestotrotz möchte ich einige wirklich absolut großartige Momente besonders hervorheben (und ja, die Liste ist recht lang *g*): Aragorn’s Rede vor dem schwarzen Tor, Sam trägt Frodo (DER "Magic Moment" dieses Films überhaupt), „Wie wäre es Seite an Seite mit einem Freund?“, Die Armee Gondor’s stürzt sich „für Frodo“ in die Schlacht, Frodo kann dem Ring nicht widerstehen, Gollum fällt in die Feuer des Schicksalsberges, „Wehe du lässt los“ (ja ich weiß, diese Szene ist ein einziges Klischee, aber sie ist so wundervoll, dass ich sie nicht missen möchte), Sam und Frodo unterhalten sich „am Ende aller Dinge“, Die Adler retten Frodo und Sam, „Nein, meine Freunde, ihr verneigt euch vor niemandem“ (DER Tränendrücker schlechthin... obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nicht schwach zu werden, hatte ich bei dieser Szene wirklich ordentlich mit den Tränen zu kämpfen), die Szene im grünen Drachen (auch dazu später noch mehr), und natürlich Frodo’s Abschied (Tränendrücker Nr. 2) inklusive dessen Hoffnung und Trost spendendes Lächeln.  

Wie man wohl merkt, kann ich dem oftmals vorgebrachten Argument, das Ende sei zu lang gestreckt, nichts abgewinnen. Natürlich, als Ende eines 3-stündigen Films mag fast eine halbe Stunde zu viel des Guten erscheinen. Doch das ist es ja nicht! Dies ist nicht einfach das Ende eines einzigen Films. Es ist vielmehr das Ende eines 10-stündigen Epos, und als solches von der Länge her absolut notwendig. Nach so einem Filmerlebnis braucht man einfach Zeit, um sich von den Charakteren angemessen zu verabschieden. Und so bin ich mit dem Ende fast vorbehaltlos zufrieden. Fast! Denn auch wenn jetzt einige den Kopf schütteln werden: Mir war das Ende fast noch ein wenig zu kurz! So hat leider eine Erklärung dafür gefehlt, warum Faramir und Eowyn bei der Krönung Aragorns gar so freudestrahlend nebeneinander stehen, und auch Legolas und Gimli hätten sich einen Abschied wahrlich verdient...  

Wenn einem die allerletzte Szene eines Films weniger gefällt, ist das immer besonders tragisch. Fehler bzw. Schwächen zu Beginn oder in der Mitte kann man doch eher vergeben und vergessen, doch gerade die letzten Minuten prägen sich besonders stark ins Gedächtnis des Zuschauers ein. Leider konnte mich auch bei „Die Rückkehr des Königs“ die allerletzte Szene mit Sam nicht vollends überzeugen. Hier wäre meiner Ansicht nach die Abfahrt des Schiffes das bessere Ende für den Film (und die Trilogie) gewesen, da diese Szene wirklich emotional war, sowohl Trauer als auch Hoffnung ausgedrückt hat, während mich die Sam-mit-seiner-Family-Szene eher kalt gelassen hat. Dadurch ergibt sich für mich zwischen dem Abschied an den grauen Anfurten (sehr emotional und traurig) und der Einblendung der zwei schlichten Worte "The End" (ebenfalls irgendwie ein sehr trauriger Moment) ein emotionales Loch, was den Eindruck des Endes irgendwie trübt. Aber wer weiß, vielleicht war es ja sogar irgendwie besser so, ansonsten wäre der durchschnittliche Taschentuch-Verbrauch im Kinosaal am Ende noch mehr angestiegen, und sogar ich hätte am Ende meine guten Vorsätze verwerfen müssen...

Bevor ich dieses Review abschließe, möchte ich mich noch den zwei häufigsten Kritikpunkten widmen, die von einigen Kinobesuchern (vor allem Tolkien-Fans) vorgebracht wurden, die ich einfach nicht teilen kann. So scheinen sich viele vor allem an Sauron’s „Scheinwerfer-Auge“ zu stören. Ich gebe ja zu... ganz perfekt sieht es in der Tat nicht aus, nur... wie hätte man das denn sonst umsetzen können? In einem Buch ist das leicht, da schreibt man einfach „Das Auge blickt hierhin, das Auge blickt dahin“, doch im Film reicht es nicht, wenn Frodo einfach sagt „sein Auge hat mich fast erfasst“, „ja, gleich sieht er mich“, „Oh heilige Sch****, er sieht mich, Hilfe!!!!“. Man muss das irgendwie visuell umsetzen, und ich habe lange nachgedacht, aber auch mir ist keine bessere Lösung eingefallen. Und SO SCHLIMM sieht es ja wohl nun auch wieder nicht aus. 

Der zweite Kritikpunkt betrifft das Ende, genauer gesagt das Auenland. Während es im Film immer noch genau so friedlich und freundlich aussieht, wie es die Hobbits auch verlassen haben, wurde es im Buch durch einen rachsüchtigen Saruman geschändet, und unsere 4 kleinen Helden mussten es erst mühsam aus dem Fängen des ehemals mächtigen Zauberers befreien. Ich muss gestehen, dass ich das entsprechende Kapitel im Buch wirklich mag, da es aufzeigt, wie sehr sich die Hobbits durch ihre Abenteuer verändert haben. Andererseits hat es mich schon immer gestört, dass Saruman dafür verantwortlich war. Da fragt man sich schon, warum ihn Gandalf laufen lassen musste. Und ich muss gestehen, nachdem ich „Die Rückkehr des Königs“ im Kino gesehen habe, war ich froh, dass Jackson die Befreiung des Auenlandes weggelassen hat, denn das Ende ist wirklich perfekt, so wie es ist. Es zeigt sehr schön die Bitterkeit: Sie haben nicht nur das Auenland, sondern ganz Mittelerde gerettet, doch 1. hat man im Auenland davon gar nichts mitbekommen, und 2. erkennen sie, dass sie nun doch nicht mehr dieses unbeschwerte Leben so genießen können, wie vor dem Krieg. Dass sie irgendwie nicht mehr so recht dazugehören. Das hat mir wirklich gut gefallen, und ehrlich gesagt gefällt mir diese Darstellung eigentlich besser, als die aus dem Buch... 

Auch wenn ich im Endeffekt an der letzten Szene des Films doch ein wenig Kritik üben musste, so muss doch eines klar gesagt werden: Die letzten 45 Minuten von „Die Rückkehr des Königs“ sind wohl das Beste, dass ich in meinem bisherigen Leben im Kino oder vor dem Fernsehschirm sehen durfte. Gerade, wenn man diesen großartigen Abschluss einer einzigartigen Trilogie so wie ich im Zuge des Triple Features das erste Mal sieht, steigert sich die emotionale Kraft des Endes enorm. Sicher ist es auch schon so traurig genug, wenn man nach 2 Jahren von diesen liebgewonnenen Figuren Abschied nehmen muss. Aber wenn man erst Stunden zuvor wieder Zeuge dieses einzigartigen Filmereignisses werden durfte, wenn einem all die „magischen Momente“ wieder vor Augen geführt wurden, wenn einem die Charaktere erst recht wieder ans Herz gewachsen sind... dann fällt der Abschied gleich doppelt und dreifach schwer. Insofern bin ich dankbar, dass ich mich dazu entschlossen habe, ins Triple Feature zu gehen, denn ich bin mir sicher: So einen phantastischen, spannenden, mitreißenden und emotionalen Kinobesuch werde ich wohl nie wieder erleben. Dies war ein wahrhaft einzigartiges Erlebnis, für das ich ewig dankbar sein werde...

Fazit: In seiner emotionalen Wirkung, in seiner Inspiration, seiner Kreativität und seiner Faszination ist "Der Herr der Ringe" wirklich einzigartig. Wenn schließlich die Worte "The End" über die Leinwand flimmern, ist man nicht nur aufgrund der emotionalen Szenen davor tief betroffen, sondern auch, weil einem bewusst wird, dass diese Geschichte nun wirklich zu Ende erzählt wurde. Es wird keine Fortsetzung geben. Wir werden mit unseren Helden keine neuen Abenteuer bestreiten. Das war's. Es ist vorbei. Es heißt jetzt wirklich, ein für alle Mal von dieser Welt, die uns in den letzten 2 Jahren beschäftigt, die uns fasziniert, verzaubert und wohl einige von uns auch auf die eine oder andere Art verändert hat, Abschied zu nehmen, in dem Bewusstsein, dass uns zu unseren Lebzeiten wohl kaum ein Film mehr so faszinieren und berühren wird, wie es diese großartige Trilogie geschafft hat. Und so bleibt uns allen in dieser Stunde des Abschieds nichts anderes, als jedem Einzelnen, der auf die eine oder andere Art an diesem Filmprojekt beteiligt war, aus tiefstem Herzen für die 10 Stunden absolut beeindruckender, einzigartiger und bewegender Unterhaltung zu danken...

Wertung:        (10/10)

 Ausgezeichnet mit dem review-center Award für außergewöhnliche Leistungen in Film- und Fernsehen

 

Verfasser: cornholio

 

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