Das Multiversum 1: Zeit

(Manifold 1: Time)

 

Veröffentlichung: 2002 (1999), 682 Seiten

Autor: Stephen Baxter

Verlag: Heyne

Stephen Baxter war bisher für mich so etwas wie ein Geheimtipp. Sein Roman "Titan" war sehr gelungen und faszinierend, wenn ihm auch die teilweise ZU detailgetreuen Schilderungen der Technik sowie die arg misslungene deutsche Übersetzung ein wenig zugesetzt haben. "Zeitschiffe" hat mich wiederum überzeugt, das Stephen Baxter zu den besten SF-Autoren unserer Zeit gehört. Dementsprechend hoch war die Vorfreude auf Baxter's erstes mehrere Bücher umspannendes Epos. Leider schlug diese Vorfreude schon sehr bald in Enttäuschung um, denn "Zeit" ist leider nicht annähernd so gut, wie ich das von Baxter erwartet und erhofft hatte.

Reid Malenfant, ehemaliger Astronaut, ist Chef der Firma Bootstrap. Sein neuestes Projekt: Endlich die Ausbeutung des Universums voranzutreiben, indem man sich zu einem rohstoffreichen Asteroiden begibt. Doch Cornelius Taine, Chef einer sektenartigen Denkfabrik, geht das noch nicht weit genug. Seiner Meinung nach muss man bereits jetzt alles Menschenmögliche tun, um die Auslöschung der Menschheit (die laut der Carter-Theorie in spätestens 200 Jahren stattfinden wird) zu verhindern. Dazu will er im Weltall nach Nachrichten aus der Zukunft lauschen, und tatsächlich... mit Hilfe eines umgebauten Wellenempfängers empfängt man Koordinaten, die zu einem erst kürzlich entdeckten Asteroiden mit dem Namen Cruithne führen. Von Cornelius überzeugt, ändert Malenfant seine Prioritäten, und startet eine Mission zu dem Asteroiden. Tatsächlich findet man dort auch ein Artefakt: Ein blaues Portal, dass offensichtlich durch die Zeit führt. Und so machen sich Cornelius, Reid und seine Frau Emma auf, um durch die Zeit zu reisen, und den Versuch zu unternehmen, die Menschheit zu retten.

Wie schon angedeutet, hat mich dieser Roman sehr enttäuscht. Zu oft verliert sich Baxter in seitenlangen Theorien, physikalischen Beschreibungen etc. Solche Textauszüge mögen für angehende Physiker interessant sein, für den "normalen" Leser sind diese allerdings ziemlich störend und völlig überflüssig. Auch die Handlung rund um die besonders intelligenten Kinder vermag nicht völlig zu überzeugen, denn auch wenn diese in der weiteren Folge des Romans noch eine sehr große Rolle spielen, so will dieser Handlungsstrang nichtsdestotrotz nicht so recht zur eigentlichen Geschichte passen. Auch einige Ideen, die Baxter in seinem Roman eingebaut hat, mögen nicht völlig zu überzeugen. So befinden sich auf der ersten Sonde zum Asteroiden keine Menschen, das kleine Schiff wird nur von einem weiblichen Kalmar, dessen Intelligenz mittels Gentechnik erhöht wurde, gesteuert. Ja, ihr habt richtig gelesen, ein weiblicher Tintenfisch mit überdurchschnittlich hohem Intelligenzquotienten steuert ein Raumschiff... Bin ich wirklich der Einzige, der diese Idee dann doch ein wenig lächerlich findet?! Bei aller Kritik muss aber auch eines klar gesagt werden: Auch wenn der Beginn etwas zäh ist, und sich der Mittelteil des Romans rund um die "blauen Kinder" ebenfalls ein wenig arg in die Länge zieht, entschädigt das intelligente und überraschende (wenn auch anfangs sehr an "2001" erinnernde) Ende zumindest teilweise dafür. Das Ende ist schließlich auch der Grund, weshalb man es trotz der teilweise recht anstrengenden Seiten nicht bereut, den Roman gelesen zu haben.

Fazit: Mit einer etwas strafferen Handlung hätte Baxter hier zweifellos an frühere Erfolge anschließen können. So hinterlässt dieser Roman, trotz des gelungenen Endes, doch einen unangenehmen Nachgeschmack angesichts der zahlreichen Minuten, die man sich durch völlig unnötige, extrem in die Länge gezogene und/oder viel zu sehr ins Detail gehende Seiten gekämpft hat. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen...

Wertung:    (5/10)

Verfasser: cornholio

 

Themenverwandte Reviews:

Titan

Zeitschiffe

Das Multiversum 2: Raum

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Cover © 2002 Heyne