Saturn

 

Veröffentlichung: 2004 (2003), 519 Seiten

Autor: Ben Bova

Verlag: Heyne

In der Umlaufbahn des Planeten Saturn soll ein Habitat entstehen - nur dass dieses nicht erst dort gebaut, sondern direkt dorthin “geliefert” wird. An Bord befinden sich die unterschiedlichsten Personen, die sich dadurch eine 2. Chance erhoffen. Während Professor Wilmot das Experiment dieser unterschiedlichen Personen auf dichtem Raum genau beobachtet, versucht Malcolm Eberly mit allen Mitteln, die Macht im Habitat an sich zu reißen.

Ben Bova’s neuester Planeten-Roman hat 2 Hauptprobleme: 1. Es gibt keine Bezugsperson. In der Vielzahl von Figuren gab es keine einzige, mit der ich mich hätte identifizieren können. Holly Lane ist einfach nur ein naives, dummes Mädchen, dass sich blindlings von Eberly ausnutzen und manipulieren lässt. Manuel Gaeta ist ein draufgängerischer Macho, wie er im Buche steht. Malcolm Eberly wiederum ist ein manipulierendes, hinterhältiges und machtgeiles *bitte ein beliebiges, möglichst ordinäres, Schimpfwort einsetzen*, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, und für das Erreichen seiner Ziele nicht nur dazu bereit, so ziemlich jeden zu verraten, sondern wenn's sein muss auch über Leichen zu gehen. Und die Rollen der restlichen Figuren sind einfach nicht groß genug, als dass man sich groß mit ihnen identifizieren könnte. Generell sind leider alle Charaktere eindimensionale Abziehbilder aus dem Sammelalbum für klischeehafte Figuren - auch dies ist einer Identifikation mit den handelnden Personen nicht gerade zuträglich. Und so plätschert die Handlung vor sich hin, ohne einem Sympathieträger, zu dem man halten könnte - was dazu führt, dass einen im Endeffekt das Geschehen nicht mehr kümmert. Das 2. große Problem ist, dass der titelspendende Planet unseres Sonnensystems im ganzen Roman eigentlich keine Rolle spielt - maximal könnte man es noch als Gastauftritt klassifizieren, aber bereits da zeigt man sich  päpstlicher als die Bild-Zeitung ("Wir sind Papst"). Immerhin hatte ich bereits bei "Venus" kritisiert, dass der Planet dort eine viel zu kleine Rolle gespielt hat - bei "Saturn" ist es im Endeffekt sogar noch einmal deutlich weniger. Und selbst dieser Teil vermag nicht sonderlich zu gefallen - da die Idee "he, es gibt Leben in den Ringen von Saturn!" mittlerweile selbst im Bova-Universum ziemlich ausgelutscht ist (wo ja auch "Venus" und "Jupiter" bereits von anderen Lebewesen - wenn auch nicht notwendigerweise Intelligenzen - bevölkert werden). Zumindest kann ich dem Roman attestieren, dass er nicht allzu langweilig war - trotzdem war ich alles in allem sehr enttäuscht. 

Fazit: "Saturn" verfügt zwar über ein paar nette Ansätze (insbesondere wenn der Roman aufzeigt, wie Manipulation und Propaganda funktioniert), ist aber eher ein (mäßiges) gesellschaftspolitisches Gedankenspiel denn ein waschechter SF-Roman im Stile der bisherigen "Planeten-Romane" Ben Bova's. Wer sich von diesem Roman (so wie ich) Einblicke in den von großen Ringen umgebenen Planeten unseres Sonnensystems erhofft hat, wird jedenfalls schwer enttäuscht sein, und sollte demnach lieber gleich die Finger von diesem Roman lassen...

Wertung:    (3/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Cover © 2004 Heyne