Die Xindi
(The Xindi)
Staffel 3, Folge 01
Seit mehreren Wochen ist die Enterprise nun in
schon in der Ausdehnung unterwegs, doch bisher hat man bei der Suche nach der
Heimatwelt der Xindi noch nicht die geringsten Fortschritte gemacht. Von einer
zwielichtigen Quelle erfährt Archer schließlich, dass angeblich ein Xindi in
einer Minenkolonie arbeitet, und beschließt, dieser einen Besuch abzustatten.
Der dortige Leiter ist scheinbar durchaus bereit, der Enterprise-Crew den Xindi
zu überlassen, verlangt dafür jedoch als Gegenleistung eine Lieferung
Deuterium. Doch der Leiter der Minenkolonie spielt falsch, und nachdem sich
Archer und Trip mit dem Xindi getroffen haben, hält er sie gefangen - sie
sollen von nun an für ihn in der Mine arbeiten. Während
Archer und Trip gemeinsam mit dem Xindi versuchen, aus der Minenkolonie zu
entkommen, bereiten sich die Marines an Bord der Enterprise auf ihren ersten
Einsatz vor...
Bereits in "Die Xindi" wird die Devise für die
3. Staffel klar: Düsterer, härter, actionreicher. All dies muss grundsätzlich ja
nichts schlechtes sein, leider übertreibt man es halt wie schon so oft ein
wenig, um ja auch dem letzten Deppen klar zu machen, dass "Enterprise"
nun anders ist. So wirkt die Minenkolonie, insbesondere aber deren Leiter mit
der Billig-Version von Darth Vader's Atemmaske, schon fast wieder ein wenig zu
düster, zwielichtig und dreckig, und gerät teilweise schon fast zur Karikatur.
Auch die härteren Bedingungen an Bord werden gleich zu Beginn klar, als Archer
seinen Waffenoffizier Reed auf gar ungewohnte Art und Weise anschnauzt - man
merkt, dass er mit den Nerven völlig fertig ist. Auch hier ist das Problem also
nicht die Veränderung, als deren Ausmaß. Ein Archer mit etwas mehr
Ecken und Kanten ist durchaus eine gute Idee - nur muss man aufpassen, dass man
es nicht übertreibt und das sein Verhalten immer nachvollziehbar und
verständlich bleibt - ansonsten droht nämlich Archer über kurz oder lang
Sympathien beim Publikum (oder zumindest halt bei MIR )
zu verlieren. Auch der Anteil an Action scheint erneut erhöht worden zu sein...
wobei sich nicht nur bei der Quantität, sondern auch bei der Qualität eine
Steigerung feststellen lässt. So waren Bodenkämpfe in der Star
Trek-Geschichte selten besser inszeniert als hier. Doch auch diese Neuerung hat
einen Nachteil im Gepäck: So scheint auf einen weiteren wichtigen Punkt der
Star Trek-Philosophie vergessen zu werden, wirkt die Action doch ungleich
brutaler, da den Marines offenbar die "Betäuben"-Einstellung abhanden
gekommen ist. Nun gut, wenn die Produzenten von Enterprise schon zu Beginn der
Serie entschieden hätten, dass die Sternenflotte einfach noch keine Einstellung
zum Betäuben für ihre Waffe gefunden hat, hätte ich das ja akzeptieren
können - doch es wurde in den vergangenen 2 Jahren deutlich etabliert, dass
auch die Pistolen zu Archer's Zeiten einen Gegner schon betäuben können.
Insofern wirkt das brutale Vorgehen der Marines einfach unnötig, hätte doch
eine Betäubung für ihre Zwecke vollkommen ausgereicht...
Die Schlimmste aller Neuerungen ist aber ohne jeden Zweifel
der neue bzw. veränderte Titelsong, der deutlich rockiger, aber eben leider
auch standardmäßiger daherkommt. Jeder, der diese Seite regelmäßig
besucht und sich meine Kritiken zu Enterprise durchliest, weiß, dass ich schon
von der alten Version von "Faith of the Heart" wenig bis gar nichts
gehalten habe und mir die Titelsequenz daher, trotz toller optischer Gestaltung,
so gut wie nie angesehen habe. Doch die neue Version dieses Liedes ist noch viel
grauenhafter und steht nun wirklich kurz davor, als seelische Grausamkeit
klassifiziert werden zu müssen. Absolut grauenhaft. Für das Lied, insbesondere
den Text, ist diese neue Version einfach viel zu rockig, zu schnell und zu
kraftvoll. Trotz eines starken Refrains ist "Faith of the Heart"
im Prinzip doch ein eher ruhigeres Lied... dass mit der neuen Abmischung
wirklich völlig verhunzt wird. Mancher mag sich fragen, warum mich das so
stört - konnte ich doch auch die alte Fassung nicht leiden. Nun, das ist so
nicht ganz richtig. Ich mochte den Song, für sich betrachtet, sehr gut. Auch
die Titelsequenz hat mir von der optischen Gestaltung her, wie schon erwähnt,
sehr gut gefallen. Doch beides zusammen... das hat einfach irgendwie für mich
nicht funktioniert. Dank der Veränderungen kann ich mir aber mittlerweile nicht
mal mehr den SONG anhören, ohne durchzudrehen. Neben der absolut unpassenden
Abmischung ist ein weiteres Problem, dass Russell Watson wohl offensichtlich
nicht extra ins Studio beordert wurde, um seinen Gesangspart noch einmal
aufzunehmen. Daher wirkt seine Stimme für diese kraftvoll-rockige Version viel
zu leise und schwach... was dem veränderten Titelsong schließlich endgültig
den Todesstoß versetzt.
Eine weitere Enttäuschung ist die Ausdehnung an sich. Angesichts der ganzen Geschichten darüber, inwiefern sich dieser Teil des Weltraums vom Rest unterscheidet, hätte ich mir schon auch eine gewisse optische Abgrenzung erwartet... allerdings sieht die Ausdehnung ganz genau so aus wie der normale Weltraum (zumindest sobald man den Nebel einmal hinter sich gebracht hat). Auch erwies sich meine Hoffnung, Berman und Braga könnten vorpubertäre Erotikeinlagen im "normalen" Weltraum zurücklassen, als unberechtigt... darf doch T'Pol gleich in der ersten Folge wieder ihr Top ausziehen. Nun mal ehrlich... kann Trip nicht UNTER das Leiberl greifen, oder sie sich dieses halt ev. einfach nur hochziehen? Ne, wäre natürlich LÄNGST nicht so "erotisch". Und da Trip und T'Pol diese Massage-Einheiten wohl vorerst beibehalten dürften, können wir uns wohl noch auf viele weitere billige Erotikeinlagen freuen...
Wenn es auch an dieser Folge einiges zu kritisieren gibt,
zumindest eines konnte mich voll und ganz überzeugen: Das Design der Xindi.
Hier haben sich die Macher wirklich einmal etwas überlegt, sieht doch jede
einzelne Spezies der Xindi wirklich originell und einzigartig aus. Hier wird
eine gelungene Kombination aus Masken (wenn auch eine der Rassen sehr an den
Bösewicht aus Galaxy Quest erinnert) und CGI-Elementen verwendet, und
insbesondere die insektoiden Xindi sind meines Erachtens die besten
CGI-Creature-Effects, die bisher fürs Fernsehen gemacht wurden. Hier wurde wirklich
viel Zeit und Arbeit investiert, um sich ein möglichst originelles Design zu
überlegen - mit durchaus überzeugendem Ergebnis. Wenn B&B nur in alles so
viel Zeit investieren würden... womit wir schon bei der Story wären. Diese ist
durchaus interessant und spannend - vor allem fällt natürlich positiv auf,
dass durch die fortlaufende Handlung im Stile von Babylon 5 und 24 Interesse
dafür geweckt wird, wie es wohl weitergehen wird. Außerdem spicken B&B
ihre Handlung offensichtlich mit ein paar interessanten Wendungen - wie auch
hier bei "Die Xindi", als Archer am Ende erkennen muss dass die
Heimatwelt der Xindi schon vor mehr als 20 Jahren zerstört wurde. Das Problem
an der Sache ist nur: ich könnte mich über diese Wendung mehr freuen, wenn ich
noch genug Vertrauen in Berman und Braga hätte, um ihnen zuzutrauen, auch wirklich passende Antworten auf diese ganzen interessanten
Fragen parat zu haben. Stattdessen befürchte ich dass sich die beiden von
überraschender Wendung zu überraschender Wendung hangeln, ohne auf so
unwichtige Dinge wie Logik und Kontinuität zu achten. Das ist allerdings
nichts, was dieser Folge vorzuwerfen wäre - denn es ist ja natürlich auch gut
möglich, dass ich mich irre, und mich die beiden Henker des ST-Franchises am
Ende sogar noch positiv überraschen werden...
Fazit: Bei "Die Xindi" halten sich die positiven und die negativen Aspekte die Waage, was bleibt, ist eine durchschnittlich unterhaltsame Folge, die jedoch trotz der vorhandenen Schwächen durchaus Lust auf mehr macht...
Wertung:
(5/10)
Verfasser: cornholio
Abschließende Kritik zur 2. Staffel
Wir bedanken uns bei treknews für die Genehmigung zur Verwendung der Screenshots