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ITALO SVEVO

Ein Artikel von Pierantonio Rismondo über den italienischen Schriftsteller Italo Svevo

 

Italo: etwas mit Italien, italienisch, na klar. Svevo? das ist schon schwieriger, der Schwabe. Der italienische Schwabe, ein Pseudonym. Natürlich, das haben wir schon einmal gewusst und auch schon wieder vergessen. Genauso wie seinen echten Namen. Ettore Schmitz.

Wozu ein Pseudonym? Der Name sagt ja auch schon alles. Deutsch, Italienisch, oder etwas dazwischen, ein Grenzgang zwischen Sprachen. Unter Brüdern: sein Italienisch war miserabel. Freundlicher formuliert, unorthodox, von diesem eigenartigen triestiner Dialekt beeinflusst. Diese Spielart des Venezianischen war damals in Triest "in". Die zeitgenössischen Kritkiker aber kreideten ihm seine grammarikalischen und stilistischen Verstöße an. Die barbarische Sprechweise, den Mix aus Germanischem und Slavischem, das war den Sprachpuristen ein Dorn im Auge. Da als Literat anerkannt, entdeckt zu werden, das ist schon schwierig.

Aber von Anfang an: Ettore Schmitz, geboren 1861 als Sohn eines deutschen Glasermeisters in Triest, besucht er bei Segnitz in Würzburg das Internat. Denn für seinen Vater Francesco, Italiener mit jüdischer Konfession, Sohn eines österreichischen Finanzbeamten, war es wichtig, als Kaufmann in Triest Deutsch zu beherrschen.  

Ettore studiert in Triest und wird für zwanzig Jahre Bankbeamter. In einer wiener Bank in Triest. Beeinflusst von der Philosophie Schopenhauers und von den französischen Realisten und Naturalisten, Balzac und Zola, beginnt seine erste Schaffensperiode.  Er schreibt 1892 den ersten Roman Una vita, ein Leben. Mit dem Roman Senelita, ein Mann wird älter, endet diese Periode 1898, Svevo verstummt für zwanzig Jahre.

Svevo heiratet 1896 und wird Leiter der Farbenfabrik seines Schwiegervaters, er etabliert sich in der triestiner Geschäftswelt. Er schliesst Freundschaft mit dem Iren James Joyce, der Englisch in Triest unterrichtet und noch nicht entdeckt ist.

Erst 1923 schreibt Svevo sein Hauptwerk, La coscienza die Zeno. Er hatte sich seit 1908 mit Freud stark beschäftigt. Das spiegelt sich mit analytischer Epik in Svevos Romanwelt wider. Sie schildert die Möglichkeiten des Scheiterns und mit Ironie die Beliebigkeit des Realen.

Der "Corriere della Sera" fand keinen Platz für die Buchbesprechung von Zeno Cosini. Der Roman sei nicht uninteressant, aber völlig verworren. Also kein wienerisches "Net amal Ignorieren", sondern offene Feindschaft mit Italiens damaligen "Opinion Leadern". Doch  der späte Ruhm kommt. Durch James Joyce. Inzwischen berühmt, empfiehlt er Svevo in Paris, wo man Literatur so ernst nimmt, wie in Triest den Handel. Über Nacht ist Svevo berühmt, kann es kurze Jahre genießen.

Ein Grillparzer-Schicksal: Beamter, Werke im Schreibtisch, kurz vor dem Tod der Durchbruch. Immer an der Grenze zur Lächerlichkeit, getragen mit Selbstironie. Parallelen zu seinem Helden Zeno Cosini, der von der ersten bis zur letzten Seite des Romans kämpft, sich das Rauchen abzugewöhnen. So auch Svevo, der nach dem letztendlich tödlichen Autounfall im Spital um eine Zigarette bettelt, und als diese abgelehnt wird meint, das wäre diesmal wirklich die letzte gewesen...