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Stalking - Tipps
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Sicherheitshinweise
- Einmal ist dem Stalker unmissverständlich mitzuteilen, dass jeder Kontakt
von ihm, in welcher Form auch immer, unerwünscht ist. Dies sollte nur einmal
erfolgen, jede weitere Mitteilung, Stellungnahme oder Reaktion erzeugt beim Stalker weitere
Reaktionen. Dieser wird nicht nachgeben und weiter Druck erzeugen. Die unmissverständliche
Mitteilung sollte durch eine andere Person oder im Beisein einer anderen Person erfolgen.
Für Gerichte ist diese eindeutige Mitteilung sehr wichtig. Diese Mitteilung sollte zum Zwecke
der Beweisbarkeit dokumentiert sein. Dabei sollte ohne Aggression oder besonderer Emotion
vorgegangen werden. Aggression erzeugt wieder Aggression.
- Kein Kontakt zum Stalker! Jeglicher Kontakt ist zu vermeiden, keine
SMS beantworten, keine Telefongespräche, nicht auf E-Mails antworten. Beim direkten Kontakt
soll dem Stalker ausgewichen und der Stalker ignoriert werden. Bei einer Bedrohung ist sofort
der Polizeinotruf zu betätigen und, soweit dies möglich ist, andere Personen um Hilfe zu
ersuchen. Ziel ist es, durch die ständige und konsequente Ignoranz dem Täter zu signalisieren,
dass seine Bemühungen vergeblich sind. Hält man diese Strategie konsequent durch, ist die
Chance recht gut, dass der Stalker sein Interesse verliert.
- Konsequente Dokumentation der Handlungen des Stalkers.
Alle E-Mails, SMS sind aufzuheben und abzuspeichern. Mobilboxnachrichten
(oder Nachrichten auf einen Anrufbeantworter) sind ebenfalls zu speichern
und zusätzlich auf andere Tonträger aufzunehmen. Direkte persönliche Kontaktaufnahmen vom
Stalker sind genau zu dokumentieren. Die Anzahl der versuchten Kontaktaufnahmen, sowohl der
mittels Kommunikationsmedien als auch der persönlichen, sind in einer Art Tagebuch zu vermerken.
Geschenke und Briefe sind zwecks Dokumentation und Beweissicherung aufzubewahren
(oder von einer Vertrauensperson aufbewahren lassen).
- Bei wiederkehrenden Kontaktversuchen (persönlich und/oder mittels Telekommunikation)
trotz eindeutiger Ablehnung Anzeige bei der Polizei wegen "Beharrlicher Verfolgung".
- Bei wiederkehrenden Kontaktversuchen trotz eindeutiger Ablehnung Antrag auf eine
Einstweilige Verfügung zwecks Kontaktverbot beim zuständigen Bezirksgericht des
Wohnbezirks des Opfers.
- Verständigung und Aufklärung des gesamten Umfeldes des Opfers:
Familie, Freunde, Bekannte, Nachbarn, eventuell Kollegen. Sie müssen erfahren, dass es
Belästigungen und Verfolgungshandlungen gibt. Das Umfeld muss wissen, dass das Verhalten des Stalkers ungewünscht ist. Vor Manipulationsversuchen des Stalkers soll sich das Umfeld des Opfers in Acht nehmen. Das Umfeld ist bei Kontaktaufnahmen des Stalkers vorgewarnt und ist schwerer zu manipulieren. Es dürfen keine Auskünfte das Opfer betreffend weitergegeben werden. Telefonnummer, Adresse oder Vorhaben des Opfers sind vertraulich zu behandeln.
- Persönliche Daten (Privatadressen, Firmenadressen, Fotos, Facebook) und
Informationen, die über das Internet abgerufen werden können, sind zu entfernen.
- Um das persönliche Sicherheitsgefühl zu erhöhen, ist ein
akustisches Handalarmgerät sinnvoll, welches immer griffbereit sein sollte.
Bei Betätigung ertönt ein extrem lautes und hohes Signal, welches den Stalker in der Regel
irritiert. Andere Personen sollten im Bedrohungsfall zusätzlich um Unterstützung ersucht bzw.
der Polizeinotruf gewählt werden. Das Mobiltelefon sollte immer aufgeladen und griffbereit
sein, die Notrufnummer 133 des Polizeinotrufs als Kurzwahl eingespeichert werden. Sollte der
Stalker vor der Wohnungstüre stehen ist der Polizeinotruf zu wählen und die Nachbarn zu
verständigen (als Zeugen oder zur Unterstützung).
- Weiters ist es ratsam, die Wohnung oder das Haus mit modernen Sicherheitsschlössern
oder sogar Sicherheitstüren auszustatten. Von den kriminalpolizeilichen Beratungsstellen werden
auch sicherheitstechnische Beratungen durchgeführt.
- Verfolgt der Stalker das Opfer mit seinem Fahrzeug, so soll das Opfer direkt zur
nächsten Polizeiinspektion fahren und die Beamten der Dienststelle über die Verfolgung und
eventuelle andere bereits getätigte Stalkinghandlungen des Stalkers informieren. Zumindest
eine Meldungslegung über den Vorfall wäre sinnvoll, um eine optimale Dokumentation des
Geschehens zu ermöglichen.
- Hat der Stalker die Festnetznummer des Opfers, so ist die Anschaffung eines
Anrufbeantworters ratsam, um die Anrufe und Mitteilungen des Stalkers zu dokumentieren.
Der Ansagetext am Anrufbeantworter sollte neutral von einer Freundin besprochen werden
(um Eifersucht vorzubeugen). Bei unbekannten Stalkern wird die Anschaffung einer Fangschaltung
des Telekommunikationsbetreibers angeraten. Auch eine zweite Leitung für ungestörtes
Telefonieren ist zu empfehlen. Besitzt der Stalker die Handynummer, so ist es am besten,
diese Nummer zu belassen und sich ein zweites Handy mit Geheimnummer zu besorgen. Damit ist
es möglich, sich von den ungewollten Anrufen abzuschirmen, sie aber trotzdem, einschließlich
der eingelangten SMS und Mobilboxnachrichten, zu dokumentieren. Das andere Handy kann
ungestört benutzt werden. Diese Nummer darf aber nur vertrauenswürdigen Personen weitergegeben
werden.
- Selbstbehauptungskurse für Frauen können ein sinnvollen Teil sein, um das
Selbstwertgefühl von Betroffenen zu erhöhen. Dabei lernen diese, sich in bestimmten
Situationen nicht nur körperlich zur Wehr zu setzen sondern auch, sich Gehör zu verschaffen.
Es geht dabei auch um die Art und Weise, wie man in bestimmten Situationen auftritt.
- Persönliche Gegenstände (Fotos, Briefe, Dokumente) sollten nicht weggeworfen werden,
damit der Stalker nicht die Möglichkeit erhält, von diesen zu profitieren (durchstöbern des
Mistkübels im Haus) oder das Opfer damit zu ängstigen. Persönliche Gegenstände können vom
Stalker unterschiedlich missbraucht werden.
"Die letzte Aussprache"
Immer wieder versuchen Stalker, die Opfer zu einem letzten Gespräch, einer letzten Aussprache
(gemeinsamer Kaffee, gemeinsame Tätigkeit) zu überreden, sie finden tausend verschiedene Gründe
dafür. Tatsache ist, dass diese Gespräche zu nichts führen, sie sind meist für beide extrem
unbefriedigend, da beide ein unterschiedliches Ziel haben. Solche Gespräche können gefährlich
sein, es kann dabei durchaus zur Eskalation kommen. Für den Stalker gibt es trotz Gespräch immer
einen Grund, weiter am Opfer dranzubleiben und dieses möglicherweise zu einem erneuten Treffen
zu nötigen. Das Opfer hat ja aus Sicht des Stalkers "eigentlich nicht verstanden, dass er nur
das Beste will", oder das Opfer "war total unkooperativ". Stalker versuchen das Umfeld des Opfers
zu beeinflussen und für ihre eigenen Zwecke zu manipulieren. Sie suchen Kontakt zur Familie und zu
Freunden des Opfers und stellen sich selber gerne als Opfer dar, um deren Unterstützung zu bekommen.
Sehr oft gelingt ihnen das auch, Opfer werden dann von ihrem Umfeld zur Rede gestellt, angegriffen,
es kann sogar zum Abbruch der Beziehung kommen. Durch die Information des Umfeldes kann man die
Wirkung dieser Strategie verhindern. Das Ignorieren des Stalkers ist insgesamt das Wichtigste.
Jede Reaktion auf die Handlungen des Stalkers, jeder Kontakt ist zu unterlassen. Auch negative
Rückmeldungen und Feedback, wütende Reaktionen auf den Stalker sind eine Botschaft für ihn:
Seine Handlungen sind erfolgreich gewesen, das Opfer hat auf ihn reagiert, ob positiv oder negativ.
Wenn er sich weiter anstrengt, wird er wieder Erfolg haben. Es geht dem Stalker um Reaktionen des
Opfers, er braucht sie für seine weiteren Handlungen, sie motivieren ihn erneut, geben ihm den
Grund für sein Tun, sie sind das Salz in der Suppe, die sich schwer versalzen lässt. Stalkingopfer
haben meist ein schlechtes Gewissen, sie geben sich selbst die Schuld an der Situation, vor allem
dann, wenn sie vorher eine Beziehung gehabt haben. Der andere ist ja ihretwegen so verzweifelt, sie
selbst haben ja die Beziehung abgebrochen. Kein Wunder, dass der andere das alles tut. Es fällt ihnen
schwer "nein" zu sagen. Deshalb wird den Bitten des Stalkers um Gespräche oft stattgegeben. Genau das
will er erreichen: Kontakt, Nähe, Einfluss, Reaktion. Er kann und will die Bedeutung des Wortes Nein
nicht verstehen. Für ihn bedeutet es "jetzt noch nicht", "später", "bald" oder "streng dich mehr an"!
Wie bereits oben erwähnt, sind diese Gespräche sinnlos, es sind keine Abschlussgespräche, weil der
Stalker etwas anderes im Sinn hat. Er will die Beziehung fortsetzen und er verspricht auch immer
wieder, die Lösung für beide zu haben. Seine Lösung ist aber nie die Trennung, sondern die
Wiederaufnahme der Beziehung, es kann gar nicht schief gehen. Dass die Beziehung bereits vom
anderen abgebrochen wurde, wird nach wie vor nicht akzeptiert. Deshalb ist für das Opfer die
vollkommene Ignoranz des Stalkers, der totale Abbruch der Kontakte und das Durchhalten dieser
Maßnahmen eine sinnvolle Strategie sowie (bei gesetzlicher Voraussetzung) Anzeige bei der Polizei
wegen "Beharrlicher Verfolgung".
Was sollte eine vollständige Dokumentation enthalten?
Notwendig ist das möglichst frühzeitige Sammeln von Beweismaterial wie Briefe, E-Mails, SMS sowie das Führen eines Tagebuchs, in dem konsequent folgende Daten aufgezeichnet werden:
Wer (wenn bekannt, wenn unbekannt Personenbeschreibung)
Was ( Vorgeschichte, nähere Beschreibung, was passierte )
Wie ( welche Handlungen wurden gesetzt )
Wann ( Datum, Uhrzeit, wie lange )
Wie oft ( Häufigkeit, Frequenz, Dauer )
Wo ( Orte )
Zeugen/Beweise ( Augenzeugen, Briefe, Faxe, Geschenke, gespeicherte SMS, gesp. E-Mails usw. )
Vermutung, warum ( mögliches Tatmotiv, Hintergrund )
Bei polizeilicher Anzeigeerstattung ist diese Dokumentation zur Beweissicherung
der Anzeige beizulegen. Verlangen Sie bei der Anzeigeerstattung eine Kopie ihrer Niederschrift.
Sie kann Ihnen beim Bezirksgericht oder Beratungsstellen nützlich sein.
Es besteht auch die Möglichkeit, SMS-Texte mit entsprechender Software am Computer
auszudrucken. Falls das bei Ihrem Handymodell nicht möglich ist, dokumentieren Sie die SMS
( wörtlicher Inhalt, Datum, Uhrzeit, Nummer ) im Tagebuch.
Für weitere Fragen zum Thema Opferschutz und Prozessbegleitung können Sie sich an
die "Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie" in Wien oder an das jeweilige
Gewaltschutzzentrum in Ihrem Bundesland wenden.
Eine erste umfangreiche Rechtsberatung erhalten Sie beim Opfer-Notruf 0800 112 112,
der vom Weissen Ring betreut wird.
Die Kriminalprävention des Landeskriminalamtes Wien bietet Betroffenen telefonische
und persönliche Beratungen an und ist über die Hotline 0800 216 346 erreichbar.
Quelle: Landeskriminalamt Wien, Assistenzbereich 04, Kriminalprävention - Opferschutz
Aufgrund der Ergebnisse vieler Stalkingstudien mit einem überwiegend männlichen Anteil von Stalkern wurde auf dieser Homepage die männliche Form "Stalker" verwendet.
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