Jutta RANSMAYR, Der Status des
Österreichischen Deutsch an nicht-deutschsprachigen Universitäten. Eine
empirische Untersuchung. Frankfurt am Main, Peter Lang 2006, 326 S., ISBN 978-3-361-55242-1, € 58,10 (Österreichisches Deutsch – Sprache der Gegenwart, hg. v. R. Muhr u. R. Schrodt, Bd. 8)
Fußnoten blau […]
eingefügt
Die Verfasserin zeichnet im vorliegenden Buch
ein sehr differenziertes Bild vom Prestige des österreichischen Deutsch an
Auslandsuniversitäten. Anhand einer empirischen Erhebung zur Spracheinstellung
auf Grund von umfangreichen schriftlichen Befragungen und Interviews wird die
kaum erfolgte Umsetzung des plurizentrischen Konzepts der deutschen Sprache in
der Unterrichtspraxis ausländischer Germanistikinstitute aufgezeigt. Die
Verfasserin versucht auch den Ursachen auf den Grund zu gehen, was m.W. in
dieser Form noch niemand untersucht hat. Um also den Status der
österreichischen Varietät sowie das Ausmaß monozentrischen Denkens unter Auslandsgermanisten
wissenschaftlich zu erfassen, wurde eine großräumige empirische Erhebung in
vier europäischen Ländern durchgeführt: Der Sprachlehrbetrieb an 23
Universitäten in Frankreich, Großbritannien, Tschechien und Ungarn wurde auf
Grund von Aussagen von zusammen über 900 Professor/inn/en, [alle weiteren Bezeichnungen sind geschlechtsneutral gemeint, betreffen
also weibliche wie auch männliche Personen] Dozenten, Lektoren und Studenten durchleuchtet. Die statistische
Auswertung der gewonnenen Daten verdeutlicht, dass das österreichische Deutsch
bzw. die österreichische „nationale Varietät“ an Auslandsuniversitäten ein großes Imageproblem hat.
Somit zeigt diese Untersuchung ganz deutlich, dass an
ausländischen Universitäten die deutsche Sprache im Allgemeinen nach binnen-
(oder „nord-“) deutschem
Muster gelehrt wird. Alles andere gilt als nicht der Norm entsprechend oder
einfach „falsch“ – obwohl sich über
das, was in der Linguistik wirklich als „falsch“ zu betrachten ist, diskutieren ließe, doch im Sprachunterricht
scheinen aber andere Grundsätze zu herrschen [Ähnliches erlebte ich 1964 bei meinem
ersten Studienaufenthalt in Jugoslawien, wo kroatische Lehrer serbische
Ausdrucksweisen als „falsch“ erklärten und umgekehrt serbische Lehrer
kroatische, obwohl es damals nur eine „serbokroatische“ oder „kroatisch-serbische“ Schriftsprache gab – die es seit 1991 allerdings
nicht mehr gibt, s. BKS]. Solche Erfahrungen hat Jutta Ransmayr bei ihrer
Tätigkeit als Fremdsprachenassistentin für Deutsch in Irland und später am
Germanistikinstitut der Universität in Swansea in Großbritannien gemacht.
Österreichisches Deutsch gilt zwar als „charmant“, ist aber „falsch“ (S. 154f.). Den Studierenden und – wie es scheint
– auch den Lehrenden ist offensichtlich meist gar nicht
bewusst, dass das österreichische Deutsch genauso wie das bundesdeutsche
Deutsch eine Standardvarietät der deutschen Sprache ist –
deshalb werden dann Ausdrücke wie Marille
/ Aprikose und heuer / in diesem Jahr
als Substandard eingestuft.
Die Untersuchung gibt auch Aufschluss
darüber, wie weit die vier untersuchten Länder Österreich als ernstzunehmenden
Vertreter der deutschen Sprache betrachten und unser Land als geeigneten
Sprach-Kooperationspartner einstufen, indem Vorurteile und Vorbehalte gegenüber
der österreichischen Varietät nach Ländern erfasst wurden und ein Bild zum
Vergleich der Einstellungen gegenüber dem österreichischen Deutsch erstellt
wurde. Das Ergebnis der Untersuchung – dies sei vorweggenommen – ist ernüchternd: das österreichische Deutsch wird tendenziell als eine
Non-Standard- bzw. Substandard-Varietät der deutschen Sprache wahrgenommen und
an der Norm Deutschlands gemessen. Dies äußert sich u.a. im Korrekturverhalten
der Lehrenden gegenüber österreichischen Varianten, wobei französische Dozenten
bzw. Germanisten die geringste Toleranz an den Tag legen und daher einen
Sprachaufenthalt in Österreich aus sprachpädagogischen Gründen am häufigsten in
Frage stellen. Jedoch auch in den anderen Ländern wird Österreich für
studentische Sprachaufenthalte eher selten empfohlen. Die Vorbehalte vieler
Deutsch-Lektoren gegenüber dem österreichischen Deutsch hat auch auf das
Studienverhalten der Deutschstudierenden gravierende Folgen: ein
österreichischer Akzent wirkt sich nämlich negativ auf die Beurteilung bei
einer mündlichen Prüfung aus – dies wird in den vier
untersuchten Ländern von einem großen Teil der Studierenden befürchtet. Die
meisten Studierenden vermeiden Austriazismen bei schriftlichen
Prüfungsarbeiten. Weiters machen die Ergebnisse deutlich, dass erkennbare
Ost-West-Unterschiede hinsichtlich der Einschätzung des österreichischen
Deutsch bestehen: in Tschechien und Ungarn kann eine deutlich geringere Skepsis
gegenüber dem österreichischen Deutsch festgestellt werden als dies in
Großbritannien und Frankreich der Fall ist. Auch bezüglich des Wissens über das
österreichische Deutsch gibt es wesentliche Unterschiede: Tschechen und Ungarn
wissen über das österreichische Deutsch besser Bescheid –
aus eigenen Erfahrungen kann ich dies auch über die Slowenen sagen [woraus aber nicht der Schluss zu ziehen ist, dass
slowenische Übersetzer bevorzugt österreichisches Deutsch verwenden, eher habe
ich das Gegenteil beobachtet (ein Beispiel: in einem grenznahen Restaurant
wurde das slowenische palačinke
mit deutsch Pfannkuchen
wiedergegeben; niemand käme in Kärnten auf die Idee, dem slowenischen Gast
etwas anderes als Palatschinken vorzusetzen…)]. Erklärungen für diesen Befund finden sich einerseits
in der österreichischen Sprachenpolitik, denn die Auslandskulturarbeit in
Mittel-/Osteuropa ist seit der Wende 1989 gezielt verstärkt worden,
andererseits wächst in den zuständigen österreichischen Sprach- und
Kulturorganisationen die Kritik am aktuellen „Sprach-Marketing“ Österreichs. Das vorliegende
Buch liefert deshalb auch wertvolle Anregungen für die Sprach- und
Kulturpolitik, um das Prestige des österreichischen Deutsch im Ausland zu
heben.
Somit schließt das Buch eine Lücke in der
wissenschaftlichen Literatur, das Aufzeigen des Status des österreichischen
Deutsch im Rahmen „Deutsch als Fremdsprache“ im Ausland. Untersuchungen zum österreichischen Deutsch in der EU sind
in der gleichen Reihe bereits erschienen [H. Markhardt, Das österreichische
Deutsch im Rahmen der EU. Frankfurt am Main, Peter Lang 2005, H.
Markhardt, Wörterbuch der österreichischen Rechts-, Wirtschaft- und Verwaltungsterminologie.
Frankfurt am Main, Peter Lang 2006. Vgl. die Rez. in diesem Heft]. Ebenso gibt es eine Reihe von Untersuchungen zum
österreichischen Deutsch (dazu die reichhaltige Bibliographie S. 299ff.). Daher
ist die Frage berechtigt, warum das österreichische Deutsch im
nicht-deutschsprachigen Ausland so schlecht wegkommt. An mangelnder Literatur und dem Fehlen von
Hilfsmitteln kann es nicht liegen. Doch ein Test (auf S. 175ff. beschrieben)
zeigt Erstaunliches: der gleiche – mit wahlweise zu verwendenden
„Deutschlandismen“ und „Austriazismen“ versehene –
Text wurde Deutschlehrern aus Frankreich, Großbritannien, Tschechien, Ungarn,
Deutschland („Nicht-Österreichern“)
und Österreich („Österreichern“)
vorgelegt und das Ergebnis nach Österreichern und Nicht-Österreichern
gegliedert. Wer nun glaubt, dass bei den Österreichern immer eine klare
Präferenz für Austriazismen vorliege, irrt. Hier eine Auswahl: der Prozentsatz
gibt bei den Nicht-Österreichern die Präferenz für den „Deutschlandismus“ an (in Klammern der als „falsch“ qualifizierte Austriazismus), bei den Österreichern die Zustimmung für
den „Austriazismus“ (in Klammern für
den „Deutschlandismus“):
Deutschlandismus |
Austriazismus |
Nicht-Österreicher |
Österreicher |
Januar |
Jänner |
79,8 % (8,4 %) |
70 % (10 %) |
Junge |
Bub |
70,6 % (4,2 %) |
30 % (30 %) |
Licht anmachen |
Licht aufdrehen |
79 % (14,3 %) |
50 % (20 %)* |
Kissen |
Polster |
80,7 % (12,6 %) |
70 % |
Bettdecke |
Tuchent |
89,1 % (35,3 %) |
20 % (50 %) |
erkältet |
verkühlt |
79,8 % (8,4 %) |
40 % (30 %) |
Hörnchen |
Kipferl |
63,9 % (8,4 %) |
80 % (10 %) |
Schrank |
Kasten |
78,2 % (19,3 %) |
40 % |
vergessen ** |
vergessen auf |
93,3 % (52,1 %) |
50 % (50 %)*** |
gesessen hätte |
gesessen wäre |
68,1 % (20,2 %) |
80 % |
* immerhin
beurteilen 10 % der Österreicher Licht anmachen als falsch]
** als vergessen
+ Akkusativ ohne Präposition]
*** 20
% der Österreicher beurteilen vergessen
auf als falsch]
Zwei Dinge sind auffällig: alle genannten
Beispiele gelten lt. DUDEN als „österreichisch“, „süddeutsch“ oder „landschaftlich“, keines davon als „umgangssprachlich“, trotzdem werden sie von
Nicht-Österreichern als „falsch“
bewertet, besonders auffallend ist dies bei gesessen
hätte / wäre – letzteres gilt darüber hinaus in fast der Hälfte des deutschen
Sprachgebietes und ist lt. Duden
korrekt, der allerdings haben als
Hauptform führt; es gibt eben in der deutschen Standardsprache zwei
Möglichkeiten und dass sich dies nicht unter allen Deutschlehrern
herumgesprochen hat, gibt zu denken wie auch die Tatsache, dass immerhin 20 %
der Österreicher gesessen hätte als „falsch“ markieren! Wie man sieht, es herrscht der
Eindruck vor, dass die nördliche Ausdrucksweise die normale sei und
die süddeutsche die Abweichung von der Norm, auch wenn man dies so aus dem
DUDEN nicht herauslesen kann.
Gerade der Gegensatz „ich
habe/bin gesessen/gelegen usw.“ stand im Mittelpunkt der
Berichterstattung, als das hier rezensierte Buch in den Medien vorgestellt
wurde (s.u.). Hier kam auch deutlich das mangelnde Wissen über das
österreichische Deutsch in der Öffentlichkeit zum Vorschein. Die Ausdrucksweise
ich bin am Fenster
gestanden wurde als „österreichisch“ qualifiziert gegenüber „bundesdeutsch“ ich habe
am Fenster gestanden, obwohl sie süddeutsch und auch
in Deutschland (v.a. Bayern und Baden-Württemberg) üblich ist (s.o.).
Unter diesem
Gesichtspunkt muss man der Verfasserin dankbar sein, dieses Buch geschrieben zu
haben, denn es ist alarmierend, zumal sie als ein Ergebnis (S. 290, wie schon
einleitend angemerkt) feststellen muss, dass das Konzept der Plurizentrik der
deutschen Sprache in der Germanistik kaum realisiert wird und das
österreichische Deutsch als eine dem Bundesdeutschen klar untergeordnete
Varietät behandelt wird, generell sei auch wenig Wissen über Austriazismen
vorhanden und Deutschlandismen gelten als Norm. Dazu kommt die weit verbreitete
Ansicht, dass das österreichische Deutsch ein Dialekt sei. Österreich selbst müsse mehr Sprach-Marketing betreiben, schlägt die
Verfasserin vor. Die wichtigste Maßnahme wäre ein umfangreicheres Wörterbuch.
Für eine gehobene Sprachbenützung, aber auch für die Aussprache gebe es zu
wenige Standardwerke [ein Titel scheint übersehen
worden zu sein: Luick, K., Deutsche Lautlehre. Mit besonderer Berücksichtigung
der Sprechweise Wiens und der österreichischen Alpenländer. Leipzig-Wien 1932
(Kommentierter Reprint Wien 1996, hg. v. O. Back)].
Handlungsbedarf bestehe auch an den heimischen Universitäten. Im
Germanistik-Studium kommen die künftigen Deutschlehrer mit der Thematik
überhaupt nicht in Berührung [zum Zeitpunkt des Verfassens
dieses Textes war dies jedenfalls so, mag sich inzwischen geändert haben].
Das vorliegende Buch stieß in der
Öffentlichkeit auf großes Interesse [u.a. in der Tageszeitung „Die Presse“ (29.1.2007), in
einer APA-Aussendung (gleichen Datums), weiters im Teletext des ORF am
29.1.2007, S. 144.1. Eine kurze Rezension erschien in der „Wiener Zeitung“ am
13.2.2007 (von R. Sedlaczek). – Eher hämisch war ein Artikel in der „Süddeutschen
Zeitung“ (am 1.2.2007) unter dem Titel „Sprachverunsicherung in Austria“ mit
spitzen Bemerkungen über Austriazismen]. In der
Fernsehsendung „Willkommen Österreich“ (am 7.2.2007) vertraten die Verfasserin, Frau Dr. Ransmayr, und der
redaktionelle Leiter des „Österreichischen Wörterbuches“, Herr Dr. Fussy souverän die Sache des österreichischen Deutsch, aber
die Wortmeldungen aus dem Publikum zeigten deutlich: die Österreicher wissen
selbst viel zu wenig – diese Wortmeldungen waren
nicht ernst zu nehmen! Hier wurde u.a. wiederum der „Marmeladestreit“ aufgewärmt (s.u.) und das „Problem“ erörtert, ob es richtig am
oder auf dem Tisch heißt [lt. DUDEN gilt am
Tisch als „österreichisch“, es
ist jedoch gemeinbairisch und lt. „Österreichischem
Wörterbuch“ zulässig].
Die Berichterstattung in den Medien über das ausgezeichnete
Buch zeigte also das weit verbreitete Unwissen
über unser Deutsch in der Bevölkerung [ich kann mich auch nicht
erinnern, in meiner Schulzeit je etwas über österreichische Besonderheiten der
deutsche Sprache gehört zu haben. Das „Österreichische
Wörterbuch“ wurde zwar verwendet, aber nie als Gegensatz
zum DUDEN gesehen. Dass man manches in Deutschland anders sagt als in
Österreich, gehörte zum Allgemeinwissen wie auch die Tatsache, dass man
außerhalb Wiens, je weiter man sich entfernt, anders spricht als in der Stadt
selbst. Dies zu erkennen – dazu brauchte man die Schule
nicht, das lernte man von selbst], daraus resultierte ja auch der „Marmeladestreit“ vor einigen
Jahren [Bei
dieser Diskussion um die „Marmelade“ wurden ja Äpfel mit Birnen verglichen. Im
aktuellen Sprachgebrauch sind im ganzen deutschen Sprachraum Marmelade und
Konfitüre gleichbedeutend, wobei im süddeutschen Bereich, insbesondere in
Bayern und Österreich nur Marmelade gebraucht wird, im deutschen Norden beides,
in der Schweiz nur Konfitüre. Anders verhält es sich in der Fachsprache, da
sind beide Produkte etwas Verschiedenes: die Marmelade ist ‘zuckerhaltiges Fruchtmus (ohne Fruchtstücke)’, die Konfitüre hingegen eine ‘Marmelade aus
nur einer Obstart mit noch erkennbaren Obststücken’ bzw. ‘Marmelade ohne
Zitrusfrüchte’. In Österreich wird aber Marmelade
als vertraut österreichisch und Konfitüre
als fremd angesehen, was der sprachlichen Realität widerspricht. Ein geeignetes
Beispiel für die (in der Tat zahlreichen) Besonderheiten des österreichischen
Deutsch ist das Wort also nicht. Trotzdem fehlt mir jedes Verständnis für die
EU‑Richtlinie, nur mehr die Bezeichnung Konfitüre verwenden zu dürfen:
dies ist eine Missachtung des länderspezifischen bzw. regionalen
Sprachgebrauchs, den sich kein Land gefallen lassen sollte!]. Dieser zeigte
deutlich die Unkenntnis der österreichischen sprachlichen Besonderheiten auf.
Diese ist in allen Bereichen zu beobachten, auch in der Küchensprache, und zwar
in der Hinsicht, dass sie für die meisten Österreicher so selbstverständlich
ist, dass sie meist nicht in der Lage sind, die korrekten bundesdeutschen
Äquivalente zu nennen. Auch viele Akademiker kommen über die Nennung von (Schlag‑) Obers vs. (Schlag‑)
Sahne, Paradeiser vs. Tomaten
nicht hinaus, wie z.B. Beiried
(Roastbeef) oder Lungenbraten (Filet)
in bundesdeutschen Kochbüchern genannt werden und dass Kohl in Deutschland und Österreich etwas Verschiedenes sind, wissen
nur Fachleute. Dazu kommt, dass im eigenen Sprachverhalten immer das eigene
Bundesland der Maßstab aller Dinge ist, was v.a. in Wien besonders deutlich zum
Ausdruck kommt und wovor nicht einmal Germanisten gefeit sind, wie ich einmal
an Hand von Nachtmahl (für ‘Abendessen’)
gezeigt habe [in R. Muhr - R. Schrodt (Hg.), Österreichisches Deutsch
und andere nationale Varietäten plurizentrischer Sprachen in Europa.. Wien
1997, 84], das nur im Osten und Süden vorherrscht, oft gemeinsam mit Abendessen gebraucht wird und im Westen
durch Nachtessen ersetzt wird. Viele
im Süden und Westen Österreichs gebrauchte Wörter werden von Wienern für „bundesdeutsch“
gehalten, u.a. Fleischkäse vs. Leberkäse, Tomate vs. Paradeiser, Hackfleisch vs. Faschiertes, Möhre vs. Karotte usw.
In den einleitenden Abschnitten stellt die Verfasserin recht
übersichtlich die Eigenheiten des österreichischen Deutsch dar sowie die
verschiedenen wissenschaftlichen Ansätze (plurizentrisches Konzept, pluriareale
Sichtweise) [Meiner Meinung nach hängen beide aufs Engste zusammen,
da das österreichische Deutsch auf süddeutschem Areal liegt und gleichzeitig in
einem selbständigen Staat gesprochen wird] und die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, insbesondere das neue
Variantenwörterbuch [Ammon, U. et alii, Variantenwörterbuch des Deutschen. Die
Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in
Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin – New York, de Gruyter 2004]. Sie skizziert auch die österreichische Sprach(en)politik, gibt
viele Übersichten und schließt mit der Forderung nach sprachplanerischen
Maßnahmen (S. 298): nicht um „realitätsfremde Forderungen sprachnationalistischer
Natur, sondern … um das Herauslösen und Heraustreten der österreichischen
Varietät aus dem Dunstkreis der Substandardsprachlichkeit. … Es geht um das Erkennen
und Anerkennen der österreichischen Varietät der deutschen Sprache“.
Heinz-Dieter Pohl
Diese Rezension ist in Klagenfurter Beiträge zur Sprachwissenschaft, Jg. 33 (2007[200])
erschienen, sie ist zum größten Teil auch in meinem Beitrag Zur Diskussion ums österreichische Deutsch (Nr.
298 im Schriftenverzeichnis) enthalten.