Die Sonntagspredigt

(Ideen für die Predigt geschrieben von P.Ignasi Peguera SP)

Jahr 2000:

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24. So im Jahreskreis B

25. So im Jahreskreis B

26. So im Jahreskreis B

27. So im Jahreskreis B

28. So im Jahreskreis B

29. So im Jahreskreis B

30. So im Jahreskreis B

31. So im Jahreskreis B

32. So im Jahreskreis B

33. So im Jahreskreis B

34. So im Jahreskreis B

 



* 24. Sonntag im Jahreskreis B (17.9.2000)

-Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich.(Mk 8,27-35)


     In vielen alten Kulturen hat das Kreuz eine sogar magische Bedeutung. Für uns Christen ist das Kreuz Zeichen der Liebe Christi, der sich für uns hingegeben hat, und auch Zeichen der Auferstehung (das leere Kreuz).
     Wir sollen aber vermeiden, dass das Christentum als Religion des Kreuzes als Zeichen des Leidens gesehen wird. Die Auferstehung ist das Wichtigste. Der Tod am Kreuz bekommt seinen erlösenden Sinn von der Auferstehung. Wenn die Anklage von Friedrich Nietzsche "das Christentum ist eine Religion für Sklaven" wahr wäre, wenn das Christentum nur für die Kranken, die Schwachen, die Leidenden, die Trauernden ein Wort hätte, aber keine Botschaft für "normale" Menschen, denen es halbwegs gut geht, dann wäre das Christentum eine Droge, eine Ideologie, und nicht mehr eine Suche nach der Wahrheit, nach Gott.
     Das tägliche Kreuz auf sich nehmen, ja, aber nicht nur das Kreuz des Leidens, sondern auch das leere Kreuz der Hoffnung auf die Auferstehung, das bunte Kreuz des Lebens, das Himmel und Erde einschließt und die Arme für alle ausbreitet.
     Jesus ist der Messias. OK. Er will aber nicht ein triumphalistischer Messias, ein Messias des Erfolges, der Macht, des Sieges sein, sondern einer des Unterwegssein, des Lebens, des Weitersuchen. Ein Messias, der das Ziel kennt, aber mit dem Volk wandert.


* 25. Sonntag im Jahreskreis B (24.9.2000)

-Wer der Erste sein will, soll der Diener aller sein.(Mk 9,30-37)

     Wie oft wurde in der Geschichte der Menschheit die Religion als Rechtfertigung der Macht verwendet! Wie oft ist die pristerliche Schicht in der Gesellschaft eine sozialle Klasse, die dem Herrscher untersteht, gewesen!
     Wer Jünger Christi sein will, soll lernen, für die anderen dazusein, Helfer, ja Diener der anderen zu sein. Und die christlichen Kirchen werden nur dann glaubwürdig, wenn sie sich auf der Seite der Unterdrückten, der Menschen ohne Macht, stellen.
     Wer Christus finden will, wer bei ihm bleiben will, wer wie er sein will, soll es verstehen: Nur wer sich für die Kleinen und Schwachen einsetzt, ohne einen persönlichen Gewinn daran zu suchen, hat Christus aufgenommen.
     Wer für die Armen Partei ergreift, der wird von den Mächtigen verfolgt. Beispiele davon haben wir noch immer zB. in Lateinamerika. Priester und Bischöfe, die sich für die Armen einsetzen und die Gerechtigkeit für das Volk verlangen, werden ermordet (Bischof Romero, die 6 Jesuiten in El Salvador, etz.), oder sonst von bürgerlichen Christen vor dem Vatikan als komunistische Priester und Bischöfe angeklagt. Das passiert immer wieder... Auch Jesus wurde verfolgt, weil das Volk ihn zu König machen wollte, König der Armen, der Schwachen, der Unterdrückten. Dieser Jesus hätte das Volk vom Gehorsam an die Herrschenden abwandeln können.
     "Wer der Erste sein will, soll der Diener aller sein". Die Haltung eines wahren Christen soll das Dienen sein. Wer nach Macht strebt, hat diesen Satz des Evangeliums vergessen. Wer aber, ohne Religion, sich für die anderen, besonders für die Schwachen, einsetzt, hat Christus -ohne es zu wissen- bereits aufgenommen.


* 26. Sonntag im Jahreskreis B (1.10.2000)

-Tolleranz ohne Ausverkauf.(Mk 9,38-43.47-48)

     Ich finde in diesem Evangelium zwei Gedanken, die für die heutige Zeit sehr wichtig sind: Toleranz -einerseits- aber eine klare Haltung -andererseits-.
     Die Jünger wollen die Exklusive haben. Sie wollen nicht erlauben, dass jemand im Namen Jesu spricht, wenn er nicht zur Gruppe gehört. Jesus aber zeigt sich tollerant. Leider haben die Christen diese Tolleranz oft nicht geübt. Der Respekt für andere Ideen, Lehren, Religionen ist oft in der katholischen Kirche abwesend gewesen. Noch immer heute!
     Respekt bedeutet aber auch nicht, dass alles O.K. ist, dass alles gleich so wahrhaftig und gleich so gut ist. Tolleranz kann nicht Gleichgültigkeit bedeuten. Tolleranz heisst nicht, in einen vollen Relativismus zu gelangen.
     Im heutigen Evangelium hören wir aber auch harte Töne. Manche lesen das Wort "Hölle" und verbinden mit ihm eine Angsmacherei, die es tatsächlich in der Kirche oft gegeben hat. "Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für die, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer".
     Das Evangelium, die "frohe Botschaft", kann nicht eine Droh-Botschaft sein. Andererseits aber sind wir Menschen oft kindisch mit unserer Pflicht. "Was passiert, wenn ich meine Pflicht nicht erfülle?" Wenn nichts, dann plage ich mich nicht. Wir brauchen unbedingt, dass eine Art Strafe dahinten sei, damit wir unsere Pflicht erfüllen. Wir brauchen es!
     Ich sehe aber diese Worte über die Hölle nur als Verstärkung von der Aussage: "Lasst euch nicht zum Bösen verführen!". Gott will das Böse nicht. Das ist ganz klar. Also Tolleranz ja, aber nicht für das Böse, weil es Zerstörung und Tod bedeutet. Gott ist Schöpfer, ist Leben. Die Zerstörung seines Werkes ist gerade, was Gott nicht erlauben kann.


* 27. Sonntag im Jahreskreis B (8.10.2000)

-Die Ehescheidung.(Mk 10,2-16)

     Wer vergisst, dass Jesus Kind seiner Zeit war, wer nur betonen will, dass Jesus Sohn Gottes ist, und dass Gott selbst durch ihn gesprochen hat, der kann manche Entschlüsse aus den Evangelien ziehen, die im großen Widerspruch mit der Realität sind. Gott bewahre uns vor falschen Auslegungen der Schrift. Sie können ganz kontraproduktiv sein und die Menschen vom Glauben entfernen, statt sie zu Gott zu führen.
     Solange Galileo Galilei nicht behauptet hat, dass nicht die Sonne die Erde umkreist sondern umgekehrt, haben die Juden und die Christen wortwörtlich die Erzählung angenommen, nach der Josua die Sonne stehen ließ. Soll man immer warten, dass die Wissenschaft das Gegenteil beweisst? Sollen wir an manche Sachen glauben, in der Erwartung, dass die Wissenschaft uns von ihnen befreie?
     Die Wissenschaft kann beweisen, dass am Anfang der Menschengeschichte keine Monogamie war. Sie ist im Laufe der Jahrtausende entstanden, zusammen mit dem Anspruch an Besitz. "Am Anfang der Schöpfung hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen...Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen". Diese Worte darf man nicht im historischen Sinne verstehen, wie die Erzählung der Schöpfung in der Bibel auch nicht historisch verstanden werden soll. Sie wurde nämlich aus dem Verständnis über die Natur in einer konkreten Kultur und Epoche geschrieben. Wir leben in einer anderen Kultur und in anderen Zeiten. Wir wissen bereits, dass die Evolutionstheorie viel Wahrheit enthält, und dass man den Schöpfungsbericht nicht wortwörtlich nehmen soll.
      Wir sind aber überzeugt, dass Gott uns in unserer Zeit in unserer Suche und in unserem Wandeln begleitet. In diesem Sinne kann ich nicht akzeptieren, dass wir uns von Gott jedes Mal mehr entfernen -wie einige meinen-, sondern umgekehrt.
     Die Menschen in unserer Gesellschaft wissen genau, dass die Ehescheidung viel Schmerz enthält, und dass sie nicht das Ideale ist. Aber sie können auch nicht akzeptieren, dass Gott lieber ist, dass die Verheirateten, die einander nicht mehr lieben, in einer Hölle zu Hause leben, als dass sie auseinander gehen.
     Unsere Gesellschaft sucht weiter, nach anderen Formen vom gemeinsamen Leben, die annehmbar sein können.
     Das Ideale wäre, und da gibt es keinen Zweifel, dass die Liebe in der Ehe nicht stirbt, und dass die Treue zwischen den Partnern hält. Die Christen sind besonders eingeladen, versuchen mit der Hilfe des Glaubens, ein beispielhaftes Eheleben zu führen. Das Evangelium uterstreicht dieses Ideale. Das brauchen wir auch!


* 28. Sonntag im Jahreskreis B (15.10.2000)

-Der wahre Schatz ist im Himmel(Mk 10,17-30)

     In der Bibel ist immer Reichtum als Segen Gottes eingesehen. Im heutigen Evangelium wird aber gesagt:"Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!"
     Ich könnte meinen: "Ich besitze sehr wenig, also diese Worte betreffen mich nicht".
     Achtung! Es geht nicht um die Größe des Kontos auf der Bank! In der Bibel finden wir oft die Anklage gegen diejenigen, die das Vertrauen nicht auf Gott setzen, sondern auf den Reichtum, auf die eigenen Kräfte, auf die politische Macht,...Jedes Mal, dass das Volk Israel sein Vertrauen mehr auf alle diese Dinge als auf Gott gesetzt hat, haben sich die Propheten dagegen gewehrt. Der Segen Gottes gilt für die, die sich auf Gott verlassen. Wer aber sich auf sich selbst verlässt, der kann nicht in das Reich Gottes kommen.
     Unsere Pfarre feiert am heutigen Sonntag das Erntedankfest. Es ist ein Tag für die Dankbarkeit. Es geht nicht nur um die Früchte der Landwirtschaft. Wir sind in der Stadt. Es geht um die Dankbarkeit für alles, was uns gegeben wurden, für alles, was uns gelungen ist, für alles, was uns Freude macht.
     Im Evangelium lesen wir heute:"Verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben". Als Zeichen deiner Dankbarkeit, mach andere dankbar, mach also, dass andere sich freuen können und selber dankbar werden. In der Dankbarkeit liegt Freude. Wer dankbar ist, der freut sich.
     Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Christen sehr viel um das ewige Leben bitten, aber wenig Dankbarkeit für das jetzige Leben aussprechen. Die beste Form, würdig zu werden, ein weiteres Geschenk zu bekommen, ist, dass ich dankbar bin, wenn ich etwas bekommen habe. Sei dankbar für das jetzige Leben, das macht dich würdig für das Geschenk des ewigen Lebens.
     Wenn jemand sich beklagt, dass manches in seinem Leben nicht gut funktioniert, soll ansehen, dass andere Sachen doch funktionieren. Sagen wir Dank für das, was in Ordnung ist, und lassen wir uns nicht entmutigen, wegen dessen, was nicht funktioniert.

* 29. Sonntag im Jahreskreis B (22.10.2000)

-Wer bei euch groß sein will,
der soll euer Diener sein
(Mk 10,35-45)

     DIENER der anderen zu werden. HELFER zu sein. Mühsam etwa, aber das wäre die beste Auslegung der Menschenliebe. Bereit zu sein, die Not anderer zu erkennen, und zu helfen. Beispiel davon, Jesus selbst, der keine Zeit hatte, um Ruhe zu haben. Er ging herum und tat das Gute, weil Gott mit ihm war (Apostelgeschichte).
     In unserer Zeit verstehe ich dieses "Diener sein" eher partnerschaftlich. Ich meine: wir brauchen, in Team zu arbeiten, mehr als herumgehende Helfer zu sein. Die Einheit hat mehr Kraft, mehr Möglichkeiten, mehr Macht sogar. "Diener" zu Mitarbeit. So verstehe ich es, obwohl ich nichts dagegen haben kann, keine Frage, dass man als gute Seele herumgeht und den anderen hilft.
     Heute ist Missio-Sonntag. Das Motto dieses Jahres ist "teilen verbindet". Das Wort "teilen" lernen die Kinder bereits in der Schule. Sie haben viele Möglichkeiten, mit anderen zu teilen. Dieses Wort verlernt man aber oft, wenn man in der Gesellschaft im ständigen Konkurrenzkampf aufgesetzt ist.
     Ich finde "Teilen" aber noch nicht so schön. Es stimmt, dass "Teilen" verbindet, aber es bedeutet noch immer, dass einer hat und gibt, und ein anderer nichts hat und bekommt und Danke sagen soll. Das stimmt aber im Fall der Missionen nicht. Meine Erfahrung 14 Jahre in Mexiko war, dass nicht das Schenken, nicht einmal das "Teilen", so von oben nach unten, das beste ist. Wann werden wir lernen, dass die Armen einen größeren Reichtum haben als die Reichen?
     Das "Teilen" sollte Gegenseitigkeit bedeuten. Nur so kann man Diener sein und nicht Herr, der den Armen schenkt. "Partnerschaft" ist das Wort, besser als "helfen". "Teilen" soll Partnerschaft verursachen, damit beide sich bedanken und nicht nur einer. Erst dann stimmt es, dass "Teilen verbindet".

* 30. Sonntag im Jahreskreis B (29.10.2000)

-Was soll ich dir tun? -fragte Jesus den blinden Bartimäus(Mk 10,46-52)

     Mir gefallen ein paar Sachen in diesem Evangelium besonders: 1) "Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich" sagen die Leute dem Blinden, nachdem Jesus ihn erhörte, 2)"Was soll ich dir tun?" fragte Jesus den Bartimäus.
     Obwohl manche ihn zum Schweigen bringen wollte, weil er mit seinem Schreien "Jesus, hab Erbarmen mit mir!" lästig war, hat der Blinde nicht aufgehört, Jesus zu rufen. Das ist schön. Oft sind wir im Leben wie dieser Mensch. Gegen allen Glauben, glauben wir und hoffen wir weiter. So soll unser Gebet sein, mit Vertrauen.
     "Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich!" Da höre ich die Stimme der Urkirche, die uns ermutigt, aufzustehen, Mut zum Leben zu haben, unsere Hoffnung in Gott zu setzen. Nicht leicht! So wie eine Fussballmannschaft, die von ihren Anhängern ermutigt wird, so werden wir von so vielen guten Christen, die gelebt haben o der noch leben, auch ermutigt. Der Grund: Die Überzeugung, dass Gott uns rut, dass er uns erhört.
     Ganz besonders schön finde ich aber die Tatsache: Jesus fragt den Blinden: Was soll ich dir tun. Es war eindeutig, dass dieser Mensch blind war. Alle haben es bemerkt. Nur Jesus nicht? Wusste Jesus nicht, worum der Mann bitten würde? Sicher! Aber Jesus wollte es von ihm hören. Es sollte klar sein, dass die Erlösung nicht für alle das selbe ist und bedeutet. Jeder braucht etwas anderes. Bartimäus brauchte die Sehfähigkeit. Sag du dem Jesus, was du konkret brauchst. Er weiss es schon, er will es aber auch von dir hören. Dazu brauchst du sicher Mut und Demut. Bartimäus hat sich auch geschämt, laut zu schreien, damit Jesus auf ihn aufmerksam gemacht wird. Schäme dich nicht, vor Gott deine Not anzuerkennen. Sag ihm: ich kan nicht mehr, ich schaffe es nicht, ich brauche dich...Und Gott wird dich erhören.

* 31. Sonntag im Jahreskreis B (5.11.2000)

-Welches Gebot ist das erste von allen? (Mk 12,28-34)

     Vor ein paar Wochen habe ich in einem Dokumentarfilm über den Hinduismus diesen Satz gehört: "Die Christen behaupten, Gott rettet sie, erlöst sie, aus lauter Liebe. Wir behaupten im Hinduismus, dass es der Mensch selbst ist, wer sich selbst befreit und erlöst. Das finden wir menschlicher."      Ich möchte jetzt nicht eine Diskussion über das Thema eingehen. Eines ist mir klar: ich habe mich nicht selbst gemacht, selbst geschaffen, und ich sehe auch keine Möglichkeit von mir aus, den Tod zu überwinden. Gott steht für mich am Anfang und am Ende meiner Geschichte.
     Israel hat es klar gehabt. Der Islam hat es auch von Israel übernommen. Es gibt nur einen Herrn. Zu ihm sollen wir schauen. Er ist vor allem und über alles. Nur er ist Gott. Das Gebet der Juden: "Schema Israel - Höre Israel" und das ständige Gebet der Muslimer:"Bismillah al-Rachman al-Rahim" (im Namen Gottes, des Barmherzigen und Verzeihenden) bzw. "kein Gott außer Allah", erinnern uns an diesen Glauben an den Einzigen.
     Was ist wichtig? Was soll das erste Gebot sein? Die Antwort des Evangeliums ist keine andere als die des Judentums: Es gibt nur einen Gott, ihn sollst du lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Hinzu kommt aber noch "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Warum soll ich den Nächsten lieben? Aus Dankbarbeit? Das wäre noch keine Liebe. Aus der Erwartung, von ihm irgendwann etwas zu bekommen? Das wäre auch keine Liebe. Ich soll den Nächsten lieben, als Nachfolge meiner Liebe zu Gott.

* 32. Sonntag im Jahreskreis B (12.11.2000)

-Diese arme Witwe hat mehr als die anderen gegeben


     Gott prüft die Herzen der Menschen: Nicht die Schriftgelehrten (die Priester würden wir sagen), die die Ehrenplätze suchen und sich von allen grüßen und verehren lassen, können Gott gefallen, sondern die arme Witwe, die vom Herzen das gibt, was sie für ihren Lebensunterhalt braucht, auch wenn es nur wenige Münzen sind.
     Es geht um das Herz. Gott weiß, was im Herzen der Menschen ist.
     Was haben wir im Herzen? Suchen wir Applaus, Ansehen, Gefallen, Beifall, Macht über die anderen,...oder suchen wir tatsächlich nur Gott? In diesem Sinne möchte ich heute, Menschen erwähnen, die sehr wichtig sind, die sich aber gar nicht wichtig machen: die Ehrenamtlichen.
     Viele Sachen, die als selbstverständlich erscheinen, sind nicht so selbstverständlich. Es gibt Menschen dahinten, die sie freiwillig, aus Liebe zu Gott, zu Christus, zu Kirche, tun. Sie bekommen keinen Gehalt, keinen Lohn, oft nicht einmal eine Anerkennung. Sie sind wie die arme Witwe, sie rechnen nur damit, dass Gott die Herzen kennt.
     Wer bereitet eine Agape in der Pfarre? Wer putzt die Luster in der Kirche? Wer veranstaltet den Seniorenclub oder den Seniorenausflug? Wer kümmert sich um die Erstkommunionvorbereitung oder die Firmvorbereitung? Wer trägt die Sorge um die Kinder- und Jugendgruppen? usw. usw. usw. Meisten sind es Menschen, die aus Liebe zu Gott und zu den anderen das alles tun. Wie die Witwe des Evangeliums.
     Ich denke heute ganz besonders an sie und wünsche, dass viele Menschen noch lernen, ehrenamtlich für die anderen dazusein.
     ich möchte diesmal aber auch, alle zu einer besonderen Fürbitte einladen. Diesen Samstag, 12.11.2000, haben in der Tragödie von Kaprun (Salburg) etwa 170 Menschen das Leben verloren. Wir verstehen nicht, warum Gott es zugelassen hat. Wir können nur für die Verstorbenen beten, für ihre Angehörigen und für die Verletzten. Gott kennt die Herzen, und er kann sie auch heilen und trösten durch den Glauben und durch die Güte von Menschen, die mit ihrer Liebe zu trösten wissen. Beten wir für sie.

* 33. Sonntag im Jahreskreis B (19.11.2000)

-Gleichnis vom anvertrauten Geld (Talenten)-


     Dieser Sonntag wird der Caritas gewidmet. Es ist der Caritas-Sonntag mit der Sammlung für die Inlandshilfe der Caritas.
     Es wurde deswegen vorgeschlagen, nicht das Evangelium des 33. Sonntags im Jahreskreis zu nehmen (es wäre das apokalyptische Evangelium -Mk 13,24-32- über das Ende der Welt), sondern das Evangelium der Talente.
     Jeder von uns, wie die 3 Diener des Evangeliums, hat auch Gaben bekommen. Jede Gabe, die wir von Gott bekommen, ist zugleich eine Aufgabe. Jawohl. Gabe und Aufgabe. Gott gibt uns eine Fähigkeit, damit wir sie für die Menschen verwenden, also zum Nutzen der anderen und nicht schlechthin zu unserem Vernügen.
     Ich finde in diesem Evangelium ein Wort, das heute wie gestern sehr wichtig ist: "Du bist ein treuer Diener gewesen". Die Treue. Das zählt. Gott tut so wie wir. Er sucht sich Leute, auf die man sich verlassen kann. Das ist wichtig. Nichts ist schlimmer, als mit Menschen zu tun zu haben, auf die man sich nicht verlassen kann. Ich bin überzeugt, dass Gott auch diese Meinung vertritt. Ihm ist nicht so wichtig, ob der Diener mehr oder weniger Geld gewonnen hat. Ihm ist wichtig, dass er sich verlassen kann.
     Wir leben in einer Zeit, wo diese Tugend der Treue nicht ganz häufig ist. Man denkt viel an sich selbst. Man betonnt sogar zuviel, dass man sich selbst verwirklichen soll, und dass man sich selbst lieben soll, bevor man die anderen liebt. Und dann wird diese Liebe zu sich selbst als Verwöhnung von sich selbst verstanden. Ich sage mir dann immer ja und gebe mir alles, was mein Herz begehrt, ohne aufzupassen, ob das tatsächlich das Beste für mich ist. Eine Mutter, die ihr Kind liebt, sagt ihm oft "Nein", weil sie das Gute und das Beste für das Kind sucht und nicht bloß ihm seine Wünsche zu erfüllen.
     Ich würde sagen: Du liebst dich soviel, wie du dir auch Nein sagst.      Also,lernen wir die Gaben, die wir empfangen haben, treu zu verwalten, zum Nutzen aller. Das wird uns ein Lob von Gott gewinnen, aber auch -ohne es zu suchen- von den anderen, weil man doch einen Menschen liebt, auf den man sich verlassen kann.

* 34. Sonntag im Jahreskreis B (19.11.2000)

-Christkönigsonntag-


     Das Fest "Christ König" wurde im Jahr 1925 in die Liturgie eingeführt. Es sollte ein Zeichen der Hoffnung gegen die zerstörenden Kräfte jener Zeit sein. Sonntag nach Pfingsten war für dieses Fest bestimmt. Das II.Vatikanische Konzil hat dieses Fest zum letzten Sonntag im Liturgiejahr verlegt. Jesus wird kommen in Herrlichkeit am Ende der Zeiten.
     Die Bedeutung von diesem Fest ändert sich mit der Zeit. Es entstandt das Fest nachdem der europäische Imperialismus zu Ende war. Auch wenn alle irdischen Kaiser und Könige vergehen, Jesus bleibt als der wahre König. Heutzutage spielen die Könige keine wichtige Rolle mehr in den modernen Ländern Europas. Das Konzil hat deswegen eine andere theologische Bedeutung gefunden, eine eschatologischen Sinn, als es dieses Fest am letzten Sonntag des liturgischen Kreises verlegt hat.
     Das ist gerade ein Beispiel, wie im Lauf der Geschichte der Kirche, neue Namen für Gott und für seinen Sohn Jesus Christus gefunden werden, aus der Erfahrung der Geschichte. Das ist ganz richtig nach der christlichen Tradition. Wir sind eingeladen, neue Titel für Gott und für Jesus zu erfinden. Das bedeutet, ständig unser Leben nach dem Glauben zu überprüfen und die Anwesenheit Gottes im Leben zu entdecken. Gott ist Vater, Hirt, König, auch Richter, der Allerheiligste,...
     Welchen Namen geben Sie Gott? Mit wem oder mit was vergleichen Sie Gott?
Für manche junge Leute ist Gott mehr als Energie verstanden als als Person. Es ist eine neue Form Gott zu sehen. Machen wir uns keine Sorge, wenn das unseren Ohren nicht ganz richtig klingt. Wichtig ist, dass Gott weiter in unserem Leben zählt, dass wir ihn suchen, dass er zählt.