Winterreise.

Bilderzyklus von Walter Kuhn
nach dem Op. 89, D 911 von Franz Schubert
und den Texten von Wilhelm Müller.

Winterreise

Ich werde euch einen Zyklus schauerlicher Lieder vorsingen.
Ich bin begierig zu sehen, was ihr dazu sagt.
Sie haben mich mehr angegriffen, als dies bei anderen der Fall war.
Mir gefallen diese Lieder mehr als alle, und sie werden euch auch noch gefallen.

Franz Schubert


1

Gute Nacht

Gute Nacht

Fremd bin ich eingezogen,
Fremd zieh ich wieder aus.
Der Mai war mir gewogen
Mit manchem Blumenstrauß.


2

Die Wetterfahne

Die Wetterfahne Der Wind spielt mit der Wetterfahne
Auf meines schönen Liebchens Haus.
Da dacht' ich schon in meinem Wahne,
Sie pfiff den armen Flüchtling aus.

3

Gefrorene Tränen

Gefrorene Tränen Gefrorne Tropfen fallen
Von meinen Wangen ab:
Ob es mir denn entgangen
Daß ich geweinet hab' ?"

4

Erstarrung

Erstarrung

Ich such' im Schnee vergebens
Nach ihrer Tritte Spur,
Wo sie an meinem Arme
Durchstrich die grüne Flur.

5

Der Lindenbaum

Der Lindenbaum

Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum;
Ich träumt' in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.

6

Wasserflut

Wasserflut

Manche Trän' aus meinen Augen
Ist gefallen in den Schnee;
Seine kalten Flocken saugen
Durstig ein das heiße Weh.

7

Auf dem Flusse

Auf dem Flusse

Der du so lustig rauschtest,
Du heller, wilder Fluß,
Wie still bist du geworden,
Gibst keinen Scheidegruß.

8

Rückblick

Rückblick

Es brennt mir unter beiden Sohlen,
Tret' ich auch schon auf Eis und Schnee,
Ich möcht' nicht wieder Atem holen,
Bis ich nicht mehr die Türme seh'.

9

Irrlicht

Irrlicht

In die tiefsten Felsengründe
Lockte mich ein Irrlicht hin;
Wie ich einen Ausgang finde,
Liegt nicht schwer mir in dem Sinn.

10

Rast

Rast

Nun merk' ich erst wie müd' ich bin,
Da ich zur Ruh' mich lege;
Das Wandern hielt mich munter hin
Auf unwirtbarem Wege.

11

Frühlingstraum

Flühlingstraum

Ich träumte von bunten Blumen,
So wie sie wohl blühen im Mai;
Ich träumte von grünen Wiesen,
Von lustigem Vogelgeschrei.

12

Einsamkeit

Einsamkeit

Wie eine trübe Wolke
Durch heit're Lüfte geht,
Wenn in der Tanne Wipfel
Ein mattes Lüftchen weht:

13

Die Post

Die Post

Von der Straße her ein Posthorn klingt.
Was hat es, daß es so hoch aufspringt,
Mein Herz ?

14

Der greise Kopf

Der greise Kopf

Der Reif hatt' einen weißen Schein
Mir übers Haar gestreuet;
Da glaubt' ich schon ein Greis zu sein
Und hab' mich sehr gefreuet.

15

Die Krähe

Die Krähe

Eine Krähe war mit mir
Aus der Stadt gezogen,
Ist bis heute für und für
Um mein Haupt geflogen.

16

Letzte Hoffnung

Letzte Hoffnung

Hie und da ist an den Bäumen
Manches bunte Blatt zu seh'n,
Und ich bleibe vor den Bäumen
Oftmals in Gedanken steh'n.

17

In Dorfe

Im Dorfe

Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten;
Es schlafen die Menschen in ihren Betten,
Träumen sich manches, was sie nicht haben,
Tun sich im Guten und Argen erlaben;

18

Der stürmische Morgen

Der stürmische Morgen

Wie hat der Sturm zerrissen
Des Himmels graues Kleid !
Die Wolkenfetzen flattern
Umher im matten Streit.

19

Täuschung

Täuschung

Ein Licht tanzt freundlich vor mir her,
Ich folg' ihm nach die Kreuz und Quer;
Ich folg' ihm gern und seh's ihm an,
Daß es verlockt den Wandersmann.

20

Der Wegweiser

Der Wegweiser

Was vermeid' ich denn die Wege,
Wo die ander'n Wand'rer geh'n,
Suche mir versteckte Stege,
Durch verschneite Felsenhöh'n ?

21

Das Wirtshaus

Das Wirtshaus

Auf einen Totenacker
Hat mich mein Weg gebracht;
Allhier will ich einkehren,
Hab ich bei mir gedacht.

22

Mut

Mut

Fliegt der Schnee mir ins Gesicht,
Schüttl' ich ihn herunter.
Wenn mein Herz im Busen spricht,
Sing' ich hell und munter.

23

Die Nebensonnen

Die Nebensonnen

Drei Sonnen sah ich am Himmel steh'n,
Hab' lang und fest sie angeseh'n;
Und sie auch standen da so stier,
Als wollten sie nicht weg von mir.

24

Der Leiermann

Der Leiermann

Drüben hinterm Dorfe
Steht ein Leiermann
Und mit starren Fingern
Dreht er was er kann.

 

Winterreise (1827)

Die 24 Lieder erzählen eine Geschichte. Ein offenbar noch jüngerer Mann, ein Seelchen und ein Dichter, ein Softie und ein zum Delirierender Neigender, verlässt ziemlich schnurstracks, ziemlich rasch dahinmarschierend (die Klavierbegleitung schreibt das vor) eine Kleinstadt und eine Freundin/Geliebte/Naive (?); er sieht sich - wie jeder Verlassene/Unverstandene vor und nach ihm - verspottet, gehetzt; er heult, er krallt sich im Schnee fest; er steigert sich in Erinnerungen hinein; die Eifersucht schwappt nur so aus ihm heraus. Im fünften Lied kommt er, schon erschöpft, zu einem Lindenbaum (Schubert wird nachher immer wieder zum falsch verstandenen Volksmusiker herhalten müssen); er beruhigt sich; er findet scheinbar etwas Ruhe. Scheinbar. Denn der Psycho-Weg und die vergeblichen Eigenanalysen gehen jetzt erst richtig los!

Tränen, Tränen, Tränen. Alle wie aus dem Tiefkühlfach. Und sofort das Ganze gespiegelt, in harmonischen Rückungen. Ein Bach begleitet den Winterreisenden, Eis drüber, Hitze drunter. Die ersten Halluzinationen stellen sich ein. Man vermeint ein Irrlicht zu sehen, ist erschöpft. Reminisziert doch andauernd, träumt von Blumen, erwacht, weiß eigentlich nicht mehr was und warum, der Mensch mutierte zum Sehnenden und irgendwie aus seinem kleinen Paradies Vertriebenen zum Psycho-Problem-Fall. Dann, am Schluss des ersten Dutzend der Lieder, das Besingen der Einsamkeit, der Winterreisende arrangiert sich, hat sich in sein Schicksal gefügt, zieht einen Schlussstrich unter das bisherige Leben?

Die Post verheißt bei Schubert noch einmal Bindungen, Stricke, Seilschaften an und für dieses Früher. Resignation dann. Man sieht sich als Altgewordener und hofft auf die Altersmilde in sich selbst. An der kauzigen Tierwelt belustigt man sich dann. Als Winterreisender sucht man Naturmetaphern um sich irgendwie noch geistig zu beschäftigen; allerdings - Natur! - sie ist feindlich (wie immer) und beißt. Ein Sturm noch, eine Abkühlung wohl wie nach einer Sauna - ein temporäres Sich-Erholen?

Es geht in die Schlussrunde. Abermals Irrlichter, Täuschungen - Wegweiser und falsche Pfade - Wirtshäuser als gefügige Totenäcker - völlig sinnloses Aufbäumen und ein sich-selbst-Mutzusprechen - die Nebensonnen dann, die blinden Flecken am veruntreuten Himmel - der legendäre Leiermann, sozusagen der Anti-Schutzengel.

Dann, nach der Einladung an den Leiermann, den Winterreisenden auf seiner Flucht, in seinen Selbstmord, in sein Eigenauslöschen, in die Gegenwelt - was eben auch immer - zu begleiten: Stille, viel Stille.

Es wird berichtet, dass damals, als Schubert seine Winterreise erstmals im Freundeskreis vorführte, man etwas ratlos, ja vor den Kopf gestoßen, jedenfalls aber nicht eben froh gewesen.

© Otto Brusatti

冬之旅 (1827)

這一系列二十四張作品,述說著一個故事! 一個年青人,一個順和的,一個詩人,一個懦弱又將近崩潰的,一個不加思所飛快逃跑的人. (背景由鋼琴演奏) 一個小鎮,一個情人,一個無知的女友,他覺得每個人都在嘲笑他﹗他哭著,他在雪中緊緊抓著不放,他掉入了回憶中,嫉妒從心中溢灑出,在第五首歌裡,他走到一棵菩提樹下,非常地無助地﹗( 此首歌﹑很多人都以為是一首民謠﹑其實不然) 他看似冷靜,試著讓思緒沉靜下來,但是一個瘋狂的,又突然無用的自我精神分析才剛剛開始﹗

淚珠,淚珠,淚珠。就像剛從冰室中裡拿出,粒粒閃爍著晶亮的光芒﹗一條小河在冬之旅漫流著,附在河上的是冰冷的,而其下則是火熱的﹗第一個幻像裡,他像看到了鬼火般,驚慌失措﹗然而回憶著以往,夢想裡的花朵,他醒來﹗可是又記不著做了什麼夢,人們幻想著他們所見到的﹗幻想著如進到一個小小天堂裡,又突然掉入一個似精神病般無法解決的問題﹗最後地十二首歌曲,唱著孤寂,冬之旅的命運就這樣地附唱著,可以就在現存的生活畫上一條終止線嗎﹖

之後,舒伯特加入了一些和以前的聯繫﹗郵件,信中提到了以往他和女友的生活點滴,他的幻覺就此破滅﹗他就像個朽陋的老人,同時也自己期望就是那麼一個老朽﹗所有在古怪的動物世界都在嘰笑他,他想借著自然界的事物來消耗時間,然而,自然界裡是充滿著敵意的,會刺人的. 一個風暴來,如從蒸汽浴室裡出來,又馬上躍入冰冷的水中,急需要一個體溫調節嗎﹖

最後一環,鬼火又出現了﹗錯覺﹗路標指示著一條錯的路,他走進一家旅店,其實是一座墳場,他試著收集起勇氣﹗被濃霧附蓋的太陽,被烏雲侵吞的天空,顯現出幻覺﹗一個搖著曲子的手搖風琴師出現了﹗像個邪惡的守護天使﹗

之後,在手搖風琴師的邀請下,證實了冬之旅的悲慘命運﹗自殺﹗自我消滅﹗而在另一個世界裡,安靜了﹗多麼地寧靜啊﹗

當時這些歌曲被記載著,舒伯特在他的朋友們前第一次演出時,大家都不知道它在表達什麼﹖有的人還搖著頭說,這故事可不是有趣的呢﹗

Hsieh Mei-Fang

 

11.02.2007 19:46
Copyright © 2006 by Walter Kuhn
Impressum, Disclaimer

back to www.paintblog.org main page