preisfrage


 

Als ich zum ersten Mal erfuhr, wie viel eine Maine Coon kostet, war ich zugegebenermaßen ein bisschen geschockt. Immerhin hatte ich keine Ahnung, welche Leistungen hinter bzw. „in“ einer Rassekatze stecken, die der Käufer gar nicht sieht.
Da ich mir aber eine Maine Coon in den Kopf gesetzt habe, sparte ich, um mir diesen Traum zu erfüllen.
 
Sie stellen sich jetzt vermutlich die Frage, warum Rassekatzen denn nun „so teuer“ sind.
Glauben Sie nur nicht, dass die Stammbäume den Preis einer reinrassigen Katze ausmachen, denn diese fallen mit Kosten zwischen 15€ und 30€ pro Jungtier am wenigsten ins Gewicht.
Der Sinn des Stammbaums selbst fließt aber sehr wohl in den Preis mit ein.
(Aber dazu finden Sie mehr im Kapitel: Der Stammbaum - ein unnötiger "Fetzen" Papier?)

Jeder Züchter beginnt zuerst selbst, sich nach geeigneten und gesunden Tieren umzusehen.
Um sich eine Zucht mit bestimmten Linien aufzubauen, ist es oft notwendig, weitere Strecken für das passende Zuchttier zu fahren oder sogar zu fliegen.
Der Preis für ein Zuchttier beträgt im Schnitt 1000 €. Als Züchter kauft man sich zu Beginn meist zwei bis drei Tiere.
Besonders am Anfang einer Zucht ist der finanzielle Aufwand bei der Anschaffung der Zuchttiere enorm.
(Für ein Liebhabertier, mit welchem nicht gezüchtet werden darf, zahlen Sie um ein Drittel weniger als für ein Zuchttier – das nur mal zum Vergleich)

Der nächste Schritt ist, dass der Züchter seine Katzen bei einem Dachverband (z. B. Fife) registrieren lassen muss, um dann einem Verein (z. B. KKÖ) beizutreten, woher er seine Stammbäume beziehen wird.

Hier fallen gleich weitere Kosten in einer Zucht an – jährliche Vereinsbeiträge (ca. 50€) und bei jeder neuen Aufnahme eines Zuchttieres im Züchterhaushalt die kostenpflichtige Registrierung beim Verband und das Umschreiben der Stammbäume, wenn nötig.

In einer Zucht ist es üblich, dass die Katzen einen „Vor- oder Nachnamen“ bekommen. Die Beantragung und Sicherung des Zwingernamens belaufen sich auf zusätzliche Kosten von etwa 60€.

Noch immer darf nicht gezüchtet werden, denn dafür wird von den meisten Vereinen vorgeschrieben, die Zuchttiere einer Zuchtbeschau bzw. mindestens einer Ausstellung zu unterziehen, wo sie auf Zuchttauglichkeit überprüft werden.
Pro Tier kann man mit Kosten um die 30 bis 40€ rechnen, welche sich auf einen Ausstellungstag beziehen (die meisten Ausstellungen dauern zwei Tage und höchstwahrscheinlich wird man auch alle zwei Tage mit seinen Tieren anwesend sein).

Bei diesem Beispiel sind die Kosten für die Verpflegung (Essen, Trinken, ev. Nächtigung) der Züchter selbst und anfallende Benzinkosten ebenso nicht mit einberechnet wie die Kosten für Ausstellungsutensilien (Käfigdekoration, Näpfe, Katzenklos, Futter, Kämme, Shampoos, Visitenkarten uvm.), welche sich ganz schön summieren.

Gesundheitsuntersuchungen der Zuchttiere und diverse Tests kommen dann nebenbei auch noch zum Tragen, denn als seriöser Züchter möchte man ja mit gesunden Katzen züchten.
Nun hat man schon ein halbes Vermögen in seine Tiere gesteckt und erst jetzt hat man die Erlaubnis, zu züchten.
Hat man sehr viel Pech, stellt sich heraus, dass die erworbene Zuchtkatze eine vererbbare Krankheit hat und daher kastriert werden muss (bei meiner allerersten Zuchtkatze war das der Fall, daher erwähne ich dieses Beispiel).
1000 € in den Wind geschossen und nie wieder gesehen.
Eine weitere durchaus realistische Situation, die eintreten kann ist diese, dass die Katze niemals rollig wird und sich dann bei einer Untersuchung beim Tierarzt herausstellt, dass die Eierstöcke voller Zysten sind und sie aufgrund dessen kastriert werden muss – auch das gibt es.
Es gibt noch unzählige Gründe mehr, warum es passieren kann, dass die teuer erworbene Zuchtkatze nun doch nicht zur Zucht eingesetzt werden kann oder darf.
Dies waren nur zwei Beispiele, um den Leser auch hiervon einen Einblick zu gewähren.

Hat es nun doch geklappt und die Katze ist rollig, hofft man, dass sie nach der Deckung aufgenommen hat.
Gleich hier muss ich wieder einhaken, denn nicht jeder Züchter hat einen eigenen Kater. So muss er jedes Mal zu einem fremden Deckkater fahren und hoffen, dass seine Katze dort auch akzeptiert und erfolgreich gedeckt wird.
Ich müsste lügen, wenn ich hier Zahlen nenne, wie viel so eine Fremddeckung kostet, da wir ja selbst einen Kater besitzen, aber ich habe schon Preise von 300€ aufwärts gehört – und zwar unabhängig davon, ob die Jungtiere gesund sind bzw. ob es ein 1er oder 6er Wurf ist.

Eine tragende Katze braucht spezielles Futter, um alle nötigen Nährstoffe für die Entwicklung der Babys zu erhalten, die die Kleinen brauchen.
Futter steht in großen Mengen zur Verfügung.
Natürlich können in den Schwangerschaftswochen auch Probleme auftreten, welche dann wieder einen Tierarztbesuch zur Folge haben.
Weiters ist nicht sicher, ob die Katze ihre Babys zum errechneten Termin auch selbst bekommen kann – im Notfall muss ein Kaiserschnitt vorgenommen werden und das Muttertier eventuell auch kastriert werden.

Noch vor der Geburt besorgt man sich alle wichtigen Utensilien, die man für das große Ereignis braucht.
Notwendig sind Dinge wie eine stabile Wurfkiste (ca. 100€), eine Babywaage, Desinfektionsmittel, hochwertige Aufzuchtsmilch (falls man die Babys per Hand aufziehen muss), usw. und auch das kostest selbstverständlich Geld.

Wenn die Babys zu fressen beginnen, wird auch der Verbrauch an Katzenstreu ansteigen, wodurch wieder weitere Kosten entstehen.
Ebenso brauchen die Kleinen Spielzeug und vergreifen sich schon mal an den Einrichtungsgegenständen des Züchters – auch das kostet wieder.
Seriöse Züchter geben ihre Katzen vollständig geimpft, mit Gesundheitszeugnis, Stammbaum, Leukosetest, mehrmals entwurmt und in einem guten gesundheitlichen Zustand ab.

Dass ALLE im Haus lebenden Katzen (auch Kastraten) in einem Top-Gesundheitszustand sind, alle nötigen Impfungen haben, bestes Futter sowie Liebe und Streicheleinheiten bekommen, sollte für einen Züchter selbstverständlich sein.

Nicht mit einberechnet ist der enorme Zeitaufwand – und 12 Wochen (mind.) sind eine lange Zeit – , den man bei der Aufzucht von ein oder mehreren Würfen hat, denn dieser wäre wohl sowieso unbezahlbar.
Zeit für die Babys ist wichtig, denn schon im frühen Alter sollen sie an den Menschen gewöhnt werden und durchaus schon lernen, was sie dürfen und was nicht.
Nur so ist es möglich, den neuen Besitzern ein gut sozialisiertes, gesundes und selbstbewusstes Katzenbaby zu übergeben.

Sollte Ihnen das alles trotzdem nichts wert sein und sie lieber ein „Schnäppchen“ von irgendeinem unseriösen Züchter haben wollen, möchte ich Ihnen gerne dieses Sprichwort eines englischen Sozialreformers ans Herz legen, damit Sie Ihre Entscheidung noch einmal überdenken:

“Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen.
Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles.
Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.
Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen.
Und wenn Sie das tun, haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“

Zitat aus: Carlpeter Braegger u. a., John Ruskin. Werk und Wirkung, Berlin 2002
 

Lesen Sie hier weiter: Der Stammbaum - ein unnötiger "Fetzen" Papier?


 


© Sabine Schönach 2005