Spielbesprechung von Györög Kurt
Cluedo live
23.08.2004

Parker / Hasbro
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Graf Viktor Eutin, Neffe des alten Grafen Philipp, veranstaltet auf Schloss Neubrunn eine Gartengesellschaft. Während die Party noch im vollen Gange ist, trifft sich Graf Viktor mit seinem treuen Anwalt und Freund Herrn Wiesental, da dieser mit ihm einige etwas seltsame Details des Testaments seines Onkels besprechen will - unter vier Augen natürlich.

Nach diesem geheimen Treffen wurde Herr Wiesental dabei beobachtet, wie er das Schloss durch die Gärten verließ. Nur kurze Zeit später wird er tot aufgefunden. Es ist ganz offensichtlich, dass seine Leiche von einem anderen Ort der weitläufigen Schlossanlage hierher gebracht wurde ...

Du schlüpfst nun in die Rolle einer der vier neuen Gäste des Grafen - Sir Albert, Madame Monique, Fräulein Rosa und Cousin Lukas -, und hilfst Kommissar Braun dabei, dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Die acht Verdächtigen - Oberst von Gatow, Professor Bloom, Frau Weiß, Fräulein Gloria, Baronin von Porz, Reverend Grün, Frau Wiesental und der Gärtner Konrad - befinden sich gerade irgendwo in den verschiedenen Bereichen der Schlossanlage. Jeder von ihnen kann dir einen Hinweis auf den Hergang des Verbrechens geben. Der Butler des Grafen, James, führt dich durch das Gelände und unterstützt dich dabei herauszufinden, wer den guten Herrn Wiesental auf dem Gewissen hat.“


Willkommen auf Schloss Neubrunn ...

Spielmaterial:
1 elektronischer Spielplan (mit fest angebrachtem Schloss-Sockel), 4 Spielfiguren (Sir Albert, Madame Monique, Fräulein Rosa und Cousin Lukas), 4 Spielerakten (mit Clips), 1 geheime Mord und 8 Täterakten, 23 Karten (8 Verdächtige, 9 Tatorte und 6 Tatwaffen), 1 Detektiv-Notizblock, Schloss Neubrunn (zum Zusammenbauen: bestehend aus (dreiteiliger) Kulissenwand, Kunststoffdach und Erker) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Erstens herauszufinden, wer, wo und womit Herrn Wiesental umgebracht hat, und zweitens den Kommissar zu finden und ihm dies mitzuteilen.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt - für alle gut erreichbar - in die Tischmitte, und Schloss Neubrunn wird aufgebaut.
Die Karten werden in 3 Stapel nach Verdächtigen, Tatorte und Tatwaffen sortiert, verdeckt gemischt und als getrennte Stapel bereitgelegt. Die jeweils obersten Karten werden genommen, und - für alle ungesehen - in die Mordakte gesteckt und beiseite gelegt. Diese enthält nun die Fakten, wer, wo und womit Herrn Wiesental umgebracht hat.

Nun werden die restlichen Karten der 3 Stapel gut zusammengemischt und wieder verdeckt auf den Tisch gelegt.
Jede Täterakte wird nun mit jeweils einer Karte von diesem Stapel - die sich wiederum niemand ansehen darf - befüllt. Die 8 Täterakten kommen gut erreichbar neben den Spielplan.

Die restlichen Karten werden nun noch gleichmäßig an die Mitspieler verteilt - sowie eine Spielerakte, ein Detektivzettel und eine Spielfigur. Der Zettel wird in die Spielerakte geklemmt - auf ihm kann man nun schon alle Karten, die man zugeteilt bekommen hat, abhaken. Diese können sich ja nicht in der Mordakte befinden …

Die Sträucher vor dem Schloss dienen als Tasten, um das Spiel zu bedienen. Folgen „Sträucher“ sind vorhanden:
  • „fertig“: wenn man seinen Spielzug abschließen will.
  • „suchen“: wenn man an einem Tatort nach „versteckten“ Personen suchen will.
  • „wiederholen“: wenn man sich den zuletzt gesprochenen Text nochmals anhören will.
  • „Anklage“: wenn man Anklage erheben und den Fall lösen will.
  • „ja“: wenn man auf Fragen von James bzw. des Kommissars mit „ja“ antworten will.
  • „nein“: wenn man auf Fragen von James bzw. des Kommissars mit „nein“ antworten will.
  • „warten“: wenn man einen Spieler - der zu lange braucht - zum Weitermachen auffordern will.

Nachdem das Spiel „eingeschaltet“ - und somit gestartet - wurde, meldet sich James und fragt nach den teilnehmenden Spielfiguren.
Die Teilnahme kann durch Drücken der „ja“-Taste oder aber auch durch das Herunterdrücken der Spielfigur am jeweiligen Startfeld bestätigt werden. Absagen erfolgen durch das Drücken der „nein“-Taste.

Wenn alle Spieler bzw. deren Spielfiguren begrüßt wurden, wird der Startspieler aufgefordert seinen Zug zu machen. Die Reihenfolge der Spielfiguren je Zug wird zufällig ermittelt und kann bzw. wird sich jedes Mal ändern. Jeder Spieler wird aber in jeder Runde einmal aufgerufen. Gibt es nur 2 Spieler, sind diese natürlich abwechselnd an der Reihe.

Wer am Zug ist, kann bzw. muss folgende Aktionen ausführen:

1. Ziehen:
Der Spieler muss in seinem Spielzug auf einen beliebigen Ort ziehen und darf nicht stehen bleiben. (Ausnahme: Wenn man sich am gleichen Ort wie der Kommissar befindet und man Anklage erheben will.)
Dazu nimmt man seine Spielfigur, stellt sie auf einen anderen Ort und drückt sie dort hinunter. Dabei dürfen sich beliebig viele andere Gäste auf dem Ort befinden.
Sobald man einen Tatort betreten hat, informiert James den Spieler darüber, ob er Verdächtigen oder dem Kommissar begegnet.
Die 8 Verdächtigen und der Kommissar bewegen sich ständig über das Schlossgelände. Es kann sein, dass man von James erfährt, wo sie sich gerade befinden oder hinbewegen - möglicherweise schleichen sie aber auch heimlich am Spieler vorbei.
Man sollte daher immer gut auf die gesprochenen Hinweise und Geräusche achten.

Wenn man einem Verdächtigen begegnet, darf man sich die Karte in der entsprechenden Täterakte geheim ansehen, und auf seinem Detektivzettel abhaken. Auch sollte man sich merken, welche Verdächtigen man schon „besucht“ hat, indem man den entsprechenden Kreis am Zettel ankreuzt.
Befinden sich mehrere Verdächtige am Tatort, darf man in alle betroffenen Täterakten Einsicht nehmen.

Wenn ein Verdächtiger einen Tatort betritt, am dem sich bereits ein oder mehrere Spielfiguren befinden, dürfen alle Spieler sofort in die Täterakte des betroffenen Verdächtigen sehen.

2. Suchen oder einen Verdacht aussprechen:
Nachdem man seine Spielfigur gezogen und alle Verdächtigen „befragt“ hat, hat man noch die Möglichkeit am Tatort nach zusätzlichen Verdächtigen zu suchen. Dazu drückt man auf die „suchen“-Taste - und James informiert darüber, ob sich Verdächtige am Tatort versteckt gehalten haben.
Wird ein Verdächtiger gefunden, darf der Spieler - und auch alle anderen Spieler, die an diesem Tatort anwesend sind - diesen Verdächtigen „befragen“ und in seine Täterakte sehen.

Will man aber nicht nach Verdächtigen suchen, hat man auch die Möglichkeit einen Verdacht auszusprechen. Dazu nennt man einen Verdächtigen, den man beschuldigt mit einer bestimmten Tatwaffe am Tatort - an dem man sich gerade befindet - tätig gewesen zu sein.
Beginnend mit dem linken Nachbar, versuchen nun nacheinander alle Mitspieler diesen Verdacht zu entkräften, indem sie nachsehen, ob sie eine der genannten Karten auf der Hand haben. Hat ein Spieler eine dieser Karten auf der Hand, so zeigt er diese geheim dem Spieler, der den Verdacht ausgesprochen hat. Auch wenn es mehrere passende Karten gibt, wird nur eine dieser Karten gezeigt.
Hat man eine Karte gezeigt bekommen, so endet die der Spielzug sofort - alle anderen Mitspieler brauchen nicht mehr nachzusehen, ob sie auch noch passende Karten gehabt hätten.
Nach einem Verdacht muss der Spielzug durch Drücken der „fertig“-Taste beendet werden.

Bewegung der Verdächtigen und des Kommissars:
Während man versucht die 8 Verdächtigen oder den Kommissar aufzuspüren, werden diese alles daran setzen, dem Spieler aus dem Weg zu gehen. Zwischen den Zügen der Spieler werden ein oder zwei Verdächtige - und möglicherweise auch der Kommissar - ihren Standort wechseln. Dabei bewegen sie sich jeweils um ein Feld zu einem der angrenzenden Tatorte.

Wenn Verdächtige Tatorte betreten oder verlassen, an denen sich Spielfiguren befinden, so wird James die Spieler darüber informieren. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte man aber auch durch ein akustisches Signal darauf aufmerksam gemacht werden, das Verdächtige einen „leeren“ Tatort betreten haben.

3. Anklage erheben:
Wenn man glaubt, den Mordfall gelöst zu haben, muss man versuchen den Kommissar zu finden, sich mit ihm am gleichen Tatort befinden und Anklage erheben. Dazu drückt man dann die „Anklage“-Taste und bestätigt die Frage des Kommissars, dass man auch wirklich Anklage erheben will. Danach verkündet man, wer, wo und womit Herrn Wiesental ermordet hat.

Nun wird die Anklage durch den Spieler überprüft, indem er in die geheime Mordakte sieht.
Ist die Anklage falsch, steckt man die Karten - ohne sie den Mitspielern zu zeigen - wieder in die Mordakte zurück, und drückt die „nein“-Taste. Danach ist man für den Rest des Spieles vom aktiven Geschehen ausgeschlossen, und darf nur mehr tätig werden, wenn es darum geht, einen Verdacht zu entkräften.

Spielende:
Ist die Anklage richtig, so bestätigt man dies durch Drücken der „ja“-Taste. Man zeigt - als Beweis - die Karten den Mitspielern und hat das Spiel gewonnen.

Fazit:
Cluedo Live ist die gelungene elektronische Umsetzung des Detektiv-Klassikers Cluedo, sowie eine weitere interessante und spannenden Variante, wie auch Super Cluedo und Cluedo - Das Kartenspiel. Es ist ein Kombinations- und Denkspiel, und eignet sich aufgrund seines einfachen, unkomplizierten - und so gut wie selbsterklärenden Ablaufes - hervorragend als Spiel für die ganze Familie.
Ob hier auch schon Kinder ab 8 Jahren ganz den Durchblick und das notwendige Kombinationsvermögen haben, möchte ich nicht beurteilen. Ich habe das Spiel mit 8-Jährigen gespielt, die sich nicht allzu leicht getan haben, einen „vernünftigen“ und „sinnvollen“ Verdacht auszusprechen. Spaß hat es ihnen aber trotzdem gemacht, auch wenn sie nicht gewonnen haben.
Das Ausschlussverfahren durch Abhaken der gesehen Karten wurde von allen verstanden.
Mit 9-Jährigen und älteren Kindern gab es aber keine Probleme ...

Das Spiel präsentiert sich in einer recht großen, silbrig und edel glänzenden Schachtel, mit ansprechender, moderner und im Comicstil gehaltener Grafik. In der Schachtel findet man den Spielplan, der sogar an den Rändern geknickt werden darf, da es dort keine leitenden Kontakte gibt. Dadurch hat sich die Schachtelgröße sicherlich auch in Grenzen gehalten.
Die elektronische Einheit ist fix am Spielplan angebracht, und wird mit einer Kulissenwand - mit Plastikdach und Erker - „überbaut“, und bildet so einen tollen, ansprechenden Blickfang. Die Umsetzung der Tasten als Sträucher passt sehr gut, in fügt sich harmonisch - und somit auch unscheinbar - ins Spielfeld ein.
Die Sprachausgabe ist leicht dröhnend bzw. krachend. Teilweise sind die Personen - vor allem das erste Mal - etwas schwer zu verstehen. Dies legt sich aber mit der Zeit, da von den Verdächtigen bzw. vom Kommissar (fast) immer der gleiche Text gesprochen wird. Dies führt aber auch dazu, dass das Spiel leicht „monoton“ werden kann - das Wieder erkennen der Verdächtigen wird dadurch aber immer leichter.

Gut gelöst ist auf alle Fälle, dass die Kontakte durch Herunterdrücken der Spielfiguren - und nicht durch direkten „Körperkontakt“ mit dem Fingern - ausgelöst werden. So gibt es keine Probleme und das Spiel läuft einwandfrei und problem- bzw. fehlerlos ...

Das restliche Spielmaterial - Karten, Spielfiguren, Spieler-, Mord- und Täterakte, sowie Kulissenwand, Dach und Erker - ist in der Schachtel in einem, auf dem Spielplan gelegten Karton untergebracht, der leider nicht allzu gut durchdacht wurde. Wenn man die (dreiteilige) Kulissenwand nicht nach jedem Spiel wieder auseinander nehmen will, muss man diese Innenschachtel - mit sanfter Gewalt - etwas umgestalten. Der schmale Innenraum dieses Kartons muss durch „nach außen“-drücken der Kartonwände - vergrößert werden. Dann hat alles auch ohne wieder auseinander nehmen Platz, und kann sogar sehr komfortabel untergebracht werden.
Am Spielmaterial selbst ist ganz und gar nichts auszusetzen. Grafiken und Aufbau passen sehr gut zum Thema und zur Umsetzung.

Die Spielanleitung ist auf 12 A5-Seiten untergebracht. Ein Teil davon wird für die Spielgeschichte, und die Beschreibung - wie man die Batterien richtig einlegt, sowie für die elektronischen Hinweise - verwendet.
Übrig bleiben ca. 8 Seiten, auf denen der Spielablauf und die Bedienung mit vielen Bildern und Beispielen, ausführlich und genau beschrieben sind. Fragen blieben keine offen - nur sollte man sich nicht verleiten lassen, und glauben alles schon zu kennen.
Wir haben anfänglich „überlesen“, das Verdächtigung nur für den Tatort, an dem sich die Spielfigur gerade befindet - und nicht für einen beliebigen - ausgesprochen werden dürfen. Dies hat zwar nicht allzu viel Auswirkung auf den Ablauf des Spieles, sollte aber trotzdem berücksichtigt werden.

Die Spieldauer kann sich - je nach Spielverlauf und Spieler - auf ca. 30 -45 Minuten belaufen. Sie hängt einerseits davon ab, wie genau und konzentriert man spielt und darauf achtet, wo man die Verdächtigen findet, andererseits aber auch davon, wie schnell die Mitspieler beim Tüfteln und Kombinieren sind.
Auf alle Fälle handelt es sich um eine sehr kurzweilige Zeit, weil man eigentlich immer an der Reihe ist und mithören und aufpassen muss. Nichts von dem was James sagt - oder aber auch nur die Spieleinheit an Geräuschen von sich gibt - soll überhört werden, und kann wichtig für den weiteren Spielverlauf bzw. nächsten Spielzug sein.

Das Spiel kann - im Gegensatz zu den anderen Cludeo-Varianten - jetzt auch schon zu zweit gespielt werden - und es funktioniert und macht viel Spaß. Auch an den anderen Besetzungen gibt es nichts auszusetzen - obwohl uns das Spiel zu viert am meisten Spaß gemacht und gefallen hat.

Cluedo live ist das 2. elektronische Spiel nach King Arthur, dass ich spielen und kennen lernen durfte - und auch dieses wurde sofort zu einem meiner Lieblingsspiele. Vielleicht weil mich „elektronische“ Spiele von Haus aus einfach interessieren und mein besonderes Interesse wecken, sicher aber auch weil beide Spiele funktionieren und Spaß machen. Und ich bin mir sicher, auch Cluedo live ist nur ein weiterer Schritt in eine neue Spielezukunft, die auf uns zukommt ...

Vielen Dank an PARKER/HASBRO für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

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