Spielbesprechung von Györög Kurt
Carcassonne - Die Stadt
25.04.2005

von Klaus-Jürgen Wrede
Hans im Glück
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Um die Stadt Carcassonne ranken sich Mythen und Märchen. Noch heute hat Carcassonne mit der mächtigen, doppelten Stadtmauer nichts von seiner Faszination verloren. In diesem spannenden Spiel kann man nun die Geschichte der Stadt nachspielen und den Aufbau der Stadtmauer mitbestimmen. Wer dann noch seine Gefolgsleute geschickt einsetzt, die Mauer in Richtung seiner wertvollsten Gebiete lenkt und seine Türme an den besten Stellen der Stadtmauer platziert, wird als Gewinner aus diesem Wettstreit hervorgehen.“

Auf, auf - lasst uns als geschickte Baumeister ans Werk gehen und die Stadt zum Leben erwecken …

Spielmaterial:
75 Stadtkärtchen (mit Straßenabschnitten, Wohngebieten, Märkten und Gebäuden), 70 Mauern, 1 Stadttor und 2 kurzen Mauern, 12 Türmen, 32 Gefolgsleuten (in 4 Farben), 2 Stoffbeuteln, 1 Wertungstafel und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles auf der Punkteleiste am weitesten vorne zu sein - und somit am meisten Punkte zu haben.

Spielablauf:
Die Stadtkärtchen werden verdeckt gemischt - danach werden mit ihnen 3 Stapel gebildet: 1. Stapel mit 30 Kärtchen, 2. Stapel mit 25 Kärtchen und 3. Stapel mit 20 Kärtchen. Der 1. Stapel kommt - für alle gut erreichbar - auf den Tisch. Die beiden anderen Stapel, die 70 Mauerteile, sowie das Stadttor und die beiden kurzen Mauerteile werden bereitgelegt - sie kommen erst später ins Spiel.

Jeder Spieler erhält 8 Gefolgsleute, von denen einer auf die Wertungstafel - auf das Feld „0“ - gestellt wird. Die 12 Türme werden gleichmäßig auf die Spieler aufgeteilt.

Der Startspieler wird ermittelt, nimmt sich das oberste Stadtkärtchen und legt es in die Tischmitte - und darf danach noch einen Gefolgsmann - wie weiter unten beschrieben - setzen. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Jeder weitere Spieler muss nun folgende Aktionen in der angegebenen Reihenfolge ausführen:

1. Der Spieler muss das oberste Stadtkärtchen ziehen und anlegen. Dabei ist Folgendes zu beachten:
  • das Kärtchen muss waagerecht oder senkrecht zu einem bereits ausliegenden Kärtchen angelegt werden.
  • auf den Kärtchen vorhandene Straßen müssen beim Anlegen fortgesetzt werden.

2. Der Spieler kann einen Gefolgsmann auf das soeben angelegte Kärtchen setzen. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
  • als Bürger: auf einen Straßenabschnitt (stehend).
  • als Marktfrau auf einen Markt (stehend).
  • als Vogt: auf ein Wohngebiet (liegend).
Außerdem ist noch zu beachten:
  • auf den durch das neue Kärtchen verbundenen Straßenabschnitte, Märkten und Wohngebieten darf sich kein weiterer Gefolgsmann befinden.
  • der Straßenabschnitt, der Markt oder das Wohngebiet darf durch das neue Kärtchen nicht fertig gestellt werden.

3. Fertige Straßen und/oder Märkte müssen gewertet werden.
  • eine fertige Straße mit 1 - 3 Straßenabschnitten: bringt dem Spieler je Kärtchen 1 Punkt.
  • eine fertige Straße mit 4 oder mehr Straßenabschnitten: bringt dem Spieler je Kärtchen 2 Punkte.
  • ein fertiger Markt: bringt dem Spieler je Kärtchen so viele Punkte, wie es in Markt verschiedene Sorten an Gütern (Fisch, Getreide bzw. Vieh) gibt.
Die Punkte bei einer Wertung erhält jene(r) Spiele(r), der als Einziger bzw. der/die am meisten Gefolgsleute im zu wertenden Gebiet (Straße oder Markt bzw. später auch Wohngebiet) hat/haben.
Erzielte Punkte werden sofort auf der Wertungsleiste - mittels der dort stehenden Gefolgsleute - vermerkt. Gewertete Gefolgsleute kehren zum jeweiligen Besitzer zurück, und können erneut eingesetzt werden.

Die Wohngebiete: werden erst am Ende des Spieles (bei der Schlusswertung) gewertet.
Hier eingesetzte Gefolgsleute (liegend) kehren niemals zu ihren Besitzern zurück - bringen aber am Spielende 2 Punkte für jeden Markt, der an das Wohngebiet grenzt bzw. darin liegt.
Die Punkte erhält auch hier, wer als Einziger bzw. wer am meisten Vögte besitzt.

Sobald das letzte Stadtkärtchen vom 1. Stapel genommen wurde, wird der 2. Stapel (mit 25 Kärtchen) bereitgelegt - und von ihm gezogen. Von da an kommen nun auch die Mauern und Türme - wie folgt - ins Spiel:

Wird durch das Legen eines Kärtchens eine Wertung ausgelöst, so wird das Spiel nach dieser Wertung kurz unterbrochen und es kommt zum Mauerbau:
  • bei der 1. Wertung bekommt der Spieler, der die Wertung ausgelöst hat, das Stadttor - alle anderen Mitspieler 1 Mauerteil.
    Der Spieler mit dem Stadttor setzt dieses nun an ein beliebiges Stadtkärtchen seiner Wahl an. Danach kommen alle anderen Mitspieler an die Reihe, und dürfen ihr Mauerteil rechts oder links an das Stadttor bzw. an einen anderen Mauerteil anbauen.
  • bei jeder weiteren Wertung bekommen alle Spieler 1 Mauerteil, denn sie abwechselnd - wie oben beschrieben - verbauen dürfen. Es beginnt immer der Spieler, der die Wertung ausgelöst hat.

Nachdem ein Mauerteil verbaut wurde, hat der jeweilige Spieler immer noch die Möglichkeit, einen seiner Gefolgsleute als Wächter auf dieses Mauerstück zu setzen. Dabei ist darauf zu achten, dass sich auf der gegenüberliegenden Seite kein anderer (eigener oder fremder) Wächter befindet.
Diese Wächter werden dann - wie die Wohngebiete - am Ende des Spieles (bei der Schlusswertung) gewertet. Man erhält für jedes Gebäude, das sich in der Reihe vor dem Wächter befindet Punkte:
  • für historische Gebäude (=blaue Gebäude mit Beschriftung) je 3 Punkte.
  • für öffentliche Gebäude (=nur blaue Gebäude) je 2 Punkt.

Wurden alle Mauerteile verbaut, kann der Spieler, der die Wertung ausgelöst hat, noch einen seiner Türme - rechts oder links - am Ende der Mauer aufstellen.
Er erhält dafür so viele Punkte, wie es Mauerteile von seinem Turm bis zum nächsten Turm bzw. bis zum Stadttor gibt.

Bevor nun der nächste Spieler an der Reihe ist, ist noch darauf zu achten, ob durch den Mauerbau Straßen bzw. Märkte fertig gestellt wurden.
Ist dies der Fall, so sind diese zu werten.

Wurde nun das letzte Stadtkärtchen vom 2. Stapel genommen, so kommt der 3. und letzte Stapel (mit 20 Kärtchen) ins Spiel. Von nun an werden bei jedem Mauerbau 2 Mauerteile an die Spieler vergeben und abwechselnd verbaut.

Spielende:
Das Spiel endet, wenn entweder …
  • das letzte Mauerteil verbaut wurde, oder
  • das letzte Stadtkärtchen verbaut wurde, oder
  • die beiden Enden der Mauer so nahe beieinander sind, dass nur noch maximal 5 Mauerteile eingebaut werden können.

In jedem Fall wird die Stadtmauer noch komplett geschlossen, und somit fertig gestellte Straßen und Märkte gewertet.
Nun folgt noch die Schlusswertung, bei der nun auch die Vögte (in den Wohngebieten) und die Wächter (auf den Mauern) Punkte erzielen.

Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Sonderregel für 2 Spieler:
Es wird immer die doppelte Anzahl an Mauerteile verbaut.

Fazit:
Carcassonne - Die Stadt ist ein weiteres, sehr gelungenes Spiel aus der „Carcassonne“-Serie, zu der meiner Meinung nach folgende Spiele gehören: Carcassonne (mit all seinen Erweiterungen), Carcassonne - Die Jäger und Sammler und Carcassonne - Die Burg.

Es handelt sich dabei - wie auch schon bei den anderen Spielen - um ein ausgezeichnetes, spannendes und interessantes taktisches Aufbau- und Legespiel. Es erinnert beim Spielen anfänglich etwas an Carcassonne - Die Burg , da die Kärtchen - bis auf die Straßen - eigentlich beliebig angelegt werden dürfen und die ausgelegten Kärtchen immer mehr durch die Mauer eingegrenzt werden.
Aber auch alle anderen typischen und bekannten und - ach - so lieb gewonnenen Eigenschaften und Möglichkeiten von „Carcassonne“ als solches - sind vorhanden und gegeben.

Ungewöhnlich und neu - und für viele Spieler sich sehr darauf zu achten - ist, dass es in Carcassonne - Die Stadt nicht erlaubt ist, Straßen oder Märkte zu schließen und diese dann durch Setzen eines Gefolgsmannes sofort zu werten und gleich auch seinen Gefolgsmann wieder zurück zu erhalten. Ein einfaches und schnelles - mal kurz zwischendurch - Punkten wird damit unterbunden.

Trotzdem hat das Spiel aber auch wieder seinen ganz eigenen Reiz - und irgendwie auch sein eigenes „Spielen“ bzw. „Spielgefühl“, so dass es sehr wohl auch als eigenständiges Spiel bezeichnet werden kann. Für mich persönlich ist es sogar das beste Spiel aus der „Serie“ - und auch das Spiel, das ich am liebsten spiele - obwohl ich auch alle anderen oft und gerne auf den Tisch bringe.

Das Spielmaterial besteht aus sehr kompakten und handlichen Kärtchen, sowie den bekannten Spielfiguren aus Holz. Auch die Mauern und Türme sind aus sehr schön verarbeitetem und lackiertem Holz, welche mit dem restlichen Spielmaterial in einer „edlen“ und „aufwendigen“ Holzschatulle untergebracht ist. Ein absoluter Blickfang bzw. Augenweide in jedem Wohnzimmer …
Zur Lagerung gibt es noch zwei Leinensäckchen, in denen das Holzmaterial sicher und gut verstaut werden kann.

Die Spielanleitung ist auf 6 (fast) großformatigen Seiten untergebracht. Sie ist mit den vielen Bildern und Beispielen strukturiert und sehr ausführlich ausgefallen. Offene Fragen bzw. Regelunklarheiten hat es bei uns keine gegeben. Vieles ist ja schon aus den anderen Spielen bekannt - Neues gut erklärt.

Das Spiel spielt sich zu zweit - aber auch mit 3 oder 4 Spielern - sehr gut, und hat mit ca. 45 - 60 Minuten Spielzeit auch eine angenehme Spieldauer. Aber auch abendfüllend kann man sich mit Carcassonne - Die Stadt beschäftigen, denn der (oder die) Verlierer wird/werden die Niederlage sicher nicht auf sich sitzen lassen wollen. Und einer Revanche wird sicher gerne stattgegeben werden …

Wie schon weiter oben erwähnt, ist Carcassonne - Die Stadt jenes Spiel aus der „Carcassonne“-Serie, das mir persönlich am besten gefällt und somit von mir auch immer wieder und gerne auf den Tisch gebracht wird. Aber auch auf jedes andere „Carcassonne“-Spiel würde ich mich gerne einlassen …

Vielen Dank an HANS IM GLÜCK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Carcassonne - Die Stadt" bei spielenet.de