Geschichte
des Rikka
Rikka
entwickelte sich aus dem Tatehana, einer Arrangementform, die
von Priestern und Adeligen ca. ab dem 15. Jahrhundert gepflegt
wurde. Sen'ei Ikenobo benannte im 16. Jh. die Hauptlinien des
Tatehana.
Im
17. Jh. erlebte das Tatehana eine Blütezeit. Zeichnungen
vermitteln uns eine Vorstellung der damaligen Arrangements und
sind wichtiger Teil der Überlieferung der Ikenobo-Schule.
Aufbau
Rikka
besteht aus 9 Hauptlinien (Yakueda) und den dazu gehörenden
Hilfslinien (Ashirai).
Alle
Linien entwickeln sich aus einem geraden Fuß, dem Mizugiwa
oder Ashi, den sie an einem bestimmten Punkt, dem De,
verlassen. Die Höhe des
Abzweigungspunktes (De) sowie die Richtung und der
Neigungswinkel sind für jede Linie festgelegt.
Yakueda - die Hauptelemente des Rikka
(1) Shin
ist
die Hauptlinie des Rikka und kann entweder in der Mittellinie gerade
aufsteigen (Sugu-Shin-Rikka), oder die Mittelachse verlassen (Noki-Shin-Rikka)
Je
nach Material und Form des Shin und dem Gefäß, in dem arrangiert
wird unterscheidet man Shin-Form, Gyo-Form und So-Form.
Der
De des Shin bestimmt die Austrittspunkte der anderen Yakueda und kann
eine von 5 Stufen einnehmen.
Die
Spitze des Shin kehrt entweder zur Mittelachse zurück, überschreitet
sie oder kann im modernen Rikka auch seitlich ausschwingen.
Je
nach Lichteinfall des Aufstellungsortes wird die Kurve des Shin gewählt.
Bei einem Hongatte-Arrangement ist der "Bauch" des Shin
links, beim Gyakugatte-Arrangement rechts. Der "Bauch" des
Shin ist jeweils auf der Lichtseite (Yo-Seite) des
Rikka.
(2) Soe
(Schatten, Unterstützung) begleitet
Shin auf der Yo-Seite. Der
Austrittspunkt des Soe entspricht dem des Shin.
Soe
verläuft auf der Yo-Seite schräg nach hinten.
Als
Material wird für Soe meist ein Shin kontrastierendes gewählt (z.B.
aufstrebender Shin - hängender Soe)
(3) Uke
(„empfangen")
bewegt sich auf der In-Seite (also der Schatten- oder Gast-Seite) nach
hinten und antwortet auf die Bewegung des Shin.
Der
De des Uke liegt gewöhnlich in der halben Höhe des De des Shin, vom
Mizugiwa aus gemessen.
Für
Uke wird häufig das gleiche Material wie für Shin gewählt
(4) Nagashi
("fließen") verläuft auf der In-Seite waagrecht zunächst
schräg nach hinten und wendet sich dann nach vorne.
Der
De des Nagashi liegt auf der Höhe des Mizugiwa (ca. 5-6 cm über dem
Gefäßrand, bei klassischen Formen auch höher)
Material:
weiche, "fließende Linie"
(5) Mikoshi
(Fernsicht) verläßt die Mittelachse auf der In-Seite unmittelbar neben
Shoshin und bewegt sich nach hinten. Meistens wird für Mikoshi ein
leichtes Material gewählt.
(6) Hikae
("warten") weist auf die Yo-Seite und verläßt die Mittelachse
auf der Höhe des Mizugiwa.
(7) Shoshin
("wahrer Shin", Shin-kakushi) erreicht ca. die halbe Höhe des
Shin und verläßt die Mittelachse des Rikka nicht. Als Material werden
gerne Knospen gewählt, um künftiges Wachsen zu suggerieren.
(8) Do
(Körper) ist das Zentrum des Rikka, aus dem alle Linien zu entspringen
scheinen. Do ist nach vorne gerichtet und steigt in einem Winkel von ca.
45° nach oben an. Der Aufbau ist oft dreiteilig, wobei die Gesamtmasse
nach heutigem Geschmack nicht zu üppig gewählt werden sollte.
(9) Maeoki
(Vorderteil) entspringt unmittelbar über dem Mizugiwa und kommt
waagerecht nach vorne. Auch der Aufbau des Maeoki ist häufig dreiteilig.
Ashirai haben
generell den gleichen Austrittspunkt wie die Hauptlinien, denen sie
zugeordnet sind und ergänzen die Yakueda.
Wichtige Hilfslinien sind Kusadome (Blumenabschluß),
Kidome (Zweigabschluss), Ushiro-gakkoi (Verschönerung der Rückseite),
Kusa-michi (Blumen innerhalb des Do), Oha (große Blätter).
Gefäße
für Rikka und Befestigung
Klassisches Rikka
wird in Bronzevasen oder Bronzewannen (Suiban) arrangiert und mittels
Komiwara (Reisstrohbündel) befestigt.
Modernes Rikka
wird in Keramikvasen mit schmalem Fuß und breiter Öffnung oder in
Schalen (Suna-no-mono) auf einem Kenzan gearbeitet.