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Ein Mann um die 50, ein Maulheld und Aufschneider, mit bewegter schwieriger Jugend, aber glücklichen
Erfahrungen für seine sinnlich/sexuelle (Maria) und intelektuelle Entwicklung (Großmutter, Kohlenhändler). Der Wahrheit und Originaltät seiner Erkenntnisse ist er sich sehr sicher,
obwohl oder weil er sich als Autodidakten einstuft. Wie überhaupt das autodidakte Wissen besser wegkommt als das universitäre. Der Erzähler wird von Selbstzweifeln weder im Bereiche
seiner theoretischen noch seiner künstlerischen Überlegungen geplagt. Eine Ausnahme liegt in der selbstkritischen Beurteilung der eigenen literatischen Produktivität, bzw.
Literaturformentheorie. Im weniger wichtigen Gelderwerb, da ihm das Glück stehts hold ist, und in der praktischen Musikausübung sind ihm andere Romanpersonen überlegen. Selbst im
Bereich der Sexualität, offenbar ausschließlich mit Maria, scheinen ihm nur gegenüber Sulzbacher gewisse Minderwertigkeitskomplexe angebracht. Zur österreichischen politischen Lage
und zur Weltpolitik änderte der Erzähler im Laufe seiner Geschichte seine Meinung, in die Richtung, daß der "Zerfall" nicht aufzuhalten sei, aber das Gegebene, Negative zerfalle.
Vielleicht war es des Autors Absicht, es wird ja das Geschichtenmaterial zum geplanten Projekt des Jüngsten Gerichtes
erzählt, den ersten kleinbürgerlichen Roman zu veröffentlichen. Ohne auf den moralisierenden Beigeschmack dieses Begriffes einzugehen, meine ich ist die Absicht in aller Doppeldeutigkeit
gelungen: Eklektizismus im Stil, vorgegebene Sprachexaktheit, explizit erwähnte überhöhte ästhetische Ansprüchen, Belehrungen in jeder Art, große Thesen- und Themenanzahl, oft gelungene
aber auch verkrampfte Komik... Das im Wesentlichen durch den Gesamtkontext der Figuren ausgedrückte Weltgefühl ist das überheblich defäitistisch räsonierende, eines scheinbaren
Bohemiens aus dem Arbeitermilieu, der es schwer hat zu verkraften, daß er nicht sagen kann, daß er eigentlich doch g`studiert ist. Verwandte Literatur Broch (Die Schlafwandler) Die Überlegungen zum Kleinbürgertum und dessen historischer Dominanz haben mit dem eingebundenen bzw. exkursartigen
theoretischen Resonieren eine Hohe Ähnlichkeit mit Spatz`HF Kafka (Amerika/der Verschollene) Hier meint W. Lang in der Art der Raumdarstellung,
Schilderung des Raufens.. Gemeinsamkeiten zu finden; stärker erinnert mich der Traum Sulzbachers, daß ihm "Üb immer Treu und Redlichkeit" auf die Brust tätowiert worden
sei an das "Strafgericht", bzw. die Figur des weichenden Doormannes an den Türsteher. Bernhard (Wittgensteins Neffe etc.) Bei aller
Unterschiedlichkeit in der Struktur und Textform (Bernhard: die Denkform wird vermittelt, Scharang : es wird letztlich erzählt und referiert) sind Auffassungs- und Darstellungsweisen
nicht nur im Bereich der Politik und Gesellschaftskritik ähnlich. Auch der Duktus, über österr. Verhältnisse angewidert zu sein, entspricht beiden, wobei Bernhard schärfer und präziser
ist. Beide behandeln das Musikleben euphorisch durch Diskussion konkreter Werke/Komponisten. Auch das Salzkammergut kommt schlecht weg.
Deleuze/Guattari (Antiödipus, etc..) Die Verarschung der psychiatrischen Theorien, des Mutter-, Familien-Komplexes als logische Handlungs- und Motivationsableitung.
Divergierende Entwicklung statt Einheit und Konvergenz. Vorurteile / Klischees Beamtensicht: bestechlich, bürokratisch, konservativ
Bürger/Kleinbürgersicht: Kleinbürger ist dumm, aber pragmatisch effizient; zivilisiert aber kunstlos.. Institution der Ehe ist ein perverser Beziehugsrahmen Eltern-Kinder-Beziehung wirkt deformierend auf die Kinder Die alten kämpferischen SozialdemokratInnen gab es wirklich
Der faschistenfreundliche Charakter der Österreicher Künstler ist ein Bohemien (cyparis) |