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S´KIRCHENBANKERL
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Ich bin meinem Herrgott wirklich sehr dankbar, dass er grad in unsere Gemeinde einen
Presbyter entsandt hat, der gleichzeitig auch ein Herr Baumeister ist. Was Besseres
kann einer Gemeinde ja gar net passieren, als dass man bei einem Umbau einen Fachmann
bei der Hand hat, der das ganze fachmännisch angeht und sich um alles kümmert. Ich
hab die Arbeiten ja fast täglich mitverfolgt. Meistens von der Straßenbahn aus - beim
Vorbeifahren. Und ich sags ehrlich, es erfüllt mich mit Stolz, dass unsere Kirchen, dank
unserm Herrn Baumeister, jetzt zu einem Schmuckkasterl wird. Grad auch, weil ja die
Konfirmation von meinem Enkerl ins Haus steht.
Jetzt kann ich den Feierlichkeiten gelassen ins Auge schaun, und sie kann ruhig kommen,
die Verwandtschaft aus dem Burgenland, weil jetzt hab ich kirchlich auch was vorzuweisen.
Aus lauter Dankbarkeit hab ich ja gleich für die ganze Verwandtschaft Kalender von unserer
Kirchen bestellt. Die schenk ich ihnen zu Weihnachten.
Eine Sach macht mir allerdings noch Sorgen. Hoffentlich schreibens mir jetzt net irgendwo
auf die schöne Kirchen den Namen "Weissi" rauf. Da verlass ich mich aufs Presbyterium, dass
mir das ja net durchgeht. Mein Nachbar ziagt mich mit dem Namen eh scho die ganze Zeit auf.
In die Kirchen net gehn, aber hänseln, des kann er. Soll er sich halt in die
Gemeindevertretung wählen lassen, dann wird er scho schauen, ob er alle seine Anliegen
durchbringt.
Es is halt net leicht in einer Demokratie. Jetzt sind wir noch dazu "Offen Evangelisch!".
Ich habs aus dem Fernsehn. Aber bei aller Offenheit, wenn eine Protestantin, so wie ich, wo
leben muaß, wo sie zu einer Minderheit ghört, dann darf auf ihrer Kirchen nur eins
draufstehen: "Evangelische Kirche" und sonst nix!
Was nützert uns denn die ganze Offenheit, wenn uns die andern net sehn. "Sichtbar
Evangelisch", des will ich sein, so stehts auch drauf auf meinem Regenschirm.
Pf. Rosa
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