Bergnamengebung im deutschen Sprachraum
©
Heinz-Dieter POHL
(wie
SchriftenVerzeichnis Nr. 330)
Zu
den Bergnamen in Österreich sowie zur Bergnamen-Seite
Das Gebiet der Alpen ist vermutlich bereits
im 6. vorchristlichen Jahrtausend von Menschen betreten worden, die zunächst
die Weideflächen landwirtschaftlich nutzten und dann später auch Bergbau
betrieben. Weiters führten von alters her Handelsrouten über die Übergänge.
Somit war zunächst die Almwirtschaft, dann der Bergbau und schließlich das
Gewerbe der Säumer die Lebensgrundlage der Bevölkerung, wodurch jene alpine
Kulturlandschaft entstanden ist, wie sie im 19. Jhdt. im Zuge der touristischen
Erschließung des Gebietes angetroffen wurde. Jede Kulturlandschaft – nicht nur
die der alpinen Region, sondern ganz allgemein – widerspiegelt in ihrem
Namengut Geschichte und Gegenwart, diese in der Hinsicht, dass das Namengut in
der (den) jeweiligen dominanten Sprache(n) festgehalten ist, jene in der Weise,
dass im Namengut ältere sprachliche Zustände erhalten sind. Denn der Alpenraum
war – wie übrigens das gesamte westliche und mediterrane Europa – ursprünglich
weder germanisch (deutsch) noch romanisch (ladinisch oder italienisch) und auch
nicht slawisch (slowenisch), sondern nicht-indogermanisch und wurde vom
östlichen Mitteleuropa aus nach und nach indogermanisiert (statt indogermanisch liest man oft auch indoeuropäisch), d.h., es wanderten
wiederholt indogermanisch-sprachige, zuletzt keltische Stämme ein, die die
bodenständige Urbevölkerung überlagert haben, diese hinterließ uns aber eine
Reihe von Wörtern und Namen, z.B. *kamok-
‘Gemse’ (lateinisch camox,
italienisch camoscio, ladinisch ciamurc, furlanisch ciamòz, deutsch Gams / Gemse bzw.
Gämse, slowenisch gams) oder *trogio- ‘Fußweg’ (woraus mundartlich Troje oder Troie),
insbesondere aber Alpe bzw. Alm (alemannisch Alp, bairisch Ålm aus Alben, in Tiroler Mundarten
einschließlich Osttirol auch (die) Ålbe/Ålwe) ‘Bergweide’; dieses Wort wird
von alters her im Plural zur Bezeichnung der mitteleuropäischen Gebirgskette
der Alpen gebraucht und kommt auch
außerhalb des „alpinen“ Bereichs vor (z.B. Schwäbische
und Fränkische Alb, auch Franken Alb) und ist über das Romanische
ins Deutsche gelangt, lateinisch alpis (meist)
‘hochgelegenes Weidegebiet’, Plural alpes
bzw. als Name Alpes; alpines
Substratwort, ursprünglich wohl ‘Berg, auch
Pass’. Diminutiv dazu: Älpl, Alpl, Älpele (das) usw. (in
mittelbairischen L-vokalisierenden
Mundarten [áibl oder áiwl] gesprochen
und Aibel, Eibel geschrieben; nur als
Name italienisch Alpi und slowenisch Alpe).
Auch das Wort Tauern gehört vermutlich dieser vorindogermanischen Schicht an,
auch dieses Appellativ reicht über dessen eigentliches, geographisch so
definiertes Gebiet („Tauern-Fenster“) hinaus. Es gibt – etymologisch und auch
semantisch – zwei Tauern-Bezeichnungen,
Tauern
I und Tauern II. Das Appellativ
(der) Tauern I
bedeutet ‘Gebirge; Pass, für den
Viehtrieb geeigneter Gebirgsübergang’. Über einige Tauern genannte Bergübergänge führten zwar von alters her wichtige
Handelsrouten, auf denen die „Säumer“ mit Saumtieren und Schleifwagen Güter
beförderten, doch die ursprüngliche Bedeutung war ‘Berg’ (ein Substratwort,
vorrömisch bzw. romanisch *taur- ‘Berg’),
erst später ‘Pass’. Wenn auch in den Ostalpen besonders häufig, ist dieses
Bergwort in ganz Südwesteuropa und im mediterranen Bereich bis nach Kleinasien
verbreitet. Abseits vom Kernbereich kommt es in Österreich als Bergname am
Plansee bei Reutte (Tauern, 1.841 m)
vor, als Ober- und Untertauern bei Kitzbühel (zwei
Berghöfe, urkundlich 1484 Obertauern),
weiters umgelautet am Taiern
(Flurname oberhalb von Vomp bei Schwaz), alle Tirol, dann als Bergname
südöstlich von Bad Ischl (Tauern,
1108 m, und Tauernwand, Oberösterreich)
und in Bayern am Samerberg (Berghof, 1369 auf
dem Tauern). Ins Slowenische ist dieser Name als tur- gelangt, dieses ist jedoch nicht klar von Tauern II
zu trennen. Das gemeinslawische Wort tur-
‘Bodenschwellung, ableitiger Hügel’ (neben
anderen Bedeutungen) liegt Namen wie Ossiacher Tauern, slowenisch Ture,
und Turia-Wald, slowenisch Turje zugrunde, beide in Unterkärnten
außerhalb des „eigentlichen“ Tauerngebietes. Dazu kommt noch die
einen abgekommenen Bergnamen enthaltende slowenische Benennung Pod Turjo (wörtlich ‘unter dem Tauern’) für Neuhaus an der Gail. Wie Tauern
I und II zusammenhängen ist
schwierig zu entscheiden und würde hier zu weit führen, wahrscheinlich haben
die Alpenslawen das alpine Substratwort *taur-
zu *tur- weiterentwickelt und mit
ihrem Wort tur- identifiziert (dass
nicht alle Tauern-Namen den gleichen
Ursprung haben müssen, hat bereits der bekannte Innsbrucker Namenkundler Karl
Finsterwalder erkannt). Im
Althochdeutschen hat der Tauern-Name Tûro gelautet, möglicherweise ist er
durch slawische Vermittlung ins Deutsche gelangt.
Die meisten Bergnamen sind relativ
jung und erst in jüngerer Zeit überliefert, was vielfach ihre Deutung
erschwert. Karl Finsterwalder zählte
sie mit Recht zu dem am schwierigsten zu deutenden Namengut. Im Allgemeinen
erfolgte ihre Festlegung im Zuge der wirtschaftlichen Erschließung unserer
Berge zunächst als Bergweiden und für den Bergbau, später auch als Jagdgebiete
und seit dem 19. Jhdt. für den Fremdenverkehr. Reichhaltiges Material liefern in
früherer Zeit v.a. Grenzbeschreibungen und Almen betreffende Urkunden (in
Urbaren, Güterverzeichnissen und dgl.) sowie Protokolle von Streitigkeiten über
Weiderechte. Auf alten Karten sind Bergnamen in nur sehr beschränktem Umfang
notiert.
Das deutsche Namengut (Alt-) Bayerns
und Österreichs (ohne Vorarlberg) ist dialektologisch gesehen
bairisch-österreichisch, nur im Westen alemannisch; typisch
bairisch-österreichisch ist z.B. Bichl ‘Bühel,
Hügel’, typisch alemannisch Fluh ‘Fels (-abhang, -platte)’. Auch
dem Rätoromanischen bzw. Ladinischen und Alpenslawischen bzw. Slowenischen
verdanken wir zahlreiche Namen und Wörter, z.B. Kaser (die) ‘Sennhütte’
(aus dem Romanischen, vgl. rätoromanisch caséra
oder casère, auch mit Anlaut
[č-], wobei die Details unklar bleiben) oder Tschadín (das, nur noch
in Berg- und Flurnamen vorkommend) zu romanisch catinus ‘Kessel, Napf’ (‘Kar’). Weiters Kulm (mehrmals in Kärnten und Steiermark, meist auf slowenisch holm ‘Hügel, Kogel’ beruhend, kann aber
auch das romanische Bergwort culmen ‘Gipfel;
Bergübergang; Berg(wiese)’ repräsentieren, denn ein Kolm in Nordtirol [Zillertaler Alpen] oder Golm in Vorarlberg [Rätikon] ist eindeutig romanischer Herkunft)
oder Daber (Osttirol) ‘Klamm’ (zu
slowenisch deber bzw. daber ‘Schlucht’). Bemerkenswert ist
auch die semantische Gleichung deutsch Ofen
‘Fels’, slowenisch peč ‘Ofen
und
Fels’ (z.B. Ofen [Kärnten,
Karawanken], slowenisch Peč,
italienisch Monte Forno, heute meist Dreiländereck).
Obwohl die Bergnamen größtenteils
relativ jung sind – die meisten älteren stammen aus dem Hoch- und
Spätmittelalter – finden sich in ihnen die gleichen Sprachschichten wie auch im
sonstigen Namengut, sowohl in den einzelnen Bergnamen selbst, z.B. Hochgolling (Salzburg/Steiermark,
Niedere Tauern), zu slowenisch gol
‘kahl, unbewachsen’, also ‘Kahlenberg’, Galzigg
(Tirol, Lechtaler Alpen) aus romanisch col
siccu ‘trockener Berg’), Taunus
(wiederbelebt im 18./19. Jhdt. nach antiken Quellen, zuvor einfach die Höhe), Rhön (vordeutsch, unklarer Herkunft) als auch in den einzelnen
Bergwörtern (wie z.B. Kogel aus
romanisch cucullus ‘Kapuze’ oder Kuppe, oberdeutsch Gupf, aus romanisch cuppa
‘rundlicher Gipfel’). Auch historische Landschaften schlagen sich im
Bergnamengut nieder, z.B. Ries
(Bayern, aus Raetia).
Wonach werden nun die Berge benannt?
Der Altmeister der Bergnamenforschung in Österreich, Eberhard Kranzmayer (1897-1975), unterscheidet
folgende semantische Gruppen von Bergbezeichnungen:
Lagenamen (1-5)
im weitesten Sinn und zwar nach der Form und Beschaffenheit (1), nach (allgemeinen) Naturerscheinungen wie
Witterung (2), nach der Pflanzenwelt (Flora, 3), nach der Tierwelt (Fauna, 4) und nach der Nachbarschaft (5);
Kulturnamen
(6) nach der wirtschaftlichen Nutzung und dgl.;
Besitznamen
(7) nach den Eigentumsverhältnissen;
kultisch-mythische bzw. religiöse Namen
(8) auf Grund von Vorstellungen und Traditionen der bodenständigen Bevölkerung;
künstliche bzw. gelehrte Namen (9),
geprägt von Geographen und Bergsteigern sowie vom Fremdenverkehr.
Vielfach weisen Berge verschiedene
Namen auf, je nachdem, von wo aus sie benannt worden sind, z.B. Villacher Alpe vs. Dobratsch (Gailtaler Alpen) oder es gibt einen
bodenständig-volkstümlichen Namen wie Harlouz
und einen touristischen „offiziellen“ wie Ferlacher Horn (Kärnten, Karawanken). Ferner finden wir so genannte „aufgewanderte Namen“, dies sind Namen für Berge, Fluren und Almen,
die von tieferen Lagen auf Objekte in höheren Lagen übertragen worden sind. So
ist z.B. der (Große) Muntanitz in der
Granatspitzgruppe nach dem Flurnamen Im
Muntanitz und dieser ist nach dem Muntanitzbach
so benannt, d.h., der Namen Muntanitz
„wanderte“ vom Bach aufwärts. Oder das Gössnitztal
war das Vorbild für die Gössnitzscharte
und den Gössnitzkopf. Der Siedlungsname
Peischlach am Ausgang des Kalser
Tales „wanderte“ weit hinauf, über die
Peischlach-Alm im oberen Bereich des Ködnitztales bis zum Peischlachtörl.
(1) Lagenamen
nach der Form und Beschaffenheit
Wenn in diesem Abschnitt bei jedem
Bergnamen nur ein Beispiel genannt wird, bedeutet dies nicht, dass dieser Name
nur einmal vorkommt. Vielmehr wurde jeweils der mehr oder weniger bekannteste
Bergname als Beispiel ausgewählt (z.B. kommt Schneeberg in Österreich und Deutschland mehrmals vor). Als erste Beispiele seien zunächst einige (allgemeine) Bergwörter genannt wie
Berg (im
ganzen deutschen Sprachraum, ursprünglich sehr allgemein für jede Erhebung
gebraucht, im flachen Norden auch für geringe Anhöhen), z.B. Kahlenberg (Wien), Schneeberg (Niederösterreich), dazu das Kollektivum Gebirge,
z.B. Fichtelgebirge (so erst seit dem
19. Jhdt., Erstbeleg 1542 Vichtelberg),
ein ‘Berggebiet, wo vielen Fichten stehen’; auch der höchste Berg des deutschen
Anteils am Erzgebirge heißt Fichtelberg. Beide Appellativa sind also
im ganzen deutschen Sprachraum verbreitet. – S.u. sub (3) auch unter Wald.
Bichl ‘Bühel,
Hügel’ (bairische mundartliche Form von Büh(e)l,
althochdeutsch buhil), z.B. Hirschbichl (Niederösterreich), Pfaffenbichl (Tirol),
Kofel ‘felsiger
Gipfel’ (aus romanisch *cubulum ‘Höhle’,
mit Bedeutungsentwicklung zu ‘Felsen’, die alte Bedeutung im Lehnwort Gufel ‘Felshöhle, überhängende Wand’),
v.a. in Tirol und Kärnten, in bäuerlicher Mundart von Kogel klar geschieden, z.B. Spitzkofel
(Tirol, Lienzer Dolomiten), Torkofel (Kärnten,
Gailtaler Alpen),
Kogel ‘rundlicher
Gipfel’ (übertragen aus romanisch cucullus
‘Kapuze’, im fast ganzen bairisch-österreichischen Gebiet verbreitet und sehr produktiv), z.B. Feuerkogel (Oberösterreich, Höllengebirge), Ochsenkogel (Steiermark, Niedere
Tauern).
(der)
Spitz
(auf Karten oft (die) Spitze), z.B. Hochspitz (Tirol, Karnische Alpen), Granatspitz(e); der Spitz ist die ältere, oberdeutsche mundartliche Form, die Spitze die hochdeutsche jüngere und
standardisierte, die sich auf den Landkarten immer mehr durchsetzt, z.B. Zugspitze (1590 u. 1656 Zugspitz, mit 2962m höchster Berg
Deutschlands im Wettersteingebirge; sie hat ihren Namen nach dem Zugwald und dieser ist entweder nach den
Lawinenzügen oder nach schmalen Gassen, die den Heu- und Blochzug durch den
dichten Wald ermöglichten, so benannt).
Kar (das) ‘Gebirgskessel, Bergmulde (meist
mit Geröll gefüllt)’, setzt ein altes Wort für ‘Gefäß’ fort (das noch in der
Mundart in der Zusammensetzung Kaschkar
aus Käsekar ‘Gefäß zur Käsebereitung’
erhalten ist; romanische Entsprechung Tschadin),
z.B. Hochkar (Niederösterreich /
Steiermark, Ybbstaler Alpen), Koralpe (Kärnten
/ Steiermark, Norische Alpen),
Nock (weitverbreitetes
Bergwort, verwandt mit Nocken, davon
auch Nockerl) ‘hohe, abgeflachte bzw.
rundliche Kuppe’ (so v.a. im Kärntner Nockgebiet),
in Tirol ‘kleine Erhebung, kleiner bewachsener Felsen, höchste Kuppe eines
Berges (und dgl.)’), z.B. Mirnock (Kärnten),
Hoher Nock (Tirol, Rofan-Gebirge),
Gupf ‘Bergkopf,
-kuppe; rundlicher Gipfel’ (entlehnt aus romanisch cuppa ‘rundlicher Gipfel’, eig. ‘Becher, Schale’, wovon Kuppe
[niederdeutsch]) besonders häufig nur in Unterkärnten (oft
korrespondierend mit slowenisch vrh ‘Anhöhe’,
z.B. Matschacher Gupf (Karawanken,
slowenisch Mačenski vrh) und um
Bad Ischl im Salzkammergut (dort für
spitze Gipfel, nach der spitzen Form des Hutgupfes
der dortigen Volkstracht, z.B. Rottensteiner
Gupf); vgl. mittelhochdeutsch gupf(e)
‘Spitze, Gipfel’, wovon güpfel
‘Gipfel’ abgeleitet ist). Im
Grimmschen Wörterbuch finden wir gupf(e) ‘Kuppe, Spitze, Gipfel’.
Die Grundbedeutung ist ‘etwas Hervorstehendes mit meist runder Spitze’,
auch ‘das, was über den Rand eines Gefäßes ragt’.
Eck (Egg (das)
‘Spitze; vorspringende Höhe, Berg- oder Hügelkante’ (bairisch das Eck statt die Ecke), sehr häufig, z.B. Hocheck
(dies allein in Österreich 23-mal) bzw. -egg (9-mal); auch im
südlichsten Punkt Deutschlands Haldenwanger
Eck/Egg (Allgäuer Alpen) enthalten.
Fluh (die)
‘jäher Felsabhang, Felswand’ (alemannisch, mittelhochdeutsch vluo, althochdeutsch fluoh, Erbwort), z.B. Mittagsfluh, Weiße Fluh (beide Bregenzer Wald),
Schrof(f)en
(der) ‘rauer Felsen, zerklüfteter
Fels’ (zu schroff), z.B. Schrofenpass (Allgäuer Alpen, Tirol), Schroffenberg (Niederösterreich).
Dazu kommen Übertragungen wie Kopf (Köpfl
‘Bergkopf, Kuppe’ wie auch
mundartlich Gupf, s.o.), z.B. Seekopf ‘Bergkopf über dem See’
(Kärnten, Karnische Alpen), Ruck/Rück ‘Rücken’ (z.B. Bocksruck [Steiermark, Niedere Tauern],
gleichbedeutend Bosruck [Oberösterreich
/ Steiermark, Ennstaler Alpen] und Poßruck [Steiermark, Norische Alpen], Hundsrück [Teil des Rheinischen
Schiefergebirges, 1074 Hundesrucha
‘Hundsrücken’], Hausruck
[Oberösterreich]), Horn (Hörndl
‘Bergspitze, vorspringende Bergnase’, z.B. Ferlacher
Horn [Kärnten, Karawanken]), ferner Sattel, Joch (Jöchl(e), ‘Bergjoch, hochgelegener Gebirgspass’,
übertragen von Joch ‘Zuggeschirr’), Tor (Törl ‘kleiner
Engpass, schmaler Gebirgsübergang’, übertragen von Tor im Sinne von ‘Eingang’), Kamm/Kamp (eigentlich Kamm, ‘Grat eines Bergrückens’,
mittelhochdeutsch kamp),
Schober (‘Haufen (v. a. Heuhaufen)’) usw., ferner
Bezeichnungen wie Hohe Wand (Niederösterreich), Haller Mauern
(Oberösterreich / Steiermark, Ennstaler Alpen), Schuss / Schieß ‘abschüssige Stelle’, Zinken ‘Zinke, Zacken an
der Gabel’ usw. –Einzelfälle sind Namen wie Glockner (1562 Glocknerer, 1583 Glogger, mundartlich Glogger
‘Eisglocke’) oder Dachstein
(1238 Torstein, 1787 Doorstein, nach der
mundartlichen Aussprache [Zäpfchen-r] erstmals 1746 Tachstein,
zur Zeit der starken Vergletscherung im 17./18. Jhdt. auch Schneeberg
genannt).
(2) Lagenamen
nach der Witterung
Nach dem Wetterwinkel z.B. Wetterkreuz
(Venedigergruppe, Kitzbüheler Alpen), Wetterstein(gebirge)
(Bayern / Tirol), Donnerkogel (Salzburg
/ Oberösterreich, Dachstein), Nebelstein
(Niederösterreich), Schauerkogel (Steiermark,
Mürzsteger Alpen), dazu auch Namen wie Böses
Weibl oder Weibele (Tirol
mehrmals), denen im slowenischsprachigen Gebiet Kärntens die zahlreichen Baba (eigentlich ‘altes Weib,
Großmutter’) entsprechen (Kärnten, Karawanken, mehrmals); nach dem Stand der
Sonne z.B. Mittagskogel (Kärnten,
Karawanken), Zwölferspitz(e) (Kärnten
/ Salzburg, Ankogelgruppe) (d.i. die ‘Zwölfuhrspitze’), in Sexten (Südtirol)
gibt es eine richtige „Sonnenuhr“: Elfer-,
Zwölfer-, Einserkofel, ähnlich am Dobratsch (Kärnten) Neuner-, Elfer-, Zwölfernock; Sonnblick (zu mittelhochdeutsch sun(nen)blic
‘Sonnenglanz’, als Adjektiv ‘sonnenbeschienen, -durchglänzt’) (Kärnten / Salzburg,
Goldberggruppe); nach dem Schnee z.B. Schneeberg
(Niederösterreich u. Fichtelgebirge),
Schneekogel (Niederösterreich, Ybbstaler Alpen); nach der Vergletscherung Gletscher (aus spätlateinisch *glaciarium = glacies ‘Eis’ + -ariu, so volkssprachlich nur im
alemannischen Bereich, z.B. Klostertaler
Gletscher [Vorarlberg, Silvretta-Gruppe]), Ferner (in Nordtirol, z.B. Ötztaler
= Gurgler Ferner [Tirol, Ötztaler Alpen]) und Kees (etwa ab dem Nordtirol-Salzburger Grenzgebiet nach Osten, z.B.
Krimmler Kees [Salzburg,
Venedigergruppe], Wurtenkees = Mölltaler Gletscher [Kärnten,
Goldberggruppe], letzteres wie Hallstätter
Gletscher [Oberösterreich, Dachstein (auch Karlseisfeld)] nicht bodenständig). Ferner ist verwandt mit Firn
‘alter, (z.T.) gefrorener
Schnee (noch aus dem Vorjahr)’, vgl. auch bairisch-österreichisch ferten ‘im
Vorjahr’, weiters die semantische Parallele in der romanischen Nachbarschaft vedretta
im Fassatal von lateinisch vetus ‘alt’), (das) Kees repräsentiert
ein altes Wort für ‘Eis’.
(3) Lagenamen
nach der Flora
Namen wie Felber Tauern (auf alten Landkarten auch Windischer Tauern, benannt nach dem Felbertal im Norden, dessen Name auf dem Ortsnamen Felben beruht, zu mittelhochdeutsch velwen, ein altes Wort für
‘Weidenbaum’), Grasberg (Steiermark,
Hochschwabgruppe), Kahlenberg (Wien),
Zirmkogel (Salzburg, Kitzbüheler
Alpen) (= ‘Zirbenkogel’), Feichtenberg (Oberösterreich,
Voralpen) ‘Fichtenberg’ (wie das Fichtelgebirge),
Hochtannberg (Vorarlberg, Allgäuer
Alpen), Speikkofel (Kärnten, Norische
Alpen), Speikkogel (Steiermark,
Norische Alpen), Speikberg
(Oberösterreich, Dachsteingebirge, zu Speik,
eine Alpenpflanze [Lavendelart]) usw., darunter auch zahlreiche Namen aus der
vordeutschen Schicht, z.B. Semmering
(Niederösterreich / Steiermark, aus slawisch čemerьnikъ ‘Nieswurzgegend’, vgl. slowenisch čemerika ‘weiße Nieswurz, weißer
Germer’).
Da Gebirge meist mit ausgedehnten
Wäldern bedeckt sind, kommt es vielfach zu einer Vermengung der Begriffe Berg und Wald. Daher haben mehrere
Berglandschaften Namen wie Wiener Wald
(westlich von Wien), Schwarzwald
(östlich bzw. nördlich vom Rhein in Württemberg, schwarz im Sinne von ‘finster, dunkel’) oder Westerwald. Weitere Beispiele wären der Teutoburger Wald (ein Höhenzug im Münsterland; wo die berühmte
Schlacht war, nur der Name ist schon seit römischer Zeit überliefert und
bedeutet etwa ‘Volksburg’, wohl eine germanische Fluchtburg), der Thüringer Wald oder Odenwald (unklarer Herkunft). Umgekehrt konnte auch das Wort Berg die Bedeutung ‘Wald’ annehmen (so
u.a. in Unterkärnten).
Ein altes Wort für den Bergwald (im
mitteldeutschen Bereich) oder den feuchten, auch sumpfigen (Eichen- und
Buchen-) Wald in tiefer liegenden Gebieten und in der Ebene (oberdeutsch) ist Hart.
Dieses liegt dem Harz zu Grunde (781 Hart, 870 Harz, Auslaut wohl vom Genitiv, vgl. Harzburg, 1187 Hartesburch).
Auch der Ostrand des Pfälzer Waldes Haardt
sowie der Spessart enthalten dieses
Appellativ (839 Spehteshart
‘Spechtswald’).
Moos
ist sowohl der Name einer Pflanzengruppe als auch die bairische Mundartform für
‘Moor’, davon Bergnamen wie Hochmoos
(Wetterstein, Tirol) oder Mooskopf
(Ötztaler Alpen, Tirol). Das Diminutiv dazu ist Mös(e)l, der moorige Grasboden heißt in der Mundart auch Filz, davon die Ortsnamen Filzmoos (Salzburg u. Steiermark) und Hochfilzen (Salzburg). Im
Mitteldeutschen entspricht Venn, als
Bergname romantisiert Venusberg bei
Bonn. Ein Teil der Eifel führt den
Namen (das) Hohe Venn. Auch der Name
der Eifel hängt mit der Flora zusammen,
er beruht wahrscheinlich auf *Aik-fil
‘Eichenville’, also der mit Eichen bewachsene Teil des Höhenzuges Ville (das ein abgekommenes Wort für
‘eben, flach’ enthält) zwischen Rhein und Erft, auch Vorgebirge genannt. Auf
einen Ulmenbestand weist der Bergname Elm
(bei Braunschweig, so schon 997 u. 1152, zu altsächsisch elm ‘Ulme(nwald)’).
(4) Lagenamen
nach der Fauna
Namen wie Gamsgrube, Gamskarlspitze
(beide Hohe Tauern), Gamskogel (Oberösterreich,
Totes Gebirge), Gamskofel (Kärnten,
Karnische Alpen), Gamsstein (Tirol,
Ötztaler Alpen) usw. (zu bairisch-österreichisch Gams ‘Gemse’, in neuer Orthographie Gämse), Hirschenkogel (Niederösterreich
/ Steiermark; ein altes mundartliches Wort für ‘Hirsch’ ist Hirz, z.B. in Hirzeck [Steiermark, Niedere Tauern]), Hühnerkogel (Kärnten, Norische Alpen) usw. Die meisten dieser Namen
hängen mit der Jagd zusammen wie u.a. auch Jagerkogel
(Kärnten / Salzburg, Ankogelgruppe) oder Gjaidalm und -stein (Oberösterreich,
Dachsteingebirge, zu altmundartlich Gjaid
‘Jagd’). Neben den Saumwegen für den Warentransport und den Viehwegen für
den Almauf- und Almabtrieb sind die Jägersteige die ältesten Wege im Gebirge,
was sich dann im Namengut widerspiegelt.
Viele Berge haben ihren Namen nach
der Nachbarschaft erhalten, so heißen viele Gebirgsgruppen nach den jeweiligen
Landschaftsnamen der nächsten Umgebung (z.B. Allgäuer Alpen [Tirol / Vorarlberg] oder Gurktaler Alpen [Kärnten / Steiermark, Teil der Norischen Alpen]), Böhmerwald (Böhmen), auch nach
Ortschaften (z.B. Kitzbüheler Alpen [Salzburg
/ Tirol] oder Gutensteiner Alpen [Niederösterreich]),
mitunter auch nach historischen Vorbildern (z.B. Norische Alpen [Kärnten / Salzburg / Steiermark], nach der römischen
Provinz Noricum oder Teutoburger Wald [Münsterland]). Für
einzelne Berge und Gipfel waren namengebend oft Hofnamen (z.B. Koschutnikturm [Kärnten, Karawanken]
nach dem Gehöft Koschutnik am Fuße
des Berges) und Ortsnamen (z.B. Wiener
Berg [Wien]) sowie Almen und Fluren der nächsten Umgebung, z.B. Wolayerkopf [Kärnten, Karnische Alpen]
nach dem Flurnamen Wolaye oder Bielschitza [Kärnten, Karawanken],
slowenisch Belščica, d.i.
‘Vellacher Alm’ (die Almgründe von Karner Vellach, slowenisch Koroška Bela bei Jesenice / Assling,
Slowenien). Auch Schutzhütten (Klagenfurter
Hütte [Kärnten, Karawanken]), Alpenvereinssektionen (z.B. Austriascharte [Oberösterreich /
Steiermark, Dachsteingebirge) nach der AV-Sektion Austria, Rostocker Eck nach der Rostocker Hütte, heute Essener-Rostocker
Hütte der gleichnamigen AV-Sektion, Venediger Gruppe, Tirol) und verdiente
Alpinisten (z.B. Simonyspitzen [Salzburg
/ Tirol, Venedigergruppe] und Simonykees
[Tirol, Venedigergruppe]) haben zur Vielfalt der österreichischen Bergnamengebung
beigetragen.
(6) Kulturnamen
Am häufigsten Alpe, mundartlich (bairisch-österreichisch) Alm, alt und im Westen Albe [ålwe],
alemannisch Alp / Alb ‘Bergweide’
(s.o.), z.B. Hochalm (Steiermark,
Niedere Tauern), Saualpe (Kärnten,
Norische Alpen) usw.; ferner Namen wie Kuhberg
(Niederösterreich, Wienerwald), Ochsenkogel
(Oberösterreich, Dachsteingebirge) oder Rosshorn
(Tirol, Rieserfernergruppe) nach Kuh-, Ochsen- und Rossalmen in der näheren
Umgebung. Im alemannischen Bereich z.B. Maiensäß
‘Voralpe, Frühlingsweide’.
Nach dem (heute oft schon
historischen) Bergbau z.B. Erzberg (Steiermark,
Ennstaler Alpen), Erzgebirge (Sachsen
/ Tschechische Rep.), Goldberggruppe (Kärnten/Salzburg),
Eisenhut (Steiermark, Norische Alpen
und Niedere Tauern), Salzberg (Oberösterreich,
Voralpen), Knappenböden (Tirol,
Lechtaler Alpen) usw.
(7) Besitznamen
Meist Zusammensetzungen mit Orts- und
Hofnamen, so ist die Villacher Alpe (Kärnten, slowenisch mundartlich B(e)ljaščica von slowenisch Beljak ‘Villach’) nach den Weiderechten
der Villacher Bauern so benannt, oder Hochschwab
(Steiermark) nach einem urkundlich allerdings nicht nachweisbaren Bauern Schwab; ähnlich auch Namen wie Karwendel (Tirol, zu einem alten
Personennamen, etwa Gerwendel, Garwendel) oder Gaberl (Steiermark, Norische Alpen,
‘Gabriel’). Beispiele aus den Hohen Tauern z.B. Dorfer Alm und Peischlacher
Alm.
(8) Kultisch-mythische
Namen bzw. religiöse Namen
Im alten Volksglauben sind Namen wie Hochkönig (Salzburg), Kaiserburg (Kärnten, Nockgebiet), König(s)stuhl (Kärnten / Salzburg /
Steiermark, Norische Alpen) und Hochstuhl (Kärnten, Karawanken) und dgl.
begründet; sagengebunden sind Namen wie Übergossene
Alm (Salzburg, Berchtesgadener und Salzburger Kalkalpen). Es ist oft nicht
klar, ob tatsächlich eine Sage oder mythische Figuren manchen Bergnamen
zugrunde liegen, manche Autoren (z.B. E. Kranzmayer) erklären in einem solchen
Sinne Bergnamen wie Venediger (nach
den ‘Venedigermandln (-männlein)’) oder Totes
Gebirge, andere wiederum betrachten ganz nüchtern Venediger als mehr oder weniger zufällige Namensübertragung oder
das Tote Gebirge nach seiner wegen
Wassermangels pflanzenlosen und öden Landschaft. – Zahlreiche Berge sind nach
Heiligen bzw. den ihnen geweihten Kirchen und Kapellen benannt wie z.B. die 4
Berge des „Kärntner Vierbergelaufes“ Magdalens-,
Ulrichs-, Veits- und Lorenziberg (Norische
Alpen, rund ums Zollfeld und Glantal). Der
Ulrichsberg führte ursprünglich den
Namen Mons Carentanus und war für den
Namen des Landes Kärnten
ausschlaggebend; er müsste heute *Karnberg
heißen, wie die kleine Ortschaft am Fuße des Berges im Norden.
Künstliche Namengebung erfolgte teils
aus bergsteigerisch-touristischen (z.B. Klagenfurter
Spitze (Kärnten, Karawanken), slowenisch übersetzt Celovška špica nach der Klagenfurter
Hütte, diese nach der Sektion
Klagenfurt des Österreichischen Alpenvereins), teils aus geographischen
Bedürfnissen (z.B. Lienzer Dolomiten [Kärnten
/ Tirol]), Rheinisches Schiefergebirge,
Hessisches Bergland usw. Die meisten
mit Hoch- und Groß- zusammengesetzten Bergnamen sind sekundär so benannt und
gelten als höchste Erhebung eines bäuerlich bzw. volkstümlich so benannten
Bergstockes wie z.B. Obir, König und Venediger, „offiziell“ Hochobir
(Kärnten, Karawanken), Hochkönig (Salzburg)
und Großvenediger (Salzburg / Tirol). Gelehrte Namen sind die Namen der
Gebirgsgruppen, teils nach éinem Berg
(z.B. Granatspitzgruppe [Salzburg /
Tirol], Fichtelgebirge usw.), teils
nach historischen Vorbildern (z.B. Karawanken
[so seit der Neuzeit nach Karuankas
bei Ptolomäus], Norische Alpen [nach
der römischen Provinz Noricum,
Kärnten / Salzburg / Steiermark], auch Teutoburger
Wald) so benannt. Andere Namen wiederum sind in ihrer Schreibung verfälscht
wie z.B. Birnlücke (Salzburg / Tirol,
noch 1888 Pyrlücke, nach dem alten
Namen Pirra bzw. Birlbach des Wasserlaufes im Südtiroler Ahrntal) oder Dirndln (Dachsteinmassiv, richtig Türnln ‘kleine Türme’ zu altmundartlich Turn ‘Turm’).
Auch die Bezeichnungen Alpen und Tauern (s.o.) sind als Sammelbegriffe gelehrten Ursprungs, als
Bergwörter sind sie auch volkstümlich: Alpe
bzw. Alm und Tauern, letzteres ist erst später zu einer Bezeichnung für
Bergübergänge geworden. Andere Bezeichnungen für Bergübergänge sind Joch (z.B. Stilfser Joch, Südtirol), Sattel
(Ammersattel, Bayern / Tirol), Tor / Törl (Hochtor, Fuscher Törl,
beide Glocknergebiet, Torstein, heute Dachstein, s.o.), Höhe (Turracher Höhe, Kärnten / Steiermark)
usw., z.T. ist auch Pass volkstümlich,
doch manche Pässe und Übergänge enthalten ursprünglich (und heute noch
volkssprachlich) oft kein solches Gattungswort, z.B. Wechsel (Niederösterreich / Steiermark), Loibl (Kärnten, Karawanken) und Gaberl
(Steiermark, Norische Alpen). Auffallend
ist die Wortfolge Pass Lueg (Salzburg),
Pass Thurn (Salzburg / Tirol) usw.
Weiterführende Literatur unter: http://members.chello.at/heinz.pohl/Bergnamen.htm Zurück (Startseite / Bergnamen / Kals a. Gr.).