Zum Begriff „Muttersprache“
(eigentlich eine
Stellungnahme zur
Bedeutung des Slowenischen als Familiensprache, die allerdings
allgemein gültig ist!)
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bzw. Englisch bzw. Slowenen
Muttersprache, auch Erstsprache, ist die
Bezeichnung für jene Sprache, die ein Kind als erste erwirbt. Beide Begriffe
sind synonym, der Begriff Erstsprache wird gewählt, wenn man
deutlich machen will, dass ein Kind auch in einem frühen Lebensalter mehr als
eine Sprache erwerben kann, der Begriff Muttersprache wird
bevorzugt, wenn man betonen möchte, dass der eigentliche Spracherwerb bereits
im Mutterleib beginnt. So geht man heute davon aus, dass Kinder bereits drei
Monate vor ihrer Geburt mit dem Erwerb ihrer Muttersprache beginnen. Im
Mutterleib ist das Kind bereits im sechsten Monat in der Lage, auf Laute zu
reagieren und es registriert die Stimmlage seiner Mutter.
Die Linguistik bevorzugt heute den
Begriff Erstsprache, eben die erste Sprache, die ein Kind
erwirbt, demnach spricht man von „Erstspracherwerb“. Mit dem Gebrauch des
Begriffs Erstsprache will man die (nicht nur wissenschafts-)
geschichtlich bedingten Konnotationen des Begriffs „Muttersprache“ vermeiden [Zu sehr legte man
„Muttersprache“ vor allem zur Verteidigung der eigenen Sprache gegenüber
anderen Sprachen und Muttersprachen aus, woraus sich bekanntlich im alten
Österreich-Ungarn eine ziemlich aggressiv geführte Sprachenpolitik entwickelte,
indem man diesen Begriff hauptsächlich als nationalpolitisches Werkzeug sah], doch im alltäglichen
Sprachgebrauch sollte man beim Begriff Muttersprache bleiben. Ein Kind, das
gleich nach der Geburt etwa bis zum dritten Lebensjahr mit zwei (oder mehreren)
Sprachen parallel konfrontiert wird, kann beide als Erstsprache
erwerben. Man spricht dann von „bilingualem Erstspracherwerb“, der vom Zweitspracherwerb
abzugrenzen ist, bei dem Kinder erst nach dem dritten Lebensjahr mit dem Erwerb
beginnen. Gerade Sprachminderheiten leben der Mehrheit die Vorteile der Zwei-
oder Mehrsprachigkeit vor. Bekanntlich steigen in Kärnten zwar die Anmeldungen
zum zweisprachigen (deutsch und slowenischen) Unterricht, doch
auf die tatsächliche Verwendung des Slowenischen im öffentlichen Leben Kärntens
wirkt sich dies kaum aus. Auch die (slowenische) Sprachkompetenz der Schüler
ist abnehmend. Meines Erachtens ist dies – neben anderen Ursachen – ein Reflex
der Tatsache, dass in der heutigen Gesellschaft seitens vieler Eltern die
Tendenz besteht, die Erziehung der Kinder immer stärker zunächst an den
Kindergarten und dann an die Schule zu
delegieren.
Ein solcher bilingualer
Erstspracherwerb ist nur dann möglich, wenn in der Familie (oder
zumindest im familiären Umfeld) beide Sprachen gesprochen werden, also wenn
Slowenisch Familiensprache ist. Zweisprachige Kindergärten und Schulen
allein können den bilingualen Erstspracherwerb zwar unterstützen (und tun dies
auch!), aber nicht die umfassende sprachfördernde Wirkung des alltäglichen
Sprachgebrauchs in der Familie und im familiären Umfeld ersetzen, denn nur der
ständige natürliche, zwanglose Sprachgebrauch in allen Situationen festigt den
Spracherwerb. Auf diesem aufbauend erfolgt dann in der Schule das Erlernen der
Kulturtechnik des Lesens und Schreibens sowie der gehobenen Sprachformen. Auf
Kärnten bezogen: ein Kind, das zu diesem Zeitpunkt noch über keine
muttersprachlichen Slowenisch-Kenntnisse verfügt, erlernt dann Slowenisch als
Zweitsprache und von einem bilingualem Erstspracherwerb kann man dann nicht
sprechen. Mit anderen Worten: wenn Eltern bilingualen Erstspracherwerb ihrer
Kinder anstreben, müssen sie auch mit ihren Kindern von Geburt an täglich
slowenisch sprechen und es als Familiensprache benützen. Daran führt
kein Weg vorbei. [So
ist es in Großbritannien gelungen, die bereits als ausgestorben betrachteten
keltischen Sprachen Kornisch
(oder Cornisch) und Manx
wieder zu beleben. Derzeit hat Kornisch mindestens 250 Sprecher und es gibt
Schulunterricht auf freiwilliger Basis (in 13 Familien sollen Kinder mit
kornischer Muttersprache aufwachsen). Für Manx gibt es eine nicht genau bekannte Anzahl von Sprechern,
doch es ist Unterrichtssprache in 5 Kindergärten und zwei Volksschulen. Eine
wichtige Voraussetzung zu diesem (eher bescheidenen) Erfolg war der Gebrauch
der Sprache in der Familie. – Siehe die Übersicht über die Sprachen Europas
unter http://members.chello.at/heinz.pohl/Sprachen_Europas.htm].
Im Jahre 2000 hat die UNESCO den
21. Februar zum „Internationalen Tag der Muttersprachen“ erklärt; damit sollte
und soll auch weiterhin weltweit die sprachliche und kulturelle Vielfalt und
die Mehrsprachigkeit unterstützt und gefördert werden [Zum 3. Internationalen Tag der
Muttersprachen 2003 gab es eine Aussendung der Kärntner Slowenen – die
einzige in Österreich mir bekannte – zum zweisprachigen Schulunterricht, der
sowohl der Pflege der Muttersprache als auch der Förderung der Mehrsprachigkeit
dient]. Im Jahr 2001
wurde auf Anregung des Europarates
der „Europäische Tag der Sprachen“, eingeführt, womit die intensive Förderung
der Mehrsprachigkeit unterstützt werden soll. Dieser Tag ist der 26. September.