Spielbesprechung von Györög Kurt
Carcassonne - Neues Land
30.01.2006

von Leo Colovini
Hans im Glück
für 2 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„Die Bewohner von Carcassonne brechen auf zu neuen Ufern und fernen Ländern.
Die Spieler erkunden die umliegenden Gebiete und sehen sich den Gefahren der hohen See und der Berge gegenüber und erforschen das weite Land. Strategisches Vorgehen und die Fähigkeiten ihres Gefolges aus Seeleuten, Räuber und Entdecker geben den Ausschlag für den Erfolg der Spieler.“


Aufbruch in Neues Land …

Spielmaterial:
84 Landschaftskärtchen (mit Ebenen, Bergen und Wasser), 25 Gefolgsleute (in 5 Farben), 5 Übersichtskarten, 1 Wertungstafel und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Durch geschicktes Anlegen von Landschaftskärtchen und überlegtem Setzen und Werten von Gefolgsleuten am Ende des Spieles die meisten Punkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Das Startkärtchen wird in die Tischmitte gelegt. Die restlichen Landschaftskärtchen werden gut gemischt und als verdeckte Nachziehstapel bereit gelegt. Die Wertungstafel kommt etwas abseits auf den Tisch.
Jeder Spieler erhält 5 Gefolgsleute einer Farbe - wobei einer davon als Wertungsfigur auf das Feld „0“ der Wertungstafel kommt.
Die restlichen 4 Figuren verbleiben zunächst beim jeweiligen Spieler.

Wer an der Reihe ist, führt die folgenden Aktionen in der angegebenen Reihenfolge aus:
1. Der Spieler muss 1 Landschaftskärtchen ziehen und anlegen:
Dabei ist Folgendes zu beachten:
  • das neue Kärtchen muss mit mindestens einer Seite waagerecht oder senkrecht an ein oder mehrere andere Kärtchen angelegt werden.
  • das neue Kärtchen muss so angelegt werden, dass Ebenen, Berge oder Wasserflächen korrekt fortgesetzt werden.
  • sollte ein Kärtchen nicht gültig angelegt werden können, so wird es aus dem Spiel genommen und dafür Ersatz gezogen.

2. Der Spieler kann entweder 1 eigenen Gefolgsmann aus seinem Vorrat einsetzen oder 1 Gebiet durch das Zurücknehmen 1 eigenen Gefolgsmannes werten:
Hat der Spieler sein Kärtchen gelegt, kann er auf diesem (soeben angelegten) Kärtchen einen Gefolgsmann setzen.
Dabei ist Folgendes zu beachten:
  • es darf immer nur 1 Gefolgsmann gesetzt werden.
  • der Gefolgsmann muss aus dem eigenen Vorrat genommen werden.
  • der Spieler muss sich entscheiden, ob er den Gefolgsmann …
    • als Entdecker in eine Ebene
    • als Räuber in einen Berg oder
    • als Seemann auf eine Wasserfläche setzt.
  • auf der Ebene, dem Berg oder in der Wasserfläche darf sich noch kein anderer Gefolgsmann befinden.

Anstatt einen Gefolgsmann einzusetzen, kann der Spieler aber auch einen Gefolgsmann in seinen Vorrat zurückholen - und damit eine Wertung auslösen. Je nach Art des Gefolgsmannes - und je nach dem, ob es sich um ein abgeschlossenes Gebiet handelt oder nicht, gibt es folgende Punkte:
  • Entdecker:
    • in einer nicht abgeschlossenen Ebenen: bringen 1 Punkt je Landschaftskärtchen der Ebene.
    • in einer abgeschlossenen Ebene: bringen 2 Punkte je Landschaftskärtchen der Ebene.
    • in einer abgeschlossenen Ebene die nur aus 2 Kärtchen besteht: bringen nur 2 Punkte.
  • Räuber:
    • in einem nicht abgeschlossenem Berg: bringen 1 Punkt je Stadt im betroffenen Berg und 1 Punkt je Stadt in den - an den betroffenen Berg - angrenzenden Ebenen.
    • in einem abgeschlossenem Berg: bringen 2 Punkte je Stadt im betroffenen Berg und 2 Punkte je Stadt in den - an den betroffenen Berg - angrenzenden Ebenen.
    • in einem abgeschlossenem Berg der nur aus 2 Kärtchen besteht: bringen nur 1 Punkt je Stadt im betroffenen Berg und 1 Punkt je Stadt in den - an den betroffenen Berg - angrenzenden Ebenen.
  • Seemänner:
    • in einer nicht abgeschlossenen Wasserfläche: bringen 1 Punkt je Stadt an den angrenzenden Ufern der Wasserfläche.
    • in einer abgeschlossenen Wasserfläche: bringen 1 Punkt je Stadt an den angrenzenden Ufern der Wasserfläche und 1 Punkte je Landschaftskärtchen der Wasserfläche.
    • in einer abgeschlossenen Wasserfläche die nur aus 2 Kärtchen besteht: bringen nur 1 Punkte je Stadt an den angrenzenden Ufern.

Sollten es in einem zu wertenden Gebiet mehrere Gefolgsmänner geben, werden alle Gefolgsleute unanhängig voneinander gewertet - so als wenn sie alleine im Gebiet stehen würden. Es gibt keine Mehrheiten!

Wenn ein Spieler seinen Gefolgsmann aus einem noch nicht abgeschlossenen Gebiet zurückholt, so kann dieses Gebiet später wieder von ihm selbst oder einem anderen Spieler neu besetzt werden.

Danach ist der Zug des Spielers beendet und der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende:
Das Spiel endet, nachdem ein Spieler das letzte Landschaftskärtchen angelegt hat.

Nun kommt es noch zur Schlusswertung, bei der die restlichen Gefolgsleute der Spieler gewertet werden - wobei aber alle Gebiete (egal ob geschlossen oder nicht) so abgerechnet werden, als wenn sie nicht geschlossen werden.

Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen.

Expertenvariante:
Zu Beginn des Spieles zieht jeder Spieler 2 Kärtchen, die er offen vor sich ablegt.
Zu Beginn seines Zuges kann jeder Spieler nun immer aus 2 Kärtchen wählen - und muss eine davon gültig anlegen. Danach wird wieder ein 2. Kärtchen nachgezogen.

Außerdem können die Spieler entscheiden, vor dem Spiel so viele Kärtchen aus dem Spiel zu nehmen, sodass es für jeden Spieler zur gleichen Anzahl von Zügen kommt. Das wären bei 2 oder 5 Spielern 1 Kärtchen, bei 3 Spielern 2 Kärtchen und bei 4 Spielern 3 Kärtchen.

Fazit:
Carcassonne - Neues Land gehört eindeutig zur Familie von Carcassonne und spielt sich - ganz anfänglich - auch ähnlich. Aber ganz schnell merkt man, dass es ein sehr, sehr eigenständiges und vor allem auch eigenwilliges Spiel ist.

Alleine aufgrund der Tatsache, dass man selbst entscheiden kann, wann man einen seiner Gefolgsmänner wertet und wieder zurückholt, kommt ein ganz anderes Spielgefühl auf. Man muss sich sehr genau Gedanken machen, was man mit seinen 4 Gefolgsmännern macht und wo man sie einsetzt. Bleiben sie „zu Hause“ bringen sie nichts ein - und da man sie ja auch jederzeit (und sei es auch ohne Punkte) wieder zurückholen kann, sollten die Figuren eigentlich immer - fast vollständig - am Spielplan „unterwegs“ sein.

Aber auch bei der Wertung selbst muss man umdenken und genau aufpassen. Anfänglich glaubt man, dass man - wenn man seine Figur in einem größerem Gebiet stehen hat - auch viele Punkte dafür bekommen wird. Schnell merkt man aber dann auch, dass man auch bei großen Gebieten „leer ausgehen“ kann, oder sich mit nur wenigen Punkten zufrieden geben muss.

Aber genau dieses neue Spielgefühl und dieser - doch irgendwie neue Ablauf - machen Carcassonne - Neues Land auch wieder interessant. Man merkt mit jeder neuen Runde aber auch, auf welche Punkte man achten muss, und welche Möglichkeiten und Züge die Vorteile im Spiel einbringen. Und deshalb wird das Spiel auch nicht langweilig - sondern im Gegenteil, der Wiederspielreiz ist doch recht hoch.
Dazu trägt sicherlich auch die angenehme Spieldauer von einer knappen ½ Stunde bei. Sie ist aber auch dafür Verantwortlich, dass man so gut wie nie ohne Revanche vom Tisch kommt. Man möchte es doch immer wieder besser machen - und es den anderen zeigen, dass es noch besser geht - wenn es denn doch nicht so geklappt hat, wie es sollte …

Die Spieleranzahl ist für 2 bis 5 Spieler angegeben - und spielt sich auch in allen Besetzungen sehr gut. Zu längeren Wartezeiten kommt es eigentlich nie - außer man hat wirklich einen absoluten Denker und Tüftler am Tisch.

Die Spielanleitung ist kurz und bündig, aber übersichtlich um mit vielen Bildern und Beispielen versehen - ausgefallen. Sie lässt keine Fragen offen - dazu ist der Grundmechanismus aber auch zu bekannt.
Ein kleiner „Fehlerteufel“ hat sich aber (in er 1. Auflage) eingeschlichen - wenn auch nicht in der Spielanleitung selbst, dann aber auf den Übersichtstafeln:
Hier hat sich rechts oben - bei der Wertung der Seemänner auf den Wasserflächen - ein grünes Städtesymbol eingeschlichen, dass richtigerweise aber blau sein müsste. Problem stellt das aber keines dar (und wurde in der 2. Auflage auch behoben) - und hat auch keine Auswirkung auf den Spielablauf, geschweige denn auf den Spielspass …

Das Spielmaterial besteht, wie schon von den anderen Spielen dieser Familie bekannt, aus kompakten Kartonkärtchen und hölzernen Gefolgsleuten, die allesamt in einer - doch etwas zu groß geratenen - Schachtel untergebracht sind. Die Grafiken und Illustrationen sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig - aber zweckmäßig. Die „Original-Grafiken“ - sei es von Carcassonne selbst, oder aber auch von Carcassonne - Die Jäger und Sammler, Carcassonne - Die Burg bzw. Carcassonne - Die Stadt haben uns doch um einiges besser gefallen.

Aber auch dieses kleine „Manko“ hat keine Auswirkung auf das Spiel bzw. den Spielspass - und so kann man nur jedem Spieler - der Legespiele dieser Art mag - anraten, sich dieses Spiel mal näher anzusehen. Es zahlt sich auf alle Fälle aus …

Vielen Dank an HANS IM GLÜCK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars