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Franz von Assisi

1182 - 1226

Franz von Assisi – sein Name erweckt bestimmte Vorstellungen, ganz verschiedene, je nachdem ich mich ihm nähere. Dem einen ist er der Kirchentreue und fromme und vorbildliche Heilige. Dem anderen ist er der Revolutionär, mit der Kirche Unzufriedene, dem alles zu eng wurde und der neue Wege suchte. Wieder einem anderen ist er der begeisterte Verkünder eines neuen Verhältnisses zur Erde und Natur. Und wieder anderen ist er der demütig den Weg der Armut Gehende, der eine neue Weise suchte, um Jesus zu den einfachen Menschen zu bringen.

Wer ist er also wirklich? Ich kann es so nicht sagen. Alles was ich versuchen kann, ist meine Annäherung an diesen Mann darzustellen, der vor mehr als 700 Jahren lebte und warum er mir immer noch aktuell vorkommt. Ich will versuchen, anhand ausgewählter Lebensstationen dieses Mannes das Aufregende und Provozierende dieses Lebens herauszuarbeiten.

Geboren wurde er 1182 in Assisi, einer kleinen, aber wirtschaftlich wichtigen Stadt in Mittelitalien. Sein Vater war ein reicher Tuchhändler. So erlebt Franziskus schon von Kindheit an den Zwiespalt von reich und arm. Arm meinte damals wirklich am äußersten Rande stehen, krank, verhungernd, mißachtet. Alle Frömmigkeit und Berufung auf Kirche und Evangelium änderte nichts am Elend dieser armen Bevölkerungsschicht. Frömmigkeit der Reichen war Almosen , Tropfen auf dem heißen Stein, Beruhigung des schlechten Gewissens.

Nach persönlichen, ihn im Innersten umstürzenden Erfahrungen, wie Kriegsgefangenschaft und Begegnung mit einem leprakranken Bettler, begegnet er um 1207 dem armen Jesus am Kreuz als dem Bruder der zu Boden Getretenen. Sein Weg beginnt ihm klar zu werden. Aussteigen aus dem Trott der üblichen Frömmigkeit und Religiosität. In Jesus ist Gott nicht ein Gott der Reichen und Satten, der pompösen Zeremonien und der großen Politik. Er wurde in Jesus Bruder, radikal Bruder, Bruder der Zertretenen und Gedemütigten, der Fremden und Kleinen.

Er betet in einer verfallenden Kapelle und glaubt Worte zu hören: "Baue meine Kirche wieder auf!" Und so beginnt er seinen neuen Weg. Er baut wortwörtliche diese und andere verfallende Kapellen auf, und er geht einen Weg, seinen Weg, den er entdeckt hat. Totale Armut und Geschwisterlichkeit, totale Solidarität mit denen, die keiner mehr zu brauchen scheint, den Abfall der Gesellschaft und der Kirche. Für diesen Weg ist ihm der Reichtum seiner Familie ein Hindernis. Sein Vater will ihn enterben, doch er hat längst mit seiner Klasse gebrochen und verzichtet auf sein Vermögen, um frei zu sein.

Er entdeckt den brüderlichen Gott und sein Weg ist ansteckend. So bleibt er nicht lange alleine. Andere sind fasziniert von seinem Lebensstil, Ritter, Kaufleute, Adelige, Bettler, Bauern, Analphabeten. So sammelt sich um ihn eine bunte Schar und aus dem Abenteuer eines Einzelnen wird so ein neues Modell für das Zusammenleben in der Kirche.

Es gibt ähnliche Gruppen wie seine in der damaligen Gesellschaft, doch meist verlassen sie im Protest die Kirche, werden verfolgt und gehen in den Untergrund. Diesen Weg will Franziskus mit seiner Gruppe nicht gehen. Er geht 1209 nach Rom, zum reichen und mächtigen Papst Innozenz III. und läßt sich seine Gruppe und ihre provozierende Lebensweise von der Kirche bestätigen. Innozenz erkennt die Möglichkeiten des Modells des Franziskus für die Kirche und gibt ihm die Erlaubnis. Das Aufbauen der Kirche will Franziskus von innen bewirken, aber konsequent und sehr oft unbequem. Eigentlich ist dieses neue Lebensmodell für Franz das alte des Evangeliums: Gott ist Vater, in Jesus ist er Bruder, besonders der Armen. Und das soll die Kirche abbilden, bezeugen , leben.

Immer neue Konsequenzen zeigen sich für Franziskus in diesem Ansatz. Seine Zeit ist eine Zeit der Gewalt. Gewalt scheint in seiner Gesellschaft der Schlüssel zur Lösung der Probleme. Blutige Kriege der Staaten, Städte und Familien sind an der Tagesordnung. Die Erfahrung eines brüderlichen Gottes und der Geschwisterschaft aller Menschen, die er aus dem Evangelium herausliest, läßt ihn in einer gewaltbereiten Gesellschaft zum Botschafter der kompromißlosen Friedensbereitschaft werden. Und er hat oft Erfolg. Familien und Städte versöhnen sich. Der Gruß "Der Friede sei mit euch" ist bei ihm keine leere Floskel, sondern gelebtes Programm, und diesen Gruß sollen seine Brüder den Menschen sagen und vorleben. So steht es in seiner Regel und so berichten es viele Geschichten, die von ihm erzählt werden.

Franziskus lebt in der Zeit der Kreuzzüge. Überzeugungsarbeit gegen Andersdenkende und Andersglaubende wird den Waffen überlassen. Wer die Macht hat, der hat recht. Für Franz steht es im Evangelium des armen und brüderlichen Gottes ganz anders. So geht er 1218 mit den Kreuzfahrern nach Ägypten. Doch sein Bild Gottes ist nicht eines der Gewalt, sondern des miteinander Redens und miteinander Lebens. So kommt er mit den Muslimen ins Gespräch und es kommt zu einem einander Respektieren, einem Bild und Modell, wie es sein könnte, wenn Menschen das teilen , was ihnen wichtig ist, Gott.

Doch all diese Lebensmodelle und Verhaltensweisen kommen aus einer Wurzel, der tiefen Verbundenheit mit dem liebenden und brüderlichen Gott, dem Mensch und Welt nicht gleichgültig sind. In seiner Nachfolge ist auch Franz zutiefst verbunden mit der Schöpfung, mit allem was ihm umgibt, alles ist ihm Bruder und Schwester. Der Sonnengesang, der auch literarisch ein Meisterwerk ist, drückt dies am gültigsten aus: Bruder Sonne, Schwester Mond, die ganze Stufenleiter der Schöpfung, vom anorganischen bis zu organischen wird bejaht und als geschwisterlich verbunden erfahren. Und der Höhepunkt in diesem Gesang ist der Mensch, der auch im Leiden, im Kleinen und Schwachen Bild Gottes, da gerade besonders.

Dieses Bild vom Menschen führt uns zum tiefsten und heute wohl am schwersten nachvollziehbaren Geschehen um Franziskus. Um 1224, zwei Jahre vor seinem Tod, zieht er sich auf unzugänglichen Berg, dem Alverna, zwischen Florenz und Assisi gelegen, zurück, um zu beten. Gebet ist für ihn Aussprache mit einem Du, dem Du Gottes, von der sich getragen und verstanden erfährt. Dieses Du gibt ihm die Möglichkeit, auf die anderen zuzugehen und sie so anzunehmen, wie sie sind. Doch dieser Aufenthalt 1224 ist anders. Er versenkt sich besonders in die Kleinheit Gottes, der in Jesus einer von uns und Bruder wird, der konsequent diesen Weg geht und am Kreuz endet. Was dann passiert, davon gibt es Legendenberichte: Jesus der Gekreuzigte erscheint ihm und Franziskus erhält die Wundmale. Was wirklich passierte, kann nicht mehr festgestellt werden, doch historisch erwiesen ist, daß Franziskus Wundmale wirklich hatte. Er versuchte sie zu verstecken, doch bei seinem Tod wurden sie festgestellt. Ob es ein Wunder war oder Selbstsuggestion, die sich bis in den Bereich des Körperlichen erstreckte, wir können es heute nicht mehr feststellen und es muß wohl jeder selbst entscheiden, was er hier glauben will.

Aber eines ist sicher: es ist ein unübersehbares Zeichen eines Lebens, eines Lebensmodells, das zeigt: Glaube an einen brüderlichen Gott, der sich mit seinem ganzen Wesen für die Menschen einsetzt, geht eigentlich nur, wenn ich mich ebenfalls ganz auf ihn einlasse. Dies Einlassen, nicht nur mit frommen Gedanken und Gebeten, sondern in meiner je konkreten Lebenssituation in jedem Wort, in jedem Gedanken, in jedem Handeln, in jedem Umgehen mit Mensch und Mitwelt, in Toleranz und Solidarität. Dafür ist für mich Franziskus ein Zeichen und Modell, aber wohl auch immer ein Stachel im Fleisch, eine Beunruhigung und eine Provokation.

Der Sonnengesang

Du höchster, mächtigster, guter Herr, Dir sind die Lieder des Lobes,
Ruhm und Ehre und jeglicher Dank geweiht; Dir nur gebühren sie,
Höchster, und keiner der Menschen ist würdig, Dich nur zu nennen.

Gelobt seist Du, Herr, mit allen Wesen, die Du geschaffen,
der edlen Herrin vor allem, Schwester Sonne,
die uns den Tag heraufführt und Licht mit ihren Strahlen,
die Schöne, spendet; gar prächtig in mächtigem Glanze:
Dein Gleichnis ist sie, Erhabener.

Gelobt seist Du, Herr,
durch Bruder Mond und die Sterne.
Durch Dich sie funkeln am Himmelsbogen
und leuchten köstlich und schön.

Gelobt seist Du, Herr,
durch Bruder Wind und Luft
und Wolke und Wetter,
die sanft oder streng, nach Deinem Willen,
die Wesen leiten, die durch Dich sind.

Gelobt seist Du, Herr,
durch Schwester Quelle:
Wie ist sie nütze in ihrer Demut,
wie köstlich und keusch!

Gelobt seist Du, Herr,
durch Bruder Feuer,
durch den Du zur Nacht uns leuchtest.
Schön und freundlich ist er am wohligen Herde,
mächtig als lodernden Brand.

Gelobt seist Du, Herr,
durch unsere Schwester, die Mutter Erde,
die gütig und stark uns trägt
und mancherlei Frucht uns bietet
mit farbigen Blumen und Matte..

Gelobt seist Du, Herr,
durch die, so vergeben um Deiner Liebe willen
Pein und Trübsal geduldig tragen.
Selig, die's überwinden im Frieden:
Du, Höchster, wirst sie belohnen.

Gelobt seist Du, Herr,
durch unsern Bruder, den leiblichen Tod;
ihm kann kein lebender Mensch entrinnen.
Wehe denen, die sterben in schweren Sünden!

Selig, die er in Deinem heiligsten Willen findet!
Denn Sie versehrt nicht der zweite Tod.
Lobet und preiset den Herrn!
Danket und dient Ihm in großer Demut!

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