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Wie der Mond einen kleinen Bruder bekam.
Teil 1


Der gute alte Mond drehte wie immer seine Runden um die Erde und dachte nicht viel dabei. Doch es kam, dass er immer öfter gähnen musste. " Stinkfad ist mir!" , murmelte der Mond. " Vielleicht kann ich, wenn ich ein bisschen hin und her rutsche, die Richtung ändern?" Er versuchte es. "Horuck! " Es ging nicht. Er blieb auf seiner
Bahn. Die Sonne und die Erde hielten ihn durch ihre Anziehungskraft fest. Der Mond wurde grantig. Er machte ein bitterböses Gesicht. Das merkte ein kleiner Meteor, der soeben durchs Sonnensystem geflogen kam. Er begab sich in die Nähe des Mondes, und- blieb dort hängen. " He! Du!"Der Mond blinzelte mit einem Auge. Als er sah, dass er Gesellschaft bekommen hatte, machte er gleich beide Augen auf und lachte: "Hallo! Ich habe ja einen kleinen Bruder bekommen!" "Wenn du es so nennen willst, ja!" Sagte der kleine Meteor, denn er konnte nun auch nicht mehr von der Bahn. die er eingeschlagen hatte, abweichen. Dann bin ich eben dein Bruder! So muss ich wenigstens nicht mehr einsam durch´s All ziehen!" Da war der gute alte Mond wieder fröhlich und guter Dinge. Er wusste nun, er würde nie wieder einsam sein.
Unten auf der Erde wussten die Menschen allerding nichts vom kleinen Bruder des Mondes, denn sie konnten ihn nicht sehen, dazu war er zu klein. 



Wie der Mond einen kleinen Bruder bekam
Teil 2

" Du! Mond!", krähte der kleine Meteor. Er erhielt keine Antwort. Der Mond war so in Gedanken versunken, daß er den kleinen Meteor gar nicht hörte. "Du! Mond!", sagte der kleine Meteor etwas lauter. Er hatte bemerkt, daß der Mond gerade nachdachte. 
"Ja Was ist denn?", fragte der Mond, aus seinen Träumen gerissen, "Entschuldige, ich habe gerade nachgedacht! Ich bin es noch nicht gewöhnt, Gesellschaft zu haben! Ich habe dich nicht gehört." "Das macht nichts, ich wollte dich nur etwas fragen. Sag' doch, diese wunderschöne, saphirblaue Kugel da unten, bewachst du die, weil du sie immer umkreist?" 
"Ja, das ist richtig, ich bewache die Erde. So heißt die Kugel nämlich. Ich beleuchte immer eine ihrer Hälften, die, die im Dunkeln liegt. "
"Warum liegt den eine ihrer Hälften immer im Dunkeln?" "Weil sie von der Sonne abgewandt ist. Schau! Dort drüben hängt sie! Und- weil die Erde um die Sonne tanzt. Sie dreht sich dabei um sich selber."
"Tanzt du auch, Mond?" "Ja, aber ich sehe dabei zur Erde hin, damit ich nichts übersehe." 
"Du, Mond!" 
"Ja."
"Aber die Sonne, die tanzt nicht, gelt? Die steht still."
"Doch, auch die Sonne tanzt sie steht wohl in der Mitte des Tanzkreises, stets am gleichen Fleck , dreht sich dabei aber um sich selbst. Auch das ist ein Tanz. Der Tanz der Würde. Der Königstanz. Es sähe ja auch gar nicht gut aus, wenn der König wie ein Komet herumsausen würde. Außerdem ist es für das Leben auf der Erde sehr wichtig, daß Licht auf ihrer Kugelfläche regelmäßig auftrifft, damit die Pflanzen wachsen und gedeihen können. Deshalb dreht sie sich um sich selbst und um die Sonne. Auch die Tiere und Menschen brauchen das Licht der Sonne. Ohne sie wäre alles tot und dunkel. Leben gäbe es nicht.
"Aha.", sagte der kleine Meteor. Nun hatte er für einige Zeit zu tun. Er tat, was auch der Mond wieder tat. Er dachte nach.

Der blaue See


"Das ist aber eine blaue Geschichte!", sagte die Mutter, als sie den Tintensee auf dem frisch gewischten Parkettboden sah. "Eine dunkelblaue Geschichte!", krähte Julian und sah sie fröhlich an." Ja, ja, eine dunkelblaue Geschichte", wiederholte die Mutter. Sie machte kehrt um einen Kübel Wasser und ein Reibtuch zu holen. Julian lief hinter ihr her. "Mama, was machst du jetzt?", fragte er interessiert. "Ich hole Wasser und ein Tuch um die blaue Geschichte ungeschehen zu machen."

"Geht das?" Julian riss die Augen auf. "Habe ich dann nichts angestellt?" "Nein, so ist das nicht, natürlich hast du trotzdem etwas angestellt. Ich wische die Tinte wieder weg, dann ist es so, wie vorher. Hoffentlich. Es kann sein, da ein Fleck bleibt." "Ein blauer Fleck! Ein blauer Fleck!", freute sich Julian und sprang in die Luft. Die Mutter war schon im Zimmer und hatte zu Wischen begonnen. Julian folgte ihr und sah zu. "Mama, der Fleck ist noch da!" "Leider.", sagte die Mama, "ich werde die Reibbürste brauchen." "Wo ist die Reibbürste?" "Im Abstellraum. Rechts unten im Regal." "Ich hol´ sie ! Ich hol´sie!" "Gut, Julian." Julian hüpfte auf einem Bein zur Tür hinaus und trällerte fröhlich vor sich hin. Die Mutter hielt ein. Es war auf einmal so still.

Schon wollte sie aufstehen und nachschauen, da ertönte ein entsetzliches Gebrüll. "Woaaaaaahhh! Maaaaaaaaaaaaamaaaaaaa!" Die Mutter sprang auf und rannte hinaus. Im Vorzimmer
blieb sie stehen. Julian saß im Abstellraum auf dem Boden und heulte. "Ich kahann die Bühürste nicht fihihind´n!"
Die Mutter tat zwei Schritte, bückte sich, griff rechts unten ins Regal und hatte die Bürste in der Hand. "Wieso ist die Bürste jetzt da?" fragte Julian. "Ich hab´sie nicht gesehen, und dann hab´ ich mich gefürchet, weil was geknackst hat!" "Julian, Julian!" Die Mutter nahm Julian auf den Arm, drückte ihn an sich und schaukelte ihn hin und her. "So!", sagte sie und stellte ihn wieder auf den Boden. "Ich werde versuchen, die blaue Geschichte wegzubürsten, doch viel Hoffnung habe ich nicht. Tinte hält gut. Wir werden warten bis der Fußboden wieder trocken ist und inzwischen in den Garten gehen. Danach holst du dir die kleine Holzente und lässt sie auf dem blauen See schwimmen."

"Jaaaaaa!" schrie Julian. "Die blaue Geschichte wird ein See, ein Seeheeheehee!!" Er rannte, fröhlich hopsend, hinaus in den Garten. Die Mutter bürstete noch ein wenig, aber nicht zu sehr, damit die Geschichte schön blau blieb, eine blaue Geschichte, die ihren Platz in der Welt gefunden hatte. ‚Am Ufer könnte man die kleinen Holzhäuschen aufstellen und die Bäume auf die andere Seite.'
Mit einem Lächeln wischte sie das Wasser auf..



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