Die Sonntagspredigt
(Ideen für die Predigt geschrieben von P.Ignasi Peguera SP)
Jahr 2000 (B: Markusevangelium):
*TAUFE JESU (1. So im Jahreskreis C) (7.1.2001) Jesus ließ sich taufen...Der Himmel öffnete sich und der Geist kam sichtbar... Die Taufe Jesu war in der Liturgie der Urkirche ein wichtiges Fest. Das Evangelium des Markus beginnt gerade mit der Taufe Jesu. Matthäus und Lukas schreiben auch als Einführung Berichte von der Kindheit Jesu, die mehr als theologische Überlegungen als historische Erzählungen zu verstehen sind. Das Johanesevangelium hat als Vortwort ein christologisches Hymnum. Jedes Evangelium ädert etwas in diesem Bericht über die Taufe Jesu, so dass in einem nur Jesus die Stimme des Vaters hört, in einem anderen Jesus und Johannes, in einem anderen das versammelte Volk,... Man kann so auch die theologische Absicht der verschiedenen Evangelisten verstehen. In der Apostelgeschichte lesen wir:"was geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat, wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft..." (Apg 10, 34-38) Es scheint so, als ob die Taufe, die Johannes verkündete, von vielen empfangen wurde, mindestens von vielen, die Jesus danach gefolgt sind. Es wird von ihr gesprochen, wie einer von allen bekannten Tatsache. Gott hat Jesus in der Taufe gesalbt (Christus=der Gesalbte), mit dem Geist, mit der Be-geisterung Gottes und mit Kraft (mit der Kraft der Überzeugung: Gott liebt mich, er ist mein Vater) Die Taufe scheint für Jesu entscheidend gewesen zu sein, er kehrt nicht mehr nach Nazaret an die Arbeit als Zimmermann zurück, er verwandelt sich in einen Wanderprediger, der seine Erfahrung Gottes als Vater den Menschen verküdet. Er lädt alle ein, diese Erfahrung Gottes als liebenden Vater im eigenen Leben zu machen. Dazu ist eine Bekehrung notwendig, das heisst, dem Leben die wahre Richtung zu geben, weg von Egoismus, weg von der Bosheit, hin zur Liebe Gott und den Menschen gegenüber. Ohne diese Bekehrung, kann man Gott nicht finden. 2. So im Jahreskreis C) (14.1.2001) Wasser, das zu Wein geworden war. Ein unnötiges Wunder, würde jemand sagen. Welchen Sinn hat es, Wasser in Wein zu verwandeln? Ich würde antworten: Hat es keinen Sinn die Traurigkeit in Freude zu verwandeln? Sicher ja! Das ist gerade, was dieses Evangelium für mich bedeutet. Der Wein in einer Hochzeit bedeutete für die Juden die Freude. Jesus gibt ein Zeichen: Gott will unsere Traurigkeit entfernen, er will, dass es uns gut geht, dass wir Freude haben. Das erste Zeichen, das Jesus in seinem Leben als Wanderprediger tut, ist, uns zu sagen, dass Gott unsere Traurigkeit in Freude verwandeln kann. Gott ist Gott der Freude. Die Früchte des Heiligen Geistes nach Paulus sind: Liebe, Freude, Friede,... Am Beginn dieses Jahres, Jahrhunderts und Jahrtausends ist gut, dass jemand uns daran erinnert, dass Gott uns fröhlich will. Wir kommen zu ihm mit Lob und Dank, wenn es uns gut geht --ich fände es traurig, wenn ich niemandem Danke sagen könnte, wenn es mir gut geht-, wir kommen auch zu ihm, wenn wir uns schlecht fühlen oder, wenn es uns nicht gut geht. Das wollen wir weiter mit Vertrauen tun, wie Maria zu ihrem Sohn mit Vertrauen gegangen ist. Sie war überzeugt, dass Jesus etwas machen könnte, um die Brautleute vor der Schande eines traurigen Festes zu bewahren. Mit Freude in das neue Jahr, Jahrhundert, Jahrtausend, mit der Überzeugung, Gott lässt uns nicht im Stich. 3. So im Jahreskreis C) (21.1.2001) Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe. Diese Worte klingen sehr schön. Sie sind tatsächlich Ausdruck von dem, was die Menschen sich von Gott erwarten: einen Gott der befreit, der Freude den Traurigen schenkt, der Gesundheit den Kranken verleiht, der Frieden den Nationen bringt. Das ist genau, was die Menschen sich erhoffen und erwarten von Gott. Gott ist aber durch uns vertreten, durch die Gemeinschaft der Jünger Jesu Christi. Die Aufgabe also, die Jesus sich eigen gemacht hat -weil er diese Aufgabe von Gott her gespürt hat- diese Aufgabe ist auch Aufgabe der Kirche, unsere Aufgabe. Jedes Mal, dass wir den Traurigen Freude bereiten, dass wir den Pessimisten Mut machen, dass wir Trost bringen, dass wir den Verunglückten Hilfe anbieten, dass wir nicht Böses mit Bösem vergelten, dass wir Freundschaft, Vertrauen und Treue schenken...erfüllen wir die Aufgabe, die wir als in der Taufe Gesalbten empfangen haben. Manchmal fülen sich manche Menschen von Gott verlassen. Sie sind nicht von ihm verlassen, sondern von den Menschen. Gott braucht unseren Mund, um ein frohe Nachricht den Menschen zu bringen, er braucht unsere Füße, um Hilfe zu bringen, unser Herz, um Liebe und Barmherzigkeit zu zeigen, unsere Hände um Gutes zu tun. Gott verlässt die Menschen nicht. Wir wehren uns manchmal gegen ihn, indem wir uns ihm nicht zur Verfügung stellen. Das ist das Problem. Ohne uns ist Gott ziemlich machtlos. Das ist das Problem. Jesus hat sich Gott ganz und gar zur Verfügung gestellt. Er hat uns Beispiel gegeben. Wenn wir erlauben, dass Gott durch uns wirkt, werden Wunder geschehen. Ende März wollen wir ein Dialog über unsere Pfarre führen. Unser Pfarrgemeinderat hat es "Pfarrkonzil" genannt, wissend, dass dieses Wort nicht im rechtlichen Sinne zu verstehen ist. Sei das eine Gelegenheit, um uns selbst und unsere Pfarrgemeinde zu prüfen. Fragen wir uns, ob wir die heilende, rettende, befreiende, frölichmachende, lebensspendede Aufgabe Jesu Christi erfüllen. Sei das unser Hauptziel. Wenn wir nur über organisatorische Dinge sprechen wollten, würden wir dieses Gnadenjahr verpassen. 4. So im Jahreskreis C) (28.1.2001) Kein Prophet wir in seiner Heimat anerkannt. Du warst ja immer bei uns, du hast als Zimmermann wie dein Vater gearbeitet. Wann und wie bist du Prophet geworden? Erkläre uns das, wir sind deine Leute, deine Familie, deine Verwandschaft, deine Bekanntschaft. Was ist mit dir los, Jesus? Was ist passiert? Hier können wir uns allerlei Fragen vorstellen, die die Bewohner vom kleinen Natzaret Jesus gestellt hätten. Vorigen Sonntag habe ich betont, dass die prophetische Aufgabe Jesu (den Armen eine gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen die Freiheit,...) unsere Aufgabe geworden ist, weil wir von seinem Geist gesalbt und geführt werden. Durch diesen Geist sind wir in der Taufe Propheten, Priester, sogar Könige geworden. Wir sind also auch Propheten. Wie wird man ein Prophet? Indem man sich vom Geist Gottes führen lässt. "Geht, verkündet allen die frohe Botschaft, die gute Nachricht". "Geht, ihr meine Freunde!" Mit dieser Aufgabe, Sendung, Mission, sind wir Propheten geworden. Jesus hat diese Sendung in seiner Taufe gespürt. Er hat sich vom Geist Gottes führen lassen. "Er ging herum und tat das Gute, weil Gott mit ihm war". Verkündet den Armen -in irgendeiner Form sind wir alle Arm- die gute Nachricht. Bringt ihnen Freude, Freiheit, Hoffnung, Begeisterung,...Und diese Aufgabe soll dort erfüllt werden, wo wir leben und tätig sind: zu Hause, an der Arbeitstelle, in unserer Stadt. Es steht niergends geschrieben, dass es leicht sein wird, Prophet zu sein. Im Gegenteil. Es wird schwer sein. Und "kein Prophet ist in seiner Heimat anerkannt". Trotzdem kann er nicht aufhören Prophet zu sein, im Namen Gottes zu sprechen. Jesus, Prophet der guten Nachricht für die Armen, wird aus seiner Heimat von seinen Mitmenschen ausgetrieben. Er will Freude bringen, und es scheint so, als ob die Traurigkeit siegen sollte. Unvorstellbar, aber war! Versuchen wir zu erkennen, was Gott sich von uns erwartet. Was bedeutet, dass auch ich ein Prophet bin? 5. So im Jahreskreis C) (4.2.2001) Simon, fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Die Fischer, die Jesus folgten, haben seine Sprache verstanden. Die Einfachen, die Kranken, die Armen, die Gottsuchenden auch. Kann man aber behaupten, dass alle diese Leute die Sprache der heutigen Liturgie verstehen? Ich habe meine Bedenken. Ich glaube, dass die Kirche noch immer ihr eigenes "Fachchinesisch" spricht. Jesus hätte Simon Petrus und die anderen vielleicht nicht für sich gewinnen können, wenn er nicht über ihre Sorgen, Nöte, Freuden, Hoffnungen gesprochen hätte. Ich wünsche mir, dass unser "Pfarrkonzil" sich auch mit dieser Frage beschäftigt: "Sind wir für unsere Pfarrangehörigen verständlich? Bringt unsere Pfarre den Menschen um uns mit allem, was in ihr geschieht, eine klare Botschaft: Botschaft der Freude, des Friedens, der Liebe, der Solidarität ?" 6. So im Jahreskreis C) (11.2.2001) Selig, ihr Armen! Warum sind die Armen, die Hungrigen, die jetzt Weinenden,... "selig"? Weil sie gelernt haben, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen. Warum das "Weh euch!" für die Reichen, die Satten, die Lachenden...? Weil sie ihr Vertrauen nicht auf Gott setzen, sondern auf sich selbst. Die erste Lesung (Jer 17,5-8) sagt es in literarischer Form: "Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut... Gesegnet der Mann, der sich auf den Herrn verlässt ". Darin steckt die Erfahrung aus der Geschichte Israels: wenn Israel sein Vertrauen auf Gott gesetzt hat, hat es die Hilfe Gottes erfahren. Gott hat sich für sein Volk eingesetzt. Wenn sich Israel aber auf seine Macht und auf seine Verbündeten verlassen hat, hat es mit Schmerz erfahren müssen, dass Gott sich von seinem Volk abgewendet hat. Die Feinde haben gesiegt. Es ist nicht leicht, das Gleichgewicht zwischen einem richtigen Vertrauen auf die Menschen und auf die eigenen Kräfte einerseits und dem Vertrauen auf Gott andererseits zu finden. Vielleicht soll unser Gebet sein: "Hilf mir Gott, dass ich mir helfe! Hilf mir Gott, dass ich von den anderen die Hilfe bekomme, die ich brauche!". In Spanien sagt man: "Bete, aber hämmere mit voller Kraft weiter!" Was bedeutet sonst, an Gott zu glauben, wenn nicht auf ihn zu vertrauen? Glaube und Hoffnung gehören zusammen. Weil ich glaube, dass Gott in meinem Leben gewirkt hat, und, dass er mich liebt, kann ich darauf hoffen, dass er mich nicht im Stich lassen wird. Darauf setze ich mein Vertrauen. Das ist meine Hoffnung. Und...gesegnet der Mensch, der sich auf Gott verlässt! 7. So im Jahreskreis C) (18.2.2001) Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Manchmal hat man dein Eindruck, dass man von den Evangelien manche Sachen wortwörtlich nimmt, andere hingegen gar nicht. Schlimm, wenn die Worte, die man wortwörtlich nimmt, irgendwie nach Rechtfertigung von Macht klingen, während die anderen, die uns irgendwie das Ideal nahebringen, nicht sehr ernst genommen werden. "Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halte auch die andere hin". Dahinten steht eine Philosophie des "nicht-Gewalt-anwenden" (no violence), die leichter von Mahatma Gandi verstanden wurde, als von vielen von uns Christen. Wir sagen, dass man diese Worte nicht wortwörtlich verstehen soll..."Ich bin nicht blöd". Das Evangelium bietet gewisse Lebensregel, die gerade das Gegenteil sagen, von dem, was man in der Gesellschaft lernt. Ja, die Gesellschaft lehrt uns, misstrauisch, distant... den anderen gegenüber zu sein. "Do ut des" (Latein: ich gebe dir, damit du mir gibst). Man sucht Vorteil, Gewinn, Macht,...Man ist nicht bereit, von den anderen betreten zu werden. Man geht davon aus, dass der andere ein potentieller Feind sein kann. Wir erwarten uns von Gott Verständnis, Vergebung, Barmherzigkeit. Es fällt uns aber sehr schwer, Verständnis für die anderen zu haben, barmherzig zu sein, die Fehler der anderen zu vergeben. Das ist nicht logisch! Seid barmherzig wie Gott! Und wissen Sie was? Gott ist nicht so wie wir. Er wird auch nicht in diese Falle der menschlichen Gerechtigkeit fallen: "Aug für Aug, Zahn für Zahn". Nein. Im Evangelium lesen wir:" Er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen" Bemühen wir uns mit Gottes Hilfe, wie Er zu sein. Versuchen wir, nicht nach weltlichen Maßstäben zu messen, nicht nach den Regeln der Gesellschaft zu haldeln, sondern nach dem Beispiel, das wir in Jesus erkennen, und nach dem, was wir uns von Gott vorstellen können. 8. So im Jahreskreis C) (25.2.2001) Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund Bei uns Menschen geschieht ähnlich. Man erkennt die Menschen durch ihre Taten, und wer sich mit Menschen gut auskennt, erkennt die Art der Menschen bereits in ihren Worten und in ihren Gestalten. "Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund." Oft sprechen wir aber umgehert, als es in unserem Herzen ist. Wer von Geld spricht, hat zu wenig. Wer von Brot spricht, hungert. Wer sich als mutig erweist, hat Angst. Wer behauptet, es gibt keinen Gott, will an Gott glauben, ist auf der Suche nach ihm. Unsere Körpersprache sagt oft viel mehr als unsere Worte. Eines ist mir klar: man bringt hervor, was man innen hat. Deswegen steht in den Geboten geschrieben, man soll die Frau und die Güter des Nächsten nicht begehren. Es beginnt alles im Kopf, im Herzen. Danach kommen die Taten, die unseren Gedanken entsprechen. Wenn wir versuchen, in unserem Herzen positive Gedanken zu haben, eine positive Einstellung gegenüber den anderen, dann werden unsere Werke auch positiv sein. Wer nicht mit sich selbst zurecht kommt, wer ein unruhiges Herz hat, der sät rund herum Unruhe und Traurigkeit. Paulus hat uns in der Lesung eingeladen, am Werk Gottes teilzunehmen. Versuchen wir, dass unsere Werke dem Willen Gottes entsprechen, dann sind wir auch Mitarbeiter am Werk Gottes, der will, dass es den Menschen gut geht, und dass es auf Erden Frieden gibt, weil alle ja seine Kinder sind. |