Die Sonntagspredigt

(Ideen für die Predigt geschrieben von P.Ignasi Peguera SP)

Jahr 2000 (B: Markusevangelium):

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  • zu den PREDIGTEN DER SONNTAGE IM JAHRESKREIS (Dreifaltigkeitsfest-23. So im Jahreskreis) (anklicken)
  • zu den PREDIGTEN DER SONNTAGE IM JAHRESKREIS (ab 24. So im Jahreskreis-bis Christkönigsfest) (anklicken)
  • zu den PREDIGTEN DER ADVENTSONNTAGE 2000 (anklicken)

  • JAHR 2001 (Jahr C, Lukasevangelium)
  • zu den PREDIGTEN DER SONNTAGE IM JAHRESKREIS (ab Taufe Jesu bis 8. So im Jahreskreis C) (anklicken)
  • zu den aktuellen PREDIGTEN (ab Dreifaltigkeitsonntag)


  • 1.Fasten-So (C)

    2. Fasten-So (C)

    3. Fasten-So (C)

    4. Fasten-So (C)

    5. Fasten-So (C)

    Palmsonntag (C)

    Ostern (C)

    2. So Ostern (C)

    3. So Ostern (C)

    4. So Ostern(C)

    5. So Ostern (C)

    6. So Ostern(C)

    Himmelfahrt(C)

    7. So Ostern (C)

    Pfingsten(C)



    TRANSLATOR GERMAN TO ENGLISH




    1. FASTENSONNTAG (C) (4.3.2001)

    -Lk 4,1-13
    Jesus wurde vom Teufel in Versuchung geführt


         Die sogenannte Fastenzeit ist da. Das Wichtigste in ihr ist aber nicht das Fasten sondern die Vorbereitung auf Ostern. Diese Vorbereitung geschieht mit dem Bewusstsein unserer Schuld (die durch Buße -Fasten ist eine Form der Buße-, Gebet und gute Taten vergeben wird), mit der Überlegung über unsere eigene Taufe und mit der Betrachtung der Leiden Jesu.
         Der erste Fastensonntag erinnert uns jedes Jahr an Jesus, der auch gefasten hat. Auch er wurde wie jeder Mensch versucht.
         Wir lesen im Evangelium, dass Jesus nach seiner Taufe, in der er eine ganz tiefe und beeindrukende Erfahrung Gottes gemacht hat, in die Wüste ging. Das tat er geführt vom Heiligen Geist.
         Wozu gehen die Leute in die Wüste;?
         Rally Paris-Dakar durch die Wüste, Urlaub in der Wüste, im Gebiet der Tuareg...die Wüste ist eine Erfahrung der Freiheit, ein Grund für Freude...dort kannst du mit dem Auto schnell fahren, dort kannst du schreien, dort sucht dich niemand, du hast keine Termine, keine Verpflichtungen. Für das Volk Israel war die Wüste die Befreiung von der Sklaverei in Ägypten. Für Jesus, der nach der Taufe die Jordangegend erfüllt vom Heiligen Geist verließ, war die Wüste ein Genuß der Intimität mit diesem Gott, der ihm in der Taufe seine große Liebe gezeigt hat.
         Aber die Wüste, diese Einsamkeit, die Befreiung bedeutet, kann selber neue Kette auferlegen. Israel wird in der Wüste in Versuchung geführt. Jesus auch. Israel vergaß oft seinen Gott. Jesus ist die Kehrseite, er besiegt die Versuchung.
         Wir sind eingeladen, in dieser Fastenzeit uns mit uns selbst und mit Gott abzufinden. Es wird eine Erfahrung der Freiheit sein. Wir wollen aber daraus lernen, nicht in der Wüte zu bleiben -um für sich selbst zu leben ohne Verpflichtungen den anderen gegenüber, Opfer des Egoismus, von der Versuchung besiegt-, sondern zurückzukehren, zu den Mitmenschen, um ihnen Freude (die österliche Freude, die frohe Botschaft)zu bringen .
         Fasten bedeutet, NEIN zu mir selbst, damit ich JA sei für die anderen, zu den anderen.


    2. FASTENSONNTAG (C) (11.3.2001)

    -Lk 4,1-13
    Die Verklärung Jesu


         Die Apostel erfahren Jesus, als jemanden, der anders ist, der voll Gott ist. Er ist der Auserwählte Gottes, in dem sich die Verheißungen (das Gesetz und die Propheten) erfüllen. Wenn er betet, verklärt er sich, man merkt, dass er eine innige und tiefe Beziehung zu Gott hat.
         Vorigen Sonntag hat uns die Liturgie den fastenden Jesus vorgestellt, damit wir seinem Beispiel folgen. Heute präsentiert uns die Liturgie einen betenden Christus, der in Gott die Kraft finden, für den Weg, den er gehen soll.
         Die Fastenzeit lädt uns zum Gebet ein. Wie ist unser Gebet? Prüfen wir unser Gebet ab und zu? Suchen wir Gott in unserem Gebet, um von ihm Freude und Kraft zu schöpfen?
         Wenn wir heuer in der Pfarre Sankt Thekla das Motto "Mit Jesus in der U1 -Auferstehung geschieht überall" genommen haben, können wir daraus die Aussage entnehmen, dass ich mit Gott und mit Jesus überall sein kann, auch auf der U-bahn, auch auf der Straße, auch im Alltag. Alles kann Grund für ein Gebet sein: wenn ich jemanden sehe, von dem ich meine, er schaut traurig aus, kann ich für ihn beten; wenn ich ein verliebtes Pärchen erblicke, bete ich, dass sie in der Liebe wachsen; wenn ich eine Frau sehe, die sehr schö aussieht, sage ich:"Gratuliere, lieber Gott, die hast du sehr schön gemacht";...
         Wir brauchen nicht unbedingt auf einen Berg oder in die Wüste zu gehen, um zu beten. So umständlich braucht das Beten nicht zu sein. Es ist natürlich sehr gut, dass man an Gott denkt, wenn man einen Ausflug macht und eine schöne Ansicht vor sich hat, aber das gehört nicht zum Alltag.
         Beten wir. Der Kontakt mit Gott wird unsere Gesichter verklären, der Sinn unseres Lebens und unseres Weges wird erhellt. Wir werden spüren, dass wir seine geliebten Kinder / Freunde / Partner sind. Er wird uns Kraft, Mut, Zuversicht für den Alltag verleihen.


    3. FASTENSONNTAG (C) (18.3.2001)

    -Lk 13,1-9
    Vielleicht trägt er doch Früchte


         Ich kann verstehen, dass jemand so spricht:"ich bin ganz einverstanden, dass es ein letztes Gericht geben soll. Gott hat mir eine Aufgabe anvertraut und wird mir das geben, was ich verdient habe, sowie ich einem Arbeiter das zahle, was er gearbeitet hat." Ich kann aber auch verstehen, dass es Menschen gibt, die vor dem Gottesgericht Angst haben, weil sie sich sündige Menschen fühlen, die von sich aus es nicht schaffen, perfekt zu sein.
         Ich kann nur von einem Gott predigen, der Verständnis für die Menschen hat. Er hat uns frei gemacht. Er liebt die Freiheit. Er ist frei und schöpferisch. Wir sind auch eingeladen frei und schöpferisch zu sein. Er urteilt nicht wie die Menschen, er verurteilt nicht wie wir verurteilen. Er behandelt uns nicht wie wir die anderen behandeln, auch wenn im Evangelium steht, dass Gott uns behandeln wird, wie wir es mit den Mitmenschen getan haben.
         Gott ist die Liebe. Er kann nur lieben. Bedeutet das also, dass "alle in den Himmel komen"? Vielleicht ja. Aber eines ist klar, wer vor Gott tritt, sieht sich selbst genau wie er ist. Die große Schande und das Erröten des Sünders vor der Barmherzigkeit und Liebe Gottes wird groß sein. Diese Schande sollten wir uns ersparen, weil sie sehr schmerzhaft sein kann: wie konnte ich Gott (in den anderen) so behandeln, wenn er so gut zu mir ist?
         Mir ist auch eines klar: Jesus spricht jedem in einer "Sprache" an, die er verstehen kann. Wer eine Sprache der Gerechtigkeit spricht, wird eine Sprache der Gerechtigkeit hören, wer aber barmherzig gehandelt hat, wird von Gott eine Sprache der Barmherzigkeit hören.





    4. FASTENSONNTAG (C) (25.3.2001)

    -Lk 15,1-3,11-32
    Der Vater lief dem Sohn entgegen


         Jesus spricht jedem in einer "Sprache" an, die er verstehen kann. - Behauptete ich vorigen Sonntag- Wer eine Sprache der Gerechtigkeit spricht, wird eine Sprache der Gerechtigkeit hören, wer aber barmherzig gehandelt hat, wird von Gott eine Sprache der Barmherzigkeit hören.
         Vorigen Sonntag haben wir eine Sprache der Gerechtigkeit gehört:"Hau den Feigenbaum ab, denn er bringt seit drei Jahren keine Frucht!" Heute hören wir die wahrscheinlich schönste Parabel des Evangeliums, die Parabel des guten Vaters, der seinen zurückgekehrten Sohn umarmt und küsst.
         Gerechtigkeit muß sein, keine Frage. Aber Gerechtigkeit allein kann unmenschlich sein. Wir sehen nur die Werke, die Früchte, kennen aber die Herzen der Menschen nicht. Gerechtigkeit ist wichtig. Die Gesetze sind notwendig. Das Gesetz ist im Vergleich mit einem Wagen, die Lenkung und die Bremse, nicht aber der Motor. Das Gesetz kann nicht begeistern, kann nicht der Motor sein. Die Liebe schon! Die Liebe ist der Motor, die Liebe kann Kraft aus der Schwäche erzeugen, die Liebe hat keine Angst, nicht einmal Angst vor dem Tod!
         Jesus hat von der Liebe Gottes gesprochen, damit wir uns für Gott und für den Nächsten begeistern. Diese Begeisterung könnte nicht aus der Angst vor Gott kommen.
         Lernen wir barmherzig zu sein, wie Gott mit uns barmherzig und lieb ist. Seien wir barmherzig, geduldig, bereit zu verzeihen, weil Gott so ist mit uns. Seien wir auch gerecht, vergessen wir aber nicht die guten Worte, die Mut machen können und die Welt verbessern können!





    5. FASTENSONNTAG (C) (1.4.2001)

    -Joh 8, 1-11
    Auch ich verurteile dich nicht


         Jesus rettet das Leben einer Frau, einer Ehebrecherin. Mit dem Satz "wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie" lerht uns Jesus, die Menschen aufzunehmen, wie sie sind, und sie zu verzeihen, statt sie zu verurteilen. Er lehrt uns aber auch, uns selbst zu prüfen. "Bist du tatsächlich frei von allerlei Schuld? Kannst du so leicht, Steine gegen die anderen werfen?"
         Manchmal haben wir schlechtes Gedächtnis. Wir vergessen leicht, dass wir in unseren Gedanken, Worten und Werken, irgendwann falsch gelegen sind. Und wenig Vorstellungskraft haben wir auch: "Wäre ich in den Umständen dieses Menschen, würde ich nicht dasselbe tun, was er getan hat? Hätte ich seine Geschichte und wäre ich in seiner Lage, würde ich besser sein als er?"
         Ganz besonders bei den älteren Damen und Herren ist dieses Verständnis zu erwarten. Wer länger gelebt hat, hat auch mehr Gelegenheiten gehabt, einen Blödsinn zu machen. Und wer ein gutes Gedächtnis hat, kann mehr Verständnis dafür haben, dass andere Menschen auch einen Blödsinn tun. Wenn der Mensch das Recht hat, sich zu irren, noch mehr haben dieses Recht die jüngeren Leute, die weniger Erfahrung vom Leben haben. Wer das Gedächtnis verloren hat, behauptet, er ist in seiner Jugend ganz brav bewesen, und glaubt, die jetzige Jugend kritisieren zu dürfen.
         Wir sollten den lieben Gott darum bitten, unser Gedächtnis aufzufrischen und anderseits uns ein bisschen mehr Vorstellungskraft zu schenken. Dann werden wir mehr Bereitschaft haben, die anderen zu verzeihen, statt Steine gegen die anderen zu werfen.






    PALMSONNTAG (C) (8.4.2001)

    -Lk 22,14-23,56
    Das Leiden und das Sterben Christi


         Am Palmsonntag wird vor der Prozession mit den gesegneten Zweigen das Evangelium gelesen, das von dem Einzug Jesu in Jerusalem berichtet. Als Evangelium des Tages wird aber der "Passio", das Leiden und das Sterben Christi, vorgelesen. Auch am Karkreitag wird der Bericht über das Leiden und das Sterben Christi nach dem Johannesevangelium vorgelesen. Karfreitag ist kein gebotener Feiertag bei den Katholiken, deswegen wird am Palmsonntag schon vom Tod Christi gesprochen. So ist es!
         Die ganze Karwoche legt uns die Ereignisse vor, die in den letzten Tagen des Lebens Jesu geschehen sind, zusammen aber mit der Interpretation, die die Urkirche vom Tod Jesu aus den Propheten und den Psalmen macht.
         Wir sind es schon gewohnt, diese Erzählung und diese Interpretation über Jesus zu hören, wie es üblich in der Kirche ist. Viele Menschen hinterfragen sich heute über den Sinn des ganzen. Was bedeutet, dass Jesus der einzige Erlöser ist? Warum sollten wir auf einen Messias warten und Jesus als den Messias akzeptieren? Warum sollte Gott den Tod eines Menschen als Sühne für die Sünden der Menschheit wollen? Warum sollten wir die Geschichte Israels als unsere Geschichte und ihre Erwartungen und Hoffnungen als unsere annehmen? ...
         Vielleicht gehen viele Menschen heutzutage woandershin, um sich anzuschauen, woran andere Menschen aus anderen Traditionen her glauben.
         Wir wollen uns vom Geist Gottes führen lassen, damit wir die Größe und die Tiefe der Liebe Gottes durch Jesus Christus begreifen. Helfe uns dazu diese Karwoche und die österliche Feier.






    OSTERSONNTAG (C) (15.4.2001)

    Jesus ist auferstanden


         Es sind viele die Menschen in dieser Welt, die an eine Wiedergeburt nach dem Tod glauben. Auch manche Christen vertreten diese Meinung. Anscheinend können sie sich ein Leben außerhalb der Erde nicht vorstellen. Leben kann nur hier sein. Was der Hinduismus als Strafe bezeichnet (die Wiedergeburt ist eine Strafe, man soll immer wiedergeboren werden, bis man zur Vollkommenheit kommt, damit man zu Gott zurückkommen kann), wird von Menschen in der westlichen Welt als Trost vor der Tatsache des Todes gesehen.
         Die Jünger Jesu haben mit Glauben und Zuversicht behauptet: "Jesus lebt, er ist auferstanden". Gott hat ihn von den Toten auferweckt, und er ist auferstanden.
         Wäre das nur eine historische Tatsache, würden wir antworten "aha", und dieses Faktum würde mit unserem täglichen Leben nichts zu tun haben. Aber Auferstehung bedeutet mehr als ein historisches Faktum. Paulus sagt: "Wenn der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird auch derselbe, der Christus von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen durch die Kraft seines Geistes, der in euch wohnt." (Röm 8, 11) Es geht also nicht nur um das Versprechen der persönlichen Auferstehung nach dem Tod, sondern und zuerst um eine neue Belebung durch den Geist.
         Im Evangelium des Johannes (3) wird von der neuen Geburt aus dem Wasser und dem Heiligen Geist gesprochen. Der Geist Gottes befreit uns vom "alten Menschen", der ein Leben lebt, das zum Tod führt. Der Helige Geist, der lebendigmachende Geist, macht aus den Getauften "neue Menschen", die für Gott leben -auch wenn sie sterben-.
         Dann bedeutet Auferstehung eine neue Geburt auch für uns durch die Taufe. Durch seine Taufe hat sich Jesus ganz und gar für das Reich Gottes eingesetzt, er hat nur für Gott gelebt. Mit unserer Taufe soll es auch so sein. Wir widersagen dem Bösen, um als Kinder Gottes zu leben. Wir sagen ja zum Glauben, um von ihm in unserem Leben geprägt zu sein. Ein neues Leben aus Liebe zu Gott und zum Nächsten. Das ist die Auferstehung jetzt.
         Der erste Johannesbrief sagt "wer nicht liebt, ist tot". Auferstehung bedeutet dann, vom Tod der Sünde befreit zu werden, um ein Leben in der Liebe zu führen.
         Wer so lebt, kann auf Gott vertrauen. Er, der mächtig genug ist, wird uns auch ein Leben nach dem Tod schenken, durch seinen lebendigmachenden Geist.






    2. So der Osterzeit (C) (22.4.2001)

    Joh 20, 19-31: Thomas, der Glaube und die Gemeinschaft


         Thomas war nicht dabei, als Jesus am Osternsonntag mitten unter die Apostel auftrat. Thomas konnte nicht glauben, was alle mit Begeisterung erzählten: "Jesus ist auferstanden". Alle haben sich bemüht, ihn davon zu überzeugen. Es war umsonst. Thomas konnte es nicht glauben.
         Zwei Sachen gefallen mir besonders an dieser Erzählung des Johannesevangeliums. Erstens, die Gruppe schließt Thomas wegen seines Unglaubens von der Gemeinschaft nicht aus. Zweitens, Thomas verabschiedet sich von der Gemeinschaft nicht, er kommt wieder, obwohl er große Schwierigkeiten mit dem Glauben hat.
         Diese zwei Tatsachen sind auch heute wichtig. Die Glaubensgemeinschaft darf keinen Menschen ausschließen, weil er anders glaubt, andere Meinungen vertritt, Schwierigkeiten mit den Normen der Kirche hat. In den Evangelien finden wir Beispiele von Toleranz. Die Apostel selbst wussten von ihren eigenen Problemen mit dem Glauben. Petrus hatte verleugnet, Jesus Anhänger zu sein. Alle hatten sich vom Kreuz fern gehalten. Nur einige Frauen hatten sich getraut, zum Grab zu gehen. Alle haben Verständnis für Thomas gehabt. Der Glaube ist nicht leicht. Der Glaube ist nicht selbsverständlich.
         Thomas kommt wieder zu der Gruppe. Warum? Was hat er dort zu suchen, wenn er nicht den gleichen Glauben vertritt? Er hat sich dort verstanden und trotz des Unglaubens angenommen gefühlt. Die Apostel waren seine Freunde. Es gab auch viele menschliche Gründe, um dabei zu bleiben.
         Thomas hat in der Gemeinschaft den Glauben an den Auferstandenen gefunden. Acht Tage danach. Sonntag. Sonntags treffen wir uns noch immer für die Liturgie, für die Danksagung (Eucharistie),...In der Gemeinschaft ist Thomas zum Glauben gekommen.
         Ich würde mir wünschen, dass wir aus dieser Erzählung einiges herausnehmen. Thomas ist uns ein Beispiel. Er sucht die Wahrheit, seine Meinung ist nicht dieselbe der Kirche, er geht aber nicht weg. Er bleibt. Er geht wieder zur Gruppe. Er sucht weiter, ohne aber die Kirche zu verlassen. Es gibt Christen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Wir respektieren ihren Entschluss. Wir bedauern diese Tatsache. Wir glauben aber, dass es in der Gemeinschaft ist, wo man im Glauben wachsen kann, wo man Jesus begegnen kann, auch wenn manche Sachen in der Gemeinschaft uns nicht gefallen.Wir möchten eine einladende Gemeinschaft sein, die auch menschliche Gründe anbietet, um dabei zu bleiben. Wir wollen lernen eine richtige Gemeinschaft zu werden. Das ist auch nicht leicht, es ist ein langer Weg.





    3. So der Osterzeit (C) (29.4.2001)

    Joh 21, 1-14: Jesuserscheinung neben dem See Genesareth


         Mir gefällt in diesem Evangelium der Gegensatz, der dargestellt wird: Johannes und Petrus.
         Nach dem wunderbaren Fischfang sagt der Jünger, den Jesus liebte, Johannes (laut der Tradition):"Es ist der Herr". Er erkennt als erster, dass es Jesus ist, der am Strand auf sie wartet. Er erkennt den Stil von Jesus. Er erkennt seine Werke. So ist das Herz, so ist die Liebe.
         Petrus bedeutet die Haltung: "in die Tat zu umsetzen". Er akzeptiert ohne Zweifel, was Johannes sagt. Er kann aber nicht sitzen bleiben. Eilig verlässt Petrus das Boot und geht zu Jesus. Das Wasser ist kalt, das Wasser ist naß...Es macht nichts. Jesus ist dort und wartet.
         Dieses Evangelium ist für mich eine Einladung: Erstens, Gott zu lieben, denn wer Gott liebt, erkennt ihn in dem, was geschieht. Zweitens: Nicht sitzen bleiben. Aus Liebe zu Gott tätig werden.




    4. So der Osterzeit (C) (6.5.2001)

    Joh 10,27-30


         Der 4. Sonntag in der Osterzeit ist der Sonntag des "Guten Hirten".
         In der Bibel wird oft erwähnt, dass Gott der Hirte Israels ist. In der Antike wurde oft der König als Hirt seins Volkes bezeichnet.
         Wir leben in der Stadt und in einer Kultur, wo der Hirt kaum eine Rolle spielt. Noch weniger kann Hirt als "Führer" eines Volkes verstanden werden. Das Bild Jesu als "Guter Hirt" wird heute nicht für alle Christen in gleicher Form verstanden und angenommen. Manche sehen darin eine Rechtfertigung der pyramidalen Struktur der Kirche: Christus ist der gute Hirt, der Papst ist der Hirt in seinem Namen, die Bischöfe sind Hirten, die Priester sind Hirten... und letztlich sind das Volk die Schafe. S o können viele Christen dieses Bild nicht mehr verstehen.
         Ich habe persönlich im Laufe der Zeit bemerkt, dass sehr oft das Wort "Ich" im Evangelium als "Ihr, Du" verstanden werden soll. "Ich bin das Licht der Welt - Ihr seid das Licht der Welt". "Ich habe euch die Füße gewaschen - Ihr sollt einander die Füße waschen". Ja sogar die Eucharistie wäre so zu verstehen: "Tut dies zu meinem Gedächtnis" könnte bedeuten: Wie ich mich hingegeben habe, wie man Brot bricht und austeilt, so soll jeder von euch Brot sein und sich selbst für die anderen hingeben. Tut ihr das nach meinem Beispiel, "zu meinem Gedächtnis".
         Wenn es so ist, dann kann auch auch den "Guten Hirten" auch anders auslegen. Im Buch des Genesis steht: "Gott fragte Kain: 'wo ist dein Bruder?' Kain aber antwortete: 'bin ich etwa der Hüter meines Bruders?'" Die Antwort auf diese Frage des Kains ist "ja", du bist der gute Hirt deines Bruders. "Ich bin der gute Hirt" des Evangeliums soll gerade bedeuten: ihr seid füreinander gute Hirten. Die Partner sind gute Hirten füreinander, die Eltern für die Kinder, die Kinder für die Eltern, ... Seid gute Hirten füreinander, wie ich für euch der gute Hirt bin.So verstehe ich es... und mit dem kann ich viel anfangen.




    5. So der Osterzeit (C) (13.5.2001)

    Joh 14.31-35: Das ist mein Gebot: Liebt einander


         Im Johannesevangelium lesen wir:"Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt". Das ist die Folge vom Lautwort des heutigen Evangeliums: "Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander!"
         Was kann ich noch sagen? Da ist keine andere Auslegung möglich. "Liebt einander". Alle Menschen werden erkennen, dass die Christen eine besondere Liebe zueinander haben. Alle werden zu dieser Gruppe von liebenden Menschen dazugehören wollen, weil sie so lieb zueinander sind.
         Ich betone immer wieder: Das Evangelium ist nicht eine Ideologie. Das Evangelium ist nicht von einem unrealistischen Idealismus geprägt, sondern von einem ganz klaren Realismus. Nirgends steht es: Du sollst alle Menschen lieben. Das ist Ideologie. Es ist unmöglich, dass man Menschen liebt, die man nicht kennt -oder dann bedeutet Liebe nicht mehr Liebe. Ich kann nicht die Milliarde Chinesen, die ich nicht kenne, lieben. Natürlich soll ich lieb zu einem Chinesen sein, der neben mir steht. Dann ist dieser Chinese mein Nächster. Wenn er mich braucht, werde ich ihm helfen. Ich werde ihn nicht abweisen, weil er anders ist. Aber helfen ist noch nicht lieben. Ich werde diesen Chinesen lieben, wenn ich ihn schätzen lerne.
         Paulus betont immer wieder, dass die Christen mit allen Menschen in Frieden leben und lieb zu allen sein sollen, aber er spricht immer wieder von der besonderen Liebe, die die Christen untereinander haben sollen. Sie sind eine Gemeinschaft, eine Familie. Liebe ist das Leben der Gemeinschaft. In der Gesellschaft kann es etwa Respekt, Frieden, Achtung vor den anderen geben, aber kaum Liebe.
         Es wäre schön, wenn die Menschen den allgemeinen Eindruck haben könnten: Christ bedeutet "guter Mensch, lieber Mensch, Friedensstifter,..." Das ist leider oft nicht der Fall. Und die Kirche als Gemeinschaft, schaut nicht so aus, wie eine Familie, wo alle zueinander lieb sind.
          Auferstehung bedeutet eine neue Form, das Leben zu leben, indem man lernt, für die anderen da zu sein, lieb zu allen zu sein, und Gemeinschaft zu bilden, ernährt durch das Gotteswort und durch die Eucharistie in der Tischgemeinschaft.




    6. So der Osterzeit (C) (20.5.2001)
    Joh 14.23-29: Ich komme wieder zu euch zurück


         Das Johannesevangelium legt eine lange Abschiedsrede in den Mund Jesu. Sie vermittelt uns das Verständnis der Urgemeinde über die Person Jesu, die Beziehung Christi zu Gott, seine Beziehung auch zu seinen Jüngern,...
         "Wer mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen." Mystische Gedanken, die das Leben vieler Christen im Laufe der Kirchengeschichte geprägt haben. Eine Mystik, die ein Leben in Verbundenheit mit Gott bedeutet. "Mystik" sowie "Mysterium" kommen von "mühein" (Griechisch, auf Deutsch "schweigen"). Das Unaussprechbare. Ein Gefühl, das dazu da ist, um erlebt zu werden. Es ist ein unaussprechbares Gefühl, etwas, was man erlebt. Man findet keine Worte, um es auszudrücken.
         Die Mystik ist die Haltung, die viele Christen in allen Zeiten anzieht. Was bringt es denn, über Kirche zu diskutieren? Was bringt es, sich mit dem Verstand mit den Dogmen auseinanderzusetzen? Das alles bringt wenig (und vielleicht viel Frust). Besser, die Verbindung mit Gott zu suchen. Besser, in dieser Verbundenheit zu wachsen, in der Überzeugung, dass Gott uns liebt, dass er uns versteht, dass er uns immer begleitet, dass er auf uns wartet.
         Jesus will für uns den inneren Frieden.




    Himmelfahrt (C) (24.5.2001)
    Er wurde zum Himmel emporgehoben

    
    "Während er sie segnete,  veließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben"
    Noch vor dem Konzil hat die Osterzeit 40 Tage gedauert. Zu Himmelfahrt wurde
    die Osterkerze entfernt. 10 Tage danach, nach dem Bericht der Apostelgeschichte,
    wurde Pfingsten gefeiert. Das Konzil hat eine neue Zahl für die Dauer der Osterzeit
    bestimmt: 50 Tage dauert jetzt die Osterzeit.
    Haben Sie an die "Mathematik" in der Religion gedacht?
    
    1 Gott
    2 Naturen in Jesus
    3 Personen in der Dreifaltigkeit
    7 Sakramente
    7 Tage in der Woche
    10 Gebote
    12 Apostel (sowie die 12 Stämme Israels)
    40 Tage Fastenzeit
    40 Tage Osterzeit (jetzt 50)
    
    Die Mathematik...Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit der Mathematik....
    also auch mit der Religion...(Scherz)
    Eine andere Mathematik: die Kirchensteuer...Auch das macht Probleme.
    
    Eines verstehe ich nicht...
    wenn jemand die Gebote nicht erfüllt, kann er in der Kirche bleiben,
    aber, wenn jemand nicht zahlt, der wird von der Kirche ausgeschlossen,
    der ist ein "Ausgetretener", der ist jemand "ohne religiöses Bekenntnis"...
    Das verstehe ich nicht...
    
    Jesus segnete sie und verließ sie, lud sie aber ein, beisammen zu bleiben....
    bis sie den Beistand des Hl.Geistes spüren...
    Jesus lädt immer wieder zur Gemeinschaft, lädt alle zu sich ein.
    Wie kann es dann sein, dass seine Kirche eine ist, die Menschen vertreibt?
    Nicht-zahlende Mitglieder der Kirche sind trotzdem Mitglieder der Kirche
    und nicht "Ausgetretene" (ausgenommen, dass sie ausdrücklich austreten wollen)
    und "ohne religiöses Bekenntnis". Niemand, der Jesus treu sein will,
    darf diese nichtzahlenden Mitglieder der Kirche von den Sakramenten ausschließen.
    "Kommt alle zu mir, die ihr schwere Lasten zu tragen habt!".
    
    Bleibt beisammen, sagt Jesus. Spürt, dass ich bei euch alle Tage bin,
    dass der Heilige Geist euch bekräftigt und ermutigt. Erst dann werdet ihr Zeugnis ablegen.
    





    7. So der Osterzeit (C) (27.5.2001)
    Joh 17.20-26: Alle sollen eins sein


         "Alle sollen eins sein".
         In diesem langen Gebet, das das Johannesevangelium auf den Mund Jesu legt, hören wir von der Sorge der Urkirche: In der Einheit zu bleiben. Gar nicht so leicht. Jesus ist das Zentrum, die Mitte, gewesen, solange er mit seinen Aposteln und Jüngern war. Nach seinem Tod war die Sorge um die Einheit die wichtigste Sorge in der Kirche. Nicht auseinander gehen. Gemeinsam sein, Gemeinschaft bilden. Der Geist Jesu kann nur dann gegenwärtig sein, wenn die Jünger sich um die Einheit bemühen.
         "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dort bin ich mitten unter ihnen". Nicht ausenander gehen. Keinen abweisen. In Frieden miteinander leben. Alle durch die Liebe verbunden bleiben. Erst dann kann man die Anwesenheit Gottes spüren. Erst dann auch hat man Kraft, um etwas zu bewältigen. Ein Wassertropfen allein hat keine Kraft, aber die Flut kann mächtig sein. Ein Schneeflocken ist bedeutungslos, aber ein Glätscher ändert die Landschaft. Ein Korn Getreide ist nichts, aber viele Körner können Mehl genug für die Ernährung der Menschen bringen. Gemeinsam sind wir stark.
         Alle diese Gedanken haben ihre Kraft auch heute für unsere Kirche. Wer diese Einheit zerstört, der ist gegen den Willen Christi.




    PFINGSTSONNTAG (C) (3.6.2001)
    Joh 20, 19-23: Empfangt den Heiligen Geist!


          Das Evangelium des Johannes betont, dass das Kommen des Heiligen Geistes direkt auf die Auferstehung folgt. Auferstehung und das Kommen des Hl. Geistes sind untrennbar. Der auferstandene Jesus erscheint den Aposteln und bläst ihnen den Hl. Geist ein. Weil Jesus auferstanden ist, haben wir Anteil am Leben Gottes, am Hl. Geist.
          Lukas dagegen schildert in seiner Apostelgeschichte, dass das Kommen des Geistes erst fünfzig Tage nach der Auferstehung geschieht. Anders gesagt, erst nachdem die Apostel vom Auferstandenen eine lange Katechese -Belehrung- (40 Tage bis zu Himmelfahrt!) empfangen haben und nachdem sie 10 Tage, im Gebet, im Lobpreis, im Nachdenken zusammengeblieben waren, spürten sie, dass der Geist Gottes bei ihnen ist.
          Beides ist wichtig: Der Heilige Geist bedeutet das neue Leben mit Gott durch den Auferstandenen. Zum Bewusst-werden aber, dass der Hl. Geist bei uns ist, kommen wir nur, wenn wir im Glauben und im Gebet bleiben und wachsen. Die Erfahrung von Gemeinschaft war für die Apostel sicher bestimmend: "Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, dort bin ich mitten unter ihnen" - natürlich, durch den Heiligen Geist.
         In unserer St.Thekla-Kirche haben wir in der Fastenzeit/Osterzeit das Motto gehabt: "Auferstehung ist überall". Wenn Auferstehung und das Kommen des Hl. Geistes untrennbar sind, das bedeutet, dass der Geist Gottes auch überall ist. Das heißt auch: wo der Geist Gottes weht, dort ist auch Auferstehung, neus Leben, neue Freude.

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