Haberl, W. (1993): Isolation of factors directing optical or tactile protection-seeking orientation in shrews (Soricidae, Insectivora). Proceedings of the International Congress on Applied Ethology 1993, Berlin, Humboldt Univ., Abstract p. 480.
Die Leistungsfähigkeit des Spitzmausauges wurde bisher von vielen Autoren als sehr gering eingeschätzt. Dies steht jedoch in auffälligem Gegensatz zu morphologischen und physiologischen Befunden über den optischen Sinnesapparat dieser Tiere. Im Rahmen der Beuteortung werden optische, taktile, akustische und olfaktorische Reize in recht unterschiedlichem Ausmaß als wesentlich angesehen, sodaß große Uneinigkeit herrscht. Kontaktsuche und optische Leistungen wurden in insgesamt 19 Versuchssituationen an Sorex araneus, Sorex minutus, Neomys anomalus und Crocidura suaveolens untersucht. Durch Ausschalten oder Konstanthalten verschiedener Faktoren konnten die für eine schutzgerichtete Orientierung ausschlaggebenden Reize isoliert werden. Es konnte nachgewiesen werden, daß sich Spitzmäuse, wenn es nötig ist, im Raum eindeutig nach optischen Reizen telotaktisch orientieren können. Reaktionen auf hell/dunkel-Reize waren stark ausgeprägt. Die 'Thigmotaxis' ist im Vergleich zur 'Helligkeitsphobie' allerdings wesentlich stärker, obwohl sich ein Konfliktverhalten beobachten läßt. Körperkontakt mit der Umgebung ist wichtiger als ein optisches Optimum. Spitzmäuse können sich durch den Einsatz mehrerer Sinnessysteme orientieren, wobei einzelne Sinnessysteme wahrscheinlich in den Vordergrund treten, während andere "abgeschaltet" werden können, wenn sie gerade nicht wichtig sind.