Haberl, W., H. Bach (1995): Eine einfache Methode zur Vermeidung von Spitzmaus-Totfängen (Soricidae, Insectivora) in Kleinsäuger-Lebendfangstudien. (A simple method to avoid shrew mortality (Sorticidae, Insectivora) in small mammal live-trapping). Beitrag zur 69. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde, Göttingen, 24.-29. September 1995. Zeitschrift für Säugetierkunde, Sonderheft zum Band 60: 25.
Die Mortalitätsrate von Spitzmäusen liegt in bisherigen kombinierten Kleinsäuger-Fangstudien bis zu 80%. Aussagen über deren Ökologie werden damit unmöglich. Das ideale Intervall der Fallenkontrollen von 90 Minuten zum Lebendfang von Spitzmäusen erschwert die Arbeit bei großangelegten Fangstudien in unwegsamen Gelände, insbesondere in der Nacht. Spitzmäuse können zwar auch tagsüber ausreichend gefangen werden, der zusätzliche Fang der meist nachtaktiven Nagetiere, insbesondere der Muriden, erfordert jedoch auch nächtliche Kontrollgänge. Infolge unterschiedlicher Aktivitätsmuster der Kleinsäuger, können kurze Kontrollintervalle für den Fang der Rodentia störend wirken. Für einen solchen 24-Stunden-Betrieb stellt auch die Verfügbarkeit der Arbeitskräfte eine Beschränkung dar. Wir stellen eine neue Methodik mit speziell für diesen Zweck präparierten Fallen vor. Eingangsöffnungen unterschiedlicher Größe zum selektiven Fang von Spitzmäusen wurden bereits von anderen Autoren als sogenannte Òmouse-excludersÓ beschrieben. Wir schlagen vor, nicht den Zugang zu beschränken, sondern die Falle mit einer verschließbaren Öffnung zu versehen. Eine Bohrung von 10 mm Durchmesser würde gefangenen Spitzmäusen (Sorex araneus und kleiner) ein entkommen ermöglichen. Tagsüber werden die Fallen (Fluchtloch verschlossen) alle 90 Minuten kontrolliert,während sie nachts bei geöffnetem Fluchtloch für den Fang der (strapazfähigeren) Nagetiere zur Verfügung stehen. Für Spitzmäuse ist die Falle während dieser Zeit in einem inaktiven ÒVorköderzustandÓ. Leere geschlossene Fallen liefern jedoch zusätzliche Information über die Aktivität der Tiere. Spuren und Faeces bzw. die Verwendung von Farbködern können darüber hinaus eine Artbestimmung ermöglichen. Schwierigkeiten ergeben sich für den selektiven Ausschluß der größeren Spitzmausarten wie z.B.. Neomys sp. (erforderlicher Fluchtlochdurchmesser 14-17 mm), da es in diesem Bereich zu einer Überschneidung mit subadulten Microtiden und Muriden kommen kann. Dies kann jedoch auf Grund der starken Habitatbindung der Wasserspitzmäuse durch eine verstärkte Kontrolle von Fallen in der Nähe von Gewässern und in Feuchtbiotopen kompensiert werden. Die Brauchbarkeit der Methode wird durch vorläufige Ergebnisse einer großangelegten Fangstudie in einem Trockengebiet Ostösterreichs unterstützt. Eine neue Lebendfalle wird vorgestellt.