Nachwuchs, was nun? oder Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt!

Nachwuchs, was nun?Schnell kann's gehen, sehr schnell! Rattenmännchen können bereits mit 5 Wochen für Stammhalter sorgen, Weibchen brauchen dafür nur etwa 4 Wochen.

Angesichts dieser Tatsache ist es wohl jedem einleuchtend, dass Ratten mit 5 Wochen unbedingt nach Geschlechtern getrennt untergebracht werden müssen, um einer mittelschweren Katastrophe aus dem Weg zu gehen.

Rattenweibchen sind etwa alle 4 Tage für ungefähr 2 Stunden empfängnisbereit. Man kann das als Rattenhalter sehr leicht an der hüpfenden Fortbewegung und den, bei Berührungen am Hinterleib, schnell vibrierenden Ohren bemerken. In dieser Zeit wird das Weibchen von vielen verschiedenen Männchen begattet.

Viele Rattenhalter, haben beobachtet, dass Weibchen in gleichgeschlechtlichen Gruppen von Weibchen besprungen werden und immer wieder taucht die Frage auf: "Sind meine Ratten homosexuell?" Mitnichten! Allerdings ist das Bespringen durch gleichgeschlechtliche Artgenossen zum Einen ein Zeichen von Dominanz und kommt bei beiden Geschlechtern vor und zum Anderen wichtig für den Eisprung. Wird die Ratte nicht Besprungen, kann es zu erheblichen, gesundheitlichen Problemen kommen.

Leider kommt es immer wieder vor, dass die Tiere zu spät, oder gar nicht getrennt werden, viele Tierhandlungen machen nicht mal Anstalten die Ratten zu trennen und sorgen somit oft für Nachschub, oder aber auch, dass eine Ratte ausbüchst und sich dann mit einer anderen Ratte vergnügt. Das Ergebnis liegt dann etwa 20 bis 24 Tage später im Käfig und fiept zum Steinerweichen.

Aber nun einmal ganz langsam. Das Weibchen wird empfängnisbereit und verströmt einen für Männchen betörenden Geruch. Sie folgen diesem über weite Distanzen zum Weibchen. Dem Weibchen scheint es nicht wichtig zu sein, sich mit dem stärksten Männchen im Rudel zu paaren, noch wählt sie einen Partner fürs Leben. Weibchen paaren sich in diesen wenigen Stunden mit jedem Männchen das ihnen begegnet. Der Akt selbst dauert nur wenige Sekunden und wiederholt sich mehrfach. Das Männchen beschnüffelt das Weibchen zuerst am Hinterteil um zu prüfen, ob sie schon bereit ist, springt dann auf und begattet es.

Sind die Eizellen des Weibchens befruchtet worden, ändert sich in den ersten beiden Wochen im Leben des Weibchens kaum etwas. Sie zeigt keinen Nestbautrieb noch wird sie auffallend dicker. Erst in der letzten Woche beginnt sie, sich einen geeigneten Platz zur Aufzucht der Jungen zu suchen und trägt jedes noch so kleine Papierschnipsel zusammen. Sie wird nun auch immer dicker und lässt sich ungern bis gar nicht hochheben. Notfalls verteidigt sie sich auch mit Bissen. Man sollte sie nur noch in "Notfällen" hochheben, indem man eine Hand untern den Bauch schiebt und mit der zweiten Hand die Ratte an der Schwanzwurzel, niemals am Schwanz, festhält. Den von ihr gewählten Platz verteidigt sie nun gegen andere Ratten.

Etwa zwei Tage vor der Niederkunft werden ihre Brüste dicker und die Milchproduktion setzt ein. Im Allgemeinen werfen Rattenweibchen Nachts oder in den frühen Morgenstunden und es ist ein erhebendes Gefühl, wenn man ihr dabei zusehen darf.

Es ist nicht zwingen notwendig, die werdende Mutter vom Rudel zu trennen, da sich oft auch die anderen Ratten an der Aufzucht beteiligen. Sollte es aber zu bösen Auseinandersetzungen kommen, oder die anderen Ratten stibitzen die Welpen ist es ratsam die anderen Ratten oder die Mutter umzuquartieren. Schon vor der Geburt sollte man den Käfig absturzsicher gestalten, damit die Babys sich nicht verletzten können. Manche Mütter wählen das höchste Haus als ideales Nest. Entweder setzt man das Haus samt Nest auf den Boden, bleibt die Mutter aber bei ihrem Standpunkt und baut erneut ein Nest ganz oben, dann sollte man viele Hängematten aufhängen, um den Sturz der Babys zu bremsen und sie aufzufangen.

Jedes Baby wird sofort nach der Geburt geputzt. Zum Einen muss die Mutter das Nest reinhalten, damit sich keine Infektionen verbreiten können und Fressfeinde nicht angelockt werden und zum Anderen muss das Kind den Geruch seiner Mutter wahrnehmen und umgekehrt, damit sie sich später wiedererkennen. Außerdem, wer will schon für die Aufzucht sehr wertvolles Eiweiß verschwenden!

Die Geburt kann zwischen 20 Minuten bis zu einer Stunde dauern und durchschnittlich erblicken etwa 14 Rattenwelpen das Licht der Welt. Es kam aber auch schon zu Würfen von über 20 Rattenbabys. Für den Fall, dass das Weibchen eine halbe Stunde nach dem letzen Welpen immer noch sehr dick ist und die Plazenta noch nicht ausgestoßen wurde, ist höchste Alarmbereitschaft angesagt. Es könnte ein Welpen im Geburtskanal stecken geblieben sein und die Mutter könnte daran sterben. Sollte dies passieren muss man umgehend den nächsten, rattenerfahrenen Tierarzt aufsuchen. Er, und nur er, kann das Leben der Mutter noch retten.

Nachdem das letzte Baby das Licht der Welt erblickt hat und von seiner Mutter versorgt wurde, wird auch noch die Plazenta abgestoßen. Auch diese wird aus den oben genannten Gründen gefressen.

Bitte nicht wundern, wenn die Mutter sich nicht sofort um die Babys kümmert. Die Geburt war anstrengend und kraftraubend und das Weibchen muss selbst erst mal zu Kräften kommen. Im Normalfall wird die Mutter zuerst für ihr leibliches Wohl sorgen und erst nach etwa 2 Stunden die Welpen das erste Mal aufsuchen. Ab nun werden die Kleinen regelmäßig gesäugt und anschließend von der Mutter abgeleckt. Besonders viel Zeit widmet sie der Pflege und Massage des Bauchs und der Ausscheidungsorgane. Die Kleinen brauchen noch Hilfe und das Ablecken des Bauches fördert die Verdauung der Babys. Durch ihre rosa Haut kann man die Milch schimmern sehen, die sie zu sich genommen haben.

Nachwuchs, was nun?Es ist wichtig, dass man die Mutter beobachtet und die Kleinen kontrolliert. Hat jedes Baby genug Milch zu sich genommen und versorgt die Ratte den Nachwuchs regelmäßig? Es ist eine Gradwanderung, da man die Mutter auf gar keinen Fall stören soll, da sie sonst die Babys nicht mehr versorgt oder sogar tötet, allerdings sicher gehen muss, dass alles seine Richtigkeit hat. Ist die Mutter zutraulich, kann man die Zeit des Auslaufes nutzen, um einen Blick in das Nest zu riskieren und eine kurze "Bestandsaufnahme" zu machen. Man darf die Babys aber auf gar keinen Fall berühren, bevor man sich nicht die Hände in der Einstreu gewaschen hat, sonst riechen sie nicht mehr nach der Mutter und werden eventuell verstoßen oder sogar getötet. Totgeburten muss man aus dem Nest entfernen, sofern die Mutter sie nicht sofort gefressen hat. So grausam dies für uns auch klingen mag, es steckt Logik dahinter. Durch den Geruch könnten Fressfeinde angelockt werden, die Verwesung belastet den empfindlichen Organismus der Babys und Eiweiß ist kostbar.

Die Mutter ist nun in höchster Alarmbereitschaft und verteidigt ihren Nachwuchs mit größter Vehements. Ist man unvorsichtig oder zu neugierig, kann das Weibchen böse zubeißen. Selbst die liebste und verschmuste Ratte kann nun zur Kampffurie werden. Verständlich, wenn man bedenkt, dass Ratten bei vielen Raubtieren ganz oben am Speiseplan stehen.

Die Babys werden nackt, taub und blind geboren. An den Augenpupillen kann man aber schon erkennen, ob es sich um dunkeläugige oder albinotische Ratte handelt. Mehr zum Wachsen und der Entwicklung der Babys unter "Entwicklung der Rattenbabys". Hier findet man eine reich bebilderte, ausführliche Darstellung.

Man sollte der Mutter schon während der Schwangerschaft mehr und vor allem eiweiß- und kalziumreiche Nahrung zur Verfügung stellen. Sie hat nun einen höheren Energieverbrauch und die Nährstoffe und Vitamine die sie zu sich nimmt, gibt sie an die Welpen weiter. So werden diese gestärkt und entwickeln Antikörper gegen Infektionen und dergleichen.

Die Mutter wird nun die meiste Zeit bei ihren Kindern verbringen. Sie liegt auf den Kleinen und wärmt sie. Die Babys scheinen beinahe pausenlos an den Zitzen zu hängen und zu trinken. Die Mutter verständigt sich über Ultraschall mit ihren Babys, da diese Frequenz nur über kurze Strecken wahrnehmbar ist und Fressfeinde so kaum angelockt werden. Zudem sind die Babys sehr wärmeempfindlich und reagieren auf Berührungen. Wenn man einen Blick in das Nest riskiert sieht man einen lebenden Haufen. Die Kleinen liegen kreuz und quer und wechseln immer wieder die Position, so dass jedes Baby gleichermaßen gewärmt wird.

Fühlt sich die Mutter gestört, verlegt sie das Nest mit den Kleinen. So kann es vorkommen, dass die Mutter mehrmals täglich umzieht. Man sollte sehr darauf bedacht sein, die Mutter nicht zu stören, damit sie nicht die Babys verletzt oder sogar tötet. Für den Transport packt die Mutter die Kinder im Nacken. Diese verfallen in eine Starre und werden so gefahrlos transportiert.

Nach etwa 4 bis 7 Tagen sollte man beginnen die Babys in die Hand zu nehmen. Zuerst muss man seine Hände allerdings in der Einstreu waschen, damit die Kleinen nicht zu sehr nach Mensch riechen. So gewöhnen sich die Babys von klein auf an den Menschen und sind handzahm, wenn man sie vermittelt. Aber Vorsicht! Obwohl sie noch so klein und unbeholfen wirken, können sie sehr schnell krabbeln und wenn man nicht aufpasst stürzen sie von der Hand und können sich schwer verletzten. Am Besten setzt man sich hin und hält die Hände mit den Babys knapp über den Schoß. So verringert man die Gefahr für die Rattenkinder erheblich. Man muss ja auch nicht alle auf einmal in Händen halten. Es macht genauso viel Spaß, wenn man sie abwechselnd einen nach dem anderen in die Hand nimmt.

Ist man selbst aber auch nur ein wenig erkältet, sollte man davon absehen, die Babys zu berühren, da eine, für uns nicht weiter bedrohliche Erkältung, für die Rattenkinder eine ernsthafte Lebensgefahr birgt.

Mit 14 Tagen öffnen sich die Augen und die Kleinen beginnen ihre Umgebung zu erkunden. Zuerst halten sie sich in der Nähe des schützenden Nestes auf, werden doch mit zunehmenden Alter mutiger und entfernen sich immer weiter vom Nest. Die Mutter ist nun ständig damit beschäftigt ihre Kinder zu beaufsichtigen und wieder einzusammeln. Man muss nun besonders gut aufpassen und alle eventuellen Gefahrenquellen beseitigen. Es empfiehlt sich Ebenen mit kleinen Leisten auszustatten, damit die Babys nicht über den Rand fallen. Leiter mit großem Sprossenabstand sollten gegen Leitern mit geringem Abstand oder Rampen ausgetauscht werden, damit die Kinder nicht abstürzen und sich verletzten.

Die Kleinen erlernen nun die rattige Sprache und wichtige Verhaltensweisen die sie im späteren Leben brauchen. Sie machen Schaukämpfe und messen ihre Kraft, ähnlich wie junge Hunde. Zudem nehmen sie immer mehr feste Nahrung zu sich. Man kann ihnen angefangen von normalem Rattenfutter, über Haferflocken und Kolbenhirse alles anbieten, was erwachsene Ratten ebenfalls gerne fressen. Eiweiß und Kalzium, sowie Vitamine und Mineralstoffe sind für das gesunde Wachstum sehr wichtig und sollte in größeren Mengen zur Verfügung stehen. Wasser bietet man entweder in einer leicht zu bedienenden, niedrig befestigten Trinkflasche oder einer flachen Schale an. Ein Tassenuntersetzer hat sich bisher bei uns bewährt, da die Gefahr, dass die Welpen ausrutschen und ertrinken könnten, nahezu Null ist. Allerdings muss man das Wasser mehrmals täglich wechseln, da es leicht verschmutzt wird.

Die kleinen Ratten sehen im Alter von 3 Wochen noch nicht aus wie ihre erwachsenen Verwandten. Sie haben sehr große Ohren, runde Köpfe und Nasen und große Knopfaugen, ihr Fell ist flauschig weich und sie entsprechen voll und ganz dem Kindchenschema. Mit etwa 4 Wochen werden ihre Nasen spitz und der Kopf wird länger. Sie fressen mittlerweile beinahe ausschließlich feste Nahrung und werden von der Mutter entwöhnt.

Mit 5 Wochen sind sie fertige Ratten im Kleinformat. Sie haben den ersten Fellwechsel vom Babyfell zum Erwachsenenfell und Huskys bleichen somit das erste Mal aus. Sie sind nun von der Mutter entwöhnt worden und haben alles Wichtige gelernt. Nun sollte man die Buben von den Mädchen trennen und kann die Ratten vermitteln. Schon kurz nach der Geburt sollte man sich nach Abnehmern umsehen. Es ist nicht so einfach Ratten an gute Plätze zu vermitteln. Viele Rattenhalter bringen ihre Tiere immer noch zurück in den Zooladen. Davon möchte ich aber abraten! Der Verkäufer kann noch so oft beteuern, dass die Kleinen nicht verfüttert werden, doch die Realität sieht leider ganz anders aus.

Ich möchte jedem ans Herz legen seine Tiere mit einem Schutzvertrag zu vermitteln. Bei Interesse sende ich gerne den von mir verwendeten Schutzvertrag per Mail zu.