1. Behandlung:
Die Hara Diagnose ergibt: Kyo=Dickdarm, Jitsu=Herz
Ich beginne am Brustkorb zu arbeiten, gehe nach der
Armrotation und Lockerung des Schulterblattes auf den Herzmeridian über.
Der Meridian fühlt sich nicht Jitsu an, das Gewebe ist sehr weich und
tief.
Schon bei der Armrotation fällt mir auf, dass es für sie
schwierig ist, loszulassen. Auch bei der Nackenbehandlung bemerke ich,
dass sie sehr bemüht ist, mir die Sache zu erleichtern. Sie hebt den
Kopf mit eigener Kraft und dreht ihn in alle Richtungen, die ich
vorgebe, mit. Ich beschließe, mit eher statischen Stellungen zu
arbeiten, um es ihr zu erleichtern, sich zu entspannen.
In der Seitenlage lockere ich den Schulter- und Rückenbereich außerdem
behandle ich Dickdarm am Arm und Dickdarm sowie Herz am Bein. Der Rücken
ist extrem Jitsu, vor allem der Bereich zwischen den Schulterblättern.
Beim Übergang auf die andere Seite mobilisiere ich den Beckenbereich und
das Sacrum. Obwohl Frau Maier während der gesamten Behandlung nicht ganz
loslassen kann, genießt sie die Stunde sehr und fühlt sich danach
gelöster. Sie möchte in dieser Woche noch ein zweites Mal kommen.
2.Behandlung:
Frau Maier kommt emotional aufgewühlt und erzählt, dass sie
am gleichen Tag von einer möglichen Krebserkrankung ihrer direkten
Vorgesetzten erfahren hat, zu der sie auch privat ein freundschaftliches
Verhältnis hat. Sie ist sehr betroffen von dieser Möglichkeit.
Auf die Frage nach etwaigen Reaktionen auf die
vorangegangene Sitzung erwähnt sie, dass sie sich sehr frisch und wohl
gefühlt hätte, und im ganzen Körper Muskelkater gespürt hätte. Sogar ihr
übertriebener Appetit hätte sich nach dem Shiatsu verringert. Außerdem
berichtet sie über ein unangenehmes Gefühl im Sacralbereich seit der
letzten Behandlung, worauf ich beschließe, diesmal dort weniger
mobilisierend sondern eher stabilisierend zu arbeiten.
Die Hara Diagnose ergibt: Kyo=Lunge, Jitsu=Herz
Ich beginne die Arbeit mit dem Lungenmeridian am Bein in
Rückenlage, drehe Frau Maier dann auf die Seite und arbeite den Rest der
Sitzung in Seitenlage. Der Rücken ist immer noch sehr verspannt, obwohl
die Klientin bereits eine Verbesserung gegenüber der letzten Behandlung
bemerkt.
3. Behandlung:
Auch diesmal ist Frau Maier eher traurig gestimmt. Sie
erzählt, dass sich der Verdacht auf eine Krebserkrankung ihrer
Vorgesetzten in der Zwischenzeit bewahrheitet hat. Das belastet sie
sehr, zumal sie nun nach dem Ausfall ihrer Chefin noch größere
berufliche Belastungen auf sich zukommen sieht. Sie fühlt sich
angespannt und berichtet über ein unangenehmes Spannungsgefühl im Hara.
Positiv erwähnt sie, dass sich ihre Beine nach dem letzten Shiatsu so
weich angefühlt hätten.
Diesmal ergibt die Hara Diagnose: Kyo= Dickdarm, Jitsu=
Herz
Als ich anfangs am Brustkorb arbeite, beginnt sie zu
weinen. Ich erkläre, dass es gut wäre, wenn sich Spannungen nun lösen
würden und arbeite ruhig weiter. Im Laufe der Behandlung macht Frau
Maier des öfteren tiefe Atemzüge und ich merke, dass sich die
angesammelten Spannungen langsam auflösen. Der Rücken ist diesmal viel
lockerer als bei den vorigen Sitzungen. Trotzdem gelingt es ihr noch
nicht, gänzlich loszulassen und sich fallenzulassen.
4. Behandlung:
Frau Maier kommt besser gelaunt, und meint, dass ihr das
Shiatsu sehr gut tut. Sie ernährt sich bewusster und versucht nun, ihren
Kaffee-Konsum auf 3 Tassen täglich einzuschränken. Sie erwähnt wieder
Spannungsgefühle im Oberbauch, die nach der Shiatsu Behandlung letztes
Mal eine Zeitlang verschwunden waren. Ich schließe auf eine
wiedergekehrte Qi Stagnation und empfehle ihr, unterstützend
Pfefferminztee im Alltag zu trinken.
Die Hara- Diagnose ergibt diesmal: Kyo=Milz Jitsu=Herz
Ich behandle Herz an den Armen in Rückenlage, gehe dann in
die Seitenlage. Becken und Beine behandle ich nur in Seitenlage. Diesmal
kann die Klientin bei der Hüftrotation besser loslassen. Der
Rückenbereich ist etwas weicher als bei den letzten Behandlungen, obwohl
sie den Schultergürtel immer noch nicht loslassen kann.
Nach der Behandlung fühlt sie sich befreiter, erwähnt, dass
sie ab nun nur noch einmal pro Woche kommen wird.
5. Behandlung:
Frau Maier ist recht gut aufgelegt und freut sich schon auf
die Behandlung. Die Spannungsgefühle im Oberbauch sind erst vor einigen
Tagen wieder zurückgekehrt.
Auch diesmal ist der Jitsu Meridian wieder Herz, Kyo
=Lunge. Diesmal beginne ich die Behandlung mit Lungenmeridian an den
Beinen, drehe sie dann zur Seite und behandle Herz und Lunge am Arm und
den Schulter-Rückenbereich, dann auf der anderen Seite die gleiche
Abfolge. Die Verspannungen im Rücken und Schulterbereich sind noch nicht
ganz verschwunden. Während der Behandlung erwähnt Sie einmal , sie fühle
sich jetzt so weich „wie Butter“.
Auffallend ist insgesamt, dass der Herzmeridian bei allen
Sitzungen Jitsu war, während Kyo immer wieder gewechselt hat. Dies deckt
sich auch mit meiner Wahrnehmung der Klientin. Sie wirkte immer sehr
offen, fast redselig und etwas unruhig. Das Herz-Jitsu erklärt auch die
chronische Verspannung im Brustbereich, die von ventral bis dorsal bei
jeder Behandlung spürbar war.
Oft haben sich während der Behandlung dieser Zonen Gefühle
lösen können. Interessant fand ich auch die Differenzen zwischen der
Eigenwahrnehmung der Klientin, die sich beim Shiatsu ganz entspannt
erlebte, während ich sie eigentlich die ganze Zeit immer als ein
bisschen „gehalten“ empfand.
Das wiederholte Lungen und Dickdarm Kyo weist einerseits auf ihre
Schwierigkeiten loszulassen sowie auf ihre Trauer in der speziellen
Situation der Erkrankung ihrer Chefin.
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