Anhang
zurück zu den einzelnen Namen: A–D E–H I–N O–R S T–Z
Bleiburg/Pliberk:
wohl aus
*Blīd(e)burg ‘die frohe,
freundliche, liebliche Burg’ (zu mhd. blīde
ʻfroh, heiter, freundlichʼ, höfischer Burgenname), worauf auch der
alte urk. Beleg 993-1000 Livpicdorf
bzw. 1020-25 Liupickdorff hinweisen
könnte (wenn dies nicht einen mit ljubъ
‘lieb’ gebildeten sl. PN enthält wie Loibach/Libuče, → Loibach). später
volksetymologisch nach dem damaligen (heute ehemaligen) Blei-Bergbau
uminterpretiert (urk. 1228 Pliburch).
Deutsch →
Windisch
Drau/Drava: dieser Gewässername
ist in lateinisch geschriebenen Quellen als Dravus seit dem Ende des 8. Jhdts. (z.B. bei Paulus Diaconus) bezeugt, worauf auch die seit dem 15. Jhdt.
(Zeitalter des Humanismus) übliche dt. Schreibform (zunächst Drave, dann) Drau zurückgeht; dt.ma. lautete er ursprünglich Trage. Ins Sl. gelangte der Name als Drava. Der Name ist vorrömisch (*draos) und beruht auf
indogermanisch *droo- ‘Fluss(lauf)’; die
zu erwartende hochdeutsche Lautverschiebung d-
> t- ist urk. seit 878 (per fluvium Tráam) fassbar und liegt
sowohl den mittelalterlichen Schreibungen Traa,
Trâ, Traha, Traga usw. als
auch der dt.ma. Form Trå(ge) zugrunde.
Edling/Ka(j)zaze usw.: die Edlinger waren eine privilegierte
gesellschaftliche Schicht, zunächst niederer Adel, später v.a. freie Bauern auf
eigenem Land, Näheres → Kroaten.
Fürstenstein
/ Knežji kamen: Die historische
Bedeutung des Kärntner Fürstensteins ist allgemein bekannt und unumstritten; bis vor kurzem stand er in der Aula des Landesmuseums und wird
bekanntlich seit Anfang 2006 im Wappensaal des Landhauses in Klagenfurt
aufbewahrt. Es handelt sich dabei um den Basisteil einer römisch-ionischen
Säule, auf deren Sitzfläche im Mittelalter das Landeswappen eingemeißelt wurde.
Der Kärntner
Fürstenstein spielte bis zum Jahre 1414 bei der Kärntner Herzogseinsetzung die
Schlüsselrolle, und zwar sowohl in slawisch-karantanischer Zeit als auch später
im Herzogtum Kärnten. Die auf ihm durchgeführten Einsetzungszeremonien wurden
„sclavice“ (= in slawischer Sprache) bzw. „in windischer rede“ gehalten, was
den Fürstenstein in ethnischer Hinsicht sowohl für die slowenischen als auch
für die deutschen Kärntner zu einem einmaligen Symbol der Landesgeschichte
macht. Ähnliches gilt für den Herzogstuhl, wo die
Einsetzungszeremonien mit dem rechtlichen Akt der Lehensvergabe, der
Rechtsprechung und der Huldigung abgeschlossen wurden. Beide Denkmäler gehören
zu den ältesten auf österreichischem Boden überhaupt und symbolisieren somit das
Jahrhunderte lange (meist friedliche) Zusammenleben der deutschen und slowenischen
Kärntner wie kein anderes. Der slowenische Bezug zur Herzogseinsetzung ist heute
noch im Ortsnamen Blasendorf, dem
Wohnsitz des „Herzogbauern“, der bei der Zeremonie am Fürstenstein eine
bedeutende Rolle spielte, erkennbar, enthält doch dieser Name ein altes
slowenisches Wort für ‘Richter, Verwalter oder Edling’ – Hinweis auf die
Verschränkung beider Sprachen in Kärnten seit Anbeginn: Blasendorf/Blažnja vas ist das ‘Dorf des blag, des Richters, Verwalters oder
Edlings’. Dieser Ort war der Sitz des „Herzogbauern“, der bei der Zeremonie
der Herzogseinsetzung auf dem Zollfeld beim Fürstenstein als Repräsentant des
Volkes auftrat; in der Nähe liegt Atschalas/Kočelez(e) – wohl aus sl. *koseži laz ‘Edlingsrodung’ (sl. *kosez,
kazaz usw. ‘Edling’). In der Untersteiermark
gab es ein zweites Blasendorf (so
urk. 1440, ab 1450 Ambtmanstorff,
d.i. ‘Dorf des Amtmannes’; das Wort Amtmann,
in der Schweiz Ammann, entspricht in
seiner Bedeutung dem sl. blag), heute
Gojkova. An diese Zeremonien erinnert
auch der Ortsname Rotheis.
Gail / Zilja~(Zila †): urk. 1150 apud Gile,
1180 Gilam; zu indogermanisch *ghoilo- ‘aufschäumend, heftig’, etwa
‘überschäumender Fluss’, althochdeutsch Gîla,
früh entlehnt, noch bevor frühsl. *Gil’a
(< rom. *Gẹlia, italienisch
urk. Zeglia) zu sl. Zilja geworden war.
Großglockner: höchster Berg Österreichs (3.798 m), oft „der
König“ genannt; östlich vorgelagert, durch die Obere Glocknerscharte (3.766 m) getrennt, liegt der Kleinglockner (3.783 m), mundartlich und
umgangssprachlich meist nur der Glockner genannt. Erstnennung beim
Kartographen Wolfgang Lazius (1562) Glocknerer,
die erste urkundliche Erwähnung des Bergnamens als Glogger stammt
aus dem Jahr 1583 in einer Grenzbeschreibung des Gerichtes von Kals; im 16./17.
Jhdt. Glogger neben Gloggner, später auf Karten Glöckner
Mons und Glöckelberg, auch Glockner
Berg; der Zusatz Groß-
erst seit den Berichten von der ersten Glocknerexpedition von 1799 belegt. – Nach E. Kranzmayer so benannt entweder wegen seiner
Ähnlichkeit mit einem Glockenturm (romanischen Stiles) oder wegen seiner
glockenähnlichen Form, die früher (zur Zeit des Höhepunktes der Vergletscherung)
wohl ausgeprägter war als heute (ähnliche Namen auch im Arlberggebiet [Glogger] und in der Granatspitzgruppe [Glockenkogel]). Dieser Ansicht
widerspricht K. Finsterwalder zwar nicht, aber er weist darauf hin, dass mit Gloggner das Glocken tragende Rind und
Schaf auf den Almen bezeichnet wurde (dazu die beiden mundartlichen Bezeichnungen
gloggêb ‘Leithammel/-schaf’, gloggnkue ‘Leitkuh’ im Wörterbuch von J.
Schatz), nicht aber ein Glockenturm. Daher sei eher von Glogger in der Bedeutung ‘Eisglocke’ auszugehen. – Ein oft
vermuteter Zusammenhang mit dem mundartlichen Wort klocken ‘klopfen, hämmern, pochen’ ist aus lautlichen Gründen
unwahrscheinlich, sonst müssten die ältesten Belege Klock- o.ä. lauten. Denkbar wäre aber (nach P. Anreiter) die
Umdeutung eines Hofnamens Klock(n)er ʻPocherʼ zu Glockner wie im Namen des Glockenkarkopfes (in der
Venedigergruppe, Salzburg). – Im 19. Jhdt. entsteht die
italienische Bezeichnung Campanile
(eine Übersetzung, heute kaum noch üblich) sowie die slowenische Klek (neben Zvonar, das [nach F. Bezlaj] ebenfalls eine gelehrte Übersetzung
ist). Da Klek (exakt Veliki Klek) eine gewisse lautliche Nähe
zu Glockner hat und darüber hinaus in
der slowenischen Bergnamengebung vorkommt, ist auch eine slawische Herkunft
des Namens erwogen worden. Klek hat
entweder die Bedeutung ‘Versammlungsort der Zauberinnen, Hexenplatz’ (so F.
Bezlaj), wäre also im Volksaberglauben begründet (vgl. in der Venedigergruppe
den Namen Glexenköpfe, unweit davon
liegen die Hexenköpfe) ist an
slowenisch klek ‘Versammlungsort der
Hexen’ zu denken.) oder ist eine Variante zu kleč ‘Klippe’ (so R. Badjura).
Hundsdorf / Podsinja vas~(Psinja vas †) und Hundsdorf / Pesje: zu
sl. pes ‘Hund’ (als PN); urk. 1220 als Hundesdorf
belegt ‘Dorf eines Mannes namens Hund’, wie auch Hundsdorf/Pesje (bei
Völkermarkt) sowie Pisweg und Psein (bei Gurk). Bei den frühmittelalterlichen Slawen im alpinen
Raum kamen Tiernamen als Personennamen sehr häufig vor wie z.B. auch jelenъ ‘Hirsch’ und medvědь ‘Bär’, daher
ist es denkbar, dass auch sl. pes (< pьsь) ‘Hund’
als Personenname vorkam (wie dies auch im Deutschen belegt ist).
Wahrscheinlicher ist es aber, dass Hund
hier mit dem ähnlich klingenden althochdeutschen Wort hunto ʿHauptmannʾ, mittelhochdeutsch hunde, hunne ʿZentenar (centenarius, Vorsteher einer Zent [Bezirk einer Grafschaft]), Unter-Richterʾ,
auch ʿGerichtsboteʾ verwechselt wurde und dieses auf Grund des
Gleichklangs im Slowenischen mit pes
wiedergegeben wurde. – So sind auch einige weitere Ortsnamen →
Hundsdorf/Pesje und →
Hundsdorf
(bei
Friesach) sowie → Pisweg u. →
Psein
zu
erklären. Insgesamt kommt der
Siedlungsname Hundsdorf in Österreich
17× vor. – Die heute amtlich gewordene Schreibung Podsinja vas (‘Dorf unter Sinach/Sine bzw. dem Sinacher Gupf’, so erstmals im Spezial-Ortsrepertorium nach der Volkszählung
1910 [erschienen 1918]) ist eine sekundäre
Umdeutung von Psinja vas~ves (1860
schrieb man Psinjaves, Psinja vas auch im Atlas Slovenije
1985).
-ing-Namen: Bei
den Kärntner Namen auf -ing ist zu
unterscheiden zwischen „echten“ (also bairischen) -ing-Namen (z.B. → Wieting)
und sekundären -ing-Namen (der
weitaus häufiger Fall). Bei letzteren ist eine slawische Endung durch -ing ersetzt ersetzt worden, z.B. →
Tigring oder → Treffling. Dies kommt auch bei Gewässernamen vor,
z.B. → Gössering. Dieser
Namentypus enthält das im Bairischen sehr produktive und daher weit verbreitete
Wortbildungselement -ing (auch -ingen) und bezeichnet meist die Zugehörigkeit zum vorhergehenden
Wortteil; dieser kann ein PN (z.B. → Siebending), aber auch eine
topographische Bezeichnung (z.B. → Dalling)
sein. Es ist gemeindeutsch und auch in anderen germanischen
Sprachen verbreitet.
Jaun- / Jun- in Jauntal/Podjuna usw. geht einerseits auf den nach einer keltischen Gottheit
benannten römischen Ort Juenna, Jovenna zurück und ist erstmals urk. um
995-1005 als Iûnotal bezeugt; sl. Podjuna ist die Bezeichnung sowohl für
die Ortschaft Jaunstein als auch für
das Jauntal; andererseits kann Jaun- ursprünglich auch ein Gewässername
gewesen sein, der auf einem indogermanisch-voreinzelsprachlichen *uenā (‘mit Sand, Kies usw. durchmischtes
Wasser’, zur Wurzel *e- ‘vermengen’ beruht – ähnlich
wie bei Iuvavum, dem lateinischen
Namen von Salzburg). Beide
Erklärungen sind möglich, wobei die lautliche Ähnlichkeit wohl eine Rolle
gespielt hat.
Karawanken/Karavanke: gelehrter Herkunft aus
der Zeit des Humanismus auf Grund von Ptolomäus’ Καρουαγκας /karuankas/, einer
vorkeltischen Sprachschicht zuzuordnen, etwa *kar--ank- ‘mit Felsen, Steinen versehen’
(zu *kar-- ‘Stein, Fels’), aber von
den Kelten später mit keltisch karvos ‘Hirsch’
volksetymologisch in Zusammenhang gebracht und daher zu ‘Hirschberg(e)’
umgedeutet – vergleichbar die sl. Benennung Košuta
‘Hirschkuh’ für den zentralen Teil der Karawanken. Auf einer anderen
Ableitung von der gleichen Wurzel beruht der Name des Bundeslandes Kärnten (→ Karnburg). – In beiden Sprachen auch Krainberge oder Krainer Berge, sl. Kranjske
gore, genannt. – Eine weitere alte sl.ma. Bezeichnung für die Karawanken
ist Kome, zum ma. Bergappellativ kom, kum, wohl vorslaw. Herkunft
(wahrscheinlich von rom. culmen ‘Gipfel’,
möglicherweise auch aus gemeinslaw. komъ ‘Steile; Klumpen’); dazu auch sl.ma. Kum (→ Mittagskogel),
Kömmel, Kömmelgupf und Komnica
‘Ferlacher Spitze’.
Karnbúrg / Krnski Grad: Der Name des Haufendorfes am westlichen Rande des
Zollfeldes nördlich von Klagenfurt am Fuße des Ulrichsberges ist mit dem Namen
des Bundeslandes Kärnten aufs engste
verbunden, denn hier (in unmittelbarer Nachbarschaft des antiken Virunum) lag im 7./8. Jhdt. das Zentrum
des slowenischen Karantanien. An
diesem Ort wurde dann im 9. Jhdt. eine karolingische Pfalz errichtet, als deren
Rest die Kirche zu betrachten ist. In der Nähe stand auch der jetzt im Landhaus
aufbewahrte „Kärntner Fürstenstein“ (→ Fürstenstein), der bei der Einsetzung der Kärntner Herzöge eine
wichtige Rolle spielte. Urk. ist diese Örtlichkeit 888 Carentano, curtem Corontanam,
927 in civitate Carantana usw.
bezeugt. Der Name geht auf ein keltisches Wort für ‘Stein, Fels’, etwa *karant-, zurück. Der Wortstamm *kar- (entweder
zu indogermanisch *kar- ‘hart’,
gotisch hardus oder zu [bzw. gekreuzt
mit] *k’er(ə)-/*k’or(ə)- ‘Oberstes
am Körper’ > ‘Kopf, Horn, gehörntes Tier; Gipfel’ mit zahlreichen
Ableitungen und Varianten, dazu u.a. keltisch karvos ‘Hirsch’, lateinisch cervus
‘Hirsch’, cerva ‘Hirschkuh’, sl. krava ‘Kuh’, lateinisch cornu und dt. Horn usw.) kommt in unserer Region (mit der Bedeutung ‘Fels,
felsige Gegend usw.’) mehrmals vor, z.B. italienisch Carnia, sl. Kranj (< *karń-) usw. (ähnlich auch der neuzeitliche [nach Ptolomäus geprägte] Gebirgsname → Karawanken), daher ist der Mons carentanus (983 in monte Carentano, bis ca. 1500 Karnberg genannt, heute) ‘Ulrichsberg’
mit seinem markanten felsigen Gipfel als ‘Steinberg’ zu interpretieren; an seinem
Fuße (am Rande des Zollfeldes) auf einem kleinen felsigen Plateau lag die *Charantapurch ‘Kärntenburg’ > urk.
1201 Chaerenpurch > Karnbúrg (> sl.ma. Karempúrg; im 19. Jhdt. von Urban Jarnik
übersetzt als Koroški grad), nicht zu
verwechseln mit dem kleinen Weiler Karnbérg
nördlich des Ulrichsberges, der dessen alten Namen fortsetzt. – Diesen
Formen liegt also ein keltisches *karant-
‘Felsen’ zu Grunde, das über sl. *korǫt- + -ьsk- im Sl. Koroška ‘Kärnten’ usw. ergab (so schon
bei Gutsmann 1789 neben Koratan = Korotan).
Karner dt. ma. (alt) für ʻKärntnerʼ, abgeleitet von Karn- in → Karnburg bzw. -berg.
Kärnten/Koroška (auch
Koroško, †Korotan): eigentlich Adjektiv, altsl. *korǫtьskъ ‘kärntnerisch’ (→ Karnburg).
Klagenfurt/Celovec: Die östlich vom Wörthersee an der Glan gelegene
Kärntner Landeshauptstadt (seit dem 16. Jhdt.) wird erstmals in einer Urkunde
am Ende des 12. Jhdts. genannt: 1192-1199 mutam
in foro Chlagenuurt remittimus. Diese Nennung bezieht sich auf einen Markt
im Gebiet des heutigen Spitalberges am nördlichen Ufer der Glan (gegründet von
Herzog Hermann von Spanheim). Archäologische Funde lassen auf eine Besiedlung
dieses Gebietes bis in die vorrömische (La-Tène-) Zeit schließen. Das
Wahrzeichen der Stadt (seit 1252) ist der Lindwurm (urk. 1287 im
Stadtsiegel); Herzog Bernhard
(1202-1256) gründete südlich der Glan eine neue, befestigte Siedlung mit Burg.
Nach dem Brand von 1514 Schenkung der zerstörten Stadt durch Kaiser Maximilian
an die Landstände; die „ständische Stadt“ (bis 1848/49) – ein Sonderfall in der
deutschen Verfassungsgeschichte – wird 1518 (anstelle von St. Veit an der Glan)
Landeshauptstadt und Regierungssitz. Die Stadt entwickelte sich an einer Furt
über die Glan und das sich im Süden
anschließende Sumpfgebiet zwischen Glan und Glanfurt. Über diese Furt führte
schon in der Römerzeit eine Straße von Virunum (auf dem Zollfeld nördlich der
Stadt) über den Loiblpass nach Emona (heute Laibach / Ljubljana). Der Schlüssel
zur Erklärung des Namens liegt in seiner sl. Entsprechung Celovec (urk. 1615 V Zelovzi,
Lokativ); die zahlreichen ma. Varianten (Cve-,
Cvilowc usw.) weisen auf eine sl.
Ausgangsform *cviľovьcь bzw.
altsl. *Cviljovec, die lautlich auf
ein romanisches *l’aquiliu (mit
Artikel) ‘Ort, Platz am bzw. mit Wasser’ zurückgeführt werden kann. Die
romanische Ausgangsform wurde zunächst zu *la
quiliu umgeformt und ohne Artikel ins Sl. als *kviľŭ entlehnt, woraus *cviľь entstand, das schließlich mit dem in Ortsnamen
nicht seltenen Wortbildungselement -ovьcь
(> sl. -ovec) erweitert wurde und schließlich frühsl. *Cviljovec ergab. Da sl. cvilja
(zufällig) ‘(Weh-) Klage, Gejammer usw.’ bedeutet, wurde dies ins Dt. mit
‘Klage’ übersetzt und es entstand die der Lage des Ortes entsprechende dt.
Bezeichnung Klagenfurt, wobei die
mythologische Figur der ‘Klage’ an der unfallträchtigen Furt volksetymologisch
sicher eine große Rolle gespielt hat. – Näheres hier.
Kolbnitz (Hauptort der Gem. Reißeck): das Haufendorf im
unteren Mölltal (Oberkolbnitz am
östlichen Abhang des Danielsberges u. Unterkolbnitz
mit der spätgotischen Pfarrkirche St. Jakob d.Ä.) wird urk. um 1120 als Cholomunzi, 1126 als Cholmuncze u. (Kopie 1620) Cholmunche (sowie u.a. 1121 Colominze, 1254 Cholemz) genannt.
Der an den Ort grenzende Danielsberg ist
altes Siedlungsgebiet (urgeschichtliche Funde, vorchristliche Kultstätte), von
dem aus der Name (ma. Kolmitz)
ausgegangen ist. Das voreinzelsprachliche Etymon (es kommt in Mitteleuropa
mehrmals vor, z.B. Kollmitzberg in
Niederösterreich, Kallmünz u. Kellmünz in Bayern usw., vgl. auch Kulmitzen bei Straßburg u. Kulmitz bei → Hochosterwitz sowie Kollnitz bei
St. Paul i.L.) ist ein Kompositum aus indogermanisch *kel-/*kol- ‘hoch, ragen’ und *mṇ-t-/*monii̯o- ‘Berg, Gebirge’ mit der Bedeutung (etwa)
‘emporragender Berg’. Später im Auslaut an die zahlreichen auf -itz endenden Namen slawischen Ursprungs
angeglichen.
Kroaten (und
Kroatengau): Gegen Ende der Völkerwanderungszeit kamen die
Vorfahren der heutigen Slowenen, die Alpenslawen,
mit einer (türksprachigen) awarischen Oberschicht ins Land. Awarische Relikte
sind z.B. slowenisch kazaz (*kosez) ‘Edling’ (die Edlinger
waren eine privilegierte gesellschaftliche Schicht, zunächst niederer Adel,
später v.a. freie Bauern auf eigenem Land), daher heißen die Edling genannten Kärntner Ortschaften im
Slowenischen Kazaze, Kajzaze usw.) und ban, ein Fürstentitel, der als mittellateinisch banus und in den Ortsnamen Faning (slowenisch Baniče, Gem. Moosburg), Pfannsdorf
(slowenisch Banja vas, Gem.
Sittersdorf) u. Fohnsdorf (in der
Steiermark) weiterlebt, und zwar in den sogenannten „Kroatengauen“, von denen
erstmals jener um das Kärntner Glantal
954 als pagus Chrouuati genannt wird.
Bei diesen Kroatengauen handelt es sich ursprünglich um halbkreisförmig um
einen zentralen Punkt (in unserem Fall um Faning,
urkundlich 1053 Vaniccha < *Banik’e ‘Ort
eines ban, eines awarischen Fürsten’)
angeordnete Wehrsiedlungen und somit um einen der ältesten Zeugen
alpenslawischer bzw. karantanischer Siedlungsnamengebung. Diese Siedlungen
repräsentieren v.a. den slowenischen Namenstyp auf -iče (→ Erklärungen sub 4 T1), jeder 20. Kärntner Siedlungsname (oder 5%) gehört hierher.
Ferner ist festzuhalten, dass dieser Typus nur in jenen Gebieten vorkommt, die vor 1200
besiedelt worden sind – ein Hinweis darauf, dass in jenen Gegenden, in denen -iče vorkommt, die slowenische
Besiedlung spätestens im 12. Jhdt. erfolgt sein muss. Damit stimmt auch die
Verbreitung dieses Typus in den „Kroatengauen“ überein. Unter diesen Kroaten ist nicht das heutige slawische
Volk zu verstehen, sondern eine Art Kriegerkaste ursprünglich awarischer
Abstammung unter den Alpenslawen. Der Name Kroaten
beruht auf frühslawisch *Chъrvate
(Plural zu *Chъrvatinъ),
seine Herkunft ist umstritten, nach dem
byzantinischen Historiographen Porphyrogennetos heißen
sie deshalb so ‘weil sie viel Land besitzen’ – leider ohne nähere Angaben.
*maločep- in den sl.
Siedlungsnamen Malčape (Čepiče) / Zapfendorf (1254 Zapfendorf, 1570 Mallzepf) u. Malčape / Kleinzapfen (1267/68 Maltschach,
1430 Malzschach, 1578 Kleinzapfen): Herkunft
umstritten, im Detail unklar, z.T. ‘höher gelegene ebene Fläche, höher
gelegenes Grundstück’, wahrscheinlich < romanisch mal ‘Berg’ (Substratwort) +
campus ‘Feld’, z.T. ‘Grenzberg’ < romanisch mal ‘Berg’ + cippus
‘Grenzstein, Pfahl’. Später wurden mal-
und čep zu sl. Wörtern mit der
Bedeutung ‘klein’ bzw. ‘Zapfen’ uminterpretiert und es entstanden die dt.
„Übersetzungen“ Zapfendorf und Kleinzapfen. Dazu auch Maltschach (1303 Malzic,
1422 Maletschenppach, 1399-1409 Malaschempe, 1432 Maltschik, -g), Mailsberg (urk. 979 Malmosic,
1268 Malspech, 1303 Meuswerch, 1399-1409 Malaschempe, 1348 Malspechen), Meilsberg (urk.
1358 Mälspechen), Malpitsch (1404 Malapitsch) und Matschenbloch (1106 Malotsemplach) und wohl
auch Čepiče / Tschepitschach,
weiters Maltschach (Steiermark) und Zompitta, Zompicchia (Friaul). Manche
urk. Belege weisen (wegen des Nasals) eher auf romanisch campus, z.B. 1422 Maletschenppach
(Maltschach) oder 1106 Malotsemplach
(Matschenbloch), andere nicht wie 1404 Malapitsch
(Malpitsch), 979 Malmosic (Mailsberg)
oder 1570 Mallzepf (Zapfendorf).
Daher muss eine endgültige Deutung dieses nur in einem begrenzten Raum
vorkommenden Wortes derzeit offen bleiben. – Weitere Deutungsmöglichkeiten:
etwa ‘wenig (also nicht ständig) bewohnte Siedlung’ (zu sl. malo ‘klein’ + čepeti ‘hocken’); germanisch/althochdeutsch *ma(h)lakimp- ‘Gerichtsstein’ (so
Kranzmayer Ortsnamenbuch I 56-58 u. II 150). Näheres dazu → H.D. Pohl in: Peter Anreiter – Ivo Hajnal – Manfred Kienpointner
(Hg.), In simplicitate complexitas. Festgabe für Barbara Stefan zum 70.
Geburtstag, Innsbruck-Wien, PraesensVerlag 2012, 319ff. (Studia
Interdisciplinaria Aenipontana, Bd. 17).
Maria Saal / Gospa sveta (ma. Gosposvete) und Zollfeld / Gosposvetsko polje (ma. Svete, Svatne): die sl.
Bezeichnung des Ortes bedeutet eigentlich ‘heilige Frau’, die des Zollfeldes ‘Maria Saaler Feld’. Der
Markt (Markterhebung 1930) und Wallfahrtsort im südöstlichen Zollfeld nächst
dem antiken Virunum wird gemäß seiner
landesgeschichtlichen Bedeutung schon sehr früh urk. erwähnt: 860 ad Carantanam ecclesiam sanctae Mariae,
ähnlich schon im 8. Jhdt. in der „Conversio“. Das heutige zweite Glied des
Namens ist seit dem 11. Jhdt. fassbar: 1060-64 ad sanctam Mariam in loco qui dicitur in Zol, in lateinisch geschriebenen Quellen
wiederholt Maria in Solio, de Solio, ad Solium usw., die Ortschaft hieß 11.-16. Jhdt. Zoll, seit 15. Jhdt. auch Maria im Saale. Die Namen (Maria) Saal und Zoll-feld sind Varianten ein und desselben
Ausgangswortes: rom. *sala, aus dem Substrat, zu indogermanisch *sal- ‘Fluss’ (wie Saale, Saalbach usw.),
das einerseits dt. Saal, andererseits
altsl. *sol- (> dt. Zoll) ergab. Diese Doppelheit wiederholt
sich im nördlich gelegenen Weiler Raggasaal
(urk. 980 Racozolach, 1371 Rakasal). *sala dürfte der alte Name der Glan im Zollfeld sein; alte Sagen
wissen von einer untergegangen Stadt Sala
auf dem Zollfeld zu berichten (gemeint ist damit das alte Virunum). Die Nähe des „Herzogsstuhls“
auf dem Zollfeld ließ die lat. Bezeichnung Solium
(Anlehnung an solium ‘Sitz,
Thron’) entstehen.
Nötsch/čajna: der Name des südlich vom Dobratsch (Villacher Alpe) gelegenen
Ortes ist aus dem gleichnamigen Gewässernamen hervorgegangen, der 1253 als Nezzach,
1522 in der Netschach urk. bezeugt
ist. Die ma. Bezeichnung ist Netsch,
sl. Čajna. Bei diesem Namen
handelt es sich wahrscheinlich um einen Gewässernamen indogermanischer
Herkunft, zusammengesetzt aus Netze (<
indogermanisch *nodī- ‘(netzender) Fluss’) und dem Gattungswort althochdeutsch
aha ‘Ache, Bach, Fluss’. Die sl.
Bezeichnung bedeutet ‘dunstiger Bach, Rauchbach’ (vgl. den ebenfalls an der
Nötsch gelegenen Nachbarort Saak, sl.
Čače, zu sl. čad ‘Dunst,
Rauch’, urk. 1238-61 Sacch, 1371 Saek; zugrunde liegt der Einwohnername
sl. *Čadiče < altsl. *Čadik’e). Es ist auch vermutet worden, dass sl. Čajna auf dem sl. PN Nečaj
beruht; in diesem Fall könnte auch dt. Nötsch
auf Grund der urk. Belege als Lokativ Plural *Nečajachъ zum Einwohnernamen *Nečaje
betrachtet werden. Da jedoch in der Regel der Gewässername primär ist und ein
PN als Name eines größeren Gewässers ungewöhnlich ist, erweist sich letztere
Deutung als wenig wahrscheinlich; ferner sind ein altes dt. Netschach und ein sl. Čajna lautlich und morphologisch
nur sehr schwer unter einer gemeinsamen Ausgangsform zu vereinen.
Oberdrauburg: urk. 1240 Traburch. Dieser Name (ma. Tråwurg
u. Drauwurg) ist zunächst als
‘Burg an der Drau’ (zu althochdeutsch burg
‘Burg, Stadt, Stätte’ u. zum Gewässernamen → Drau) zu erklären, wozu allerdings nicht die verbreitete alte mundartliche Form Tråbrig sowie die furlanische
Bezeichnung Trabrec passen. Diese
scheint auf eine alte keltische Bezeichnung *Dravobriga (d.i. Drau +
keltisch brig- ‘Anhöhe, hochgelegener
Ort; [auch] Festung’) zurückzugehen. Daher dürfte Drauburg in Oberdrauburg
eine schon im Mittelalter erfolgte volksetymologische Umformung eines älteren *Trabrig sein. – Die beiden
Marktgemeinden Ober- und Unterdrauburg (letzteres seit 1918 zu
Jugoslawien bzw. Slowenien) markierten die (durch viele Jahrhunderte) westliche u. östliche Kärntner
Landesgrenze an der Drau.
Pasterze: Dieser Name ist aus dem Sagengut erklärbar (s.u.).
Auszugehen ist von sl. pastír ‘Hirt’
(auch in dt.ma. Pasteier ‘kleine
Almhütte’, Liesertal, enthalten), etwa *pastirica
‘Hirtengegend, Weidegebiet’, verbunden mit der Vorstellung, dass
unter dem Gletscher einst ein üppiges Almgebiet lag, was für den unteren
Bereich sehr wahrscheinlich ist. Vor 500 Jahren erlebten unsere
Vorfahren das genaue Gegenteil des heutigen Rückzuges der Vergletscherung: den
Gletschervorstoß. Noch im Jahre 1554 wird urkundlich eine wise … in der Pasterze, also eine ‘Wiese’ in diesem Gebiet genannt;
darunter lag die damals schon magere Etze,
heute → Margaritze, also karges
Weideland, darüber die damals wohl üppigere Pasterze,
welches Wort ja ‘Weidegebiet’ bedeutet, was sie damals offensichtlich (noch)
war. Heute – nach dem vor uns als katastrophal erlebten Rückzug des Gletschers
– ist dort alles (fast) „Wüste“ und wie schnell die Natur die Vegetation
zurückholen wird, kann ich nicht beurteilen. Auch viele andere Namen weisen auf
ehemalige (später vergletscherte) Weidegebiete hin, so auch die Übergossene Alm in Salzburg und im
Zusammenhang damit viele Sagen, die also nicht nur auf volkstümlichen
Vorstellungen beruhen, sondern vielfach einen wahren Kern haben.
Rosegg/Rožek (und Rosental/Rož
sowie Rasburg): urk. 1106, 1169 und 1171 Rasek; Name von der Burg (Ruine Altrosegg, urk. 1239) < Rasa + Egg ‘Bergspitze, -gipfel’ (typisches Appellativ in
Burgennamen); Rasa (urk. 9. Jhdt.) ist rom. Herkunft (aus dem Substrat) und
bedeutet etwa ‘Landschaft um den Bach oder Fluss’, zu rom. *rosa, *ross ‘Gletscher, Wildbach, Erdrutsch’ (z.B. in Schweizer Namen wie
Arosa, Monte Rosa, Roseg usw.).
Davon auch der Talname Rosental (seit
12. Jhdt., sl. Rož), Rosenbach (sl. Podrožca)
und die Rosenbacher Alm (sl. Rožca < Rož-ščica) sowie → Rasburg,
alte Burg (heute Ruine, urk. 876-80 Rasa) westlich von Rosenbach. – Die
Herkunft von rom. *rosa usw. ist
nicht ganz klar, möglicherweise keltisch oder vorkeltisch *ragi̯o- ‘Gegend um einen Fluss oder Bach’ (zur indogermanischen Wurzel
*reĝ- ʻfeucht, bewässern,
Regenʼ).
Sattnitz /
Sotnica~Jezernica~Gure: Als Siedlungsname heute außer
Gebrauch, dieser wurde vom Gebirgsnamen Sattnitz
auf die Siedlung übertragen. Dieser
wiederum ist vom alten Weg von St. Ruprecht über Maria Rain nach
Kirschentheuer (bei Ferlach) ausgegangen, der sl.ma. Sotnica hieß und auf sl.ma. sot ‘Gebirgsweg’ beruht. Der Höhenzug der Sattnitz wird heute im Sl. Gure (ma. Plural zu gora ‘Berg’) genannt. Der Name Sattnitz
wurde auch auf den Fluss, der amtlich → Glanfurt heißt, übertragen, im Sl. heute
meist Jezernica ‘Seebach’ (er ist ja
der Wörthersee-Abfluss), ma. auch Sotnica.
Die Glanfurt ist urk. vom 12.-16.
Jahrhundert als Lanquart überliefert
und erst später zu Glanfurt umgeformt
worden; der Name ist keltischer Herkunft und bedeutet ‘Krummbach’, sl.ma. wurde
daraus łank(a)rt.
Slovenji/-a/-e in Ortsnamen entspricht dem dt. → Windisch.
Tauern (Plural, Einzahl: der Tauern): Gebirgsgruppe in
den Zentralalpen (Hohe Tauern, Niedere Tauern in den
Bundesländern Tirol, Salzburg, Kärnten u. Steiermark), aus altem tûr-
entstanden. Es gibt – etymologisch u. auch semantisch gesehen – zwei Tauern-Bezeichnungen:
Tauern I u. Tauern II.
Tauern I: ‘Gebirge; Pass, für den Viehtrieb geeigneter Gebirgsübergang’;
heute in der Geographie Sammelbegriff für einen Teil der Zentralalpen. Über
einige Tauern genannte Bergübergänge führten von alters her wichtige
Handelsrouten, auf denen mit Saumtieren und Schleifwagen von den „Säumern“
(mundartlich Samer) Güter befördert
wurden. Ursprüngliche Bedeutung ‘Berg’ (Substratwort, vorrömisch bzw. romanisch
*taur- ‘Berg’), erst später ‘Pass’. Wenn auch in den Ostalpen besonders
häufig, ist dieses Appellativ in ganz Südwesteuropa und im mediterranen Bereich
bis nach Kleinasien verbreitet. Abseits vom Kernbereich kommt es in Österreich
u.a. am Plansee bei Reutte, als Ober- und Untertauern bei
Kitzbühel (beide Tirol) und in Bayern am Samerberg (1369 auf dem Tauern)
vor. Ins Slowenische ist Tauern I als Ture (Plural) gelangt und
liegt den beiden geographischen Bezeichnungen Visoke ‘Hohe’ u. Nizke Ture ‘Niedere Tauern’ zu Grunde. Dieses
Appellativ ist jedoch von Tauern II
nicht klar zu trennen.
Tauern II: Dieses beruht auf dem gemeinslawischen Wort
tur- ‘Bodenschwellung, ableitiger
Hügel’ (neben anderen Bedeutungen),
das im Slowenischen in Namen wie turje
mit der Bedeutung ‘stark ableitiger Hügel’ erscheint. Dieses liegt nun dem
Namen (Ossiacher) Tauern, slowenisch (Osojske) Turje (Ossiacher
Tauern heißt die Gegend, Tauern die Siedlung), und dem Turia-Wald, slowenisch Turje
zu Grunde, beide in Unterkärnten außerhalb
des „eigentlichen“ Tauerngebietes.
Der Turia-Wald ist durch den
Hofnamen ad Tauru, ad Taurn in Albersdorf bei Schiefling am
Wörthersee bereits sehr früh belegt (9. Jhdt.), auch der Ossiacher Tauern ist
schon seit dem 12. Jhdt. urkundlich bezeugt. Dazu kommt noch die einen abgekommenen Bergnamen
enthaltende slowenische Benennung Pod
Turjo (wörtlich ‘unter dem Tauern’) für Neuhaus
an der Gail. – Slawisch turъ bedeutet auch ‘Auerochse’,
verwandt mit indogermanisch *tauros
‘Stier’, was bezüglich der hier behandelten Oronyme Tauern I und II wohl fernbleibt, denn die so bezeichneten Objekte
entsprechen meist nicht dem Lebensraum dieses Wildrindes.
Teurnia (später auch Tiburnia)
war eine der größten Städte im alten Noricum. Die Ruinen des antiken Teurnia
befinden sich auf dem → Lurnfeld
am Holzerberg im Ortsteil St. Peter in Holz der Gem. → Lendorf, vier Kilometer westlich von →
Spittal an der Drau. Teurnia war
zuletzt Hauptstadt der römischen Provinz Binnennoricum u. frühchristlicher
Bischofssitz. Heute befindet sich hier das „Römermuseum Teurnia / St. Peter in Holz“.
Der Name Teurnia wird als ‘Bergstadt’
gedeutet, was aber nicht sicher ist.
Turnersee /
Zablaško~Zablatniško jezero: früher Sablatnigsee wie noch heute der sl.
Name, nämlich Zabla(tni)ško jezero.
Am benachbarten Sablatnigmoor ist diese Namensänderung vorbeigegangen.
Diese ergab sich dadurch, dass im Jahre 1932 die Wolfsberger Turner (ein
Turnverein) die Liegenschaft um den damaligen Sablatnigsee erwarben und sich dann als „Turner“ im Namen verewigt
haben.
Vertatscha~Zinnenwand~Deutscher
Berg / Vrtača~Rtača~Nemška gora~Nemški vrh:
Neben der sl. Schreibung Vrtača
kommt auch Rtača (und Ortača) vor, daher wurde der Name
auch mit sl. rt ‘Zinne’ in Verbindung
gebracht und ins Dt. mit Zinnenwand
übersetzt. Sl. vrtača ist die
Bezeichnung einer gewissen Geländeformation in Kalkgebirgen, ‘einem Trichter
ähnliche, gewöhnlich runde, manchmal ein wenig längliche Vertiefungen auf
Kalkböden’, also ein sehr stark zerklüftetes, zerfurchtes Gebiet, was den topographischen Gegebenheiten
entspricht. Eine zweite Bezeichnung dieses Berges von Süden her ist Deutscher Berg, sl. Nemška gora bzw. Nemški vrh,
v.a. bei den Einheimischen in Žirovnica und Begunje / Vigaun (SLO). Doch diese
sl. Bezeichnungen sind ein umgeformtes Meniška
gora ‘Mönchsberg’ (ma. menška >
nemška ‘dt.’), woraus dann dt. Deutscher
Berg wurde. Die Mönche der Klöster Viktring und Sittich (sl. Stična) hatten einst große
Besitzungen in dieser Gegend – daher der Name Mönchsberg.
Vierbergelauf:
eigentlich Vierbergewallfahrt, → Vierbergelauf.
Viktring/Vetrinj:
Zisterzienserstift
urk. 982 u. 984 Vitrino, 1142 Vittringen, 1146 [E. abbas de] Uictoria Dei,
15. Jhdt. monasterium in Victoria,
seit 16. Jhdt. Victring, Viktring (-k- nach lateinisch victoria). Wohl keltischer Herkunft, entweder zu
keltisch vetr- ‘Knüttel’ (da in dem einst sumpfigen Gebiet die
Wege auf Knüppeldämmen angelegt waren) oder ‘Birkengegend’, wobei an die
Moosbirke zu denken ist, die in sumpfigen Gebieten gedeiht (auszugehen von
keltisch *beturina- zu betua ‘Birke’).
Villach/Beljak: In römischer Zeit wird
im Bereich der Stadt die Straßenstation Santicum
genannt, die prähistorische Besiedlung des Raumes war südlich des heutigen
Zentrums zwischen dem Warmbad und Völkendorf. Als Stadt wird Villach urk. 1240 erwähnt, das seit 1007
im Besitz des Bistums Bamberg war und erst 1759 durch Kauf an Österreich kam.
Ihrer verkehrsgeographischen Lage entsprechend wird die Stadt urk. erstmals 878 ad pontem Uillach ‘bei der Brücke (in)
Villach’ genannt, der spätere Beleg (979 curtem ... Fillac) bezieht sich auf einen Gutshof (lateinisch praedium). Nach traditioneller Ansicht
war ein solches Praedium Namen gebend, etwa keltorom. *Biliacum, zum keltischen PN *Bilios
o.ä., was lautgeschichtlich mit der sl. Bezeichnung Belják, 1789 Bilak, ma. Bljak übereinstimmt. Inschriftlich ist
aber nur Bilachinium belegt, Name
einer Zollstation im Kanaltal bei Camporosso (dt. Saifnitz, sl. Žabnice),
rund 25 km südwestlich von Villach. Daher wird neuerdings wieder erwogen, den
Namen mit lateinisch villa zu
verknüpfen, urk. 1169 Villacum: die
italienische Namensform lautet Villàco,
die furlanische Vilàc.
Virunum: Name der Hauptstadt der römischen Provinz Noricum, gegründet unter dem römischen
Kaiser Claudius, ab 343 auch als Bischofssitz bezeugt. In den Wirren der Völkerwanderungszeit
verlassen und zerstört. In diesem Namen steckt ein indogermanisch-voreinzelsprachliches
Appellativ *iru- ‘Fluchtburg’. Im Altertum erblickte man
offensichtlich in diesem Namen das lateinische vir unus ‘ein Mann’, wie uns eine in „Suda“ (einem byzantinischen
Lexikon) überlieferte Sage zu berichten weiß (hier nur die Übersetzung): Bēroúnion. Name
einer Stadt. Das Volk der Noriker, wo ein von den Göttern gesandter Eber das
Land verwüstete, und alle Versuche ihn anzugreifen erfolglos waren, bis ein
Mann den Eber überwand und auf seine Schultern hob, ähnlich wie es von Kalydon
überliefert wird. Und die
Noriker riefen in ihrer
Sprache „ein Mann!“, also
Bēroúnous [vir unus], daher wird die Stadt Bēroúnion [virúnion] genannt. Die griechisch geschriebene Namensform
Βηρούνιον /Bēroúnion/ ist
bereits neugriechisch (wie oben im Text) zu lesen. Näheres dazu Vierbergelauf. Die Sage weist erstaunliche
Parallelen zur späteren Lindwurmsage auf.
Windisch: Der Zusatz Windisch(-)
in Ortsnamen weist darauf hin, dass hier zur Zeit der Namenfestlegung „windisch“
(slowenisch) gesprochen wurde – im Gegensatz zu einem gleichlautenden und mit dem Vorsatz Deutsch(-) versehenen Ortsnamen. Sie markieren
oft auch die alte deutsch-slowenische Sprachgrenze. Deutsch windisch ist die alte volkstümliche
Bezeichnung für slowenisch
(slowenisch-mundartlich slovenji, -a, -e,
schriftsprachlich slovenski);
letzteres gilt seit der Mitte des 19. Jhdts. als amtliche Sprachbezeichnung.
Heute gibt es nur noch wenige Namenspaare wie Deutsch-Grutschen u. Windisch-Grutschen
(→ Grutschen), im 19. Jhdt. gab
es (nicht nur in Kärnten) weit mehr, z.B. Deutsch
St. Michael u. Windisch St. Michael
(→ Poggersdorf) oder Deutsch Bleiberg (→ Bad Bleiberg) u. → Windisch Bleiberg, weiters Deutsch- u. Windisch-Kappel (→ Kappel
am Krappfeld). – Allerdings hat sich daneben die Bezeichnung windisch
umgangssprachlich mit mehreren (teils höchst problematischen) Nebenbedeutungen
z.T. bis heute gehalten. Im aktuellen Sprachgebrauch ist windisch heute obsolet geworden.
Z-: Sl. s- (bis etwa 1300) und in der Frühzeit auch z- wurden im Dt. > dt. z
[ts], z.B. Sele > Zell, Suha > Zauchen (vor
1300 ins Dt.) gegenüber Suha > Sucha,
Sreje > Srajach (nach
1300). Da in der dt. Mundart die Präposition zu (urspr. auch ʻinʼ) > z’ gekürzt wurde, erscheinen die zu erwartenden Namensformen des
öfteren ohne Z-, wir haben statt ma.
(†) Zafritz, *Zrajach, *Ztraundorf
(usw.) also Afritz / Zobrce (Cobrc), Rajach / Sreje, Traundorf / Strpnja vas. Die heutigen dt. Formen setzen
somit ein altes Z- voraus, sie wurden dann > z(u) Rajach,
z(u) Traundorf uminterpretiert (also
mit der Präposition zu ‘in’
verwechselt, wie auch bei Kadöll < sl. *Suhi Doli). Da
in früher Zeit auch slow. z- durch
dt. z [ts] substitutiert wurde, wurde
beispielsweise auch das zu erwartende *Zwirtschach
(< Zvirče) > Wirtschach, hat also
dann ebenfalls sein Z- verloren. Oder
Gröblach / Groblje, das auf Zagroblje
beruht.
Zollfeld → Maria
Saal
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