10 Jahre Projekt Hellas
Leitartikel


1990-2000 >>>   Zehn Jahre „Projekt Hellas“ – ein Grund zum Feiern !
   
Abt Heinrich Ferenczy (MJ 1957)
   
 
 
 
 
 
 
 

Nur mehr ganz verschämt, aber auch mit intellektuellem Stolz, wird heute der Begriff „Humanistische Bildung“ verwendet. Dabei wäre das ein so guter Begriff: eine Bildung, die möglichst den ganzen Menschen umfasst, sich auf das Humanum, das Menschliche bezieht und den Erdenbürger nicht bloß als „Hirncomputer“, als „Leistungswesen“ und sonst ein einseitiges Bildungsmaterial betrachtet.

Die Geschichte unseres Bildungswesens ist durch all die Jahrhunderte hindurch bis herauf in unsere Zeit in vielem leidvoll, sie wird zwischen den Extremen von Nivellierung und allzu elitärem Denken hin und hergerissen, und wird immer mehr das Opfer zahlreicher, nicht selten unüberlegter Experimente. Das Humanum muss immer mehr dem Leistungsdruck weichen, im Vordergrund steht die Frage: „Wozu brauch’ ich dieses oder jenes Wissen?“, wie wenn man das gar so genau beantworten könnte. Selbstverständlich ist auf diesem Hintergrund das Erlernen des Griechischen fehl am Platz, es stellt für viele einen Luxus dar, den sich nur traditionsreiche Schulen leisten können.

Um jedoch am Schottengymnasium dem Griechischen einen etwas moderneren „Touch“, zu deutsch „Anstrich“ zu geben, entstand die Idee, auch im Rahmen des Griechischunterrichts Kulturreisen zu organisieren. Bereits seit zehn Jahren pilgern nun schon unsere Griechischschüler zur Wiege der europäischen Kultur, nach Hellas. Es zeigt sich immer mehr, dass diese Fahrten nicht nur beliebt, sondern auch durchaus sinnvoll sind: Wieviele Sagen und Mythen, geistige Anstöße und kulturelle Impulse gehen auf die griechische Geisteswelt zurück!
Wie sehr ist in der Begriffswelt verschiedener Wissenschaften die griechische Sprache präsent! Und nicht zuletzt: Wie tief wurzelt unsere christliche Gedankenwelt in der einstigen Weltprache, im Koiné­Griechischen!

Wir können also die griechische Sprache sicher auch heute noch sehr gut brauchen, allerdings nur dann, wenn sich unser Bildungsziel nicht auf einseitige Bildungsrezepte beschränkt.

Also auch in Zukunft: „Auf nach Griechenland!“ und: „Herzliche Glückwünsche denen, die heute noch den Geist von Hellas zu erspüren versuchen!“

   
   
   
© Aus dem 167. Jahresbericht des Schottengymnasiums 2000/2001, S. 26